-~25~- Deine Regeln

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Ich beschäftigte mich noch den ganzen restlichen Abend, oder eher Morgen, mit den Briefen, die mir Kaden gegeben hatte.
Es waren Drohungen. Viele Drohungen. Wenn ich mich nicht verzählt hatte, mussten es über zwanzig gewesen sein, die ihm in einer kurzen Zeit zugeschickt worden waren. Manche gingen gegen ihn selbst, manche gegen seine Freundin, seine Familie, eine sogar gegen mich.
Es war von Folter die Rede, Mord, psychologischem Terror und noch vielen weiteren lebenszerstörenden Androhungen. Sie alle waren im gleichen Format, mit der gleichen Schriftart und in dem gleichen Schreibstil gedruckt.

Der letzte Brief war offenbar eine Antwort darauf, dass Kaden dem Deal zugestimmt hatte. Sie versprachen ihm eine beachtliche Menge Geld, die seinen Umzug und ein gutes restliches Leben versprach.
Ich konnte ihm nicht übel nehmen, eingewilligt zu haben. Er hatte keine Wahl.
Und er hatte recht. Die ganze Sache war größer als ich, doch ich war nicht bereit aufzugeben. Schließlich kannte ich jemanden, der größer als ich war. Der größer als das alles war. Und egal war es kosten würde, es bedeutete, dass ich Sherlock Holmes vertrauen musste. Vielleicht war es die Zeit an der Seite eines so brillianten Mannes wert.

Die Bedeutung verletzt zu werden, war verschwindend gering im Gegensatz zu der gemeinsamen Zeit mit dem Detektiv. Was hatte ich zu verlieren? Ich hatte die Aussicht auf eine bewusstseinserweiternde Zeit und danach auf eine Trennung, die von mir abhing. Entweder ließ ich sie gut ausgehen, oder schlecht. Aber jetzt war noch nicht die Zeit für eine Entscheidung.

Herzensbrüche waren nur ein weiterer Lebensabschnitt, der vorbeigehen würde und aus dem man etwas lernte.

Was zählte, war die Entwicklung. Privat und auch im Fall. Vollkommenes Vertrauen war die bestmögliche Lösung. Es ging um die Aufklärung eines Verbrechens und alles was ich tun musste, war dem Experten in diesem Gebiet seine Arbeit machen zu lassen. Ja, Sherlock hatte Geheimnisse, aber sie dienten einem Zweck. Vielleicht einem, den ich jetzt noch nicht verstehen konnte.

Ich entschloss mich, dem Detektiv eine Nachricht zu senden. Zwar hatte ich mir selbst vor langer Zeit geschworen, keine Nachrichten mehr nach Mitternacht aus einem emotionalen Kontext abzusenden, aber hier war ich mir sicher. Das war kein Fehler.

Wir spielen ab jetzt nach deinen Regeln
- LC

Ich drückte auf senden und nur wenige Sekunden später kam das "gelesen"-Symbol zum Vorschein.
Das Spiel hatte begonnen.

______

Am nächsten Morgen öffnete ich meine Wohnungstür und mein Flur war verschwunden. Natürlich war er physisch noch da, aber er war nicht mehr zu erkennen, was nicht unwesentlich an dem Rosenmeer auf dem Boden lag. Der ganze Flur war vollgestellt mit Vasen, mit Rosensträußen in einem tiefen Bordeauxton. Ich hatte Schwierigkeiten, aus meiner Wohnung zu treten und hörte innerlich schon, wie sich Mr. Johnson über den plötzlichen Garten, der sich nicht mal vor seiner Tür befand, aufregen würde.
Nachdem ich es geschafft hatte, zwischen die Vasen zu treten, ohne eine von ihnen umzuwerfen und meine Tür hinter mir zu verschließen, drehte ich mich in Richtung Treppenhaus. Am Ende des Flurs und des damit verbundenen Blütenmeers stand der Detektiv in seinem Mantel. Die Locken ordentlich gebändigt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mir entgegenlächelnd.

,,Du... Das ist für mich?", fragte ich gedankenlos und ich erwartete schon, dass er wieder die Augen verdrehen würde, doch zu meiner Überraschung lächelte er nur noch weiter.
,,Zugegebenermaßen nicht meine Idee, eher Johns, aber auch er bringt zuweilen gute Beiträge", sagte Sherlock und seine Augen strahlten.
,,Danke... Ich meine, ich weiß nicht, was ich sagen soll...", sagte ich unsicher und sah noch einmal um mich herum, als würde ich mich nochmal versichern müssen, dass das hier wirklich passierte. Freunde schenkten sich keine roten Rosen. Rote Rosen waren romantisch. Freunde waren untereinander nicht romantisch.
,,Du musst nichts sagen. Ich möchte mich für deine Nachricht bedanken", erwiderte Sherlock und jetzt war ich diejenige, die es schwer hatte, nicht die Augen zu verdrehen.
,,Nein, ich meine... Wie viele Rosen sind das-"
,,Genau 462", unterbrach mich der Detektiv.
,,Und", versuchte ich jetzt endlich meinen Satz zuende zu sprechen, ,,wer räumt das alles jetzt wieder weg?"

Das Lächeln aus Sherlocks Gesicht verschwand schlagartig.
,,Ich richte John aus, dass es eine schlechte Idee war."
,,Nein, tut mir leid." Ich fing nun an zu lachen. ,,Das meine ich nicht so. Es ist schön, vielleicht etwas zu viel, aber ich muss jetzt zur Arbeit."
Meine Reaktion tat mir schon etwas Leid, aber ich stand gerade wirklich unter Stress und war durch die kleine Aktion jetzt schon etwas zu spät.

,,Ich kann die Blumen nicht hier stehen lassen, aber Zeit fürs Wegräumen habe ich auch nicht, also..."
,,Ich werde sie wegräumen", erwiderte der Detektiv und ich zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
,,Wirklich?"

Es dauerte einige, viel zu lange, Sekunden, um mir einen Weg durch die Vasen zu Bahnen, bis ich vor dem Detektiv stand.
,,Danke." Ich lächelte ehrlich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich die Treppen hinunter ging.

______

Tatsächlich war keine einzige Spur von dem Rosengarten in unserem Flur übrig, als ich wieder zuhause ankam. Ich fragte mich unweigerlich, wohin er die Blumen geschafft hatte, aber nur wenige Minuten später fand ich heraus, dass er mindestens die Hälfte in meine Wohnung gebracht haben musste. Wo die andere Hälfte war, blieb ein ungelöstes Rätsel.
Die Blumen waren erstaunlich geschmackvoll in den einzelnen Räumen platziert worden.

Zuerst fielen sie mir im Flur ins Auge, wo drei Vasen auf der Kommode standen und eine neben dem Spiegel.
Ich warf einen Blick ins Bad, wo sie auf dem Rand des Waschbeckens platziert waren und auch im Schlafzimmer standen fünf Sträuße, liebevoll verteilt, wo auch immer sie hingepasst hatten.

Im Wohnzimmer saß der Detektiv auf dem Sofa. Natürlich waren auch hier die Vasen unübersehbar, aber er zog nochmal eine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Er saß mit überschlagenen Beinen und ausgebreiteten Armen in der Mitte der Sitzgelegenheit und betrachtete sein Werk, bis sein Blick zu mir schweifte.

,,Hallo Sherlock", begrüßte ich ihn lächelnd. ,,Tut mir leid, wegen heute morgen, aber ich war wirklich im Stress. Du hast die Blumen wirklich wunderschön platziert."
,,Du scheinst nicht der romantische Typ zu sein", stellte mein Gegenüber trocken fest.
,,Nein", schmunzelte ich. ,,Das bin ich tatsächlich nicht."
Ich zog einen Stuhl von dem Esstisch ein Stück zurück und ließ meine Tasche darauf fallen. ,,Aber ich weiß die Geste zu schätzen. Tee?"
,,Gerne", erwiderte der Detektiv und ich ging in die Küche, um das Wasser aufzusetzen.

Einige Minuten später kam ich mit zwei dampfenden Tassen wieder und setzte mich zu Sherlock auf das Sofa.
,,Und? Was hast du als nächstes vor?", wollte ich wissen.
,,Owens hat inzwischen zwei weitere Wetten erfolgreich abgeschlossen. Er hat scheinbar in fast jeder Rennanlage Insider, die ihm Tipps geben."
,,Nicht überall sind die Rennen manipuliert. Manchmal braucht man einfach Glück zum gewinnen, eigentlich sollte es immer so sein", merkte ich an und nippte am meinem Tee.
,,Mit den richtigen Mitteln gibt es immer eine Möglichkeit den Gewinner zu 'ermitteln'. Im wahrsten Sinne des Wortes", antwortete Sherlock und wandte sich mir noch ein Stück weiter zu.
,,Und was hat das mit uns zu tun?", fragte ich.
,,Er weiß, dass ich ihn beobachte und ich weiß, dass er mich beobachtet. Er wird bemerkt haben, dass ich in den letzten Tagen erhebliche Einbrüche in meinen Gewinnzahlen erlitten habe", erklärte er und ich zog fragend die Augenbrauen zusammen.
,,Ich habe doch-"
,,Ja, durch deine Manipulation hatte ich die Möglichkeit, auch Schulden entstehen zu lassen. Natürlich nur auf dem Bildschirm, versteht sich."

Ich konnte nicht anders, als mir Sorgen zu machen. Zahlen so zu manipulieren, dass sie mehr wurden, war keine Besonderheit, aber künstlich Schulden zu erzeugen war etwas anderes. Ich wusste bis jetzt nicht mal, dass es das Gerät zuließ.

,,Und?", fragte ich weiter.
,,Ich habe Mr. Owens um Hilfe gebeten. Er wird in zwei Tagen in die 221B kommen und mir einen Deal vorschlagen. Er glaubt, die Oberhand zu haben."
Sein zusichernder Gesichtsausdruck brachte etwas Ruhe in mich.
,,Okay, ich vertraue dir. Aber bitte komme nicht in Schwierigkeiten."
,,Das kann ich dir leider nicht versprechen. Ich habe die Briefe gelesen. Und wie hat es Kaden gesagt: ,Du bist in Gefahr.' Das werde ich nicht zulassen."

,,Aber bitte keine Rosen mehr. Was hast du mit den restlichen gemacht?"
,,Eine kleine Entschuldigung an meinen Bruder. Die Sache mit dem Corgi hat ihn wohl doch härter getroffen, als ich zunächst angenommen hatte. Keine Sorge, keine Blumen mehr."

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