۞ 24. кαρiτєℓ - ∂αs sρiєℓ ∂єs ωαℓ∂єs

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Klack. Das Seil sprang erneut aus seiner Winde, wie er es eigentlich nicht sollte. Evelyn legte das Seil erneut hinein und veränderte ihren Sitz. Mit einem kleinen Werkzeug korrigierte sie ihren Fehler und hoffte, dass es dieses Mal klappen mochte. Anschließend schloss sie die Gerätschaft und betätigte einen kleinen Knopf am Ende einer Strippe. Die Seilhaken schoss hervor, quer durch ihre Wohnung und borhte sich tief in die gegenüberliegende Wand.

Perfekt.

Den ganzen Morgen über hatte sie an der Seilapperatur getüfftelt, welche Ed und sie selbst in der Nacht verwendeten. Von nun an war es ihr möglich, von einem kleinen, fädenähnlichen Band, welches sich an ihrem Arm bis zu ihrer Hand entlang schlängelte und mit einem kleinen Knopf endete, die Seilhaken durch Druck nach vorn sausen zu lassen. Bei erneutem Drücken wurde die Apperatur und somit auch sie selbst zu den Haken gezogen.

Evelyn war ein wenig stolz auf ihre kleine Erfindung. Sie hatte sich nicht erinnern können, so etwas früher schon einmal gemacht zu haben, doch das Ergebnis war sehenswert.

Zuvor hatte sie noch etwas Nützliches entdeckt. Es war eine Kiste unter ihrem Bett, dessen Inhalt äußerst interessant gewesen war. Es war eine Art tiefschwarzer Kampfanzug mit eleganten Riemen um Beine und Arme und einem dicken, schnittigen Gurt um die Taille. Das Material war zudem so fest, dass, falls man ein Messer an den Riemen befestigt hätte, die Spitze keinenfalls das Material durchstechen und die Haut verletzen konnte.

Zuvor waren sie und Ed natürlich auch schon unter dunklen Kapuzenumhängen umhergestreift, doch der Umhang, welcher neben dem Anzug in der Kiste lag, besaß eine ganz andere Qualität. Der Stoff war fein, weich und ungewöhnlich robust für seine Leichtigkeit, während die Enden des Umhangs in feinem Silber glänzten.

Sie fragte sich zwangsläufig, ob diese Dinge von ihrem Vater stammten. Ob sie wohl schon seit seiner Zeit hier lagen? Doch darauf schüttelte sie sofort den Kopf. Diese Sachen mussten vom Beobachter stammen, nur er wusste von ihrem Werdegang als angehender Serienmörder.

Ausprobieren wollte sie alle drei Dinge erst heute Nacht, dann, wenn sie Ed auch seine verbesserte Seilapperatur geben konnte. Und ob die Sachen ihr passten, war wohl eine deplatzierte Frage, da sie nun wusste, von wem sie stammten.

Evelyn schaute kurz aus dem Fenster, um sich von der Tageszeit überzeugen zu können. Es war immer noch hell draußen und dafür, dass es schon Nachmittag nach den Anklagen war, war dies ein seltsamer Anblick. Hatte sie etwa so kurz für die Modifikation der Apperatur gebraucht?

Ihr Blick war beim Hinausschauen am Himmel hängen geblieben. Mit dem Kennenlernen, dem Aufstellen der These und der Teamarbeit während der Anklagen waren nun drei Aufgaben geschafft. Drei war eine gute Zahl, eigentlich sehr angemessen für den Beobachter, der sicher darauf Wert legte. Jedoch störte sie irgendetwas an dieser Situation. Vielleicht war es zu einfach gewesen. Doch dass der Tag jetzt schon zuende sein sollte, glaubte sie nicht.

Wie ein Zeichen ploppte auf einmal eine bläuliche Holorole vor Evelyn auf.

╭────────╯•╰────────╮
Finden Sie sich bitte umgehend am Waldrand ein!
╰────────╮•╭────────╯

Wissend lächelnd freute sie sich schon fast über den Triumph, gewusst zu haben, dass es noch eine weitere Aufgabe gab.

Wenig später kam sie um eine Häuserecke an den Rand des Waldes und erblickte schon den Großteil des restlichen Dorfes. Sie wollte eigentlich keine sozialen Gepflogenheiten aufnehmen, doch da sie Dank diesem kleinen Event heute nun von ihrem Verdacht erlöst wurde, wäre dieser Zug sicher nicht allzu falsch.

"Hallo", begrüste sie Franklin, der zufällig in ihrer Nähe stand.

"Ah, Evelyn!", freute er sich und wendete sich ihr zu, "Dass wir heute noch einmal raus müssen, also sowas."

Evelyn nickte. "Dabei wäre drei eine so gut Zahl gewesen."

"Ganz recht!", meinte Franklin, "Aber nun können wir sowieso nichts mehr ändern. Möglicherweise haben wir Glück und die letzte Aufgabe ist nicht allzu schwer."

Evelyn nickte nachdenklich und bevor sie etwas sagen hätte können, wurde dies nicht mehr nötig. Der Beobachter war in Aktion getreten. "Meine lieben Dorfbewohner!", rief er erfreut, "Schön, dass Sie sich alle hier eingefunden haben."

Man sah einigen an, dass sie nur zu gern etwas dazu gesagt hätten.

"Möglicherweise hat der Großteil von Ihnen gedacht, dass der Tag mit drei Aufgaben sein Ende gefunden hat", begann er, "Aber damit lagen Sie sichtlich falsch. Es freut mich Ihnen sagen zu können, dass sie noch eine vierte Aufgabe bewältigen dürfen. Und diese ist eine ganz besondere." Er pausierte sein Sprechen wie so oft, um eine gewisse Wirkung zu erzielen.

"Ich erzählte Ihnen am Anfang von einem Preis, der dem schnellsten Team gehört, erinnern Sie sich? Nun denn, am Ende dieser Aufgabe befindet sich der Preis. Dazu muss ich fairerweise allerdings erwähnen, dass er sich tief im Düsterwald gefindet und Sie keinerlei Hinweise bekommen, ob er vergraben ist, am nächstbesten Baum hängt oder gar von seiner Umwelt zu unterscheiden ist." Er blickte vermutlich vielsagend auf die vielen Bewohner.

"Heißt das, wir sollen eine Schnitzeljagd unternehmen?", rief Mia und hob eine Braue.

"Nicht ganz meine Liebe, Sie erhalten keinerlei Hinweise auf den Verbleib des Schatzes. Einzige Devise ist nur, als Schnellster am Ziel zu sein."

"Ein Ziel, wovon wir nicht einmal wissen, wie es aussieht? Wonach suchen wir überhapt?", meinte Lorian kritisch.

"Das ist ja der Spaß an der Sache! Sie wissen rein gar nichts", meinte der Beobachter amüsiert, "Und Sie müssen nicht einmal mit ihrem Team auf die Suche gehen. Das können Sie gern auch allein unternehmen. Doch angreifen dürfen Sie nur Personen, die nicht aus ihrem Team kommen."

"Angreifen?", fragte Fairy mit bebender Unterlippe.

"Selbstverständlich. Schließlich gibt es bis auf diese kleine Regelung keine Einschränkungen."

Fairy schluckte schwer. Es war offensichtlich, dass sie sich im Kampf weder auf ihre eigene zarte Gestalt verlassen konnte, noch auf die schmächtige Getalt Talis' oder die kleine Mary.

"Nutzen Sie diese Offenheit allesamt aus. Ich bitte darum", meinte er lachend, "Und damit dürfen Sie losziehen! Es geht los!"

Die Dorfbewohner schauten sich kurz perplex an, als die ersten in den Wald zu rennen begannen. Über Stock und Stein rannte auch bald Evelyn in den Wald hinein. Sie quälte sich durch das Dickicht, sprang über aus der Erde hervorschauende Wurzeln und duckte sich unter tiefhängenden Ästen.

Bald schon kam sie in ein Gebiet des Waldes, welches nicht mehr so dicht bewachsen war und die Bäume weiter auseinanderstanden. Sie schaute sich augenblicklich rechts und links um und entdeckte weitere Spieler. Chap bahnte sich allein und kämpferisch den Weg durch den Wald, während Fairy, Talis und Mary beisammen geblieben waren. Andere erspähte sie nicht.

Als sie weiterrannte, überlegte sie, woran sie den Preis erkennen könnte. So wie der Beobachter es ausgedrückt hatte, konnte sogar die nächstbeste Wurzel vor ihr der Schatz sein. Doch da so alles als Preis hätte angesehen werden können, musste es doch etwas sein, dass sich vom Wald abhob. Und genau nach so etwas Sonderbarem hielt sie Ausschau.

In diesem Moment durchquerte sie ein paar Baumreihen und hörte plötzlich einige Stimmen. Neugierig, wie sie nun einmal war, trat sie auf die Stimmen zu. Als sie ein großen Blatt vor ihr zur Seite strich, erkannte sie, wer da sprach.

Pitsch stand in einiger Entfernung zu Olivia auf einer kleinen Lichtung. Auf dieser stand genau in der Mitte ein einziger Baum, dessen Krone eine seltsam runde Form besaß. Dachten die beiden, dass sich dort oben der Preis befinden würde?

"Wir dürfen kämpfen", rief Olivia von der einen Seite der Lichtung und grinste wie üblich, "Also warum kämpfen wir nicht um den Schatz?"

"Ganz Recht, warum eigentlich nicht", rief Pitsch von der anderen Seite und ging in Kampfposition.

"Der Gewinner erhält den Schatz", meinte Olivia nun ein wenig ernster und nahm die Hände aus dem Nacken, "Auf geht's."

Erst schauten sich beide mit funkelnden Augen an, als sie dann im exakt selben Moment auf einander zu zurennen begannen. Olivias Faust zielte auf Pitschs Gesicht, der allerdings gekonnt mit seinem Unterarm parieren und sie von sich weg stoßen. 

Evelyn nutzte die Gelegenheit und stand in dem Gebüsch, in dem sie saß, auf. Ganz in ihrer Nähe wurzelte ein Baum, der über den auf der Lichtung reichte. Sogleich kletterte sie von Ast zu Ast in die Höhe. Auf halben Weg hockte sie auf einem Ast und spähte hinab. Der Kampf war immernoch im Gange und von hier oben sah es so aus, als ob Olivia nun die Oberhand hätte. Doch Pitsch zu unterschätzen, sollte man besser nicht.

Als sie immer weiter nach oben kletterte, wurde es allmählich schwieriger, einen passenden Ast zu finden auf dem sie landen konnte, ohne eine Höhe überspringen zu müssen, aus der ein Aufprall tödlich wäre. Wenn sie doch nur ihre neue Seilapperatur hätte benutzen können, wäre sie im Nu in der Baumkrone gewesen. Doch andererseits war dies viel zu auffälig, schließlich könnte man sie sehen.

Irgendwann saß Evelyn endlich auf einem erhöhten Ast, der über den Baum auf der Lichtung reichte. Sie spähte hinüber und erblickte eine leere Baumkrone. Pitsch und Olivia kämpften um nichts.

Bevor sie hinab stieg, schaute sie sich auf dieser Höhe gänzlich neu um. Einige Bäume reichten genau so hoch wie ihrer, doch die meisten anderen waren etwas kleiner. Und soweit sie auch blickte, der Düsterwald fand kein ersichtliches Ende.

Ihre Augen flitzten in die gegenüberliegenden Baumkronen und entdeckten in einer davon plötzlich einen anderen Menschen. Mia saß ebenfalls auf einem höheren Ast und hatte die selbe Idee gehabt, zuerst nachzusehen, ob sich etwas in der Krone befand. Sie hatte Evelyn ebenfalls bemerkt, starrte sie kurz an und festigte dann ihren Blick. Sie ließ ihr eine grüßende Handbewegung zukommen und verschwand dann in den Tiefen des Waldes.

Evelyn sah ihr nach, ehe sie ebenfalls wieder hinabstieg. Auch diese Höhe konnte ihr keinerlei Überblick über den Wald verschaffen.

Zurück auf dem Boden lief sie weiter durch den Wald. Genauso wie der Beobachter es vorhergesagt hatte, gab es keinerlei Hinweise auf den Verbleib des Preises. Es war so gesehen also Glück, wer den Schatz fand. Und da diese Aufgabe trotz allem als Team zu bewerkstelligen war, war es klug, sich aufzuteilen. Chap hatte sie allein gesehen und da auch sie allein unterwegs war, blieb nur noch Carter. Und bei ihm bezweifelte Evelyn ernsthaft, dass er sich freiwillig einem Team anschließen mochte.

Nach einiger Zeit des Rennens hielt sie vor ein paar großen, ihr im Weg hängenden Blättern an. Als sie sie beiseite strich um hindurchzuschlüpfen, begannen ihre Augen zu glänzen. Vor Evelyn plätscherte eine kleine, blaue Quelle dahin. Das Wasser mündete in einen kleinen See, welcher von allen Seiten mit Wasserpflanzen bewuchert war. Moos, Seerosen und Lotosblumen schmückten den Rand.

Evelyn ging fasziniert auf das glänzende Wasser zu, als sie plötzlich an einer hochgewachsenen Wurzel hängen blieb und stolperte. Reflexartig schloss sie die Augen und bereitete sich auf den Sturz vor, doch der blieb aus.

Langsam öffnete sie ihre Augen, als sie einen starken Arm betrachtete, der um ihre Taille lag und sie über dem Boden hielt. Sie drehte ihren Körper und stöhnte auf.

"Ich freue mich auch, dich zu sehen", meinte Aidan ironisch, grinste arrogant und setzte sie auf, "Du hast da eine kleine Wurzel übersehen."

Evelyn sah hinab und versuchte erst den einen Arm auf ihrem Rücken und anschließend den anderen unter ihren Knien zu entfernen. Er hielt sie doch tatsächlich in seinen Armen. "Was machst du hier?", schimpfte sie.

"Einen Preis suchen", antwortete Aidan mit seinem provokanten Tonfall, "Und du solltest dich langsam mal bedanken."

Evelyn gab einen abfälligen Ton von sich. "Jetzt lass mich los."

"Hoffnungslos", sagte Aidan kopfschüttelnd, ließ sie allerdings wirklich los, "Und das ist nicht das erste Mal, dass ich dich vor einem Fall bewahre."

Evelyn saß nun im Gras und runzelte die Stirn, wollte jedoch nicht weiter nachfragen. Wobei hatte Aidan sie denn schon einmal bewahrt? Seufzend stand sie auf und betrachtete ihre Umgebung.

"Hier ist nichts", meinte Aidan von unten, da er immer noch saß, "Habe wortwörtlich schon alles umgegraben."

"Schön für dich", sagte Evelyn beleidigt und schloss kurz die Augen.

"Du hast auch keine Ahnung, wo der Preis sein könnte, hm?", sagte Aidan belustigend und lachte kurz.

"Mach dich nicht lustig", brummte Evelyn und ging ein Stück in Richtung der Quelle.

"Noch mal fang ich dich nicht mehr auf", rief Aidan von hinten, "Wenn du da reinfliegst, ist das deine Sache!"

Evelyn drehte sich kurz um. "Ich brauche deine Hilfe nicht!", rief sie und wandt sich erneut der Quelle zu. Der schönen, blauen Quelle. Sie hätte gern noch etwas länger in dieses wunderschöne Blau gestarrt, wenn da nicht plötzlich ein Geräusch über ihr aufgetaucht wäre. Zuerst dachte Evelyn an Aidan, doch als sie aufblickte, entdeckte sie zwei Seilhaken und eine düstere Person, die über ihnen hinweg sauste. Das konnte nur Ed sein.

Aus dem Strauch hinter ihnen raschelte es auf einmal. Plötzlich stürmte Mia mit Lorian aus dem Gebüsch, gefolgt von Olivia, Cherry, Gulli und Carter. Ihre Blicke waren allesamt nach oben gerichtet, vermutlich verfolgten sie die Gestalt.

Es war Mia, die ihren Blick kurz vom Himmel löste und Evelyn und Aidan betrachtete. Es war wieder ein Szenario, welches viel Spielraum für das menschliche Kopfkino bot, Evelyn und Aidan auf einer kleinen Lichtung im Wald, er saß gemütlich und ohne die kleinste Hemmung im Gras, während sie sich an die Quelle hockte und sich erfrischte.

Doch lieber das, dachte Evelyn, als das Bild, welches sie abgegeben hatte, während sie vorhin kurzzeitig in Aidans Armen gelegen hatte.

Im nächsten Moment war die Truppe allerdings auch wieder im gegenüberliegenden Busch verschwunden und hatte die zwei vermutlich vergessen. Evelyn stand mit ernstem Blick auf und ballte entschlossen die Faust.

"Du kennst ihn, hm?", kam es von Aidan.

Evelyns Augen weiteten sich einen kurzen Moment, ehe sie sich gefasst zu ihm umdrehte. "Du hast eine lebhafte Fantasie."

"Schon gut", winkte er ab, "Ich kann mir langsam schon denken, was du mit ihm am Hut hast." Aidan legte die Hände entspannt in den Nacken.

Evelyn kniff die Augen zusammen und biss die Zähne zusammen. Widerwillig aber notwendig ging sie zu ihm, direkt vor ihm in die Hocke und legte die Ellebogen auf ihre Knie. Als sie ihm in die Augen starrte, zog er etwas überrascht die Augenbrauen nach oben.

"Und, was ist es?", fragte sie ihn direkt ins Gesicht.

"Möchtest du die gesamte Herleitung oder genügt, dass du ein kleiner Lehrling bist?", fragte Aidan, während ein Lächeln seine Lippen umspielte.

Evelyn lächelte nicht. "Die gesamte Herleitung bitte", sagte sie ohne das kleinste Wimpernzucken.

Aidan seufzte leise und theatralisch, während er sein Gewicht verlagerte und sich bequemer hinsetzte. "Nun gut", meinte er, "Möchtest du dich zuerst nicht auch bequemer hinsetzen?"

Evelyns Blick blieb standhaft, ebenso wie ihre gesamte, hockende Gestalt.

"Dann eben nicht", meinte Aidan und hob den Kopf, "Die Geschichte begann, als ich zwei, statt einer Person auf den nächtlichen Dächern sah."

"Wie kannst du nachts-", begann sie.

"Ausreden musst du mich schon lassen", unterbrach er sie und grinste arrogant und erhaben, "Doch das war nichts gegen deine Hektik bei den Anklagen. Da wurde Ed ein einziges Mal angeklagt und du wirst gleich zum aufgewühlten Hühnchen."

"Minimal."

"Auch dein Blickkontaktsversuch schlug gänzlich fehl", sagte er und vererengte die Augen, "Wie schade." Er legte den Kopf schief und lächelte provokant.

"Wie genau hast du-", fauchte sie vergeblich.

"Das auffälligste war nichtsdestotrotz das Fest. Niemals hätte ich gedacht, dass du solche Geheimnisse in dir trägst und sie auch noch ausplauderst, wenn du betrunken bist", er lächelte nun kalt und berechnend. Evelyn trafen seine Worte genau so, wie er es geplant hatte. Was hatte sie nur gesagt?

"Dein Gesicht war diese kleine Lüge gerade wirklich Wert", sagte er amüsiert und lachte.

Evelyn lief rot an und stand wutentbrannt auf. "Für so etwas höre ich dir garantiert nicht zu", schimpfte sie und stritt zügigen Schrittes über die Wiese. Aidan machte keine Anstalten, sie aufzuhalten, was sie als Glück ihrerseits betrachten konnte. Die Sache mit dem seltsamen Getränk hatte sie lang genug zum Hadern gebracht und nun, wo sie mit diesem Gedanken erfolgreich abgeschlossen hatte, kam Aidan und rieb diese Wunde erneut wieder auf. Es war ein Fehler gewesen, auf ihre Neugier zu vertrauen und ihm zuzuhören.

Zornig steuerte sie durch den dichten Wald, beruhige sich nach einer Zeit des Laufens jedoch wieder. Bald kam ihr ihre Wut so lächerlich vor, dass sie sich fragte, wieso sie überhaupt auf Aidans Provokation reagiert hatte. Genau das war doch in seiner Absicht gewesen. Doch in diesem Moment war es ihr fremd, ihn zu durchschauen. Dieser Punkt ging eindeutig an ihn.

Nach einiger Zeit stand Evelyn auf einer anderen Lichtung. Und das, was sie hier erblickte, ließ sie tatsächlich verzaubert näher treten. Vor ihr stand eine Kiste, aus der es golden flimmerte und strahlte. Sie kam näher und näher an die geheimnisvolle Kiste, bis sie fast hineinschauen konnte, als plötzlich die Jagdtruppe von vorhin wieder aus dem Gebüsch stürmte.

"Wo ist er hin?!", ächzte Mia und stützte sich auf ihren Knien ab.

"Oh nein, er darf uns nicht entwischen", sagte Cherry verzweifelt und ebenso erschöpft wie Mia.

"Er muss hier vorbeigekommen sein", meinte Gulli, der Älteste von allen und dementsprechend auch Krächzenste.

Die Truppe erblickte Evelyn. "Hey, ist er hier vorbei gekommen?", fragte Olivia tough und trat auf sie zu. Sie schien am wenigsten zu schwitzen.

Evelyn schüttelte langsam den Kopf, während sie die anderen musterte. Falls sie wirklich den Schatz vor sich hatte, sollten diese Menschen besser wieder verschwinden.

"Was hast du da?", rief Mia, als sie sich ein wenig erholt hatte.

Evelyn antwortete nicht, sondern trat etwas näher an die Kiste heran.

"He!", rief Gulli grob, "Das ist der Schatz!"

Alle Augen leuchteten mit einem Mal auf und die Spieler strömten zu der Kiste. Evelyn trat noch näher an sie heran, als die anderen zu rennen begannen. Nun rannte auch sie, streckte den Arm aus und wollte sie als erstes erreichen. Auch die anderen streckten die Arme nach ihr aus, doch was als nächstes passierte, hätte niemand vorher sehen können.

Aus dem Gebüsch fiel Carter. Mitten in die Kiste hinein. Evelyn und die anderen blieben wie versteinert in ihrer Position stehen und sogen mit einem Mal die Luft ein. Wieso war er hier?

Auf einmal streckte er den Kopf wieder aus der Kiste. "Ihr habt mich abgehängt", murmelte er beleidigt in Richtung der Truppe.

Doch niemand achtete auf seine Worte. Sie alle starrten auf seinen Hals. An diesem hing ein prachtvolles, strahlendes Schmuckstück aus Gold.

"Was starrt ihr denn so?", murrte er, sah an sich hinab und kippte augenblicklich wieder in die Kiste.

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