XII.

"Taehyung? Schläfst du schon?"

Sanft öffnete Jungkook die Tür, welches in sein Zimmer führte. 

Kurz sah Tae zu seinem Meister hinüber. "Nein, ich bin nicht müde", erklang die wohltuende Stimme des Wesens. Kook brauchte einige Sekunden, ehe er sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, und etwas erkennen konnte.

Taehyung hatte mittlerweile sein Top und die Jacke, sowie auch die Mütze ausgezogen, sodass er nur noch in Strumpfhose und Rock bekleidet auf Jungkooks Fenster-Vorsprung hockte. Tae blickte fasziniert hinaus in die Nacht und schien den Mond anzustarren.

Devil schloss sanft die Tür hinter sich und bewunderte den Jungen in seinem Zimmer.

Das sanfte Licht des Mondes erhellte bloß spärlich die schneeweiße Haut des Prinzen und brachte sein blondes Haar zum Leuchten. Die großen, schwarzen Augen funkelten und reflektierten das Licht der Sterne. Die schwarzen Hörner auf seinem Kopf warfen dabei einen langen Schatten über sein Gesicht. Die Flügel raschelten leise und sein Teufelsschwanz schlang sich um sein milchig-weißes Bein.

Taehyung sah aus, wie ein Engel.

"Ist der Mond jede Nacht am Himmel?", die sanfte Stimme des Höllenwesens schien die Dunkelheit zu durchbrechen und ließ ein sanftes Lächeln über Jungkooks Gesicht gleiten. "Ja. Manchmal ist er ganz rund und andere Male sieht man ihn nur halb, doch er ist immer da oben", erklärte Jungkook.

Tae nickte nachdenklich. "Und die Sterne? Sind sie immer so hell?", flüsterte das Wesen, schien komplett gefesselt von der Schönheit des Himmels. Kook zog seinen Pullover aus, sodass er nur noch ein weißes Shirt und seine Jogginghose trug. "Mhm", lächelnd schritt er auf den Dämon zu.

"Wie funktioniert das?", Taehyung löste keinen Moment die Augen vom Sternenhimmel. Und Jungkook löste keinen Moment die Augen von dem wunderschönen Jungen vor sich. "Wie kann es sein, dass die Sterne so hell leuchten? Ist das Magie?", hauchte der Blonde fasziniert.

Devil seufzte leise und auch er ließ sich auf der schmalen Fensterbank nieder, jedoch weniger um die Sterne zu betrachten, sondern viel mehr um das schöne Gesicht seines Gegenübers anzusehen.

"Nein, Sterne sind eigentlich Sonnen. Große Feuerkugeln sozusagen. Es sind brennende Gaskugeln, welche soweit von uns entfernt sind, dass wir sie nur als leuchtende Punkte wahrnehmen können", Kooks Erklärung schien den Dämon zu verwundern.

"Aber wie kann das Feuer denn brennen ohne Sauerstoff? Im All gibt es doch keinen Sauerstoff oder?", erkundigte sich der Blonde und sah nun doch einmal kurz zu dem Menschen. Devil runzelte die Stirn und erwiderte Taehyungs neugierigen Blick.

"Ich... Ich weiß es nicht", gab der Schwarzhaarige zu. Gab es etwa eine Sauerstoff-Schicht um die Sterne herum? Nein... Oder? "Vielleicht hast du ja recht", Jungkook lächelte den etwas Älteren sanft an, "Vielleicht ist es tatsächlich Magie."

Tae kicherte sanft und das süße Geräusch brachte Jungkooks Herz praktisch zum Schmelzen. Der Mensch bestaunte stumm das attraktive Gesicht des Anderen. Die plumpen Lippen, welche sich zu einem zarten Lächeln geweitet hatten. Die schwarzen Augen, welche voller Neugierde steckten und die kleine Nase, welche sich süß kräuselte.

"Willst du dir etwas von mir ausleihen, um darin zu schlafen? Irgendein Shirt oder so", schlug Jungkook vor und schwang sich wieder von der Fensterbank hinunter. Der Dämon gab bloß ein zustimmendes Geräusch von sich. "Gut. Also, ich habe noch einige Gästezimmer, du könntest in dem-" Taehyung schüttelte den Kopf.

"Bei dir."

Irritiert legte Kook den Kopf schief. "Bei mir?", gab er dümmlich von sich. Tae nickte leicht und deutete auf Devil. "Bei dir schlafen", präzisierte er. Augenblicklich weiteten sich Jungkooks Augen und er hauchte erschrocken.

"Willst du in meinem Zimmer schlafen? Dann schlafe ich in einem der Gästez-", erneut wurde der Mensch unterbrochen. "Nein. Ich möchte mit dir im selben Zimmer schlafen", gab der Dämon bestimmt von sich und zog die blassen Beine an seinen Körper. 

"Warum?", erstaunt hob Kook eine Augenbraue. Taehyung zuckte bloß nichtssagend mit den Schultern und senkte leicht beschämt den Blick. Irritiert schritt Jungkook auf Taehyung zu und hob sanft sein Kinn mit einem Finger an. "Antworte mir bitte, Taehyung."

Der Dämon seufzte leise auf. Er musste seinem Meister gehorchen.

"Ich habe noch nie hier auf der Erde geschlafen und...", der Junge umschloss seine Arme mit seinen Flügeln, sodass sie schon fast kokonartig um ihn herum geschlungen waren, "Ich hab' ein wenig Angst...", flüsterte er so leise, dass Kook ihn fast nicht verstanden hätte.

Erschrocken runzelte Jungkook die Stirn. "Angst vor was?", hakte er nach, in der Hoffnung, dem Dämon vielleicht helfen zu können. Dieser seufzte erneut leise auf und blickte zaghaft hoch in die braunen Augen seines Meisters.

"Vor allem", hauchte er unsicher. "Vor den brennenden Feuerbällen am Himmel, vor dem weißen Mond, vor den ganzen Menschen, die nicht wissen, wer ich bin, vor diesen komischen Gefühlen in mir. Ich weiß nicht, wie sich Menschen verhalten, ich weiß nicht, wie ich mich zu verhalten habe. Ich vermisse die Hitze der Hölle. Ich vermisse Yoongi, ich vermisse Pa und Dad. Ich vermisse Nathan und ich vermisse Kerberos, meinen Hund."

Als Tae fertig mit aufzählen war, tropfte zum zweiten Mal in seinem Leben eine klare Flüssigkeit an seiner Wange hinunter. Zitternd versteckte er sein Gesicht in seinen Händen und versuchte die Schluchzer zu unterdrücken.

Starke Arme schlangen sich um seinen zerbrechlichen Körper. Tae wurde aufgehoben und fest an eine harte Brust gedrückt. Schluchzend vergrub der kleine Dämon seinen Kopf in der Halsbeuge Jungkooks und schlang seine Beine um dessen Hüfte. "I-Ich will nach H-Hause", flüsterte der Blonde heiser und schluchzte erneut laut auf.

Beruhigend strich Kook dem aufgelösten Wesen über den Rücken und hielt ihn mit einer Hand fest an sich gedrückt. "Es tut mir ja so leid", entschuldigte sich der Mensch und presste den Jungen noch fester gegen sich. "Ich wollte dich nicht beschwören, es war nicht meine Absicht gewesen, dich hier her zu verbannen", murmelte er und strich Tae über sein weiches Haar.

Tief atmete Tae den beruhigenden Duft nach Pfefferminze ein, welcher von Kook ausging und lehnte seine Wange an Jungkooks Schulter. "Schon gut", nuschelte der Prinz, welchem es peinlich war, so emotional gesehen worden zu sein, "Es ist ja nicht deine Schuld."

Kook setzte das beflügelte Wesen sanft auf seinem Bett ab und reichte ihm seinen Pullover, welcher er vor einigen Minuten erst ausgezogen hatte. "Hier, damit wird dir wieder warm", sanft lächelnd strich Jungkook dem Jungen über die tränennassen Wangen. "Vielleicht nicht ganz so heiß, wie in der Hölle, aber besser als nichts", scherzte der Schwarzhaarige entgegenkommend.

Tae kicherte leise und nickte, ehe er den grauen Stoff an sich nahm und ihn über seinen leicht bebenden Körper zog. Dann schlüpfte er aus den engen Strumpfhosen und dem Rock, ehe er unter die Bettdecke kroch.

Kook zog erst noch seine Hose aus, ehe er dem Wesen folgte und es sich neben ihm bequem machte.

"Weißt du, einmal habe ich Dad so sauer gemacht, dass es für drei Tage 54°C waren", ein sanftes Lächeln umspielte das Gesicht des Dämon, welcher sich so zur Seite drehte, dass er Jungkook ansehen konnte.

Der Mensch lachte leise und legte sich auch auf die Seite. "Ach ja? Was hast du denn gemacht?", wollte Devil schmunzelnd wissen. Ein süßes Kichern entfloh Taes Lippen und er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. "Ich hab' mit Nathan verstecken gespielt und hab aus Versehen Yoongis Augenbrauen abgefackelt."

Auflachend blickte Kook zu dem verschmitzt grinsenden Höllenwesen. "Wie hast du das denn angestellt?", glucksend schob Jungkook eine Hand unter sein Kissen und betrachtete fasziniert den Jungen vor sich.

"Oh, das war als ich noch ein Kind war, ich war vielleicht so... 10 Jahre alt? Und Nathan wahrscheinlich 12. Yoongi sollte auf uns beide aufpassen, ist jedoch auf dem Sofa eingeschlafen", fing der Dämon seine Geschichte an.

"Ich und Nate wollten verstecken spielen und ich dachte es sei eine klasse Idee, mich unter dem kleinen Tisch vor dem Sofa zu verstecken, auf welchem Yoongi sein Nickerchen hielt", fuhr Tae fort und hob kurz eine Hand, um sich verschlafen über seine Augen zu reiben.

"Doch als ich Nathan hörte, wie er immer näher an mich kam, wollte ich ihn damit ablenken, dass ich das Sofa in Flammen setzte. Und vergaß dabei komplett, dass mein Babysitter auf diesem schlief." Jungkook lachte amüsiert und schüttelte fröhlich den Kopf.

"Du bist schon eine Nummer für dich, Taehyung", grinsend zuckte der Dämon mit den Schultern. "Auf jedenfall war Dad nicht so erfreut darüber, dass Yoongi nachher nur noch eine Augenbraue hatte und dass sein Ledersofa geschmolzen war, schien ihm auch nicht recht", seufzend verdrehte der Dämon die Augen, "Seitdem darf ich Nate nur noch bei ihm im Appartement besuchen."

Lächelnd lauschte Kook der Geschichte Taehyungs und gähnte laut.

Verschlafen blinzelte Tae ihn an und schloss kurz die Augen. "Sollen wir jetzt etwas schlafen?", nuschelte der Dämon. Jungkook nickte sanft und schloss seinerseits die Augen. "Ja, gute Nacht, Tae", murmelte er. "Nacht, Kookie." Grinsend rutschte der Blonde ein wenig näher an Jungkook. Kook hatte ihn Tae genannt.

Nur seine Freunde nannten ihn Tae.

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Und noch ein Kapitel, da ich diese Story gerade voll mag und immer weiter schreiben will xD Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen, bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1500 Wörter