8 - Vorsingen

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[Freitag nachts]


ʝιɱιɳ

Schnell lasse ich mir ein neues Thema einfallen.

"Hast du denn heute deinen Song rechtzeitig einreichen können? Und hast du die Lyrics noch vervollständigt, oder geht es dem Prüfer nur um die Musik?

Ich habe die Rhythmen intuitiv ausgesucht, obwohl ich ja die Aussage des Songs gar nicht ganz erfassen konnte. Ich hoffe, das hat so gepasst. Ich bin jetzt echt gespannt, wie der vollständige Text lautet."

Und vielleicht darf ich dir ja dabei auch helfen, denn beim Tanzen heute hatte ich schon wieder Ideen dazu ...


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimin scheint so sicher in dem, was er tut. Es sieht so natürlich bei ihm aus, wie er zwei Gläser holt und mich dazu bringt, mich wieder im Stuhl zurück zu lehnen. Genauso natürlich und mit einer Leichtigkeit, die ich nur von Jimin so kenne, startet er das nächste Gesprächsthema. Ich fühle mich dadurch noch ein bisschen mehr wie der Einsiedlerkrebs der Nation, aber was soll's. Jimin kennt mich nur so und wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich die Konversation wieder verhaue.

"Hm? Achso. Ne", starte ich und merke, dass ich aus Nervosität schon wieder an meinen Fingern knibbel.
"Heute ging's  erstmal nur um die Musik. Es ist ja nicht das erste Stück, dass ich gemacht habe, aber bis jetzt hatte ich eigentlich immer erst den Text und dann den Beat.
Diesmal ist es total seltsam. Es ist, als würde etwas fehlen. Normalerweise hätte ich den Song längst geschmissen und an etwas neuem gearbeitet, aber die Melodie hat mich einfach nicht mehr in Ruhe gelassen.
Auf jeden Fall müssen wir jetzt erstmal abwarten, weil unser Projektleiter nur den Song an sich prüft. Die besten dürfen dann den gesamten Song, also mit Verfeinerung, Text und aufgenommenen Gesang abgeben. Sonst kann ich meine Chancen eigentlich immer ganz gut einschätzen, nur diesmal nicht. Ich glaube nicht, dass der Song ausgewählt wird. Aber naja, jetzt muss ich eh erst mal abwarten, aber daran weiter arbeiten werde ich auf jeden Fall. Ich will den fertig kriegen, und wenn es nur für mich selbst ist."

Kaum geht es um Musik, fällt es mir unglaublich leicht zu sprechen. Ich achte gar nicht darauf, wie ich wirke, wie oft ich zwischendurch anfangen muss zu grinsen oder sowas, sondern zeige mich einfach natürlich. Kommt nicht oft vor, eigentlich nie! Naja, außer ich bin in meinem Element. Da fühle ich mich wohl und sicher, und da kann ich dann auch reden.


ʝιɱιɳ

Laaaange Rede, fünf mal aber und Schweiß auf der Stirn. O Mann, hast du bis zu deinem Abschluss zwanzig Jahre lang unter einem Stein gelebt? Aber immerhin merke ich doch, dass ich das richtige Topic gewählt habe. Yoongi wirkt bei dem Thema "Musik" sicher. Schön zu sehen.

"Warum denkst du, dass du keine Chance für die zweite Runde hast? Der Song ist wirklich gut. Ich würde den wahnsinnig gerne fertig hören und dazu singen und tanzen. Ich hatte beim Bearbeiten tausend Ideen im Kopf."

Beiß an, beiß an, beiß bitte an!


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

"Warte ... singen?"
Meine Stimme ist zu laut, als ich das sage, denn seine Worte schocken mich ganz kurz.
"Du hast nie gesagt, dass du singen kannst."

Moment. Er hat gesagt, er MÖCHTE dazu singen, das heißt nicht unbedingt, dass er es auch kann, daher werfe ich umgehend die Frage hinterher: "Kannst du singen?"

Ich schaue ihn erwartungsvoll an, denn wenn das stimmt, dann sitzt vor mir gerade die Lösung all meiner Probleme. Ich ignoriere den Rest, den er gesagt hat. Oder eher gesagt, ich gehe nicht darauf ein. Meinetwegen kann er dazu tanzen, so viel er will, und der Grund für meine Zweifel geht ihn nichts an. Zumindest erstmal nicht. Es sei denn, er sagt, dass er tatsächlich auch singen KANN und nicht nur will.


ʝιɱιɳ

Ich schaffe es, ihm bei der letzten Frage nicht den Kopf abzureißen sondern einfach zu lächeln.

"Ich bin ehrlich. Aufgrund unserer herausragenden Kommunikationsfähigkeiten der letzten Monate weiß ich nicht mal genau, wie dein Studiengang heißt. Wir haben echt Nachholbedarf. Und - ja, ich kann singen. Ich studiere Tanz und Gesang. Deshalb hat mich ja dieser Songfetzen aus deinem Kopfhörer so gefangen und förmlich an deinen PC gezwungen. Das KONNTE ich einfach nicht ignorieren.

Yoongi, gib nicht auf, bevor du angefangen hast. Du hast das Zeug. Ich mein' ... ich kenn ja bisher nur den einen Song. Aber das ist nicht von der Stange, was du da machst.

Wirst du das selbst einsingen?"


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Wo er Recht hat ... Ich versuche auf seine Fragen einzugehen, ohne direkt euphorisch in die Hände zu klatschen. Ich habe ihn noch nicht singen gehört, auch wenn ich finde, dass seine Stimme allein beim Reden schon eine sehr schöne Färbung hat. Es könnte genau das sein, was ich gesucht habe. Oder nein, ich hab gar nicht gesucht, denn ohne Jimin hätte ich wahrscheinlich aufgegeben, bevor ich überhaupt angefangen hätte. Ich will am liebsten sofort hinausschreien, dass er mir jetzt sofort etwas vorsingen muss, aber ich will nicht noch inkompetenter wirken, als ohnehin schon.

"Ich studiere Musik, von Komposition, über Musikgeschichte bis hin zu den einzelnen Musikrichtungen. Das Komplettpaket also", antworte ich, aber da halte ich es auch schon nicht mehr länger aus.
"Nein, ich kann nicht singen. Ich kann Klavier spielen, etwas Gitarre, ich kann dir am PC die besten Beats zusammen mixen und ein bisschen rappen. Aber das wars leider auch. Singen ... kann ich gar nicht. Es klingt furchtbar, also nein. Ich würde den Song nur verhauen und zu einer Lachnummer machen."

Beiß an! Sag, dass du Lust hast, den Song für MICH zu singen. Los! Beiß an!


ʝιɱιɳ

Yessssssss! Wie geil  ist das denn ???
"Dann würde ich in aller Bescheidenheit sagen: du hast ein Problem weniger. Wenn du magst, sing ich dir mal was vor."

Sofort scrolle ich durch meine Playlist und kann mich grade noch zurückhalten, SEINEN Song anzumachen. Dann zählt er nämlich eins und eins zusammen. Ich wähle aber einen rhythmisch ähnlichen Song, suche mir noch die Lyrics dazu raus und schaue ihn fragend an.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich glaube, mich zu verhören, als ich Jimins Angebot höre, und starre ihn einen Moment irritiert an. Dann sehe ich allerdings, dass er mit einem Grinsen auf seinem Handy rumtippert und mich daraufhin fragend anschaut.
"Jetzt?", hinterfrage ich nochmal, weil ich es immer noch nicht glauben kann, wie spontan er wirklich was vorsingen will. Mir  vorsingen will. Für meinen Song. Den er bearbeitet hat. Ich glaube, das ist ein Traum, und wenn ich morgen aufwache, werde ich verdammt frustriert sein, weil ...

Jimins energisches Nicken reißt mich aus meinen Gedanken. Er erwartet jetzt eine Antwort, oder? Bestimmt erwartet er das.
"Ähm ... Ja. Also. Ich meine, gerne. Wenn das so spontan geht. Ich ... musst du dich nicht einsingen oder sowas? Nicht, dass ich glaube, dass du das brauchst. Du hast eine schöne Stimme. Ich meine nur, weil ich das nur so kenne. Mit dem Einsingen und so. Aber so viel Ahnung habe ich auch nicht."

Super. Wenn ich bisher noch nicht wie der größte Freak gewirkt habe, dann spätestens jetzt. Was kann ich eigentlich? Bis jetzt habe ich mich wirklich nicht von meiner besten Seite gezeigt. Nicht einkaufen, Duschgel klauen, Essen ankokeln lassen. Von meinen mangelnden Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang ganz zu schweigen. Es ist echt gemein, wie perfekt Jimin dagegen wirkt. Wie perfekt er jetzt gerade schon wieder wirkt.


ʝιɱιɳ

"Ja klar, warum nicht. Dann wissen wir gleich beide, woran wir sind. Ich will mich nur ganz kurz einsingen. Ich hab was rausgesucht, das für mich in mittlerer Lage ist, das krieg ich so hin. Kannst es dir ja so lange mal ansehen. Es ist zwar kein Tango wie dein Song, aber immerhin auch lateinisch angehaucht. Google mal nach BTS, Airplane part 2."

Ich stehe auf, schließe kurz die Augen, konzentriere mich und mache einfach ein paar Atemübungen. Dann ein bisschen die Höhe, die Tiefe - fertig. Nebenbei läuft eine weitere Spur in meinem Hirn, die das alles noch nicht glauben kann. Was haben wir zwei eigentlich monatelang gemacht ohne dieses geniale "WG - wir schwimmen auf einer Welle - so darf es immer bleiben"-Feeling ???

"Hast du's? Ich bin so weit."

Dieses Stück hab ich von Anfang an geliebt und geübt. Es hat einen sagenhaften Vibe. Vor allem die Stelle in dem japanischen Video, wo J-Hope auf dem Tresen tanzt. Rattenscharf! SO möchte ich tanzen können!


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich beobachte Jimin, lausche den Klängen, als er sich einsingt, und weiß jetzt schon, dass ich wahrscheinlich gleich vor lauter Euphorie meine Klappe nicht halten kann.
"Ja, hab's."

Zu mehr bin ich nicht in der Lage, denn ganz ehrlich? Ich bin nervös wie sonst was! Ich habe schon seit Monaten gedacht, wie glücklich ich darüber wäre, einen Sänger an der Hand zu haben, der mit mir kooperiert. Dass dies nun die einmalige Chance ist, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Ich drücke auf Play, und im nächsten Moment erklingen die ersten Töne des Songs. Aufgeregt wie ein kleines Kind schaue ich zu Jimin.


ʝιɱιɳ

WOW! Dieser Rhythmus reißt mich sofort wieder mit. Ich kann gar nicht verhindern, dass ich auch ein paar Bewegungen der Choreo mit dazu mache. Meine Singstimme ist sehr hoch, aber etwas Probleme habe ich nur bei den Parts von V, weil der ein Bariton ist. Die Rap-Parts lasse ich großzügig weg, das kann ich überhaupt nicht. Suga zum Beispiel ist Galaxien tiefer als ich. Dafür genieße ich die hohe Lage von Jungkook am Ende um so mehr.

https://youtu.be/CxnJf0tWu48

Ich vergesse völlig, dass Yoongi direkt vor mir sitzt und mich sozusagen testet. Es macht einfach unbändigen Spaß, so mit meiner Stimme zu spielen.
Am Schluss bin ich ganz außer Atem, weil ich alles gegeben habe. Selbst überrascht und ziemlich abrupt klappe ich meinen Mund zu und schaue Yoongi an. Auf einmal bin ich ganz unsicher, ob ich gut genug bin. Wer weiß, was er erwartet hat ...


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Was an sich nicht ungewöhnlich ist, weil ich oft nicht weiß, wie man angemessen reagiert. Aber das hier ist nochmal völlig anders! Ein neues Level der Überforderung.

Jimin sieht mich unsicher an und ich weiß, dass er jetzt eine Meinung von mir erwartet.
"Das ...", beginne ich, stoppe aber sogleich wieder.
Wie soll ich bitte in Worte fassen, was ich grade denke?
"Unglaublich", kommt es über meine Lippen, aber es kommt nicht so rüber, wie ich das möchte. Wieso klingt aus meinem Mund immer alles falsch? Schnell versuche ich zu retten, was zu retten ist.
"Also unglaublich gut. Wobei gut nicht das richtige Wort ist. Deswegen das unglaublich. Es war ..."
Ich bin ein hoffnungsloser Fall, wenn es um Kommunikation geht, und Jimins glänzende Augen machen es nicht besser!

"Bitte sing nochmal für mich", platzt es dann aus mir heraus, und im nächsten Moment bereue ich es. Als ob er das nochmal tun würde. Was bilde ich mir eigentlich ein? Ein mittelmäßiger Song, der nur dank Jimin rechtzeitig fertig geworden ist und bei dem noch immer die restlichen Lyrics fehlen. Warum sollte er ihn singen wollen? Und sowieso ... ich habe nicht das Recht, ihn für meine Zwecke zu missbrauchen, das wird er selbst auch jeden Moment einsehen.
Trotzdem kann ich nichts gegen den immensen Wunsch in mir tun, seine Stimme nochmal zu hören.


ʝιɱιɳ

Füße waschen, damit der Dreck nachrutscht, Park. Das hast du grade nicht wirklich gehört. Du bildest dir nur ein, dass er dich nochmal singen hören will. Reines Wunschdenken! Du bist Gesangsstudent im ersten Semester, hast grade heute erst wieder deinen Gesangs-Prof mit einer wahrhaft unterirdischen Leistung an den Rand des Wahnsinns getrieben, ... Reines Wunschdenken, mein Lieber!

Perplex plumpse ich zurück auf meinen Stuhl und starre Yoongi wortlos an. Vermuuuuutlich sehe ich grade nicht sehr intelligent aus.
"Könntest ... also, könntest ... du das ... nochmal sagen? Ich glaube, ich hab dich nicht richtig verstanden."
Ich mein' - ich weiß ja, dass ich singen kann. Aber irgendwie deckt sich meine Selbstwahrnehmung dann doch nicht so ganz mit seiner unübersehbaren Begeisterung.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Nochmal sagen? Nein, verdammt. Reicht es nicht, wenn ich mich einmal zum Affen mache?
"Ich meine, natürlich nur wenn du willst. Du musst nicht. Ich will dich nicht für mich beanspruchen, aber ..."

Sag es doch einfach, Yoongi!, versuche ich, mir selbst Mut zuzureden. Ich atme nochmal tief durch und lege mir Worte zurecht, damit ich nicht wieder stotter, als wäre ich ein verknalltes Teeniegirl.
"... aber ich würde dich liebend gerne nochmal singen hören. Du hast eine unglaubliche Stimme, Jimin. Sie würde so gut zu dem Song passen, oder zumindest zu meiner Vorstellung davon. Ich will dich nicht dazu nötigen oder sonst was. Ich wäre auch nicht böse, wenn du nein sagst."

Geht doch. Oder? War das jetzt okay? Konnte ich rüberbringen, was ich denke und fühle?
Schnell schaue ich in Jimins Augen, weil sie mir den einzigen Anhaltspunkt liefern, wie er es auffasst.


ʝιɱιɳ

Okaaayyyyyyy. Ich habe mich nicht verhört. Er meint das so. Er mag meine Stimme. Und meine Interpretation. Es ist offensichtlich: er wünscht sich, dass ich seinen Song einsinge, falls er in die nächste Runde kommt. Was ich nicht bezweifle.
Ich knipse meine innere Sonne an und leuchte unsere kleine Küche bis in den letzten Winkel mit meinem Strahlen aus.

Und dann muss ich mich mit einem Schlag kugeln vor Lachen. Hoffentlich fühlt er sich nicht verarscht! Schnell kriege ich mich notdürftig wieder ein.
"Ich glaube, wir möchten uns grade beide nicht von außen zukucken, wie wir uns hier anpeinlichen. Ja, Yoongi. Ich möchte wahnsinnig gerne deinen Song einsingen. Denn ich finde ihn so toll, wie du offensichtlich meine Stimme magst. Es ist unfassbar, dass wir uns mit unseren Stärken so gut gegenseitig ergänzen und das so lange nicht kapiert haben.
Lass uns das Wochenende nutzen, um an den Lyrics zu feilen. Und, um uns viel besser kennen zu lernen. Es ist echt albern, wie wir uns benehmen."

Ich grinse ihn breit an und halte ihm meine Hand zum High Five hin. Und ich zweifle keine Sekunde länger daran, dass ich dann auch zu seinem Song meine Prüfung abtanzen darf. Das heißt: ich werde ihn NICHT fragen sondern ihn einfach nächste Woche zur öffentlichen Prüfung einladen. Wenn er nicht der absolute Steppenwolf ist, wird er kommen und dann hoffentlich endlich einsehen, was für ein Feuerwerk er mit dem Song entzündet. Egal, was sein Projektfritze darüber denkt.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Das Lächeln von Jimin auf meine Worte hin ist ansteckend und beschert mir ein seltsam warmes Gefühl. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, welche Wirkung ein einfaches Lächeln haben kann. Vor allem auf mich, wo ich sonst eher weniger auf sowas reagiere. Jimin hat etwas an sich, etwas ganz besonderes.

Bevor ich weiter drüber nachdenken kann, bricht er in schallendes Gelächter aus und lässt mich völlig verwirrt dreinschauen. Seine nächsten Worte erklären mir - zum Glück - was es mit seinem freudigen Ausbruch auf sich hat.

Albern trifft es ziemlich gut! Wobei ... albern ist eigentlich nur, dass ich schon wieder nicht weiß, wie ich reagieren soll. Was hat er nochmal gesagt? Beide albern. Gegenseitig ergänzen. Wochenende an Lyrics arbeiten.
"O-okay", antworte ich überfordert, während ich Jimin dabei betrachte, wie er den gesamten Raum mit seiner Ausstrahlung erfüllt. Ich möchte so vieles sagen, doch ich bin viel zu gefesselt von seinem Anblick. Das ... Scheiße! Das ist aber echt creepy jetzt!
"Dann lass uns einfach morgen schauen. Ich geh dann jetzt ins Bett. Gute Nacht."

Wie viel Uhr ist es eigentlich? Ich glaube, ich habe gerade jedes Zeitgefühl verloren. Ich hoffe nur, dass es halbwegs eine Zeit ist, wo normale Menschen ins Bett gehen und er das nicht hinterfragen wird. Er darf nicht merken, dass ich grade einfach nur die Flucht antrete, weil seine ganze Art mich so fasziniert und verängstigt zugleich ...


ʝιɱιɳ

Etwas verwirrt schaue ich von meiner nutzlos in der Luft schwebenden Hand zur Uhr am Herd. Das ... sollte ein High Five werden? Und es ist erst halb 10 Uhr? Das wirkte beinahe wie eine Flucht! Langsam nehme ich meine Hand wieder runter und kratze mich an der Nase. Hab ich ihn mit meinem Lachen so sehr geärgert, dass er nur noch raus wollte? Hat er Berührungsängste? Will er doch nicht, dass ich das singe, und weiß nicht, wie er mir das sagen soll? Hmpf. Der Mensch ist ein kompliziertes Wesen. Und dieses Exemplar ganz besonders. Irgendwie.

Ich spüle schnell das Geschirr vom Tag weg und geh dann in mein Zimmer. Während ich etwas aufräume, weil ich noch viel zu wach von der Aufregung bin, sehe ich nochmal vor meinem geistigen Auge, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitet hat. Bevor ich den Lachflash gekriegt hab. Ich Idiot!

Ich sortiere meine Wäsche und stelle im Bad eine Waschmaschine mit Trainingsklamotten an, weil ich die in der nächsten Woche dauernd brauchen werde. Auf dem Rückweg bleibe ich kurz vor seiner Zimmertür stehen. Soso - schlafen. Am hellichten Nachmittag - jedenfalls für seine Verhältnisse ... WAS hat dich grade wirklich aus der Küche getrieben???
Kopfschüttelnd wende ich mich meinem Zimmer zu und schließe meine Tür.

Wahrscheinlich ist er in seinem Einsiedlerdasein einfach so viel Nähe und Kommunikation nicht gewohnt, und ich habe ihn grade überfordert. Mach langsam, Jimin! Wir werden in den nächsten Tagen doch sowieso viel Zeit miteinander verbringen durch den Song. Ich bin einfach unglaublich happy, dass wir jetzt so große Schritte aufeinander zu gemacht haben. Endlich empfinde ich unsere Wohnung nicht mehr als einsame, fremde Notunterkunft sondern als zu Hause.

Nach einem Blick zur Uhr schreibe ich noch meine ganzen Notizen vom Nachmittagstraining ins Reine und sortiere dabei ein bisschen. Hm. Wenn ich den Song auch singe, dann kommt meine Stimme entweder vom Band oder direkt live. In dem Falle sollte ich darauf achten, dass ich bei der Choreo überhaupt genug Luft zum Singen habe!

Mit einem Glücksknubbel im Bauch gehe ich schließlich einmal an meiner Zahnbürste vorbei und dann ins Bett. Ich hätte niiiieeeeee erwartet, dass dieses Studium schon im ersten Semester so viel Spannendes und Neues mit sich bringt.

Na dann - gute Nacht, Yoongi.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Nachdem ich mehr oder weniger aus der Küche geflüchtet bin, habe ich mich in meinem Zimmer verschanzt. Ohne zu schlafen natürlich. Dafür habe ich sehr viel nachgedacht über alles mögliche. Das Studium, meine Eltern, meine mangelnde Fähigkeit im Umgang mit Menschen, mein Song ... Leider haben alle Gedanken immer wieder zum selben Punkt geführt. Jimin.

Gott, dieser Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn, und das meine ich leider ernster, als es im ersten Moment klingt. Diese Stimme ist wie ein Dauerton immer in meinem Hinterkopf, sein Lachen bringt mich auch Stunden später noch in Verlegenheit und dieses glänzende Strahlen in seinen Augen! Was macht er nur mit mir? Ich will das nicht, überhaupt nicht. Ich mag es nicht, wenn mich jemand so schnell aus der Fassung bringen kann, wobei es Jahre her ist, dass das jemand überhaupt geschafft hat.

Jimin hat sich schon viel zu sehr in meiner Gedankenwelt eingenistet, was mich nicht wundert, denn sein ganzes Wesen, seine Ausstrahlung, ist wie ein Rauschmittel. Man kostet ein einziges Mal und Zack - abhängig. Alles wird mit ihm verglichen, alles wirkt ohne ihn trist und kalt. Und das ist überhaupt nicht gut.

Aber ich weiß schon, wie ich dem entgegensteuern kann. Das einzige, was - an diesem Punkt einmal angelangt - noch etwas bringt, ist ein kalter Entzug. Auch wenn ich es echt toll gefunden hätte, mit ihm zusammen an dem Song zu arbeiten. Ich werde ihn auf Abstand halten müssen, wenn ich nicht will, dass es noch schlimmer wird.

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12.6.2021

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