-~27~- Ich hatte dir tatsächlich geglaubt

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Ich konnte nicht schlafen, da Sherlock immer noch das ganze Haus mit seinem Geigenspiel wach hielt.
John hatte mir freundlicherweise sein Bett zur Verfügung gestellt und schlief selbst auf dem Sofa, obwohl ich gerade stark davon ausging, dass er momentan versuchte, Sherlock zum Aufhören zu bewegen.
Sonst war es eine stille und dunkle Nacht. Wir hatten Neumond und die einzigen Lichter kamen noch von den einzelnen Straßellaternen vor dem Haus.
Ich lag in Johns Bett auf dem Rücken und starrte ins Dunkle, von dem man geradeso die weiße Decke einige Meter über mir ausmachen konnte. Ich wusste nicht wie spät es war, aber sicherlich weit nach Mitternacht.
Müde war ich jedoch nicht, da mir tausende Gedanken durch den Kopf gingen. Der Fall, Sherlock, der Brief,... Das alles geriet in einen scheinbar unendlichen Gedankenkreisel.

Ein Stein flog deutlich hörbar an die Scheibe des Fensters und mein Blick zuckte unmittelbar zu ihr.

Wer zum Teufel-

Wieder flog ein Stein gegen meine Scheibe und nun stand ich aus dem Bett auf. Ich versuchte, etwas durch die Glasscheibe zu erkennen, doch wer auch immer da draußen war, stand in so einem Winkel, dass ich ihn nicht sehen konnte.
Vorsichtig schob ich das Fenster auf und lehnte mich ein wenig raus, um mehr erkennen zu können.

,,Liv!", rief mir von unten jemand entgegen - auch wenn es eher ein lautes Flüstern war. An seiner Stimme konnte ich deutlich meinen Assistenten erkennen.
,,Jake? Was machst du hier?"
,,Ich habe versucht dich anzurufen", erwiderte er nur.
,,Tut mir leid. Mein Handy ist noch in meiner Wohnung. Sherlock wollte nicht, dass ich es mit hierher bringe. Woher weißt du, dass ich hier bin?" Meine Skepsis stieg zunehmend, doch mein Innerstes versicherte mir, dass ich mich immer auf Jake verlassen konnte.
,,Bitte, es gab einen Notfall. Der Detektiv... Es hat etwas in Ascot eingeschleust", erklärte er besorgt.
,,Was ist es?", wollte ich wissen.
,,Es ist eine Bombe, Liv!"

Sofort zurchzog mich die Besorgnis wie ein Schlag.
,,Ich komme zu dir", sagte ich schnell und verschloss das Fenster wieder.
Zügig zog ich mir die ersten Sachen an, die ich in meinem Koffer zu greifen bekam und beeilte mich, leise die Treppe herunter zu kommen.

Jake erwartete mich schon mit seinem weißen BMW vor der Haustür und ich stieg ohne zu zögern ein.
Auf seinem Gesicht lagen wiedermal tiefe Sorgenfalten und er konzentrierte sich schwer auf die Straße, als er fuhr.
,,Hast du die Bombenentschärfung gerufen?", fragte ich hektisch.
,,Ja, sie sind auch bald da", antwortete Jake.
,,Danke, dass du mich geholt hast", sagte ich. Die Frage, woher er wusste, wo genau ich war, musste nun wirklich warten. Es gab wichtigere Dinge.
,,Wo ist die Bombe?", wollte ich wissen.
,,Sie ist in der letzten Box. Dort, wo Glorious Vision zuletzt war", erklärte er.
,,Warum zum Teufel platziert jemand eine Bombe in Ascot?"
Jake antwortete nicht und die Frage schwebte ununterbrochen zwischen uns im Raum.

Die Fahrt zu Ascot zog sich hin. Es fühlte sich an, als wären Stunden vergangen.
Wir beide stürmten geradezu aus dem Auto in Richtung der Ställe. Wie passierten einige aufgewühlte Sicherheitsmänner, die angefangen hatten, alle Pferde aus ihren Boxen zu evakuieren.
Wir kamen im Stall an der letzten Box an und ich sah, was Jake beschrieben hatte: Viele Kabel, blinkende Lichter und ein Countdown, befestigt an einer weitgehend hellgrauen Metallbox. Wir hatten noch dreiundachtzig Minuten.
,,Woher wissen wir, dass sie von Sherlock ist?", fragte ich.
,,Wir haben es auf den Überwachungskameras gesehen. Ein Sicherheitsmann hat mich angerufen, da du nicht zu erreichen warst."
Ich nickte und presste die Lippen aufeinander. Was zum Teufel war dein Plan, Sherlock Holmes?

,,Wir müssen helfen, die restlichen Pferde hier weg zu bringen", beschloss ich kurzerhand und ging zu einer noch nicht geöffneten Box, um das Rennpferd herauszuholen. Es war ein Apfelschimmel, den ich zweifelsfrei Garderner's Besitz zuordnen konnte.
,,Was macht der denn hier? Gardener hat doch beim letzten Rennen gar nicht teilgenommen?", fragte ich unschlüssig.
,,Er wollte ihn hier lassen. Er läuft erst wieder beim nächsten Rennen in Ascot mit", erwiderte Jake und widmete sich nun einer braunen Stute auf der anderen Seite der Boxengasse.

Wir führten sie - mit einigem Abstand - heraus und zu den Koppeln, die auf der anderen Seite der Anlage lagen.

Als wir zurückkamen, waren alle anderen Pferde bereits weggebracht worden, doch von der Bombenentschärfung fehlte immer noch jede Spur.
,,Wo bleiben sie nur?", sprach Jake meine Gedanken aus und sah sich hektisch um.
,,Verzeihung", sprach uns einer der Sicherheitsleute an, ,,ich muss Sie bitten, den Bereich im Radius von zweihundert Metern zu verlassen."
Jake und ich nickten synchron und befolgten die Anweisung.

Schon von weitem konnte ich die Lichter des Notfallwagens erkennen, als die Bombenentschärfung endlich eintraf.
Es dauerte unendliche fünfzehn Minuten, bis einer der Leute zu uns kam.
,,Sind Sie die Verantwortlichen?", wollte der Mann als ersten wissen.
,,Das ist Richtig", erwiderte ich.
,,Ich kann Ihnen Entwarnung geben. Die Bombe ist nur eine Attrappe."
In mir machte sich eine Mischung aus Erleichterung und Ärgernis breit.
,,Vielen Dank für Ihren Aufwand. Ich werde den Verantwortlichen sofort die Konsequenzen und Kosten übertragen", sagte ich scharf.
,,Jake, gib mir mal dein Handy."

Jake gab mir ohne zu zögern das Gerät, was er vorher entsperrt hatte und ich rief in der 221B an. Ich entfernte mich etwas von den beiden Männern und wartete ungeduldig darauf, dass jemand abnahm.

Ein verschlafener John meldete sich am anderen Ende der Leitung.
,,Gib mir Sherlock", sagte ich wütend und ich hörte nahezu, wie John die Luft anhielt.
,,Liv? Wo bist du? Du bist nicht-"
,,Gib ihn mir, John!", rief ich ihm entgegen.

Der Detektiv hatte noch kein einziges Wort gesagt, da begann ich schon zu sprechen: ,,Eine verdammte Bombenattrappe? Jetzt sind dir entgültig die Nerven durchgebrannt! Hast du eigentlich irgendeine verdammte Ahnung, was du getan hast?! Ich will nicht wissen, warum du es getan hast, aber ich komme nur noch in die 221B zurück, um meine Sachen zu holen. Lestrade scheint mir ein wesentlich vertrauenswürdiger Schutz zu sein. Und ich hatte dir tatsächlich geglaubt, als du gesagt hast, dass du mir deinen Plan verrätst! Du wirst nicht mehr von mir hören, Sherlock Holmes! Diesmal wirklich nicht."
Mit dieser letzten Aussage legte ich auf. Ich drehte mich wieder herum, aber Jake und der andere Mann, nach dessen Namen ich nicht einmal gefragt hatte, waren verschwunden.

Immer noch wutentbrannt machte ich mich auf den Weg in Richtung der Ställe. Ich passierte gerade die Allee, die zur Auffahrt von Ascot gehörte, als hinter mir eine Gestalt auftauchte. Ich bekam sie nur durch die lauten Schritte mit und gab mir keine Mühe, mich umzudrehen.

,,Sherlock, ich will nicht mit dir sprechen. Und nein, du bekommst die Bombe nicht zurück. Sie ist jetzt Eigentum der Behörden."

In diesem Moment spürte ich einen harten Schlag auf meinem Hinterkopf und in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde wurde es schwarz um mich herum - noch schwärzer, als es in dieser Nacht sowieso schon war.

______

Ich wachte erneut in Dunkelheit auf. Jedoch lag ich diesmal auf der Seite, die Hände hinter dem Rücken und die Beine gefesselt. Es war eng - wo auch immer ich war - und ich hörte Motorgeräusche.
War ich in einem Kofferraum?
Wenn das überhaupt möglich war, stieg meine Panik noch mehr an.
Jetzt spürte ich den pochenden Schmerz in meinem Kopf, meinen trockenen Mund und meine tränenden Augen.

Der Kofferraum war abgetrennt von der hinteren Sitzbank des Autos, sodass ich keinen Kontakt mit meinen Entführern aufnehmen konnte. Panisch versuchte ich gegen die Kofferaumklappe zu treten, jedoch stoppte ich meine Versuche, als meine Kräfte nach einer Weile nachließen und ich weitgehend erfolglos geblieben war.
Ich ließ all die Angst zu, die mich umgab, weil ich ihr nicht mehr standhalten konnte. Oh Gott - Ich hatte Sherlock gesagt, dass er nie wieder von mir hören würde. Er würde nicht nach mir suchen.

Und wieder fiel ich in eine unendliche Schwärze meines Bewusstseins.

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