✾Epilog✾

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Jimin

4 Monate später...

Tosender Applaus war alles, was ich für mehrere Sekunden als einziges wahrnehmen konnte. Selbst meine Sicht war undeutlich, zeigte mir nur hunderte von unerkennbaren Schemen, doch sie schienen eins gemeinsam zu haben.....

Ihre wahnsinnige Freude und überschwellender Stolz die eigenen Kinder auf dieser Bühne stehen zu sehen.

Einige helle Lichtblitze flammten von überall her auf, blendeten meine armen Augen, während mein Trommelfell vor tosendem Schall nur kläglich brummte.

Und trotz all dem trug ich ein ehrliches und breites Lächeln auf dem Gesicht.

„Wir haben es geschafft.", flüsterte eine leicht belegte Stimme direkt neben mir. Ich drehte meinen Kopf etwas in diese Richtung und grinste Kookie schief an.

„Wir haben es geschafft.", wiederholte ich, meine Finger fest um das Material meiner Mappe geschlungen, in der sich mein frisch erworbenes Abschlusszeugnis befand.

Währenddessen ebbte der Sturm an tobenden Eltern ab, was für uns das Zeichen war die Bühne allmählich zu verlassen. Wie die anderen Schüler vor mir auch, verbeugte ich mich ein letztes Mal dankend vor dem Publikum sowie der anwesenden Fachschaft, bevor ich die wenigen Stufen hinabstieg und gefühlt sofort in eine heftige Gruppenumarmung gezogen wurde.

Stoßartig verließ die Luft meine Lungen, meine Arme wurden förmlich an meinen Körper gepresst, doch nichts vermochte es das Lächeln von meinen Lippen zu wischen. Es war einfach da..... und es wollte auch nicht wieder weg.

Also ließ ich es mit Freuden dort, wo es grade war und genoss den Moment.

„Wir haben unseren fucking Schulabschluss!", rief Kookie erneut, diesmal nur laut genug, dass ich befürchtete die gesamte Aula würde ihn hören.

Doch niemand scherte sich darum.

Warum auch?

Wir hatten nunmal unseren verdammten Schulabschluss. Uns war es verlaubt vor Freude an die Decke zu springen.

All meine Freunde jubelten überschwänglich, verfestigten nur weiter ihren Halt um die Körper der anderen, ließen dadurch die Umarmung nur fester werden, in der ich unglücklicherweise direkt in der Mitte gelandet war.

Ich genoss diesen kurzen Moment unstillbarer Euphorie, mein Lächeln stets an seinem Platz.

Bald jedoch wurde das Atmen etwas schwer.

„Luft.", ächzte ich verzweifelt, meine Glieder so fest an meinen eigenen Körper gepresst, dass ich keinerlei Bewegungsfreiraum besaß.

„So gern ich das hier auch fortführen würde, Jungs...", griff Tae dann schließlich zu meiner Erleichterung ein und war der erste, der sich aus dem riesigen Ball löste, der sich meine Freunde nannte.

„...ich glaube wir sollten unser Glück nicht allzu sehr auf die Probe stellen und Jimin ordentlich atmen lassen."

Es folgte leises zustimmendes Gegrummel, auch wenn ich mir die seichte Note aus Widerstand wahrscheinlich nur einbildete, dennoch dauerte es zu meinem Pech noch mehrere langanhaltende Sekunden, bevor sich wirklich alle wieder voneinander lösten.

Ich hustete theatralisch und fächelte mir dramatisch etwas Luft ins Gesicht, konnte mein halbes Grinsen jedoch kaum verbergen. Alle anderen kicherten belustigt.

Es kehrte für einen Moment Ruhe ein, selbst mein Lächeln fiel ein ganz kleines bisschen gegenüber all den Emotionen, die ich grade verspürte.

Ich schniefte unauffällig, auch wenn alle es sofort mitbekamen und sich erneut um mich versammelten, ein Ausdruck von Sorge auf all ihren Gesichtern.

„Was ist los?", fragte Jin mit großen Augen, seine Hand schon mitten auf dem Weg, um durch meine mittlerweile honigfarbenen Locken zu fahren.

„D-das klingt jetzt vielleicht echt cheesy...", fing ich leise an, sah dann jedoch auf und in die Gesichter all jener, die sich meine engsten Freunde nennen konnten........ und naja..... manche eben auch mehr....

„...aber ich hab euch alle echt wahnsinnig lieb.", gestand ich mit unsicherem Lächeln, quiekte jedoch gleich überrascht, als ich praktisch erneut überfallen wurde. Nur diesmal defenetiv schlimmer.

Hobi zerquetschte meine Wangen förmlich, während die anderen gurrend über mich herfielen. Ich kicherte vergnügt.


~


Nachdem mich die Jungs noch mit mehreren Umarmungen durchgeknuddelt hatten und wir zur Feier des Tages mit ein wenig Sekt auf unseren Triumph angestoßen hatten, lösten wir uns schließlich langsam auf, um auch unseren Familien etwas Aufmerksamkeit zu schenken.

Während ich dabei zusah wie meine Freunde sich lächelnd auf in die stolzen Arme ihrer Liebsten machten, kam ein mir nur zu bekanntes Gefühl in mir auf, weshalb ich meinen Blick schnell abwandte.

Der Grund war mehr als eindeutig.

Doch noch bevor ich wie allzu oft in eine fiese Gedankenspirale rutschen konnte, schlangen sich zwei starke Arme um meinen Bauch und zogen mich behutsam an eine warme Brust.

„Ist deine Mutter heute hier?", fragte Yoongi leise, nicht scheu dieses Thema anzuschneiden.

In den letzten Monaten war wirklich einiges passiert. Ich hatte viel Zeit über alles nachzudenken und hatte gelernt mich nicht nur mittels des Tanzens richtig ausdrücken zu können, Luft abzulassen.

Am Anfang war es mein einziger Ausweg- seit dem Tag, an dem Tae mich dazu gebracht hatte meine gesamte Gefühlswelt in eine unstrukturierte Choreografie zu verpacken, hatte ich häufiger auf dieses Mittel zurückgegriffen.

Irgendwann jedoch war selbst das Tanzen nicht mehr genug gewesen. Es war perfekt mich selbst darzustellen ja, aber ich hatte festgestellt, dass eine Tanzsession mich meist mit mehr Fragen zurückließ, als ich ursprünglich zu beantworten gesucht hatte.

Also hatte ich nach etwas anderem gesucht.

Und meinen Ausweg mal wieder in Yoongi gefunden.

Ganze Nächte hatten wir damit verbracht über unser Leben zu philosophieren, über unsere Gefühle und Gedanken zu sprechen und uns somit näher als jemals zuvor zu kommen.

Seitdem scheute ich das Thema Familie mit ihm nicht mehr. Denn er wusste alles.

Ich hatte verstanden, dass es zwecklos war vor bestimmten Wahrheiten davonzulaufen. Ich hatte es probiert, mein wiederholtes Scheitern hatte mich dann allerdings der Realität in die Augen sehen lassen.

Es war zwecklos sich weiter davor zu scheuen.

Vielmehr konnte ich nur noch darauf hoffen, dass es jedes Mal ein kleines bisschen leichter wurde.

Und so war es auch.

Es waren etwa vier Monate seit der Anhörung vergangen und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt niemals behaupten konnte über alles hinweg zu sein, so konnte ich mit Zufriedenheit feststellen, dass es deutlich besser war.

Heilung war ein Prozess und ich war mitten auf dem Weg.

„Jimin?" Unmerklich zuckte ich zusammen, mal wieder so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ich alles um mich herum ausgeblendet hatte. Selbst den liebevollsten Jungen mit nun mittlerweile seidig braun-grau glänzenden Haaren, an den ich mein Herz so rapide verloren hatte.

Und das zu recht.

„Mh?", gab ich leise von mir, meine Gedanken auf einmal vereinnahmt von diesem atemberaubenden Geschöpf genau hinter mir.

Yoongi verkniff sich sichtlich ein amüsiertes Kichern, wurde dann allerdings wieder ernster.

„Ich hab gefragt, ob deine Mutter heute hier ist..."

Meine einzige Antwort bestand in einem undefinierten Schulterzucken.

„Weiß nicht. Ich hab ihr vor ner Weile die Einladung geschickt, aber seit der Anhörung ist alles ein wenig schwierig wie du weißt, deswegen habe ich auch gar keine Erwartungen mehr...", seufzte ich und lehnte mich ein wenig stärker gegen Yoongis Körper, während er meinen Nacken mit kleinen unscheinbaren Küssen versah.

Ja, seit der Anhörung und all den Geschehnissen, die überhaupt erst zu diesem Tag geführt hatten, war wahrlich alles ein wenig schwierig, was meine Mutter betraf.

Obwohl das Gerichtsverfahren einzig die Taten meines Vaters hervorbringen sollte, war auch meine Mutter nicht komplett straflos ausgegangen.

Unterlassene Hilfestellung lautete das Urteil.

Obwohl ich mich in einigen Punkten gerne mit dem Anwalt gestritten hätte, konnte ich der Gesetzeslage nicht widersprechen und auch wenn ich nie explizit nach einem Arzt verlangt hatte, so wäre es in der Pflicht meiner Mutter gewesen dennoch einen zu konsultieren. Zumindest nach den Worten des Anwalts.

Hingegen zu meinem Vater musste sie allerdings nur Bußgeld bezahlen.

Trotzdem war der Kontakt jeher sehr brüchig und der Friede fragil. Ich war nicht der einzige, der unter den neuen Umständen gelitten hatte und ähnlich wie ich wusste meine Mutter eine lange Zeit nicht wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollte.

Fast all unsere Versuche die Wogen zwischen uns wieder zu glätten waren heillos gescheitert. Zu viel in unseren Köpfen, versteckte kleine Gedanken, die jahrelang dort unentdeckt gewartet hatten, wie winzige Krebszellen zu massigen Geschwüren herangewachsen, bis sie einfach aus uns herausgeplatzt waren. Das es einen Grund für das Verstecken gegeben hatte, war in diesen Augenblicken zweitrangig. Viel zu groß die Frustration, als das man noch darüber nachdenken konnte, was man eigentlich grade von sich gab.

Und irgendwann war der Knoten einfach geplatzt. Nun waren es keine subtil versteckten Anschuldigungen mehr, es fielen harte Worte, Vorwürfe, Dinge, die man eigentlich nie zu hören bekommen wollte. Das war der wohl schlimmste Streit meines Lebens gewesen.

Es hatte mich mehrere Wochen meines Fortschritts gekostet, doch im Endeffekt war es nur das gewesen. Ein Streit. Eine Situation, in der niemand wirklich klar denken konnte und schlicht alle tief vergrabenen Gedanken und Emotionen an die Oberfläche gekommen waren.

Wir hatten darüber geredet, hatten es weitestgehend geklärt, doch seitdem war es nie mehr so wie zuvor gewesen.

An manchen Tagen wusste ich nicht recht, wie genau ich nun darüber denken sollte, was ich über sie denken sollte. Sie war meine Mutter, trotz allem was passiert war, war nichts an dieser Tatsache zu ändern. Eigentlich wollte ich das auch gar nicht.

Es war einfach viel zu kompliziert und ab einem bestimmten Zeitpunkt- die Prüfungen waren bereits in viel zu greifbarer Nähe gewesen- hatte ich einfach beschlossen vorerst nicht weiter darüber nachzudenken. Seitdem hatten wir kaum ein Wort gewechselt.

Mal wieder wurde ich abrupt in die Realität zurückbefördert, diesmal durch eine warme und vertraute Hand in meinem Rücken, die mich behutsam, aber doch beharrlich voran schob.

Ich stolperte die ersten Schritte ein wenig unbeholfen über meine eigenen Füße, zu benebelt, um meine Bewegungen von selbst zu koordinieren, während ich die beruhigende Wärme einer bestimmten Hand kurzzeitig genoss. Vielleicht ein wenig zu sehr, betrachtete man, dass ich erneut ohne jegliches Hindernis auf dem Weg stolperte und Yoongi nun auch seine andere Hand benutzen musste, damit ich nicht mit der Nase zuerst den Boden küsste.

„Seit wann so tollpatschig und abwesend, mh?", erklang seine belustigte Stimme direkt neben meinem Ohr, ähnlich einem Weckruf, der mich erst richtig meine Umgebung und vor allem mein eigenes Verhalten realisieren ließ.

Prompt wurde mein Gesicht peinlich warm.

„G-gar n-nicht!", war meine einzige Antwort, ein viel zu großes Gestottere in nur zwei kleinen Worten, dass noch nicht mal ich es mir selbst abkaufte. Innerlich traf meine flache Hand schon gegen meine eigene Stirn.

Yoongi hingegen fand das alles viel zu amüsant, zumindest dem vergnügten Lachen zuzuordnen, welches leise und viel zu hauchig auf meine Ohren traf. Zu nah an diesem sensiblen Organ, als dass mein Körper reaktionslos verbleiben konnte.

Die eiskalte Gänsehaut, die gleich darauf folgte ließ mich nicht nur innerlich beben. Und als Yoongi seine noch immer in meinem Rücken verbliebene Hand noch ein weiteres Stück tiefer rutschen ließ- zu diesem Moment war es kaum noch als purer Zufall zu betrachten- blieb die Luft kurzzeitig in meinen Lungen stecken und meine Füßen stolperten mal wieder über nichts als sich selbst.

Mittlerweile brannte mein Gesicht förmlich.

Mit angekratztem Stolz zischte ich den diabolisch grinsenden Jungen neben mir an. „Würdest du das bitte lassen?! Nicht nur, dass du dich schamlos über mich lustig machst, du blamierst mich womöglich auch noch vor allen Leuten hier..."

Ein warmes Lachen drang an meine Ohren, doch auch wenn es mir irgendwie bekannt war, gehörte es nicht zu dem Jungen, der seine Hände heute anscheinend nicht bei sich behalten konnte.

„Ich glaube, Schätzchen... dafür ist es leider schon ein wenig zu spät..."

Mit großen Augen sah ich nach vorn, viel zu perplex, um wirklich zu bemerken, dass wir noch während unserer kleinen Diskussion bereits zum Stehen gekommen waren.

Der Anblick vor mir ließ mich jedoch erstarren.

Schlanker Körper, fließend und zart erscheinende Glieder gehüllt in ein schlichtes, doch adrettes Kleid, schwarze schulterlange Haare, durchzogen mit dünnen Strähnen aus glänzendem Grau, so wahnsinnig vertraute schokoladengefüllte Augen und Züge, deren Klarheit und Schärfe eine wunderbare Weichheit formten.

Alles in allem: vertraut, aber irgendwie auch nicht.

Ich schluckte, die Realisation so erschreckend plötzlich, dass ich einen Moment nicht wusste, wohin mit mir.

Im nächsten war alles was ich fühlte bodenlose Scham.

Hilfesuchend und mit einer derartigen Verzweiflung, dass es wie eine rote Alarmlampe auf meinem Kopf erscheinen musste, wandte ich mich an Yoongi, mein Blick ein einziger Hilferuf.

Yoongi hingegen schien die ganze Situation maßlos zu amüsieren.

„Gut gemacht, Mom. Erste Begegnung und du schaffst es in nicht mal einem Satz mein einziges Heiligtum in Verlegenheit zu bringen."

Ohhh Yoongi machte es wahrlich nicht besser...

„Oh Gott im Himmel oder wer auch immer dort denkt mich blamieren zu müssen, mach und rette mich!", wisperte ich zu mir selbst, das letzte bisschen sowieso unverständlich, da ich mein wahrscheinlich tomatenähnliches Gesicht mit einem Grunzen in Yoongis Kragen versenkte.

Erneut erklang dieses melodische Lachen, kein wenig spottend als eher..... amüsiert.

Gott, ich hasste dieses Wort.

„Mach dir keine Sorgen, kleine Tomate, ich mache mich nicht lustig über dich." Allein dieser Spitzname hätte mich am liebsten aufstöhnen lassen. In absoluter Verzweiflung.

Ich spürte Yoongis Schulter unter mir beben vor unterdrücktem Lachen. „Kleine Tomate, den merk ich mir!", hörte ich ihn leise raunen und konnte nichts gegen das Vorschnellen meiner Hand unternehmen, die mit hoffentlich merkbarer Kraft auf seiner Brust landete. „Untersteh dich oder du darfst die Nacht auf dem Boden schlafen... ohne Decke!"

Yoongi öffnete bereits den Mund zu einem Widerspruch- was deutlich an seiner unzufriedenen Miene zu erkennen war, da ich meinen Kopf aus seinem vorläufigem Versteck etwas gehoben hatte- als ihn die Stimme seiner Mutter unabsichtlich davon abhielt. Sehr zu meiner Zufriedenheit wohlbemerkt.

„Ich sehe schon...", kicherte sie. „Du hast dir wahrlich jemanden ausgesucht, der weiß, wie man mit deiner manchmal frechen Zunge umzugehen hat."

Erneut spalteten sich diese gewissen Lippen, doch diesmal war ich derjenige, der ihn von jedem Konter abhielt.

„Da haben Sie wahrlich Recht, Mrs Min, manchmal muss man ihm eben zeigen, dass freche Zungen einem im Leben nie weiterbringen..."

Die Frau vor mir lachte leise und streckte mir schließlich eine Hand entgegen. „Nenn mich bitte Jiwoo, du gehörst nun praktisch mit zur Familie." Sie lächelte angenehm warm und sobald ihre Worte wirklich bei mir angekommen waren, brauchte es keine Millisekunde, um ihren Ausdruck zu spiegeln.

Mit hochgezogenen Mundwinkeln ergriff ich ihre Hand ohne zu zögern. „Schön dich kennenzulernen, ich bin Jimin, das grade erwähnte Heiligtum dieses Witzboldes hier..." Meine Hand drückte etwas in Yoongis Seite und wie sensibel er nunmal manchmal war, schreckte er sofort mit einem peinlich hohen Quieken davon. Mein noch zuvor freundliches Lächeln wurde zu einem Grinsen.

Geschieht dir recht!

Jiwoo fand das alles natürlich ganz amüsant, zumindest nach ihrem erfreutem Kichern zu urteilen.

„Oh, ich weiß wer du bist, Jimin... dieser sogenannte Witzbold konnte schon seit Monaten von nichts anderem mehr erzählen. Zu schade, dass wir uns jetzt erst kennenlernen." Während ihrer letzten Zeile warf sie einen unübersehbar vorwurfsvollen Blick zu einem bestimmten braun-grau-wie-auch-immer-haarigen.

Dieser war eindeutig nicht damit einverstanden.

„Waaaas?! Mom, du kannst doch nicht erwarten, dass ich einfach so Zuhause mit meinem Freund auftauche..... a-außerdem waren wir echt beschäftigt!"

Die hochgezogene Augenbraue und temporär verschränkten Arme seiner Mutter waren alles, was ich brauchte, um ihre Meinung dazu zu verstehen.

„Ach papperlapapp, versuch dich nur rauszureden. Ich hätte noch nicht einmal erwartet, dass du das arme Kind mit nach Daegu schleifst, aber....wie lange seit ihr nochmal schon zusammen? Sechs, sieben Monate? Ein einfacher Videoanruf während dieser Zeit hätte es schon getan!"

Plötzlich durch ihren scharfen Ton etwas verängstigt, löste ich mich ein wenig mehr von Yoongi- an dem ich auf komische Art und Weise immer noch halb klebte- und sank in eine kleine Verbeugung.

„Tut mir leid Jiwoo, ich hätte eher daran denken sollen mich euch vorzustellen..." Da mein Blick noch immer zu Boden gerichtet war, kam es relativ plötzlich als sich warme, schlanke Finger um mein Kinn legten und dieses sachte nach oben drückten. Vorsichtig begegnete ich Jiwoos sanft lächelndem Gesicht.

„Aber nicht doch, kleine Tomate. Dich trifft hier keinerlei Schuld. Ich bin wirklich froh, dass wir uns trotz der langen Zeit endlich kennenlernen können. Wir mögen uns zwar noch fremd sein, doch allein was ich in den letzten Minuten miterleben konnte, könnte mich nicht glücklicher machen. Ich habe immer gewusst, dass Yoongi irgendwann auf seine perfekte zweite Hälfte treffen würde und das was ich hier gesehen habe, lässt mich mit keinem Haar zweifeln, dass du es nicht sein könntest. Ich bin froh, dass ihr zu dem steht, was ihr fühlt, lasst euch darin niemals hinterfragen." Noch während ihrer herzerwärmenden Ansprache, wanderte ihre andere freie Hand zu dem Schopf ihres Sohnes, den sie liebevoll tätschelte. Auch auf seinen Lippen war das gleiche gerührte Lächeln zu erkennen, wie ich es auf meinen vermutete.

„Danke, Mom." Sie drückte ihm einen kleinen Schmatzer mitten auf die Nase- was ihn wie nicht anders zu erwarten peinlich berührt eine Grimasse ziehen ließ- bevor sie wieder einen Schritt zurücktrat.

„Na kommt ihr beiden, der Rest der Familie wartet schon." Sie lächelte uns mit diesem typischen Mom-Lächeln an und zog uns an unseren Händen eifrig durch die Menge.

„Ich hoffe ihr habt den Abend noch nicht weiter verplant, denn ich habe einen Tisch für uns alle in der Stadt reserviert. Schließlich muss ich ganze sieben Monate mit Jimin aufholen..."

Yoongi seufzte theatralisch. „Es waren höchstens sechs, Mom... vielleicht sogar ein kleines bisschen weniger..."

Jiwoo schien dieses Detail nicht weiter zu stören.

„Unwichtig, denn heute Abend ist Familytime!"

Yoongi und ich warfen uns den exakt selben Blick zu- etwas wie: einfach mitmachen oder vielleicht doch lieber fliehen?- trotteten Jiwoo dennoch folgsam hinterher.

Zumindest bis ich eine bestimmte Gestalt in der Menge ausmachen konnte, die mich abrupt halten ließ, meine Augen an ihre Figur geheftet.

Jiwoo sah so aus als wolle sie mich jeden Augenblick mit Fragen bombardieren, als Yoongi sie sanft kopfschüttelnd davon abhielt. Langsam wandte er sich mir vollständig zu.

„Möchtest du einen Moment mit ihr alleine? Oder sollen wir einfach da durch diesen Ausgang und einfach gleich zum Restaurant? Es liegt ganz bei dir..."

Unentschlossenheit wallte in mir auf, ließ meine vorigen fast vergessenen Gedanken in einem Ruck aufwirbeln, dass ich kurzzeitig die Orientierung verlor.

Wo war oben? Wo unten? Gab es überhaupt einen Boden unter meinen Füßen?

Alles schien zu wirbeln, mein Kopf allen voran, meine Sicht voller Schemen trotz vollständig funktionstüchtiger Augen, der Atem stockend, obwohl nichts der Luft auf ihrem Weg in meinen Atemmuskel entgegenstand.

Ganz am Rande merkte ich wie diese eine Figur zögerlich näher trat, Schritte klein und voller Zweifel. Doch für mich brauchte es nur diesen kleinen Ruck, dieses klitzekleines Zeichen, dass sie von sich aus auf mich zuging, der mich zu einer Entscheidung brachte. Eine, die ich hoffte nicht bereuen zu müssen.

„I-ich... würdest du mit da bleiben?", fragte ich leise, mein Blick jedoch war etwas nervös gen Jiwoo gerichtet. Zu meiner Überraschung- ich wusste nicht, inwieweit Yoongi seine Familie eingeweiht hatte oder ob er es überhaupt als nötig empfunden hatte- zeigte sie keinerlei Unverständnis. Stattdessen schenkte sie uns beiden ein aufmunterndes Lächeln, ließ uns kurz wissen, dass sie draußen bei den Ausgängen auf uns warten würde und suchte sich dann schließlich einen Weg durch die Menge.

Zwischenzeitlich spürte ich die ureigene Präsenz meiner eigenen Mutter stetig näher kommen. Mein Atem stotterte nervös.

„Bist du dir wirklich sicher?", hakte Yoongi neben mir vorsichtig nach, streckte dabei seine Hand anbietend aus. Ich ergriff sie mit ratterndem Herzen, drückte so fest bis ich mir selbst einbilden konnte diese Hand würde mir jegliche Stärke verleihen, die ich hierfür vielleicht benötigen könnte.

Keine Sekunde später kam ihr vertrauter Körper vor mir zum Halt, das dunkle Kleid schmeichelnd für ihre lieblichen Kurven und neu soweit ich das beurteilen konnte.

„Hallo Jimin.... Yoongi." Beide starrten wir ihr entgegen, etwas überrascht von....von ihrer Unvoreingenommenheit. Es war nicht das erste Mal, dass meine Mutter auf Yoongi traf, doch ausnahmslos jedes Mal hatte man ihr die innere Anspannung ansehen können, die Unentschlossenheit.

Vielleicht teilte meine Mutter nicht die gleiche Sichtweise wie mein Vater was unsere Beziehung anging, doch ich konnte trotz ihres guten Willens erkennen, dass sie noch nicht ganz wusste, was sie davon halten sollte.

Ich verurteilte sie dafür nicht, wusste um die Art zu denken, die Zuhause seit jeher geherrscht hatte und dies hier dem mehr als nur widersprach.

Dennoch sah ich noch mehr als ihre pure Unentschlossenheit, dieses nicht wissen, wie man mit einer bestimmten Situation nun umgehen sollte.

Denn sie versuchte es, die Erwähnung eines simplen Namens Beweis genug. Eine Anerkennung.

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem vorsichtigem Lächeln.

„Hallo Mom, danke dass du gekommen bist.", meinte ich und bemühte mich alle zwischen uns gefallenen Worte, Vorwürfe, Streitereien der letzten Monate zu vergessen.

Nicht, weil sie nicht mehr zählten.....

.....aber weil ich Fortschritt machen wollte.

Auch auf ihrem Gesicht breitete sich ein ähnliches Lächeln aus.

„Herzlichen Glückwunsch zu deinem Abschluss, du hast ihn dir hart erarbeitet." Ich nickte dankend, meine Kehle plötzlich zu eng, um wirklich ein Danke dort hindurchzuquetschen. Die Distanz zwischen uns ließ mich beinahe verzweifeln.

Wann war es nur so weit gekommen?

Wann war aus der Person, der ich absolut alles anvertrauen konnte, die ich unvoreingenommen lieben und zu der ich aufsehen konnte das hier geworden?

Zwei Menschen, verbunden durch untrennbares Blut, so vertraut und doch gleichzeitig so unendlich fremd?

Es ließ mich innerlich vor Trauer und Reue beben, ließ mich sehnen nach einer Zeit, in der ich mich einfach gedankenlos in ihre Arme sinken lassen konnte, immer in dem Wissen aufgefangen zu werden, egal was meinen Geist auch belasten würde.

Heute fühlte es sich so an als lägen diese Tage weit in der Vergangenheit, eine bloße, festgehaltene Erinnerung, die Trost und Hoffnung spendete oder auch bodenlose Verzweiflung im Angesicht ihrer Unerreichbarkeit.

Am liebsten würde ich die Welt an ihren Angeln packen und so lange drehen, reißen, rucken bis die Zeit sich unter meinen Fingern biegen würde. Ohne einen weiteren Gedanken würde ich dorthin zurückkehren wollen. Der Harmonie Willen. Der inneren Ausgeglichenheit.

Ich schluckte bedrückt, quetschte Yoongis Finger unbewusst noch ein wenig stärker.

Doch es war genau dieser Unwillen die schönen Zeiten für immer unter einer steifen Schicht totschwarzer Erde zu begraben, die mich einen weiteren Schritt nach vorne gehen ließ.

Meine Beine bewegten sich keinen Millimeter, es war kein physischer Schritt als eher einer mentaler Natur.

Ein Fortschritt.

Noch während meine Mutter zu einem weiteren Satz ansetzen konnte, hatte ich mich entschieden.... Und ich würde nicht wieder umkehren.

„Hast du heute Abend schon etwas vor?"





~





Die Stimmung war trotz meiner etwas spontanen Einladung heiter und freundlich. Jiwoo hatte es kein bisschen gestört, dass wir nach fünf weiteren Minuten nicht zu zweit, sondern sogar zu dritt vor ihr standen, bereit zum Aufbruch.

Es hatte nicht mal ein Wort der Überredung benötigt, um Jiwoo mit den Gedanken anzufreunden, dass meine- zugegeben etwas steif wirkende- Mutter uns für diesen Abend begleiten würde.

Stattdessen hatten sich ihre neugierigen Augen so lange in uns gebohrt bis wir uns erbarmten und ihr die Situation so schlicht wie möglich zu erklären.

Seit diesem Augenblick strahlte Min Jiwoo ununterbrochen, schien sich praktisch an meine Mutter zu heften und es sich zu ihrer persönlichen Aufgabe zu machen den scheinbaren Eisblock neben ihr zu schmelzen.

Ich lächelte bei dem Anblick, war es doch ein wenig komisch die eigene Mutter etwas unwohl unter den Händen eines Gute-Laune-Geistes zu sehen und gleichzeitig ließ es meine eigene Nervosität abflauen.

Den Weg zum Restaurant verbrachten Yoongi und ich größtenteils schweigend, schlenderten einfach Hand in Hand. Mich juckte es etwas unter den Fingernägeln den stillen Myung aus seiner Höhle der Schüchternheit zu locken, gab mich jedoch zufrieden mit den wenigen Sätzen, die er mit mir gewechselt hatte.

Er war seinem Bruder wahrscheinlich ähnlicher als er selbst dachte...

„Bist du glücklich?", kam es auf einmal von meiner Seite, als ich gleich darauf zu Yoongi aufsah, bedachte er mich mit einem ernstem Blick, Wärme darin jedoch unübersehbar, vielleicht sogar einen kleinen Funken Hoffnung.

Obwohl ich mich dieser Frage schon oft hatte stellen müssen und dessen unzufriedenstellende Antwort mich immer mehr glauben lassen hatte niemals die einzig richtige Antwort geben zu können, war es heute anders.

Ich spürte es regelrecht- wie meine Schultern nicht länger von untragbaren Gewichten gen Boden gedrückt wurden, wie meine Brust sich mit jedem tiefen Atemzug ohne Einschränkung hob und senkte, wie mein Herz so leicht wie nie in meiner Brust flatterte.

Zum ersten Mal konnte ich im Angesicht dieser Frage mein strahlendstes Lächeln zeigen und ich präsentierte es Yoongi mit Stolz, wollte sehen wie sich die Freude auch in seinen schokobraunen Diamanten ausbreiten würde.

„Ja, ich glaube ich bin grade wirklich glücklich."

Es brauchte keinen weiteren Gedanken, um meine Lippen in einer fließenden Bewegungen mit seinen zu vereinigen.

Seien wir nun in der Öffentlichkeit.

In der Anwesenheit so vieler fremder Menschen mit manchmal verachtenswerten Urteilen.

Im Beisein der eigenen Liebsten, die entweder förmlich Herzchen in ihren Augen glänzen hatten oder peinlich berührt den Blick abwandten.

Es zählte nicht.

Nicht hier.

Nicht jetzt.

Und niemals im Beisein des Jungen, dem ich mehr als nur meine erste und einzige Liebe zu verdanken hatte.


~~~

Und damit kommt Jimins und Yoongis Geschichte nach ungefähr anderthalb Jahren endlich zu ihrem Ende...

Ehrlich ich hab immer noch sehr gemischte Gefühle, was das angeht, aber gleichzeitig könnte ich auch nicht glücklicher sein.

Der Grund für all das liegt in den Hintergründen dieser Geschichte.

Lange war ich mit mir selbst am hadern, ob ich so viel hier über mich preisgeben sollte, aber ich glaube die ganz loyalen Leser haben ein wenig mehr verdient als nur mein bloßes Danke (dazu komme ich wahrscheinlich später noch ^^')

Ja, also um wirklich meine Motive hinter diesen 121 Kapiteln zu verstehen, lässt sich eigentlich nur eines sagen:

Als ich hiermit angefangen habe hatte ich das dringende Bedürfnis meine Lebenswelt für andere sichtbar zu machen.

Grundsätzlich entspricht Jimins Charakter dem meinen, erdacht in einer Welt so verschieden von meiner und doch im Grunde genau die selbe...

Ich habe es vielleicht vorher schonmal erwähnt, aber nicht alle Szenen in diesem Buch sind vollkommen fiktiv, manche entsprechen der bitteren Wahrheit.

Aber grade in dieser bitteren Wahrheit war es für mich ein großer Trost meine Erlebnisse, meine Gedanken in etwas noch viel größeres als ein Tagebuch zu verpacken. Ich habe mir eine neue Welt erschaffen, in der ich zwar fast genauso leide wie in der Realität und doch habe ich es geschafft mir einen Ort der Ruhe und Besänftigung zu schaffen und das größtenteils mit dem Charakter von Yoongi.

Jetzt noch viel weiter darauf einzugehen wäre viel zu lang, aber ich habe trotz einigen harten Zeiten, die ich in den letzten Jahren erlebt habe auch sehr viel Trost erhalten. Auch wenn nur durch einen fiktiven Charakter.

Aber es hat geholfen und das ist auch der Grund, warum jetzt der perfekte Zeitpunkt ist einen Schlussstrich zu ziehen.

Nicht, weil ich keine Lust mehr hatte oder nicht länger in all dieser Dunkelheit ertrinken wollte, sondern einfach weil sich mittlerweile vieles in meinem Leben geändert hat und ich nicht unnötig in Wunden herumstochern wollte, die bereits dabei sind zu heilen. Keine Angst allerdings, dieses Ende war von Anfang an so geplant, ich habe nichts herausgekürzt, nur weil ich nicht mehr darüber schreiben wollte.

Das große Thema all dessen ist Heilung und Vertrauen, sich jemanden zu öffnen, damit man den Schmerz nicht alleine tragen muss. Ich hab all das gemacht und noch viel mehr, weswegen ich überglücklich bin die Story mit einem positiven Gefühl abzuschließen.

Ich glaube diese Story bedeutet mir so viel mehr als zu Anfang gedacht und ich hoffe ich konnte euch das mittels meiner Worte zeigen, konnte euch etwas die Augen öffnen, dass ein Lächeln nicht immer bedeutet, dass es einem auch gut geht...

Allgemein steckt hier noch so viel mehr drin, doch ich bezweifle, dass sich jemand wirklich mit all meinen Hintergründen auseinandersetzen möchte, also belass ich es mal hierbei.

Natürlich darf ich auch das DANKE nicht vergessen. Ich weiß noch als ich die ersten Kapitel von Mirror hochgeladen habe und wie demotiviert ich zwischendurch war, dass etwas so für mich persönlich wertvolles nicht die Anerkennung bekommt, die ich mir so sehnlichst erhofft hatte. Heute aber kann ich nur staunen über die Zahlen, die unter meinen Kapiteln stehen. Für viele berühmte Autoren scheint es vielleicht ein Klacks zu sein, doch für mich bedeutet es die Welt. Für mich bedeutet es, dass ich gehört werde, dass meine Worte nicht einfach sinnlos im Internet existieren, ohne dass deren Wert erkannt wird. Ich möchte hier nicht überheblich klingen, aber das meiste, was hier geschrieben steht ist sehr persönlich, Dinge, die meine eigenen Freunde nicht von mir wissen. Natürlich möchte ich nicht, dass dieser manchmal Hilferuf unbeantwortet bleibt.

Aber jetzt kann ich mein Glück kaum fassen und bin so erleichtert um diejenigen unter euch, die mich bis ans Ende hin begleitet haben. Euch gilt nicht nur mein tiefster Dank, sondern auch mein allergrößter Respekt.

Ich danke euch wirklich vom Herzen <3

Eure Luna <3


Ahhhh, fast vergessen ^^'

Special?

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