3. Kapitel - Zeig Mir, Dass es Geht

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Mit anziehen der Handbremse, öffnet Jara die Beifahrertür und steigt aus dem Auto. Da ich ihr noch vernünftig auf wiedersehen sagen wollte und sie sowieso noch meine Jacke bei sich hatte, da ich diese vor dem losfahren nicht wieder angezogen hatte, steige auch ich aus dem Auto aus.

Gemeinsam laufen wir die Treppen hoch, bis dass wir wieder bei ihrer Haustür sind. Jara öffnet diese und geht zur Garderobe im Flur. Dort hängt sie meine graue Jeansjacke ab und geht mit dieser und der kleinen Schachtel mit dem Mitbringsel zu mir an die Wohnungstür.

Erst blickt sie noch zu der Jacke und der Schachtel hinunter, doch nur eine Sekunde später blickt sie zu mir hoch. Ihre blauen Augen glänzen in der untergehende Sonne, welche durch das Treppenhausfenster hineinschien. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. „Na dann...", Jara brach mitten im Satz ab und blickte wieder hinab.

„Alles gut?", frage ich ein wenig besorgt nach und lege meine Hand auf ihre Schulter. Ich spüre, wie Jaras Schultern sich während eines großen Atemzugs rauf und runterbewegen. „Ja... ich wollte dich nur fragen, ob...", wieder macht Jara eine Pause für einen tiefen Atemzug, „...ob du... Also... Kommst du noch mit zu mir?"

Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Ich hatte gedacht, dass Jara den restlichen Tag noch alleine sein wollte und einfach mal eine Auszeit haben wollte, doch dies war anscheinend nicht der Fall. Mir stockt beim Einatmen ein wenig der Atem. Was soll ich jetzt sagen? Irgendwie geht das gerade ein wenig zu schnell für meinen Körper, sodass ich, als Jara ihren Blick wieder hebt und ich sie erneut ansehe schon beinahe meinen Namen vergesse.

Irgendwas muss ich ihr doch antworten, doch meine Zweifel überhäufen mich. „Liam?", fragt Jara nun. „Ähm... ich weiß nicht so recht. Ich meine das ist doch dein erster Tag, den du wieder in Berlin bist, da möchte ich wirklich nicht stören.", bringe ich hervor.

Sofort erkenne ich die Enttäuschung in Jaras Augen, was mich innerlich zerbrechen lässt. Wenn ich jetzt gehen würde, würde ich es erstens für immer bereuen, zweitens zuhause ein extrem schlechtes Gewissen haben und drittens sowieso nicht einschlafen können. „Aber wenn es dir nichts ausmacht, dann kann ich ja noch etwas hierbleiben... Es ist ja noch nicht so spät. Ich gehe dann einfach etwas später nach Hause. Ist ja eh keiner da, der sich darüber beschweren könnte, dass ich erst spät nach Hause komme.", versuche ich Jara wieder zum lächeln zu bringen, was mir glücklicherweise auch gelingt.

Ein paar Stunden länger mit Jara zusammen zu sein, würde mich nicht umbringen, außerdem würde ich ihr ja noch Zeit für sich lassen, wenn ich später nach Hause gehen würde, denn bei Jara zu übernachten wäre für meine Gefühle viel zu schwer.

Erst wenn Jara mir zeigen würde, dass das gar kein Problem wäre und ich mir sicher sein würde, dass all das in Ordnung gehen würde, würde ich bei ihr übernachten. Sonst war ich noch zu unsicher, ob nicht etwas unserer Freundschaft zerstört und ich Jara verlieren könnte.

Natürlich hatten wir schon öfters beieinander übernachtet, doch selbst dort waren wir nie ganz alleine. Entweder Nils, Jaras Eltern, Jaras Freundin oder meine kleine Schwester Alissa waren zumindest in derselben Wohnung.

Jara hängt meine Jacke wieder an die Garderobe und legt die Schachtel auf ein Sideboard, welches in der Diele steht. Ich ziehe mir meine Schuhe aus und folge Jara in das Wohnzimmer. Dort setzten wir uns erstmal auf die Couch.

Nach ungefähr einer Minute des Schweigens bricht Jara dieses: „Mir fällt gerade auf, dass wir nur ein Problem haben.". Ich schaue Jara fragend an, woraufhin sie mir die Situation genauer erklärt. „Wir haben kein Essen hier und ich bekomme langsam Hunger." - „Wie wäre es, wenn wir Pizza bestellen? Dann müssten wir uns nicht noch darum kümmern.", schlage ich vor.

Jara nickt zur Antwort, woraufhin ich auf meinem Handy einen Lieferservice heraussuche. Jara rückt währenddessen näher zu mir, um auch einen Blick auf mein Handy zu haben. Ich bestelle für mich ein eine Salamipizza und für Jara eine Pizza Hawaii. Zum Schluss gehe ich noch zu den Desserts und such dort ein 300g Ben & Jerrys Eis heraus. „Für dich?", fragt Jara skeptisch? „Du kannst auch was haben. Das schaffe ich nach der Pizza eh nicht mehr ganz. Die Pizzen sind ziemlich groß.", erkläre ich, woraufhin Jara lächelt.

Nach ca. einer halben Stunde, in der Jara und ich noch ein wenig Fernseher gucken, ist die Pizza da. Ich gehe zur Tür, nehme die Pizza dankend an und bezahle. Mit den Pizzen und dem Eis in der Hand gehe ich ins Wohnzimmer, wo Jara mir das Eis abnimmt und in die Gefriertruhe stellt, damit dieses nicht schmilzt. „Wie viel muss ich dir an Geld geben?", fragt Jara und kramt schon ihr Portmonee heraus. „Nichts. Das kann ich ruhig bezahlen.", erkläre ich.

Ich erkenne, wie Jara widersprechen möchte, doch wechsle dann schnell das Thema. „Sollen wir auf dem Balkon essen? Es ist noch nicht dunkel und warm.". „Klar gerne. Aber übers bezahlen sprechen wir später nochmal", sagt Jara.

Somit setzen wir uns an den Tisch auf Jaras Balkon und essen die Pizzen im Sonnenuntergang. Im Hintergrund lasse ich meine Musik laufen.

„Haben sich deine Eltern eigentlich nochmal gemeldet?", fragt Jara, als sie den letzten Bissen ihrer Pizza heruntergeschluckt hat. Ich nicke: „Um genau zu sein beide noch einmal. Wenigstens haben sie es für heute aufgegeben." Jara fängt an zu lachen. „Naja wer weiß, vielleicht sind sie gerade auch auf dem Weg zu deiner WG immerhin hast du dich einmal nicht gemeldet, nicht dass du beim Freerunning umgeknickt bist!" „Zuzutrauen wäre es ihnen.", lache nun auch ich. „Wo sind deine Eltern gerade denn eigentlich?", fragt Jara immer noch lachend. „In Denver." - „Und deine Schwester ist dabei?", hakt sie nach.

Bei der Frage höre ich jedoch auf zu lachen und verstumme für einen kurzen Moment. „Ne natürlich nicht. Alissa ist momentan mit einer Freundin in Bayern bei einem Turn-camp. Hätte ich mit 15 gefragt, ob ich mit Nils zu einem Freerunning-Camp darf, hätte meine Mutter mir es sofort verboten. Viel zu gefährlich, ganz allein und nur mit einem Freund in ein Camp! Alissa darf das natürlich...Es soll wirklich nicht böse oder egoistisch wirken, Alissa ist die beste Schwester die man sich wünschen kann und wir verstehen uns so gut, aber sie wird irgendwie immer bevorzugt. Alissa möchte nicht mit nach Madrid, okay dann bleibt sie halt alleine zuhause. Alissa möchte in ein Turn-Camp und nicht mit nach Denver, ist doch gar kein Problem. Liam möchte nicht mitkommen? Nein Liam muss mit...", erkläre ich.

Ich zucke ein wenig zusammen, als Jara ihre Hand auf meine legt. Ich blicke von meinen Händen hoch und schaue in ihre verständnisvolle Augen. „Das kann ich verstehen. Ich habe selber mitbekommen, wie deine Eltern sind. Ich weiß noch, dass du ewig gebraucht hast, um deine Eltern zu überzeugen, dass du Freerunning-training bekommst und als Alissa turnen wollte wurde sie sofort bei einem Verein angemeldet. Ich habe auch ewig gebraucht um meine Eltern zu überzeugen einen Hund zu kaufen, aber mein Cousin durfte sofort einen.", erklärt Jara nun.

Mit ihrer Hand auf meiner und den Worten, welche sie gerade gesagt hatte, fühlte ich mich plötzlich so verstanden und sicher. Ich hatte bei niemanden jemals das Gefühl gehabt, dass ich voll und ganz verstanden werde, doch bei Jara spürte ich dies nun.

Und trotz all diesen Gefühlen zweifle ich immer wieder daran, ob es so gut wäre Jara von meinen Gefühlen zu erzählen. Ich musste mir sicher sein, dass die Freundschaft nicht zerbrechen würde. Erst dann könnte ich ihr mein Herz ausschütten und nicht mehr ein Geheimnis aus meinen Gefühlen machen.

Den ganzen Abend sitzen wir noch auf dem Balkon und reden. Es fühlte sich zwar so an, als wären wir gerade erst angekommen, doch in Wahrheit waren schon eine und eine halbe Stunde vergangen. Wir beschlossen nun das Eis zu essen und somit ging Jara in die Küche und kam mit dem Eis und zwei löffeln wieder zurück.

Nach nur ein paar Löffeln, die wir abwechselnd nahmen, landet plötzlich ein Eisklecks auf meiner Hose. Jara fängt an zu lachen und sagt schnell: „Hätte nicht gedacht, dass das Eis so gut fliegen kann." „Dein Ernst? Hast du gerade wirklich das gute Eis auf mich geworfen?", frage ich ernst. „Nein, nicht geworfen. Der Löffel diente als Schleuder.", erklärt Jara mir lachend, woraufhin ich mich räche, indem ich ebenfalls Eis auf Jara schleudere.

Bevor die Eisschlacht jedoch ausartete, brachte Jara uns auf eine zwar verrückte, aber auch lustige Idee. Nun versuchten wir nicht mehr den Anderen mit Eis abzuwerfen, sondern versuchten das Eis in den Mund des gegenüber zu schleudern. Anfangs dachte ich, dass der ganze Balkon danach ein reinstes Schlachtfeld sein würde, jedoch stellte sich heraus, dass wir im Eisschleudern ziemlich talentiert waren und fast jedes Mal trafen.

So etwas wie die Olympiade im Eisschleudern, wie wir es später nannten, hatte ich selbst mit meiner verrückten kleinen Schwester noch nie gemacht und hätte man uns so gesehen, hätte man denken können, dass wir zu groß gewordene Kinder seien.

Nachdem die Sonne nun schon untergegangen war und wir auch das Eis aufgegessen hatten, setzten wir uns vom Tisch weg und auf eine gepolsterte Bank, welche ebenfalls auf dem Balkon steht. Anfangs sitzen wir noch auf der Bank und ich lehne mich einfach nur an eine der Lehen. Währenddessen reden wir miteinander, doch schon bald wird aus meinem Anlehnen eher ein liegen und mit einem Mal richtet sich Jara, welche bis gerade noch an der anderen Seite angelehnt war, auf.

Ein wenig verwirrt blicke ich sie an, doch Jara lächelt nur. Sanft schiebt sie meine Beine ganz auf die Bank, nimmt meinem Arm und legt sich einfach vor mich hin.

Ein Gefühl von Wärme und Nähe durchströmt mich. Noch nie waren meine Gefühle zu Jara so stark, wie in diesem Moment. Niemals zuvor, schlug mein Herz so schnell hintereinander Saltos, dass ich dachte, dass es gerade an einem Freerunning-Skill-Wettbewerb teilnimmt.

Doch so viel mit meinem Herz und Gefühlen gerade passiert, noch nie fühlte ich mich so wohl wie in diesem Augenblick.

Ich spüre, dass nicht mehr viel fehlt, bis dass ich Jara mein Herz ausschütten konnte, denn in diesem Moment zeigte sie mir, dass das mit uns gehen würde. 

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~Blume

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