-𝟷𝟾-

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Hatte ich geträumt, wieder in Cesena angekommen zu sein? Ich stand noch immer am Hafen. Wie lang wartete ich nun schon hier? Das Schiff war gar nicht da, noch nicht, oder nicht mehr. Hier schwamm gar kein Dampfer, kein kleiner und kein großer. Vor mir schlugen nur die Wellen gegen die harte Betonplatte. Mein Blick reichte bis ins unendliche Gewässer, ohne von etwas unterbrochen zu werden. Ich drehte mich um meine eigene Achse. Es handelte sich eindeutig, um die alten Gemäuer Kroatiens, doch sämtliches Leben war entwichen. Hier spazierten keine Touristen mehr, die sich gegrillten Mais an einem der Stände gönnten. Die Kinder, die nach den bunten handgemachten Kettchen bettelten waren verschwunden.

Nivia?!" Er zerstörte die Harmonie mit seiner schrillen Stimme, die ich so gar nicht kannte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn ich schon zuvor dachte, befreit zu sein. Meine Mundwinkel schossen mit einer Leichtigkeit hinauf, die ich zuvor noch nie erlebte.
Ich wandte mich nach ihm um und da stand er, wie ein Mann, der niemals meinem Geschmack entsprach, gepflegter und gestylter, als ich es jemals war. Leontes graue Augen schimmerten im Sonnenlicht, wie flüssiges Silber.
„Du bist doch gekommen", flüsterte ich, ohne mich selbst zu hören. Egal, wie oft ich es wiederholte, ich war auf stumm geschaltet.

Alles um mich herum vernebelte sich und nahm andere Töne an. Aus einer atemberaubenden Promenade, wurde ein staubiges Wohnzimmer. Nur eines blieb. Leontes, direkt vor meinem Gesicht und meine Hand, die seine nicht los ließ.

„Sie ist wieder wach", stellte er trocken fest und holte so auch mich von den Wolken runter. Ich blinzelte, erkannte Kayden und Jesse, nur Daria fehlte. Langsam erinnerte ich mich an Vergangenes und realisierte, was ich tat. Meine Hand zuckte aus seiner.

Kayden blickte mir aus starren Augen entgegen. Hätte ich genauer hingesehen, hätte ich vermutlich, gebrochene Herzchen in seinen Pupillen gefunden. Keine zwei Sekunden wach, wünschte ich mich an den Ort zurück, an dem ich gerade noch war.

„Guten Morgen Dornröschen. Wie spannend. Der Kumpel, der Verlobte, der Liebhaber und ich."
Meine Blick wanderte zum Flur, aus dem Roel gemütlich heraustrat. Er sah von Jesse zu Kayden und letztendlich zu Leontes. Wobei er letzteren von oben bis unten mit gerümpften Nasenflügeln scannte. Dann schenkte er seine Aufmerksamkeit mir. Ich widmete mich der weißen Decke, an der kleine schwarze Obstfliegen hingen.
Er war so überzeugt von sich, weil er mich verletzen konnte. Roel war stolz auf sich, weil mein Leben am seidenen Faden hing und nur er die Macht besaß dies zu ändern.
Am liebsten wäre ich aufgestanden, um ihm das Gegenteil zu beweisen, doch ich spürte meinen Körper nicht mehr, wie bei einer Spinalanästhesie, nur Kopf abwärts.

In dieser Stunde war ich so schwach und wehrlos, wie ich es sonst immer von mir dachte. Wut und Traurigkeit mischten sich zu einer einzigen Träne, die eine kalte Spur über meine Schläfe zog. Hier hatten sie alle ihren Beweis, dass sie richtig handelten. Leontes bekam sein perfektes Opfer zum belügen und bestehlen. Kayden und Jesse bekamen zu sehen, wie gut ich mich in der Vampirwelt zurechtfand und Roel, griff mich immer wieder ohne Grund an und ich hatte es erneut zugelassen.

„Dashuri nicht weinen, ich bin doch hier, um dich zu retten." Er kniete sich vor mich und wischte mit seinem Daumen die einzelne Träne weg.
„Ich werde dich heilen, aber nur zu meinen Bedingungen", versprach er, um mich noch mehr zu erniedrigen. „Tu es einfach!" Mit Leontes lauter Stimmlage, knallte Roel gegen meinen Arm. Das erschrak mich und ich versuchte die Situation zu deuten.
Ich war mir sicher, er hatte ihn gestoßen. Leontes stand über Roel, die Augen schwarz wie Pech.
Sie wurden schlagartig wieder grau, nachdem unsere Blicke sich trafen. Roel neben mir zischte kurz unter einem teuflischen Grinsen.

„Hat es dir Leid getan, mich von Bord gehen zu sehen? Entschuldige dich dafür", flüsterte das Böse in Person mir ins Ohr, doch ich vernahm noch was anderes als Hass in seiner Stimme und es bestätigte sich, nachdem ich ihn ansah. Der Schmerz in ihm kämpfte sich an die Oberfläche, genauso wie damals, als er mich mit der Scherbe geschnitten hatte.
„Es hat ihr Leid getan. Sie hat in Kroatien von nichts anderem gesprochen, als dir. Ob du noch leben könntest, ob du ein Mensch warst, wie du warst, wer deine Familie war..." Leontes fand die Worte, die ich suchte.
"Ich habe dich runtergestoßen. Sie hätte es niemals getan." So viel Wahrheit an einem Stück hatte ich ihn noch nie sprechen hören. Versuchte er gerade mein Leben zu retten? Es war egal, den Keim an Hoffnung erstickte ich.

„Entschuldigung. Ich wünschte, wir... wären uns...anders wieder begegnet. Ich hätte.. am liebsten mit dir... darüber geredet... was in dieser Nacht...passiert ist." Meine Atmung ließ nicht mehr genug Luft für ganze Sätze zu. Er betrachtete mich, wie ein Sudoku, was er lösen wollte, doch dann stand er einfach auf. Mein Arm wanderte mit ihm hinauf und mit ihm, mein ganzer Körper. Krampfartige Schmerzen schrumpften sämtliche Muskeln, verteilt über all meine Gliedmaßen, doch bevor ich aufschreien, oder weinen konnte, redete Roel auf mich ein, streng und prägnant. „Kopf hoch, zeig Stolz, Polizistin Shehu."
Ich zitterte, doch reckte mein Kinn vor. Er nickte lächelnd, ehe er mich in einer bahnbrechenden Geschwindigkeit auf sich hob und sich so auf das Sofa schmiss.

Mein Kopf hing schlaff in seiner Halsbeuge. Meine Hände suchten Halt an seiner harten Brust. Seine Finger spürte ich sogar durch die Jeans sehr weit oben an meinen Oberschenkeln.

"Was soll der Scheiß?! Warum machst du nichts dagegen? Jeder sagt doch, du bist ein ach so gefürchteter Vampir und jetzt kannst du nichts gegen einen einfachen Verlorenen ausrichten?"
Kayden, der im Hintergrund gegen Leontes rebellierte, ging unter. Ich spürte Roels Halsschlagader direkt unter mir und diese Tatsache machte alles andere zu einer Nebensache.

„Na komm Nivia, nimm dir, was du brauchst, um zu überleben. Werde zu dem Monster, welches du von Anfang an in mir gesehen hast." Roel fauchte es mir beinahe schon entgegen.
War es das, was ihn so mit Hass erfüllte? Meine Angst vor ihm, als ich vor Schock, die ganze Nacht für Jahre vergaß. Ich hatte eine Scherbe im Gesicht und stand vier Männern alleine gegenüber und ich kannte keine Vampire. Jeder Mensch fürchtet das Unbekannte.
Wie konnte er mir das vorhalten?
Es brauchte nur eine weitere Begegnung und ein bisschen Zeit, um meine Furcht zu überdenken. Ich sah kein Monster in Leontes und ich auch keines in ihm. Roel war nur ein verurteiltes Kind, welches nun mit Trotz reagierte.

Mein Mund öffnete sich, doch ich schaffte kaum mehr, als meine Lippen an seinen Hals zu legen.
Sein süßes Parfum schmeckte bitter, meine Zähne würden jedoch nicht in den Genuss seines Blutes kommen. Mir fehlte die Kraft.
„Hilf mir... Du bist kein Monster... Du wirst mich... nicht sterben lassen", wisperte ich dicht an seine gereizte Haut, ohne seine Reaktion zu sehen. Ich wusste nur eins, entweder er half mir, oder ich hielt die Tortur keine fünf Minuten mehr aus.

Ein Klicken beendete jegliche Regung im Raum. Eine scharfe Klinge wanderte an meinem Augapfel vorbei. Ich zuckte kurz zusammen als warme Tropfen mein Gesicht benetzten, so angenehm, wie der Regen an einem Sommerabend.
Allein den Geruch von Eisen assoziierte ich mit Leben. Ausgehungert und am verdursten drückte ich meinen Mund an die Quelle. In ein paar Stunden würde ich mich übergeben müssen, nur bei dem Gedanken daran, Blut getrunken zu haben, doch in diesem Moment, schmeckte es besser als alles, was ich jemals in den Mund bekommen hatte. Über Geschmack ließ sich hier nicht urteilen, es floss meinen Rachen runter, wie flüssige Glücksgefühle. Ein Schluck bedeutete endlich einen hohen Berg erklommen zu haben und nun die atemberaubende Aussicht zu genießen. Ein Schluck bedeutete endlich wieder eine Person wieder zu sehen, die du jahrelang vermisst hast. Sein Blut vertrieb die Kälte Zentimeter für Zentimeter.

Ich drückte meinen Körper an seinen, erhob meine zweite Hand, um sie in seinen herrlichen Locken zu versenken. Roel bot mir etwas an und ich war bereit, alles zu nehmen, jeden Tropfen in vollsten Zügen zu genießen. Zumindest, bis er meine Wangen mit seinen Händen umschloss und die Verbindung zu einem mir verborgenen Paradies trennte. Wir schauten uns Gegenseitig an.
„Wärst du ein Vampir gewesen, dann wäre ich jetzt tot", sprach er eindringlich.
Eines Vampires größtes Glück,
ohne welches sie nicht überlebten, bedeutete den Tod eines anderen Menschen. Ich glaubte meine Lektion erhalten zu haben.

Von aller Schwerkraft verlassen, prallte ich auf den Boden. Wie ein Kind beobachtete ich die Erwachsenen beim Streiten.
„Wenn ich dich noch einmal in der Nähe eines Menschen sehe, dann reiße ich dir dein verdorbenes Herz persönlich aus der Brust", schimpfte Leontes. Er hatte Roel am Arm hochgerissen, was meinen Sturz verursachte. Kayden reichte mir ein Taschentuch, ohne mich dabei anzusehen. Verwirrt nahm ich es an und wischte mir damit über die verklebte Haut. Jesse stand nur mit offenem Mund an die Wand gelehnt und schien einen interessanten Kinofilm zu verfolgen. Die Vernunft erreichte mich nach und nach und ich wusste nichts mit mir in dieser Situation anzufangen.

Roel schubste Leontes von sich und ging.

„Und ihr verschwindet genauso.
Vor allem du wagst dich nie wieder mich aufzusuchen. Ich brauche keine weiteren verrückten Verehrerinnen." Leontes erdolchte mich mit seinen silbernen Iriden, doch so lief das nicht mehr.
Wie neugeboren stützte ich mich auf meine Beine.
„Gib mir erst meine Zeichnung zurück, du verdammter Lügner!" Mein Zeigefinger deutete auf den Schuldigen, doch Leontes zeigte sich unbeeindruckt. „Hörst du dir selber zu? Was will ich mit deinen Kritzeleien? Wenn du Gründe brauchst, um an mir zu hängen, dann such dir wenigstens vernünftige."
Er ließ mich in der Tat wie eine Irre darstehen.
„Was soll das jetzt? Nach allem, was du für mich getan hast. Wieso? Guardiano und ich haben auf dich gewartet!" Darauf lachte er nur Kopf schüttelnd. Ich konnte nicht fassen, wie eiskalt ich an seiner eisernen Fassade abblitzte. Vielleicht wäre es angemessener gewesen, ihn zu fragen, ob er jemals ein Mensch war.

„Komm, lass bleiben Shehu." Jesse positionierte sich genau zwischen uns und verhinderte so, dass ich diesem Vampir gleich an die Gurgel ging.
„Ja, da ist sowieso alle Mühe umsonst", gab ich meinem Freund Recht.

Ich ging an ihnen allen vorbei, ohne auch nur einmal zurück zu blicken. Danke für die Rettungsaktion Leontes Ogliastra, aber das war's.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro