-~37~- Um jeden Preis

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,,Ich treffe mich gleich mit Laurel", teilte ich Sherlock mit, der mir gespannt dabei zusah, wie ich meine Jacke anzog.
,,Ja, das hattest du heute morgen schon gesagt, aber du hast mir immer noch nicht erklärt, warum", erwiderte Sherlock und verschränkte wie ein keines Kind die Arme vor der Brust.
,,Weil sie meine beste Freundin ist", antwortete ich.
,,Was ist mit mir?", fragte Sherlock und ich hätte fast laut aufgelacht, hätte ich nicht gewusst, dass er das vollkommen ernst meinte.
,,Du bist mein fester Freund. Laurel ist meine beste Freundin. Manchmal muss ich einfach mal mit einer Frau über... Frauensachen sprechen", versuchte ich zu erklären, aber ich sah, dass sich nur noch mehr Fragezeichen vor seinem inneren Auge bildeten.
,,Warum ist das Geschlechterabhängig?"
Jetzt konnte ich das Schmunzeln wirklich nicht mehr zurückhalten und ging auf ihn zu.
,,Ich bin in spätestens drei Stunden wieder zurück. Mach dir keine Sorgen um Dinge, die unwichtig sind. Versuche nicht das ganze Haus zu zerlegen, während ich weg bin." Damit gab ich ihn einen Kuss und wandte mich wieder von ihm ab, um zur Tür zu gehen.
,,Aber warum gehst du zu Laurel, wenn es unwichtig ist?", fragte Sherlock noch hörbar verwirrt aber ich zog nur kichernd die Tür hinter mir ins Schloss.

Manchmal fragte ich mich wirklich, ob er es wirklich nicht verstehen konnte oder ob er es nicht wollte. War es ein Ausdruck von Eifersucht? Oder konnte er einfach das Konzept einer Freundschaft nicht verstehen? Aber jenes konnte ich mir nicht vorstellen, schließlich war er seit vielen Jahren mit John befreundet. Manchmal war er einfach noch ein Rätsel für mich.

______

Angekommen bei Laurel öffnete sie mir freudig die Tür zu ihrer Wohnung. ,,Hallo Liv, komm rein!"
,,Hey Laurel", begrüßte ich sie ebenfalls und folgte ihr dann in ihr Wohnzimmer, in das sie mich führte.
,,Ich habe einen Kuchen gebacken", sagte sie und deutete auf den schön gedeckten Tisch in der Mitte des Raumes. ,,Setz dich doch schonmal. Ich hole noch den Tee."
Damit verschwand sie ins Nebenzimmer und ich setzte mich an den Tisch, wie sie es vorgeschlagen hatte. Bevor sie zurück kam, hatte ich etwas Zeit, mich umzusehen. Das erste, was mir aufgefallen war, war die unglaubliche Wärme im Raum, die von dem Kamin in der Ecke kam. Der Sommer in England war vorbei und London präsentierte seine herbstlichen Regentage voller Stolz, aber es war bei weitem noch nicht kalt. Laurel schien es jedoch trotzdem zu frieren. Weiterhin sah ich einige Figuren auf dem Kaminsims, die sie aus ihren Reisen mitgebracht hatte.

In diesem Moment kam sie wieder zurück und trug dabei eine gläserne Teekanne.
,,Könnten wir vielleicht das Fenster etwas aufmachen? Es ist sehr warm hier", bat ich sie, während sie die Kanne auf dem Tisch abstellte.
,,Kein Problem. Tut mir leid, ich friere immer und merke gar nicht, wenn es zu warm ist." Sie öffnete das Fenster und ich bedankte mich bei ihr.
,,Als ich damals von meinem Auslandsjahr wiedergekommen bin, habe ich in Großbritannien immer gefroren. Irgendwie hat es seitdem nie aufgehört", erklärte sie nachdenklich und setzte sich dann mir gegenüber an den Tisch.
,,Das ist tatsächlich ungewöhnlich. Das ist doch schon einige Jahre her", wunderte ich mich.
,,Ja, das stimmt. Wer weiß", erwiderte Laurel schulterzuckend und schenkte uns den Tee aus.
,,Wie geht es eigentlich dir und diesem Mann, den du kennengelernt hast?", fragte ich sie neugierig und sie seufzte theatralisch.
,,Das Wort ,kompliziert' war noch nie so passend. Dabei sind Frauen doch die, die nicht zu verstehen sind", lachte sie.
,,Was du nicht sagst. Einen von dieser Sorte habe ich auch", erwiderte ich. Es war erleichternd, jemanden zu haben, der ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Mit dem ich einfach mal über all das reden konnte, was mich belastete.

,,Aber irgendwie schaffen sie es doch immer, alles wieder gut zu machen", sagte Laurel dann. Ich lächelte sie zustimmend an und nahm einen Schluck von meinem Tee.
,,Wie geht es deinen Panikattacken?", fragte Laurel besorgt.
,,In letzter Zeit habe ich keine mehr. Es war nochmal einprägsam, als wir Owens geschnappt haben, aber seitdem hatte ich weder Flashbacks, noch irgendwelche Hirngespinste", antwortete ich und Laurel atmete erleichtert auf.
,,Das ist schön zu hören. Diese Droge ist furchtbar. Wie ist es möglich, dass ihre Nachwirkungen so lange anhalten?"
,,Ich habe keine Ahnung", seufzte ich, ,,Vielleicht halten sie für immer an oder das Trauma hat mitgemischt..."
,,Hoffen wir, dass sie bald wieder verschwinden", erwiderte Laurel und Strich sich eine ihrer blonden Strähnen hinter das Ohr, ,,aber jetzt zu einem hoffentlich schöneren Thema: Wie läuft es zwischen dir und Sherlock?"

,,Gut. Er ist toll, manchmal etwas kompliziert, aber insgesamt..."
Laurel zog fragend eine Augenbraue hoch.
,, ,Gut' ist nicht ,perfekt'. Was belastet dich denn noch, Süße?", wollte sie wissen und hatte damit genau den Finger auf der Sache.
,,Er ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Manchmal gibt es noch die Suchtgeschichten, aber er bessert sich. Es gibt niemanden, mit dem man mehr erleben könnte und er ist einfach brilliant, aber irgendwie... Ich kann ihm einfach nicht vollständig vertrauen. Sein Bruder hat mich vorgewarnt, dass er unter Umständen nicht die Wahrheit sagen könnte und ich..."
,,Liv", unterbrach mich Laurel. Sie nahm meine rechte Hand in ihre und lächelte mich sanft an. ,,Ich kenne dich doch. Dir ist es schon immer schwergefallen, zu vertrauen. Vertrauen ist jedoch das wichtigste in einer Beziehung. Rede mit ihm. Er muss mit dir sprechen, ansonsten weißt du, dass er dir wirklich etwas verheimlicht. Was auch immer es ist."
Ich seufzte und nickte. ,,Du hast ja recht, aber-"
,,Kein ,aber'. Du bist immer so verkopft. Sherlock ist ein brillianter Mann, wie du schon sagtest. Er ist der logische Teil in eurer Beziehung. Sei du der emotionale. Das braucht ihr beide."
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, also sah ich Laurel etwas hilflos an.
,,Sherlocks Bruder hat dich vorgewarnt, bevor ihr überhaupt zusammen gewesen seid. Von dem, was du mir erzählt hast, würde ich meinen, dass er ein Mann mit Kontrollverlustängsten ist. Gib dem ganzen eine Chance. Was hast du denn zu verlieren? Glaub mir, falls alles schief gehen sollte, bin ich für dich da und dann schlage ich diesem Detektiv so sehr ins Gesicht, dass er seine Deduktionen vergisst!"

Laurel hob ihre Faust drohend an und ich kicherte über ihre kleine Rede.
,,Danke. Du bist die beste", sagte ich dann aufrichtig. ,,Wie konnten wir uns damals nur aus den Augen verlieren?"
,,Tja, da waren Dinge... und andere Dinge... Ich bin jedenfalls froh, dass wir uns wiedergefunden haben", lächelte sie.
,,Ja, ich auch. Aber bis jetzt haben wir immer nur über mich geredet. Wie geht es dir denn?"
,,Keine Sorge, bei mir ist alles in Ordnung. Ich möchte, dass sich heute alles nur um dich dreht", verkündete Laurel, zwinkerte mir zu und deutete dann auf die Sahne, die neben mir auf dem Tisch stand. ,,Du musst die unbedingt probieren. Die habe ich selber gemacht."

______

Tatsächlich waren mehr als drei Stunden vergangen, als ich mich von Laurel verabschiedete. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen Sherlock, aber meine Freundin und ich hatten uns einen Plan ausgedacht, wie ich Sherlock dazu bringen würde, mit mir zu reden.

Es regnete auf der Rückfahrt und ich schrieb Sherlock, dass er mich in einer halben Stunde im Landmark London Hotel treffen sollte. Laurel hatte es tatsächlich geschafft, dank einiger Kontakte zum Retaurantbesitzer, noch für heute Abend einen Tisch zu reservieren. Ich hätte ihr niemals dankbarer sein können. Zu allem Überfluss hatte sie mir dann noch eines ihrer teuren Cocktailkleider aus ihrer Lieblingskollektion geliehen. Mode lag nie in meinem Interessengebiet, jedoch schätzte ich es heute sehr. Es war eng geschnitten, tiefschwarz und besaß eine wunderschöne Raffung. Zusammen mit der Silberkette, die ich heute trug, war es einfach perfekt und sogar die Schuhe passten.

Die Regentropfen, die auf die Windschutzscheibe prasselten gaben einen Takt vor und ich summte zu Leave a Light on, das im Radio lief, mit.
Sherlock und ich hatten beide Fehler gemacht, unter denen unser gegenseitiges Vertrauen gelitten hatte. Vielleicht brauchten wir einfach ein Licht auf der Hügelspitze, das uns den Weg zeigte, wie es Tom Walker sang.

Ich fuhr vor dem Hotel vor und sofort öffnete mir ein Portier die Wagentür, damit ich aussteigen konnte. Ich bedankte mich bei ihm und gab ihm meinen Autoschlüssel, damit er mein Auto wegfahren konnte.

Im Hotel führte man mich in den mit Glas überdachten Innenhof. Ich staunte über die Palmen, die dort wuchsen und um die die Tische standen. Einige reichten beinahe bis zur Decke und ihre Blätter waren so breit wie ein drittel des Raumes. Geschmackvolle Baststühle standen um weiß eingedeckte Tische und auf einem großzügigen Balkon, der zu einer erhöhten Ebene gehörte, die den Saal rings herum mit ihrer weißen Mauer und dem lackschwarzen Geländer abgrenzte, stand ein anthraziter Flügel.
Für dieses Essen würde ich wohl meine gesamten Ersparnisse dieses Jahres aufbrauchen müssen. Unter gar keinen Umständen würde ich Sherlock zahlen lassen, schließlich hatte ich ihn eingeladen.

Die Oberkellnerin brachte mich zu unserem Tisch, der ganz nah an einer der kleineren Palmen stand. Sobald sie sich verabschiedet hatte, stand auch schon der Somellier vor mir und fragte nach meinem Weinwunsch. Ich lehnte den alkoholischen Vorschlag dankend ab, in der Erinnerung was mir Sherlock und mir vor einigen Tagen im Hotel passiert war, und fragte stattdessen nach einer alkoholfreien Variante.

Noch bevor der Somellier wieder zurück war, trat Sherlock an den Tisch. Er trug wieder den schwarzen Anzug, den er zur Gala in Ascot getragen hatte und hatte sich seine Locken streng zurückgegeelt.
,,Hi Sherlock", begrüßte ich ihn lächelnd. Seine Reaktion konnte ich leider nicht sehen, da er seinen Mundschutz trug und ihn weit ins Gesicht gezogen hatte. Nur seine Augen sahen unergründlich zu mir.
,,Willst du dich nicht setzen?", fragte ich etwas verwirrt.
,,Wir können hier nicht bleiben. Komm mit", sagte Sherlock nur, bevor er mich am Arm packte und aus dem Hotel zog.

,,Hey Sherlock, warte! Warum?", fragte ich ihn dabei immer wieder, ging weiterhin aber trotzdem anstandslos mit ihm mit.
Vor dem Hotel pfiff Sherlock den Portier her und ließ ihn mein Auto holen.
,,Was ist denn los?", fragte ich besorgt.
,,Das ist das Restaurant, in dem John Mary den Antrag machen wollte. Ich habe hier... Hausverbot", erklärte Sherlock und ich lachte beinahe laut los, das zweite mal an diesem Tag.
,,Was? Warum hast du mir nie etwas davon erzählt? Hör mal, den Wein, den ich hier bestellt habe, kostet mich ungefähr die Hälfte meines Monatsgehalts. Wir können jetzt nicht einfach gehen." Sherlock sah entschuldigend zu mir, aber ich konnte nicht anders, als leise zu lachen. Die Situation war einfach zu amüsant. Sherlock schien das nicht so zu sehen.

,,Was ist denn jetzt so lustig? Hast du etwa schon etwas von dem Wein getrunken?", fragte er schnippisch, doch das hielt mich nicht davon ab, weiter zu schmunzeln.
,,Nein, es wäre aber sowieso alkoholfreier gewesen", erklärte ich.
,,Was ist dann so lustig?", fragte Sherlock irritiert.
,,Ich muss einfach immer lächeln, wenn ich dich sehe, weil ich dich liebe", erwiderte ich und realisierte im gleichen Moment, was ich gesagt hatte. Erschrocken schlug ich mir eine Hand vor den Mund und war heilfroh darüber, als der Portier mit meinem Auto zurückkam.
Ich beeilte mich, hineinzukommen. Sherlock stand immer noch perplex auf dem Bürgersteig und starrte in die Leere.

Ich war erschrocken über mich selbst. Jetzt war es real, echt, wirklich hier. Mein Herz schlug gerade, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Und alles worüber ich im Moment nachdenken konnte war, dass ich den Detektiv gerade kaputt gemacht hatte, so regungslos wie er dastand. Langsam machte er mir wirklich Sorgen.
Nachdem er mehrmals vom Portier angesprochen worden war, setzte er sich endlich zu mir ins Auto.
,,Ich... Ähm... Also eigentlich hatte ich den Abend anders geplant", murmelte ich peinlich berührt und sah vorsichtig zu ihm herüber, doch er starrte immer noch nur in die Leere.

Der Portier klopfte an meine Scheibe und ich sah zu ihm herüber.
,,Miss, Sie müssen jetzt bitte wegfahren", erinnerte er mich.
,,Ja, natürlich", erwiderte ich entschuldigend nickend und beeilte mich, loszufahren.

Nach ein paar Minuten Fahrt meldete sich Sherlock doch wieder zu Wort und ich erschrak nahezu, als ich seine tiefe Stimme vernahm: ,,Fahre hier mal links ran."
Zögerlich folgte ich seiner Anweisung und stellte den Motor ab, als wir in der Parklücke standen.
Sherlock öffnete die Beifahrertür, doch bevor er ausstieg hielt er noch einmal inne und lehnte sich wieder zu mir zurück, um mir einen zärtlichen Kuss zu geben. Ich genoss die sanfte Nähe, doch sie war viel zu schnell wieder vorbei und er stieg aus dem Auto aus.
Unsicher ob ich ihm folgen oder lieber warten sollte, entschied ich mich für letzteres.

Tatsächlich hatte ich damit richtig gelegen, denn nur einige Minuten später kam Sherlock mit zwei Pappschachteln voller Chinanudeln wieder.
,,Un dîner au Landmark London", kommentierte er die, die er mir entgegen hielt.
,,Wir sind hier in meinem Auto", kicherte ich nur, nahm die Schachtel aber entgegen.
,,Viel besser als dieses steife Restaurant", erwiderte Sherlock, während er seine Essstäbchen auspackte.
,,Ja, vielleicht hast du recht", erwiderte ich schmunzelnd. ,,Dabei haben wir extra einen Tisch bekommen, trotz dass das Restaurant ausgebucht ist und Coronaregelungen herrschen. Laurel hat alle ihre Kontakte spielen lassen."

Wir aßen eine Weile schweigend, bis Sherlock die angenehme Stille brach: ,,Also? Du wolltest irgendetwas mit mir besprechen?"
Ich hielt in meinem Essen inne und suchte nach Worten.
,,Ja, also ich... Wofür brauchst du mich jetzt noch? Ich meine... in Hinsicht auf den Fall. Wir haben Owens geschnappt und... Willst du das Netzwerk zerstören, wie du es bei Moriarty gemacht hast?"
Bei Erwähnung dieses Namens verhärteten sich seine Gesichtszüge und er spannte sich sichtlich an.
,,Das Netzwerk ist nicht so gut ausgebaut, wie bei Moriarty. Ich denke es reicht, wenn wir den Hotelbesitzer aus Spanien finden. Er wird der Kopf der Schlange sein", erwiderte er dann.
Ich nickte verstehend. ,,In Ordnung. Kann ich dir denn vertrauen, dass wir... Also du und ich...?"
Scheinbar schien weder ich noch Sherlock zu wissen, was wir sagen sollten, weswegen er sich einfach erneut zu mir herüber lehnte und mich küsste.
,,Ich kann dir nicht versprechen, was die Zeit bringen wird, aber ich kann dir sagen, dass ich den Fall lösen werde. Um jeden Preis."

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