Wie man nicht mit einem Dyslektiker umgehen sollte vs Wie man mit einem Dyslektiker fantastisch arbeiten kann.

Kennt ihr das, wenn euch gesagt wird, dass ihr einen Fehler gemacht habt, aber nicht wo oder welchen?

So ging es mir beim Flyerentwurf für meine Bachelorarbeit. Als er fertig war schickte ich ihn ab und bat um Rückmeldung, auch falls noch etwas falsch geschrieben war. Ich habe ihn in drei verschiedenen Sprachen aufgesetzt. Deutsch, Englisch, Französisch. Die Rückmeldung kam: Schau noch mal drüber da sind noch Rechtschreibfehler.

Nun gut mein munteres Suchspiel begann, da ich a) herausfinden musste in welcher Sprache noch Fehler waren und b) was der Fehler war. Mehrfach musste ich den gesamten Flyer neu herunterladen und Schriften neu ausrichten, weil mir immer nur gesagt wurde "Da sind noch Rechtschreibfehler drin". Wie man sich denken konnte mit jedem Mal ärgerlicher.
Ich kann mir vorstellen, dass sich meine Prüferin auch veräppelt vorkam, dass sie immer wieder den selben Flyer mit der Änderung eines anderen Buchstabens bekam.

Deshalb hier mein Hinweis: Wenn ihr mit einem Dyslektiker arbeitet und nach Rechtschreibkorrektur gefragt wird erwartet nicht, dass dieser Mensch wie durch ein Wunder plötzlich erkennt wo seine Fehler lagen nur weil ihr sagt, dass sie existieren. Das ist nämlich der komplette Inhalt dieser Schwäche: Wir können das eben NICHT!
Stattdessen erspart es beiden Seiten jede Menge Zeit und Frust, wenn exakt gesagt wird wo der Fehler liegt.

Wenn meine Texte korrigiert werden machen wir es immer so: Meine Mutter korriegiert Fehler, die pure Rechtschreibung sind einfach unkommentiert. Fehler, die die Wortbedeutung ändern markiert sie mir gelb und ich kann selbst entscheiden welches Wort ich meine. Gramatikfehler wie zB Zeitfehler werden ebenfalls gelb markiert, weil es ein Systematischer Fehler ist, den ich lernen kann zu vermeiden. Beispielsweise habe ich früher immer die falsche Vergangenheitsform von "hängen" benutzt.

Ich habe immer gesagt "da hang etwas" korrekt wäre "dort HING etwas". Gelernt habe ich das nur durch ständiges und ich meine damit wirklich ständiges unermüdliches Korrigieren. Stellt es euch vor wie Wassertropfen auf einen sehr sehr dicken Stein. Es ist nicht unmöglich, dass das Wasser den Stein aushöhlt. Es dauert nur sehr lange und muss sehr konsequent gemacht werden.

Früher wurden mir alle Fehler gelb angestrichen und ich habe sie alle selbst korrigiert. Der Effekt dessen war jedoch so verschwindend gering, dass wir es mittlerweile so machen, wie oben beschrieben.