𝟏𝟎. 𝐇𝐚𝐥𝐥𝐨𝐰𝐞𝐞𝐧

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✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐒𝐍𝐀𝐏𝐄 ✧
"𝐒𝐨𝐦𝐞𝐭𝐢𝐦𝐞𝐬 𝐲𝐨𝐮 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐨𝐧𝐥𝐲 𝐛𝐞 𝐚 𝐟𝐞𝐰 𝐬𝐞𝐜𝐨𝐧𝐝𝐬 𝐭𝐨𝐨 𝐥𝐚𝐭𝐞 𝐭𝐨 𝐬𝐚𝐯𝐞 𝐬𝐨𝐦𝐞𝐛𝐨𝐝𝐲. 𝐀𝐧𝐝 𝐢𝐭 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐥𝐨𝐨𝐤 𝐥𝐢𝐤𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐰𝐞𝐫𝐞 𝐭𝐡𝐞 𝐨𝐧𝐞 𝐰𝐡𝐨 𝐡𝐮𝐫𝐭 𝐭𝐡𝐞𝐦."

Auch die weiteren Tage vergingen, ohne dass Lily die furchterregende Stimme auch nur ein einziges Mal hörte. Genauso meinte Harry, sie nie bemerkt zu haben, was beide etwas verunsicherte. Schließlich wussten sie nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Vielleicht war die Ursache des Flüsterns ja einfach verschwunden. Doch was, wenn sie ganz still und heimlich zurückkam, um jemanden zu töten?

Madam Pomfrey wurde wegen eines ausgebrochenen Schnupfens rund um die Uhr beschäftigt. Fast jeder musste an der Erkältung leiden, weshalb in den Unterrichtsstunden viele Schüler fehlten. Glücklicherweise hatte es Lily noch nicht erwischt, doch mal sehen, ob das noch passierte. Wenn ja, dann müsste sie wohl wie alle anderen einen Aufpäppeltrank schlucken, worauf sie überhaupt keine Lust hatte. Denn ein Nebeneffekt daran war, dass Dampf aus deinen Ohren kam, was sie bei Ginny schon beobachtet hatte. Als ihre Freundin etwas blass ausgesehen hatte, hatte ihr Bruder Percy sie gezwungen, zu Madam Pomfrey zu gehen.

Harry hatte Lily leider noch keine Besenflugstunde gegeben, denn leider hatten die zwei bis jetzt noch keine Zeit gefunden. Allerdings planten sie, es in den nächsten Tagen zu machen. Vielleicht konnte die Rothaarige sich dann auch dazu bringen, dem Brillenträger von der Verwandtschaft zu erzählen. Bis jetzt hatte sie es nämlich noch nicht über die Lippen gebracht. Die Gryffindor hatte Angst, dass er sich möglicherweise dafür schämen würde, mit dem Zaubertranklehrer und dessen Tochter verwandt zu sein.

Heute würde vermutlich wieder beides nicht passieren, da an diesem Tag Halloween stattfand. Am Abend sollte es ein großes Halloween Fest geben, worauf die Erstklässler sich besonders freuten. Laut älteren Schülern wurde die Große Halle zu diesem Fest immer mit riesigen Kürbissen und echten Fledermäusen geschmückt.

„Und es gibt immer sehr gutes Essen!", hatte Fred vor ein paar Tagen beim Frühstück geschwärmt, „Kürbissuppe, Süßigkeiten... Mmmm.."

Nur drei Schüler des ganzen Schlosses freuten sich nicht auf das gruseligste Fest des Jahres. Denn Harry, Ron und Hermine würden nicht mit allen anderen mitfeiern können, sondern mussten bei der Todestagsfeier des fast kopflosen Nicks anwesend sein. Anscheinend bereute Harry es, zugesagt zu haben, da so etwas bestimmt nicht so viel Spaß machte, wie das Halloween-Festessen. Aber Hermine hatte bei einem Gespräch im Gemeinschaftsraum gemeint, dass man Versprechen nicht brechen dürfe. Und Harry hatte Nick zugesagt und sogar versprochen, bei jemandem namens Sir Patrick ein gutes Wort für den fast kopflosen Geist einzulegen. Also hatte der Brillenträger wohl keine andere Wahl, als hinzugehen. Genauso wie Hermine und Ron, die gegen ihren Willen von Harry mitgenommen wurden.

„Ich freue mich schon so auf das Festessen!", meinte Ginny, „Ich verhungere schon!"

Die Weasley lehnte sich an die Rückenlehne des Sofas vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum. Auch Lily konnte es kaum erwarten, bis der Abend endlich einbrach. Mittlerweile langweilte sie sich, weshalb sie Ginny Bescheid gab, dass sie eine Packung Zauberschnippschnapp holen würde. Also stieg die Snape die Wendeltreppe zu den Schlafsälen der Mädchen empor und betrat ihr Zimmer. Wie immer herrschte nicht die beste Ordnung, besonders bei Vickys Bett. Aber nicht nur auf ihrem Bett lagen Sachen, sondern auch verstreut im ganzen Raum. Später musste Lily ihre Freundin wohl darauf hinweisen. Schließlich war es schwierig, nicht auf den vielen Socken auszurutschen.

Nach einigen Minuten des Suchens fand sie ihre Packung Zauberschnippschnapp unter ihrem Bett. Dort bewahrte sie in einer großen Box einige Sachen, wofür sie sonst keinen Platz fand.

Sobald sie die Packung Karten in der Hand hatte hatte, lief sie die Treppe wieder hinunter und fand Ginny noch immer auf der Couch vor dem Kamin. Während der Abwesenheit der Snape hatten sich schon einige andere Personen rund um das Sofa niedergelassen. Amber, Vicky, Fred und George wollten anscheinend auch mitspielen.

Nachdem Lily sich wieder neben Ginny gesetzt hatte, mischte sie die Karten und fragte, welche Version die Gruppe spielen sollte. Es gab nämlich drei verschiedene.

„Ich würde mal klassisch sagen", schlug Amber vor. Da jeder der Idee zustimmte, fingen die Gryffindors an zu spielen.

Durch das viele Spielen, wenn sie Zeit überbrücken mussten, war Lily schon recht geübt in diesem Spiel. Oft sah sie, wenn zwei Karten gleich waren und konnte diese somit als Erstes mit der Spitze ihres Zauberstabes berühren. Trotzdem besaß die Rothaarige nie den größten Stapel im Raum, denn dieser gehörte immer Vicky. Anscheinend war sie so etwas wie ein Zauberschnippschnapp-Genie. 

Schon nach der einen einzigen Runde war so viel Zeit vergangen, dass in zehn Minuten das Festessen starten würde. Also sprangen alle Mitspieler von ihren Plätzen auf, um sich auf den Weg in die große Halle zu machen, der schon ziemlich weit war.

Als Lily die Halle betrat, erkannte sie, dass die älteren Schüler keinesfalls übertrieben hatten. Tatsächlich schwebten zahlreiche, riesengroße Kürbisse in dem Saal und ersetzten die fliegenden Kerzen. Somit tauchten die Kürbisse den großen Raum in ein orangenes Licht, da sie die einzige Lichtquelle darstellten. Währenddessen amüsierten ein paar tanzende Skelette einige Schüler, die über sie lachten.

Mit ihren Freunden ließ die Lehrertochter sich dieses Mal nicht an ihrem Stammtisch in der Mitte des Tisches nieder, sondern näher am Lehrertisch. Schließlich wollte die Gruppe den Skeletten zuschauen.

Nachdem sie sich niedergesetzt hatten, sahen sie den sich bewegenden Knochen zu. Soeben hatten jene zu einem ungarischen Tanz eingestimmt, nur ohne Musik. Es sah sehr lustig aus, sodass Lily oft lachen musste.

„Ist das jedes Jahr so? Also die Skelette?", fragte sie Fred und George, die sich gegenüber von ihr hingesetzt hatten.

„Nein, dieses Jahr haben die Lehrer sich selbst übertroffen", antwortete einer der zwei, ohne sie anzuschauen, denn er starrte wie gebannt auf die tanzenden Skelette. Auch sein Zwilling konnte seine Augen nicht von ihnen wegbringen. Wenn Lily sich genau umsah, gab es nur eine Person, die nicht wie gebannt von den Tänzern war. Und diese saß direkt neben ihr. Ginny schrieb wieder mal in das Tagebuch und schien komplett konzentriert. Nein, mehr. Als ob sie in einer anderen Welt sei.

„Ginny, gib doch bitte mal dein Tagebuch weg", bat die Snape sie, allerdings ohne jeglichen Erfolg. Ihre Freundin ignorierte sie stattdessen komplett, sodass Lily sich fragen musste, ob sie sie überhaupt gehört hatte. „Ginny! Bitte, hör zu!", versuchte Lily es nun mit einem scharfen Unterton, sodass die Weasley nun endlich hochschreckte. Sie murmelte etwas, das so klang wie „Tut mir leid".

Genau dann ertönte der Klang eines Löffels, der gegen Glas geschlagen wurde. Sofort war es mucksmäuschenstill in der Halle, jeder starrte auf Dumbledore, der kurz vor einer Rede war. Er schaute, wie immer, gut gelaunt auf die Schüler herab, ehe er begann: „Es ist wieder einmal Halloween. Wie Sie sehen, habe ich dieses Jahr für Unterhaltung gesorgt." Er zeigte auf die Skelette, welche die Schüler mit einer sehr klappernden Verbeugung zum Lachen brachten. „Ohne weitere langweilige Worte, wünsche ich Ihnen nun guten Appetit!"

Plötzlich erschien unglaublich gutaussehendes Essen auf den Tellern, während sich viele Krüge mit orangenem Saft befüllten. Dieses Mal gab es nicht nur das Übliche, sondern noch viel mehr. Kürbispasteten, Kürbissuppe, Muffins mit Halloween Mustern darauf, Kürbissaft und noch viel mehr. Das Wasser lief in Lilys Mund zusammen, sodass sie sich ein paar Leckereien gönnte.

„Na, hatten wir Recht? Oder haben wir übertrieben?", fragte einer der Weasley Zwillinge.

„Nein, ihr habt ausnahmsweise Recht", meinte die Snape, während sie sich die Lippen abschleckte.

"Wir hätten eigentlich mit unserer Schwester geredet, aber wenn du antworten willst, dann kannst du das gerne machen.", lachte einer der beiden, „Unsere Schwester möchte anscheinend sowieso nicht mit uns reden. Oder, Ginny?"

Schon wieder ignorierte die jüngste Weasley es, angesprochen zu werden. Als habe sie ihre älteren Brüder nicht gehört. Schon langsam wurde dieses Verhalten fragwürdig. Sie schrieb erneut sie in das Tagebuch, als habe sie eine Sucht dafür entwickelt und keine zehn Minuten ohne die Worte des ehemaligen Slytherin überleben könne. Es schien fast so, als sei sie in einer anderen Welt. In einem ganz entfernten Land, alleine mit dem Tagebuch von Tom Riddle.

„Ginny! Jetzt gib doch mal dein Tagebuch weg! Oder willst du einen Roman schreiben?", regten die Zwillinge sich nun auf.

Erschrocken fuhr Ginny hoch und atmete tief durch. Sie klappte das Buch zu und entschuldigte sich: „Tut mir leid, ich habe euch nicht gehört."

„Zeige doch mal das Buch her", forderte sie ein Zwilling auf.

„Garantiert nicht, Fred! Das ist mein Tagebuch und was dort drinnen steht geht dich nichts an!", beschwerte sie sich und nahm das Notizheft in die Hand, bevor Fred es zu Hand bekam. Eigentlich verstand Lily nicht ganz, wieso sie es nicht einfach herzeigte. Schließlich stand sowieso nichts drinnen, da die Wörter nach dem Schreiben sofort verschwanden. Vielleicht war aber auch genau das ihr Problem. Denn die Zwillinge würden sich wundern, wieso nichts drinnen stand, wenn Ginny die ganze Zeit hineinschrieb.

„Was ist denn mit dir los?", fragte nun der andere Zwilling, also George, „Wieso ignorierst du uns und seit wann schreibst du Romane?"

„Tut mir leid. Ich habe mich konzentriert."

„Das beantwortet immer noch nicht meine Frage."

Ginny zuckte mit den Schultern und starrte auf ihren, immer noch leeren, Teller. Etwas verwirrt nahm sie einige Hühnerkeulen, ehe sie diese verspeiste.

„Ist alles gut, Ginny?", fragte Lily nun vorsichtig. Sie machte sich Sorgen um ihre beste Freundin, denn sie sah sehr gestresst aus.

„Ja, alles gut", antwortete diese, bevor sie ihr ins Ohr flüsterte, „Tom hat mir nur etwas für Verwandlung erklärt."

War es eine Ausrede? Doch wieso sollte Ginny sich über etwas herausreden? Nein, sie sprach bestimmt die Wahrheit. Schließlich war es nicht das erste Mal, an dem sie Tom etwas gefragt hatte.

„Okay", Lily versuchte, sich etwas für einen Themenwechsel einfallen zu lassen, „Willst du dann irgendetwas spielen? Oder machen?"

„Oh, tut mir leid, ich habe leider schon etwas vor", ihre Freundin blickte sie entschuldigend an, „Eigentlich muss ich jetzt schon gehen. Tschüss!"

Nachdem sie ihren letzten Bissen geschluckt hatte, verließ Ginny den Tisch. Keine Erklärung, was sie machen wollte. Keine Worte wie „Entschuldigung, aber ich möchte alleine sein". Was war mit ihr los?

Gerade wollte Lily aufstehen, um ihr zu folgen, doch Amber hielt sie zurück. „Lass sie kurz. Wenn irgendetwas passiert ist, dann sollte man eine Person zuerst alleine lassen, damit sie nachdenken kann."

Vermutlich hatte Amber recht, denn sie kannte sich ziemlich gut mit solchen Sachen aus. Sie war die Freundin, die genau wusste, wie man jemanden trösten konnte. Also hörte Lily auf ihre Mitschülerin.

„Wollt ihr danach irgendetwas machen? Ginny hat nämlich schon etwas vor", fragte sie nun ihre anderen Zimmerkameradinnen.

„Wir können ja ... hmm... Zauberschach spielen? Ich habe ein Set", schlug Vicky vor, „Aber jetzt möchte ich noch warten, bis die Nachspeise dran ist."

„Ich glaube, das lässt sich keiner entgehen", lachte Lily, sodass die anderen zustimmend mitlachten.

Als habe, wer auch immer die Mahlzeiten kochte, sie gehört, verschwand auf einmal das ganze Essen und wurde von zahlreichen Süßigkeiten ersetzt. Der Geruch von süßem Zeug stieg Lily in die Nase, sodass ihr erneut das Wasser im Mund zusammenlief. Vorsichtig schaufelte die Rothaarige sich ein paar Süßigkeiten auf ihren Teller, ehe sie diese verspeiste.

„Mmmm, ist das gut", meinte Lily, während sie sich nach dem Essen einer Fledermausleckerei die Lippen abschleckte. Ihre Freunde stimmten ihr nickend zu.

Plötzlich hörte Lily etwas, das sie mehrere Tage nicht zu Ohr bekommen hatte. Das furchterregende Flüstern, dieses Mal mörderischer als je zuvor. Eine Gänsehaut fuhr ihr über den Rücken, wobei sich jedes einzelne Haar ihres Körpers aufstellte.

„Zerreißen, zerschneiden... töten!!!"

Noch nie hatte das Flüstern so bedrohlich geklungen. Dieses Mal würde es bestimmt jemanden töten. „Ich geh dann mal", teilte Lily ihren Freunden mit, die allerdings fragten, ob sie nicht noch warten konnte. Etwas, wohl eher komplett, gelogen meinte die Elfjährige, dass sie mal nach Ginny schauen würde. Schließlich hatte sie ihre beste Freundin schon länger in Ruhe gelassen. Eigentlich gab es einen total anderen Grund. Lily wollte das Opfer retten, bevor die Stimme es tötete.

Mit einem rasenden Herz ging sie aus der Halle. Sobald die Gryffindor sie verlassen hatte, lief sie los. Die Stimme war von oben gekommen. Halb hoffte die Gryffindor, sie erneut zu hören, egal wie furchteinflößend sie auch sein mochte. Zum Glück wurde ihr Wunsch erhört.

„Ich rieche Blut. Ich habe Hunger... ich habe Durst"

Auf einmal klangen die Worte, als habe ein Vampir sie gesprochen. Wenn Lily genau darüber nachdachte, war die Wahrscheinlichkeit dafür gar nicht so klein. Sie lebte in einer magischen Welt, wo es solche Wesen durchaus gab. Schnell ging sie alles in ihrem Kopf durch, was sie über diese Bluttrinker wusste. Aus einigen Büchern wusste die Rothaarige, dass sie blasse Haut hatten und ihr Biss sehr giftig war. In manchen Geschichten konnten sie sogar durch Wände gehen und fliegen. Das würde erklären, wieso die Stimme immer durch Mauern zu schweben schien.

So schnell wie das Mädchen nur konnte, rannte es der Stimme nach. Immer wieder murmelte diese etwas wie „Hunger", „Durst" oder „töten". Jedes Mal, wenn das raue Flüstern ertönte, stellten sich die Haare auf Lilys Nacken auf. Mit jedem Mal ein bisschen mehr. Noch war sie nicht weit gekommen und die Stimme bewegte sich eindeutig schneller als sie selbst fort.

Plötzlich prallte die Gryffindor gegen etwas Hartes. Soeben war sie um eine Ecke im ersten Obergeschoß gesprintet, sodass sie nicht gesehen hatte, was dahinter war. Hoffentlich war sie nicht direkt in den Besitzer des Flüsterns gerannt. Betend, dass nicht dies der Fall war, blickte sie nach hoben. Als sie allerdings in vertraute grüne Augen, umrahmt von einer Brille, blickte, atmete sie erleichtert auf.

„Harry!", sagte Lily, immer noch vom Rennen schnaufend. Zwei Sekunden später erschienen auch Ron und Hermine, die Harry anscheinend nachgelaufen war. Sofort wusste die Snape, wieso auch das goldene Trio gesprintet war. „Hast du es auch gehört?"

„Ja", war das einzige Wort mit dem Harry antwortete. In dem Moment, als er seinen Mund öffnete, um weiterzureden, ertönte das kalte, mörderische Flüstern wieder.

„Ich rieche Blut ... ICH RIECHE BLUT!"

Durch diese sechs Worte pochte Lilys Herz noch schneller. Schneller, als es je zuvor in ihrem Leben getan hatte. „Es wird jemanden töten!", riefen Harry und Lily beinahe gleichzeitig, bevor sie gemeinsam lossprinteten. Dabei ignorierten sie die verwirrten Blicke, die Ron und Hermine ihnen zuwarfen. Als sie eine Treppe erreichten, kämpfte die Rothaarige damit, nicht vom Brillenträger abgehängt zu werden. Obwohl er selbst nicht zu den größten Menschen zählte, waren seine Beine dennoch länger als Lilys. Während er es schaffte, drei Stufen auf einmal hochzuspringen, schaffte sie nur zwei auf einmal. Er wartete auch nicht.

Mit Ron und Hermine im Schlepptau hasteten Harry und Lily durch die Flure des zweiten Stockes. Kein einziges Mal blieben die vier stehen, nicht mal für eine kurze Verschnaufpause, die Ron und Hermine sich wünschten. Erst in dem allerletzten Korridor kamen sie zum Halt.

„Harry, Lily, was war das?", wollte Ron perplex wissen, während er sich den Schweiß von seiner Stirn wischte, „Ich habe keinen Mucks gehört."

Doch bevor auch nur einer der Angesprochenen antworten konnte, ließ Hermine einen erschrockenen Atemstoß aus. Mit vor Schock aufgerissenen Augen zeigte sie auf etwas, am Ende des Ganges.

„Schaut doch!"

Irgendetwas wurde von der Wand reflektiert. Von diesem Ort aus sah es aus, als habe jemand etwas auf diese geschrieben. Vorsichtig näherten sie sich dem Ende des Korridors. Als sie die Wand erreicht hatten, erschraken sie, bei was sie erkannten.

𝔇𝔦𝔢 𝔎𝔞𝔪𝔪𝔢𝔯 𝔡𝔢𝔰 𝔖𝔠𝔥𝔯𝔢𝔠𝔨𝔢𝔫𝔰 𝔴𝔲𝔯𝔡𝔢 𝔤𝔢ö𝔣𝔣𝔫𝔢𝔱. 𝔉𝔢𝔦𝔫𝔡𝔢 𝔡𝔢𝔰 𝔈𝔯𝔟𝔢𝔫, 𝔫𝔢𝔥𝔪𝔱 𝔢𝔲𝔠𝔥 𝔦𝔫 𝔄𝔠𝔥𝔱.

Es sah aus, als habe jemand jeden einzelnen Buchstaben mit Blut geschrieben. Denn von den dunkelroten Buchstaben rannten immer wieder einige Tropfen die Wand hinunter.

„Was ist das Ding, das darunter hängt?", sagte Ron, wobei seine Stimme kurz leicht brach.

Harry rutschte fast aus, als die Gryffindors sich dem Etwas näherten. Nach unten blickend erkannte Lily eine Wasserlacke. Doch lange konnte sie sich nicht über das Wasser wundern, denn Hermine zog sie weiter. Ein dunkler Schatten hing unter dem Gekritzel von Blut. Sobald die vier bemerkten, von was es handelte, traten sie einen Schritt zurück.

Dort hing nichts Anderes als Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters. Ganz steif und mit leblosen Augen befand sie sich dort. Als ob sie versteinert worden war. Starr vor Schock bewegten sich die Freunde nicht, bis Ron meinte, dass sie lieber gehen sollten. 

„Sollten wir nicht helfen?", schlug Lily vor. Schließlich konnten sie die Katze doch nicht ganz alleine lassen.

„Nein, wenn die uns hier erwischen, dann bedeutet das nichts Gutes für uns", erklärte Ron, aber es war schon zu spät. Das Geräusch vieler Schritte kündigte das Kommen der anderen Schüler an. Anscheinend war das Festessen nun komplett beendet. Es blieb keine Zeit mehr, sich aus dem Staub zu machen. Bald betraten einige Schüler von beiden Seiten den Korridor, alle fröhlich durcheinander tratschend. Doch das ganze Reden verstummte, als sie die Katze und den in Blut geschriebenen Text erkannten. Jeder einzige versuchte, näher an das Geschehen heranzukommen. Und mitten drinnen standen Harry, Ron, Hermine und Lily.

„Feinde des Ehren, nehmt euch in Acht!", rief auf einmal eine für Lily sehr vertraute Stimme, „Ihr seid als nächstes dran, Schlammblüter!" Es war Draco. Noch nie hatte Lily ihn dieses gehässige Wort aussprechen hören. Dabei blickten sich seine eisblauen Augen um, viel kälter, als sie früher gewesen waren, als er seine Sandkastenfreundin angeschaut hatte. Er grinste. Es war allerdings nicht sein normales Lächeln, sondern ein hämisches Grinsen, während er die versteinerte Katze betrachtete.

Am liebsten hätte die Snape ihn angeschrien. All ihre Wut, die sich wegen ihm aufgebaut hatte, auslassen. Die zwei waren fast elf Jahre die allerbesten Freunde gewesen, bis der Blondschopf Lily einfach links liegen lassen hatte. Ihn nun diese Worte aussprechen zu hören versetzte ihr einen tiefen Stich ins Herz. Allerdings erlaubten es ihre Lippen nicht, etwas zu sagen. Es fühlte sich an, als habe jemand die Rothaarige mit dem Schweigespruch Silencio belegt. Sie konnte ihre Lippen nicht öffnen, nicht bewegen, nicht zu Buchstaben formen. Alles was sie zustande brachte, war, ihren ehemaligen besten Freund böse anzustarren.

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