Jungkook

Taehyung steht einfach nur da und sieht mich mit großen Augen an. Er fängt schon wieder an, hilflos zu stammeln und normalerweise fände ich das auch eher süß, hätte er mich nicht angelogen.

„Okay, ich sags dir. Aber du musst mir versprechen, nicht sauer zu werden“, bringt er endlich raus, nachdem ich ihn eine Weile lang mit gerunzelter Stirn angesehen habe. Herrje, was hat er denn so schlimmes gemacht, dass er denkt, ich könnte sauer werden? Das müsste schon ein Hammer sein.

„Na ja, ich wollte nicht, dass du einfach wieder verschwindest und... und wir haben uns ja gerade erst wieder, also habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, dass du hier bleiben kannst... Ehm...“, stottert er und ich werde langsam ungeduldig, aber auch neugierig. Also lege ich meine Hand auf seine Wange und lächle ihn aufmunternd an. Gott, dieser Mann hat mich weich gemacht.

Taehyung schließt die Augen und atmet tief durch, bevor er mich wieder ansieht und schluckt. „Ich habe nach deinen Eltern gesucht und ich-“ „DU HAST WAS?!“, platzt es aus mir und ich trete augenblicklich ein paar Schritte zurück. Das hat er nicht wirklich getan. „Jungkook versteh doch, ich wollte dich nicht wieder verlieren! Ich habe einfach-“ „Was hast du? Dir gedacht: Ach hey, ich renne hinter Jungkooks Rücken einfach mal los, lüge ihn an und wühle in seiner Vergangenheit herum?“, unterbreche ich ihn wieder wütend und balle die Hände zu Fäusten.

Anstatt aber irgendwie überrascht oder reuevoll zu reagieren, kneift Tae die Augen leicht zusammen und presst seine Kiefer aufeinander. Er atmet schwer und hat offenbar echt Mühe, irgendwas zurück zu halten. „DU redest von Hintergehen und Lügen? Du bist doch derjenige, der mir das verschwiegen hat! Du bist abgehauen und hast mich ein Jahr lang ignoriert! Wundert es dich da wirklich, dass ich eine scheiß Angst davor habe, dass das wieder passiert? Ich liebe dich, du verdammter Idiot!“, brüllt er plötzlich und nun stehe ich perplex hier und weiß nicht, wie ich reagieren soll.

„Sag' doch was...“, murmelt Tae, nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hat, aber ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. Ehrlich, in meinem Kopf herrscht völliges Chaos und gleichzeitig eine unglaubliche Leere. „Ich... Muss nachdenken“, bringe ich nurnoch raus und gehe an Taehyung vorbei. „Bitte... Geh' jetzt nicht einfach wieder...“, flüstert der Ältere, aber in meiner Verwirrung schüttle ich direkt mit dem Kopf. Ja, vielleicht ist das gerade nicht die richtige Lösung, aber was ist die Alternative? Hier bleiben und nichts sagen? Nein.

„Ich komme wieder. Aber ich... Ich muss einfach nachdenken. Allein“, teile ich ihm mit und versuche so gut wie möglich, sein besorgt-trauriges Gesicht auszublenden.

Sicher gibt es hier irgendwo eine Bar.