"Aber wenn du nicht lesen kannst, dann hör doch Hörbücher."

Ein weiteres Beispiel für ein Vorurteil. Sehr vieles bis alles ist an diesem Satz falsch.

Nehmen wir das doch mal gemeinsam auseinander.

Punkt 1: "wenn du nicht lesen kannst"
Ich kann lesen. Nur nicht immer völlig flüssig/ fehlerfrei was sich aber mehr auf das laute Vorlesen als auf das stumme in Gedanken lesen bezieht.

Punkt 2: "dann hör doch Hörbücher"
Wie kommt man darauf, dass ich es automatisch mögen muss von einer monotonen Stimme, die mir jeglichen Spielraum für Fantasie wegleiert, während ich bei jeder wörtlichen Rede, die mal wieder nicht betont wird, die Kriese bekomme, beschallt zu werden? Ja, viele Leute mögen Hörbücher und Podcasts. Aber das muss nicht automatisch jeder sein und auch nicht automatisch dyslektische Menschen. Und nicht automatisch ich.

Punkt 3: "Aber wenn"
Erstens ist das kein korrekter Satzanfang. Zweitens, du scheinst dir unsicher zu sein. Ein kleiner Tipp, frag doch nach. Ich habe kein Problem damit offen, ehrlich und ohne Scham Fragen zu beantworten. Womit ich allerdings ein Problem habe ist es, wenn ohne mich oder meine "Beeinträchtigung" tatsächlich zu kennen Annahmen darüber in den Raum geworfen werden, wie ich mich besser/ richtig zu verhalten hätte.

Vielen Dank für deine kognitive Aufmerksamkeit.

Das habe ich so nie geantwortet, werde ich beim nächsten Mal aber tun und mich schon jetzt auf den Gesichtsausdruck freuen.