𝐒𝐭𝐮𝐜𝐤

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Montag, sechs Uhr morgens und der Wecker klingelte. Ich wollte nicht aufstehen. Die Frühlingssonne grüßte durch das Fenster, doch ich fühlte mich wie ein eingekuschelter Zementblock.

Am Freitag hatte er Schluss gemacht und seitdem starrte ich auf das Handy. Auf eine Nachricht wartete ich vergebens. Ich gab die Hoffnung langsam auf, es könnte sich bei der Trennung um einen verfrühten Aprilscherz handeln. Dieser Junge trieb sein Unwesen in meinem Kopf; ob als Tagtraum, oder als Alptraum in der Nacht.

"Guten Morgen Spätzchen!" Meine Mutter platzte ins Zimmer und ich fiel vor Schreck fast vom Bett. "Ein neuer Tag ist ein neuer Start", trötete sie munter los. Sie trug schon ihren Anzug, bereit für das Büro. Vorher stellte sie jedoch ein Tablett mit belegten Broten und Orangensaft auf meinem Schoß ab. "Iss was, richte das Krönchen und gib dein Bestes in der Schule. Kein Mann dieser Welt kann eine starke Frau in die Knie zwingen."
Sie war die Anführerin in Person und doch gehörte das Büro samt der Firma meinem Vater; der ruhigeren Sorte von Mensch.

Ich wurde das Gefühl nicht los, meine Mutter freute sich über das Ende Prestons und meiner Beziehung. Sie wartete nur darauf, dass ich meine Flügel wieder ausbreiten und in die große weite Welt hinaus fliegen würde. Davon war ich aber meilenweit entfernt. Mir entwich ein ellenlanges Seufzen. Nicht mal das Mozzarella-Pesto-Toast entfachte meinen Appetit. Wie sollte ich diesen Tag nur überstehen?!

Nachdem ich geduscht und meine Hausaufgaben erledigt hatte, fuhr Mom mich zur Savannah Bay High School.

Ich suchte instinktiv die zweite Person neben Preston, bei der ich mich immer wohl fühlte. Dabei musste ich nicht lange suchen. Louisa und ich hatten uns seit dem ersten Schultag vor Unterrichtsbeginn bei der großen Eiche getroffen. Der blühende Baum stellte den Mittelpunkt des Pausenhofs dar. Gerade im Frühling schafften seine grünen Blätter ein wenig Hoffnung und Motivation. Das musste ein Pädagoge irgendwann mal auch so gesehen haben, ehe er den Baum gepflanzt hatte.

Vor der ersten Stunde versammelten sich einige Schüler und Lehrer auf dem Hof. Meistens standen sie in mir bekannten Grüppchen zusammen. Dabei existierten keine Stereotype nach denen sie sich sortierten. Nur die Coolen, die wirklich Reichsten, Schönsten, oder Jahrgangsbesten befanden sich abseits. Um genauer zu sein auf dem Parkplatz.

Preston und ich hatten uns immer verstohlene Blicke zugeworfen. Er hatte an seinem Cabrio gelehnt und ich an diesem alten Baum.

Unterbewusst glitten meine braunen Augen über den Boden zu den Autos.
Mein Herz machte einen gewaltigen Sprung. Er schaute mich an! Vielleicht handelte es sich doch um ein Missverständnis und ich konnte gleich wie gewohnt zu ihm gehen. Es war alles so wie immer. Er schmückte mit seiner Anwesenheit den blauen Jaguar hinter ihm und überragte dabei all seine Freunde um mindestens einen Kopf. Die schwarze Jeans betonte seine langen Beine, das weiße Shirt seine Muskeln und die Jeansjacke hatte ich ihm geschenkt. Ein Zeichen!

Plötzlich wandte er sich ab und ich knallte gegen etwas Hartes. "Ich habe es meinem ein-jährigen Bruder schon gesagt und nun sage ich es dir: Schau immer in die Richtung in die du läufst!" Louisa schaute wütend drein. Das Headset hing schief über ihrer Nase, weil ich es vermutlich von ihrem Kopf gehauen hatte.

"Oh Isi, tut mir leid!" Ich schob die Kopfhörer zurück über ihre schwarzen Locken. "Hübschen Teint hast du. Benutzt du jetzt doch Makeup?" So nah vor ihrem Gesicht, entdeckte ich auf ihrer dunklen Haut keine einzige Pore. Natürlich wollte ich sie ganz nebenbei auch friedlicher stimmen. "Nope. Keine Barbie-Creme, du Schleimerin." Erwischt... Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf und sie erwiderte es.

Ihre Mundwinkel sanken allerdings wieder, sobald sie mich von Kopf bis Fuß gemustert hatte. "Du siehst scheiße aus, Vienna. Gibt es was Neues? Hat er sich nochmal bei dir gemeldet? Einen Grund genannt?", bombardierte Louisa mich mit Fragen, die ich allesamt mit einem Kopfschütteln beantworten konnte. "Wenn er dir nicht mal erklärt hat warum, dann sollte er dir auch keinen einzigen Gedanken mehr wert sein! Ich habe dir schon immer gesagt, der Typ ist oberflächlich. Nach drei Jahren Prienna hat er mir nie mehr als ein 'Hallo' gewidmet."

Er war aber nicht oberflächlich, sondern viel mehr verschlossen. Preston lachte gekünstelt mit zukünftigen Klienten und Geschäftspartnern und auf den Rest wirkte er uninteressiert. Aber ich kannte sein wahres Ich; seine Vorlieben, seine Abneigungen und seine Ängste. Ich sprach es nicht laut aus. Nach dem, was er mir angetan hatte, verweigerte mein Stolz ihn zu verteidigen.

Louisas Stupsnäschen verzog sich, als hätte sie einen Schluck verdorbener Milch getrunken. Ich folgte ihrem Blick, der längst nicht mehr auf mir lag. So passierte es, dass wir nun beide den Parkplatz beobachteten.

Preston regte sich gerade scheinbar auf, aber natürlich nicht wegen mir. Jemand hatte seinen Bruder dumm angemacht. Zumindest winkte dieser gerade etwas ab und verzog sich, während mein Ex mit einem anderen Typen diskutierte. Ex.... Es zerging wie Gift auf meiner Zunge.

Ich kannte das Szenario nur zu gut. Preston schützte seinen kleinen Bruder vor deren Eltern, weil dieser nicht den hoheitlichen Erwartungen entsprach. Und er beschützte Simon vor unseren Mitschülern, weil er deren Ansprüchen ebenfalls nicht entsprach.

Das war nicht nur die Schuld der anderen. Drei Jahre lang trafen Preston und ich uns entweder bei ihm, oder bei mir daheim. Simon ignorierte mich, wirklich immer. Eigentlich beachtete er keinen, auch nicht Sir und Ms de Gailly, die immerhin seine Eltern waren. Er scheute sich nicht davor zu lachen, wenn jemand etwas Dummes sagte, oder machte. Wenn ich lächelnd vor deren Eingang stand, öffnete er mir manchmal die Tür, aber nie ohne dabei seine grasgrünen Augen zu verdrehen. Ich glaubte ja, er mochte allgemein keine menschlichen Wesen.

Simon lief direkt an uns vorbei, sein Blick gezielt nach vorne gerichtet. "Noch so ein arroganter Snob", sagte Louisa vor sich hin. Die Schulglocke hatte das wohl nervigste Geräusch von sich gegeben und sie war gerade dabei ihr Headset in ihrem Rucksack zu verstauen.

"Sehen wir uns ab jetzt auch in der ersten Pause?", harkte sie berechtigt nach, denn wir teilten nicht das Glück in eine Klasse zu gehen. Normalerweise verbrachte ich die erste kürzere Pause bei Preston und die lange Mittagspause mit Louisa.

"Ich werde in der ersten Pause nochmal das Gespräch mit ihm suchen Isi. Solange ich den Grund nicht kenne, werde ich niemals damit abschließen können." Der ganze Morgen fühlte sich bereits seltsam an. So, als wäre ich nicht ich und diese Welt nicht meine. Natürlich konnte ich ihn nicht dazu zwingen, mich zu lieben, aber er schuldete mir die Wahrheit. Denn wie sollte ich die Trauer und die Wut loswerden, wenn ich nicht wusste, was es zu verarbeiten gab? Wir waren trotz der kleinen Streitigkeiten perfekt und niemals etwas anderes gewesen. Einfach, weil ich ihn liebte, in jeder Sekunde ein kleines bisschen mehr.


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