-~26~- Evidence for free

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Es war gerade ein Tag vergangen, als ich nach Hause kam und einen Brief in meinem Briefkasten fand. Man möchte meinen, dass ein Brief in einem nach ihm benannten Kasten keine Besonderheit war, aber auf diesem nicht ungewöhnlich weißen Umschlag gab es keine Briefmarke und keinen Poststempel. Auch nach einem Empfänger und einem Absender war die Suche erfolglos. Er war in seiner Unauffälligkeit auffällig. So weiß und nackt, ohne jeglichen Hinweis auf seine Herkunft. Alles was ich darüber wusste war, dass er in meinem Briefkasten war.

Ich trug ihn mit in meine Wohnung und setzte mich dort im Wohnzimmer auf mein Sofa, da ich schon ahnte, was sich in dem Umschlag befand und dass ich dafür eine nicht unbeträchtliche Zeit aufbringen musste, um mich vollständig mit dem Inhalt auseinandersetzen zu können.

Das Geräusch des aufreißenden Papiers war das einzige in meiner kleinen Wohnung und so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder.

Meine Hände zitterten etwas und ich hoffte, dass sich meine Befürchtungen nicht erfüllen würden, doch ich erkannte die Schriftart sofort, sobald ich das erste Wort gesehen hatte. Es war unzweifelhaft das gleiche Format, mit der gleichen Schriftart und in dem gleichen Schreibstil. 

Ein Drohbrief.

Er war nicht lang. Kadens Briefe waren wesentlich länger gewesen. Mit viel mehr Anweisungen und viel mehr Forderungen.

Bei mir waren es nur zwei Sätze.

Stoppen Sie die Ermittlungen. Schweigen Sie und halten Sie Sherlock Holmes fern.

Natürlich war meine erste körperliche Reaktion, die Verschnellerung meines Herzschlages und der Atmung, aber ich war erfreut dass mich meine logischen Fähigkeiten nicht verlassen hatten.
Auf den ersten Blick wirkte das vielleicht etwas obszön, aber was brachte es jetzt, Panik zu schieben?
Ich holte einen neuen Briefumschlag. Einen apfelgrünen, den ich zu meinem letzten Geburtstag zugesendet bekommen hatte. Ich wusste nicht, ob ich unter Beobachtung stand, also steckte ich den liebevoll getippten Brief, der mich in Angst und Schrecken versetzen sollte, in den grünen Umschlag und trug ihn, gut sichtbar für jeden Beobachter, rüber zur 221B.

Ich spielte jetzt auf höherer Ebene und ich durfte meine innerliche Unruhe nicht zeigen, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Eine Drohung bedeutete, dass ich eine ernsthafte Gefahr darstellte, für wen auch immer mir drohte. Und das bedeutete, dass sie Angst vor mir hatten. Und dass sie Sherlock von ihnen fernhalten wollten bedeutete, dass sie auch Angst vor ihm hatten.

Einen solchen Brief hatte ich als Sicherheitsmanagerin schon mehr als einmal erhalten und das Vorgehen war dabei immer gleich. Nur diesmal ging ich nicht zur Polizei und gab eine Anzeige gegen Unbekannt auf, sondern ich brachte den Brief zu Sherlock, der den Absender herausfinden würde.

Ein Drohbrief bedeute einen Beweis, den der Täter uns selbst zugesendet hatte. Evidence for free, sozusagen.

Trotzdem war ich beunruhigt. Sie hatten gezeigt, dass sie zu schlimmeren Drohungen fähig waren und auch nicht davor zurückschreckten, sie umzusetzen. Zwar hatte, wer auch immer diesen Brief geschickt hatte, bis jetzt nur Kaden bedroht und ein Pferd getötet, aber man durfte kein Risiko eingehen, falls sie doch dazu bereit sein sollten, auch einem Menschen etwas anzutun.

Tiere hatten schon immer einen hohen Stellenwert in meinem Leben, doch man durfte nicht vergessen, dass  Tiere zwar Gefühle, aber kein vergleichbares Verständnis der Realität, wie Menschen, hatten. Tiere hatten keine Zukunftspläne oder Angst vor dem Tod. Sie konnten ihr Schicksal einfach nehmen, wie es war, hatten keine Verpflichtungen. Manchmal beneidete ich sie darum. Die einzigen Dinge, die Tiere nach ihrem Tod hinterließen, waren trauernde Wegbegleiter und schöne Erinnerungen. Kein Erbe, um das man sich streiten konnte, keinen Arbeitsplatz, keine Zukunft.

Sherlock höchstpersönlich öffnete mir die Tür und erkannte in nur wenigen Sekunden, dass etwas nicht stimmte. Wortlos drückte ich ihm den Umschlag in die Hand und er öffnete die Haustür noch etwas weiter, damit ich eintreten konnte.

______

,,Warum der grüne Umschlag?", war die erste Frage, die John stellte, nachdem er und Sherlock den Brief gelesen hatten.
,,Ist mein eigener", erwiderte ich knapp und bevor ich es für John weiter erklären konnte, der mich weiterhin fragend ansah, unterbrach mich Sherlock: ,,Sehr gut. Gute Reaktion. Auf diese Art und Weise können wir erschließen, wie die Täter denken.
Es gibt drei mögliche Handlungen der Täter, die uns in der Ermittlung weiterhelfen:
Die erste und unwahrscheinlichste Reaktion ist die, dass die Absender des Briefes glauben, dass du einen anderen Brief zu uns gebracht hast. Auch wenn das wahrlich wundersam wäre und nur die Unprofessionalität der Täter offenlegen würde.
Unprofessionalität bedeutet allerdings, dass die Täter impulsiv auf alles reagieren würden. Man sollte diese Möglichkeit also nicht übersehen.
Die zweite Reaktionsart ist, dass die Täter davon ausgehen, dass es ihr Brief ist und dass sie ihre Konsequenzen durchführen werden. Leider haben sie diese nicht weiter aufgeführt, weswegen wir nicht wissen, was sie in Erwägung ziehen. Hoffen wir, dass sie sich in diesem Fall weiterhin höchstens auf Sachgüter beschränken. Das kommt aber weiterhin auf ihre Organisation an.
Die dritte Option wäre, dass sie es als Herausforderung sehen. Sie haben Angst vor uns und da wir sie in die Enge treiben, bleibt ihnen nur noch der Angriff übrig. Sie werden sich mit uns messen wollen. Die Frage ist nur, wer von uns das Spiel besser spielt."
,,Ich bin für Option vier", trug John hilfreich bei.
,,Die Sache mit dem Briefumschlag ist eine Standartvorgehensweise, die in Ascot eingeführt wurde, als es letztes Jahr zu vermehrten Drohungen kam", erklärte ich und hielt mich verkrampft an dem Keks fest, den mir Mrs. Hudson besorgt in die Hand gedrückt, oder eher genötigt hatte.
,,Also nicht meine Idee."

,,Unwichtig. Durchaus sinnvoll", erwiderte Sherlock.
,,Trotzdem, weil wir nicht wissen, welche der drei Varianten eintreffen wird, wirst du einen Schutz brauchen. Du wohnst ab jetzt bei uns."
Ich wollte widersprechen, aber ich wusste, dass er recht hatte. Ich wurde bedroht und zwar persönlich und ich brauchte Schutz.
,,Also gut", seufzte ich deshalb, ,,dann hole ich mal meine Sachen rüber."

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Hey ♡

Sorry, dass es wieder nur so ein kurzes Kapitel ist, aber die Kleinigkeiten, die in letzter Zeit passiert sind, sind wirklich wichtig für die Handlung. Für wen das jetzt noch zu wenig Action ist, kann sich auf die Kapitel freuen, die in der nächsten Zeit kommen. Da ist wieder einiges los! ;)

Was würdet ihr zu einem Kapitel aus Sherlocks Sicht sagen?
Das wäre für mich natürlich etwas aufwendiger, würde also länger dauern.
Oder seid ihr der Meinung, dass ich bei diesem POV bleiben sollte?

Schreibt doch mal in die Kommentare, was ihr davon halten würdet ;)

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