Mind Palace - Sherlock

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Sentimentalität.

Gebt mir ein Wort und ich referiere für Stunden darüber. Aber dieses Wort, über dieses eine Wort würde ich Tage referieren.
Es hat seine Bedeutung verloren. Es ist kein Wort voller Vertrauen mehr, keines voller Liebe, wie es der Großteil der Bevölkerung bezeichnen würde.
Es ist ein Wort der Schwäche, dessen Existenz der Schwachstelle der menschlichen Entwicklung einen Namen gibt. Sentimentalität als evolutionärer Nachteil.
Sie fehlt in den niedrigsten Instinkten von Tieren, schließlich ist Liebe keine Notwendigkeit für die optimale Reproduktion, sie steht ihr sogar eher im Wege.
Es wird nach gesündestem Körper, nach bestem Stammbaum, nach verbesserten Eigenschaften, die einen evolutionären Vorteil bringen, gewählt. Kein Tier wählt nach bestem Redner, schönsten Haaren oder nettestem Charakter.
Sentimentalität hält die Menschheit von der optimalen Entwicklung ab.

Allerdings ist sie auch, von einer anderen Perspektive aus betrachtet, eine natürliche Zensur für die menschliche Vermehrung. Eine noch stärkere Überbevölkerung würde unseren Planeten proportional und damit noch schneller in die Knie zwingen. Sentimentalität als natürlicher Feind für den Menschen.
Ein genialer Schachzug der Natur, der von dem winzigen Verstand der allgemeinen Bevölkerung als Geschenk wahrgenommen wird, schließlich würden nur aus dieser Zuneigung Kinder und Familien entstehen. In Wahrheit aber bräuchte der Mensch keine Familie, wenn er nicht die Einsamkeit mit dem Alleinsein verwechseln würde.
Der Begriff der Einsamkeit beleidigt mein Alleinsein, um das ich mich nicht beklage. Denn niemand kann mein Alleinsein jemals aufhalten. So weit kann kein Mensch in meinem Umfeld denken. Nicht John, nicht Lestrade, nicht Mrs. Hudson. Und ganz bestimmt nicht Anderson.

Und auch nicht Liv.

Mein Bruder hätte die Fähigkeit, wenn er nicht mein Bruder wäre.
Das bringt mich jedoch zu einer anderen Überlegung meinerseits.
Die logische Intelligenz, die mein Bruder und ich besitzen, ist natürlich nur ein Teil des Ganzen. Emotionale Intelligenz ist ein anderer, über den wir beide wohl nur sehr wenig verfügen. Jedoch, wenn man die Fragwürdigkeit der Sentimentalität betrachtet, wirft es den Konflikt der Sinnhaftigkeit von emotionaler Intelligenz auf.

Mit emotionaler Intelligenz ist man niemals allein, außer es ist wirklich niemand da. Das ist Einsamkeit.

Man könnte also der hohen logischen Intelligenz den Begriff Alleinsein zuordnen und der allgemeinen emotionalen Intelligenz die Einsamkeit.

Durchaus ein interessantes Konzept, das ich in einigen Experimenten nach seinem Wahrheitsgehalt prüfen will.

In diesem Kontext könnte ich bei mir anfangen: Bin ich, als logisch intelligenter Mensch, allein?
Nun, Alleinsein beinhaltet die vollkommene Abwesenheit anderer Menschen. Der physische Zustand also. Allerdings löst Alleinsein kein negatives Gefühl aus.
Bin ich also allein? Ja, ab und zu, aber nicht immer. In mir löst das jedoch keine Einsamkeit aus.

Ein sehr emotionaler Testkandidat würde in meiner Simulation vermutlich unter dem Alleinsein einsam werden. Nehmen wir Anderson, bei dem ich sicher sein kann, dass der Anteil seiner logischen Intelligenz recht gering ist. Er ist die optimale Repräsentantion des sozialen Wesens Mensch. Ist er einsam? Offensichtlich, laut seiner sexueller Verzweiflung.

Aber nun zur letzten Frage: Bin ich es? Bin ich einsam?

Ja.

Ich bin einsam, in meinem Kopf. Wenn ich ausspreche, was ich denke, trifft es immer auf Unverständnis. Niemand kann sich mit mir auf ein Niveau begeben, oder sogar höher. Niemand kann meinen Verstand noch mehr fördern.

Doch, ich kann es. Mit den Fällen...

Also bin ich nun einsam? Nein? Oder doch? Bin ich nur allein?

Ein Maß solcher Verwirrung habe ich noch nie erlebt, was jedoch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass es ein sentimentales Thema ist, dessen Umstand mich noch nie interessiert hat.

Was also, ist das Ergebnis des Experiments?
Meine These ist falsch. Zumindest teilweise. Alleinsein können und müssen wir alle, aber einsam zu sein, das ist eine Entscheidung und Definitionssache des Individuums.

Will ich einsam sein?

Um diese Frage zu beantworten muss ich tiefer in meinen Gedächtnispalast eindringen und Erinnerungen hervorrufen, die bei mir in der Vergangenheit das Gefühl von Einsamkeit beinhalteten.

Ich war einsam bei... unserem Streit gewesen. Erst hatte ich mich nur mit John gestritten, was keine Ungewöhnlichkeit mehr ist, doch dann kam Liv dazu. Natürlich war es nie geplant gewesen, sie bei mir zu behalten, nachdem wir Owens überführt hatten, jedoch war der Zeitpunkt doch etwas überraschend gekommen. Offenkundig war es mir bewusst gewesen, dass sie unsere Auseinandersetzung in Ascot mitbekommen können würde, jedoch hatte ich nicht mit einer so wütenden Reaktion gerechnet. Ich hatte vierundzwanzig mögliche Abläufe vorher durchdacht, doch das war keiner davon gewesen.
Niemals hätte ich erwartet, dass sie mich als sentimental bezeichnen würde, wobei ich ihr doch deutlich bewiesen hatte, dass ich alles andere als liebend gewesen bin. Es musste einen Fehler in ihren logischen Schlussfolgerungen geben, denn ich konnte nicht der Fehler sein. Vielleicht sollte ich danach suchen?

Wenn ich jedoch nicht sentimental bin, kann ich nur beschwerlich einsam sein. Die Antwort auf die Frage hieß also: Nein, ich bin nicht einsam und kann es auch nicht sein, selbst wenn ich es wollte.

Als Liv noch am gleichen Abend zu mir gekommen ist, hat sie mich jedoch erneut irritiert. Sie hat sich bei mir entschuldigt. Ihren Fehler erkannt, bevor ich es getan habe. Rückblickend hat sie das immer getan: die Schuld auf sich genommen. Ist das Ausdruck ihrer Sentimentalität? Höchstwahrscheinlich.

Jedoch ist auch die Schuldfrage eine Frage, die Fern aller Logik und allem Determinismus lag. Sie ist ein Modell der Gesellschaft, die dazu dient, die kognitiv herausgeforderte Bevölkerung in Schach zu halten. Für alle, die jedoch über den Tellerand hinaussehen, stellt sie sich als sinnfrei und primitiv dar. Aufgrund der einfachen Bevölkerung muss sie jedoch aufrecht erhalten werden, weil sie Teil der gesellschaftlichen Moralen darstellt.

Würde ich jetzt mit dem Thema der Gesellschaftsordnungen beginnen, würden Tage vergehen, was angesichts der gerichtlichen Aussage, die Owens am Montag machen wird, bedauerlich wäre.

Ich hatte auf Livs Primitivität durchaus emotional reagiert. Ich war gelangweilt und tatsächlich kopflos augrund dieser Enttäuschung gewesen. Ich war genervt davon, dass sie nicht anders ist als alle anderen, dass sie in diesem Moment nicht sachlich geblieben ist und unser Wortspiel beendet hat, indem sie mich unter Anklage gestellt hat. Schließlich habe ich es verprochen: Ich würde den Fall aufklären, um jeden Preis. Liv hielt mich dabei nur auf.

Schließlich war sie die erste, die bemerkt hat, dass ich sentimental geworden war, trotz rein logischer Unwahrscheinlichkeit. Und das hatte ich sofort beenden müssen, auch gegen das in mir aufstrebende Gefühl von Einsamkeit.

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