Mind Palace - Sherlock

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Vertrauen.

Ein Zustand dessen Erhalt genauso schwer ist, wie seine Ausführung. Offenkundig ist es absolut ungeplant gewesen, nicht vertrauenswürdig zu sein. Es passierte einfach. Ich hatte es nicht als notwendig angesehen.
Vertrauen ist Grundlage einer Beziehung, die ich sonst immer als primitiv und als zu belächeln bezeichnet habe - und auch noch tue.

Eine Beziehung, Liebe, ist ein Nachgeben der niederen Instinkte und es ist eine Frage des Willens, diesem Drang standzuhalten.

Unweigerlich mit dieser Willensfrage kommt mir aber auch eine Sinnfrage: Warum sollte man gegen das innere Verlangen ankämpfen?
Betrachtet man meine Position im Universum, ist mein Einfluss geradezu lachhaft. Kein einzelner Mensch, kein Volk, kein Planet kann irgendetwas im Verlauf der Zeit und im Universum ausrichten. Es ist eine Ohnmacht des Einflusses.
Das Universum interessiert es nicht, ob man als Arzt hunderte Leute auf dem Schlachtfeld gerettet hat, oder ob man seine Tage in einem verlassenen Haus mit vielen Gleichgesinnten, die entweder high oder stoned sind, verbringt.
Das menschliche Leben, die gesamte Menschheitsgeschichte, ist nur ein Bruchteil eines Wimpernschlages der Zeit. So schnell wie alles gekommen ist, wird es vorbei sein.
Wieso also, sollte ich irgendetwas auf diesem Planeten bewegen wollen, indem ich mich gegen meine eigene Natur wehre?

Diese absolut logische Tatsache geht mir seit Jahren durch den Kopf und ich muss bedauerlicherweise sagen, dass ich noch kein Gegenargument finden konnte. Andererseits befinde ich mich jetzt in einer neuen Lage. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemanden treffen würde, der diese niedrigen Instinkte bei mir auslöst. Und doch stehe ich jetzt in meinem inneren Disput: Die mir absolut wichtige Wahrung der Selbstständigkeit und dieser merkwürdige, beinahe bemerkenswerte Drang, jemanden an meiner Seite zu haben, dem ich vertrauen kann.

John kann ich vertrauen. Ausnahmslos, zu einhundert Prozent.. Nun gut, vielleicht nicht ausnahmslos, aber zumindest in den häufigsten Fällen. Zu achtzig Prozent. Oh man, ein zwanzigprozentiger Sprung. Vielleicht doch etwas zu viel~ Jedenfalls, dient der geringe Prozentsatz, in dem ich ihm nicht vertrauen möchte, nur zu seinem eigenen Schutz und der Kontrolle der perfekten Abläufe meiner Pläne.
Aber John hatte Rosie. Und er hatte seine feste Überzeugung der Heterosexualität.

Ich habe wahrhaftig nicht das Verlangen, den in der Gesellschaft so geliebt verhassten Schwellkörper, den ich mein eigen nennen muss, wie jedes andere männliche Lebewesen unserer Spezies, in irgendeine Körperöffnung zu stecken. Viel mehr suche ich nach jemanden, der vorurteilsfrei und offen und ernsthaft meiner wahren Meinung gegenübertritt. Ich möchte mich mit jemanden umgeben, der nicht nur brav nickt, wie der Goldfisch im Glas, der seine Runden schwimmt, weil er nicht aus der Öffnung und über den Rand des Glases hinaussehen will. Ich möchte jemanden, der mir widerspricht, mit dem ich mich weiterentwickeln und vor allem neue Denkprozesse eröffnen kann, der nicht alles persönlich nimmt und sich selbst nicht in der Opferrolle sieht. Und meine Wahl der Person kann das - zumindest zeigt sie Anzeichen dazu.

Trotzdem habe ich sie verschreckt. Sie vertraut mir offenkundig nicht und ich kann es ihr nicht übel nehmen. Aber meine Handlungen waren und sind nur dazu da, sie in Sicherheit zu wiegen. Und jetzt bringt sie einen Drohbrief zu mir, in dem geschrieben steht, dass sie ihn nicht zu mir bringen soll. Ein durchaus kluger Schritt und ein Nachweis für mich, dass ihr Vertrauen in mich noch nicht vollständig verloren ist, trotzdem auch ein Zeichen, dass meine Beschützungsversuche weitgehend fehlgeschlagen sind. Es müssen nun neue Seiten aufgezogen werden und es ist eine Planung aller möglichen Szenarien von Nöten.

Die ganze Menschheit rennt der perfekten Liebe hinterher und sieht sie als Sinn des Lebens an und ich, der das immer belächelt hat und immer gegen den Strom geschwommen ist, wird gerade von einer besonders starken Drift erfasst. Ich war so lange allein in meinem Kopf, konnte meine wahren Gedanken kaum aussprechen, dass ich meine Einsamkeit nicht mehr bemerkt habe. Ich habe mich so weit von anderen Menschen Distanziert, um nicht mehr einsam zu sein und jetzt, wo ich mit mir allein zufrieden bin, tritt jemand in mein Leben, der mir zeigt, wie einsam ich die ganze Zeit war, weil ich mich von allen Menschen ferngehalten habe. Und doch zeigt mir die gleiche Person, dass ich Freunde um mich herum habe, um die ich mich kümmern muss. Ein seltsames Paradoxon meiner selbst.

Ich habe mich in der Vergangenheit nicht einsam gefühlt, aber sie zeigt mir, dass ich es dennoch war. Das Gefühl der Einsamkeit vermisse ich nicht und sie hat mir offengelegt, wie man es wieder spürt, was keine erfreuliche Tatsache ist. Als hätte ich meine Selbstständigkeit verloren und müsste nach einer passenden Ergänzung meiner Wenigkeit suchen. Lächerlicher, niedriger Instinkt.

Dieser Konflikt in mir führt offenkundig zu meinem absoluten Fehlbenehmen in ihrer Gegenwart und damit zu ihrem Misstrauen. Ein ewiges Schwanken zwischen Hingezogenheit und dem Durchsetzungswillen meiner Prinzipien.

Ich befinde mich in einer Vorstufe eines weiteren Entwicklungsprozesses. Entwicklungsprozesse begrüße ich ausnahmslos, aber ihre Vorstufen nicht. Es ist, als wäre man zu stupide, um das Gesamtbild zu sehen, weiß aber, dass man auf dem Weg einer Näherung daran ist. Mehr als eine Näherung wird wohl kein Mensch jemals erreichen. Ich bin kein Freund absoluter Aussagen, die die Wörter ,,nie", ,,kein" und ,,jemals" in Kombination oder auch nicht, beinhalten, aber bei dieser Tatsache bin ich mir absolut sicher. Und falls ich mich doch irren sollte, gibt es immer noch Mycroft, der mir jenes, wie auch alles andere, vorhalten könnte, wenn er davon erfahren würde.

Was er nicht wird.

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Puh. Sherlock. Definitiv schwierig, kontrovers und zu einer Diskussion einladend.
Ich hoffe, ich konnte seine Sichtweise auf sein Verhalten und die vergangenen Ereignisse einigermaßen rüberbringen.

Habt ihr Kritik?

Ich werde im Laufe der Geschichte mehrere solche Mind Palace Kapitel hochladen, einfach um etwas Abwechslung reinzubringen ;)

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