𝐍𝐞𝐮𝐧

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


» — — «

Herrlicher Duft nach gebrannten Mandeln breitet sich auf dem Markt aus. Die Stände stehen an ihrer typischen Plätzen. Überall laufen Leute umher. Schlendern von Stand und Stand. Durch die ganzen Ständen und den entstehenden Wegen wirkt der Platz viel größer als er eigentlich ist. Seine Größe breitet sich aus und passend dazu hängt die Weihnachtsbeleuchtung zwischen den Häusern. Manche Häuser sind auch weihnachtlich geschmückt. Für das perfekte Glück fehlt der Schnee, aber es hält die Leute nicht von ab, fröhlich oder glücklich zu sein. In Handschuhen und Winterjacken gepackt halten sie sich mal länger an dem einen als an dem anderen Stand auf. Unter einem pavillonartigen Zelt, stehen Tische. Und Bänke, auf die man sich setzen kann. Zufriedenheit breitet sich aus. Die Getränkestände sind besonders begehrt. Aber auch die Essensstände sind nicht zu unterschätzen. Fröhliche Stimmung erhebt sich und man meint, jeden lächeln zu sehen.

„Bist du glücklich?", eine Stimme reißt mich aus den Gedanken. Meinen Kinderpunsch umfasse ich so fest mit meinen Händen, dass er überschwappt. Die Stimme kenne ich nur zu gut. Während ich versuche mich zu beruhigen und mir einzureden, dass es nicht schlimm wäre, wenn der warme Tee auf meine Handschuhe tropft, da meine Handschuhe dick genug sind, dass ich keine Brandwunden davon trage, spüre ich, wie mein Herz schneller schlägt.
Einen Augenblick lang denke ich über die Frage nach. Auch wenn ich die Antwort schon längst weiß. „Ja, ich bin glücklich. Zumindest bin ich fröhlich und zufrieden. Irgendwie. Was nicht heißt, dass ich nicht für Veränderungen bereit wäre. Oder... Bist du glücklich?"

„Ich denke schon. Ist sonst alles okay bei dir?" Er ist mir zu nah, er muss weiter von mir weg. Diese Nähe halte ich nicht aus. Kann er nicht einfach weggehen? Was hat er gefragt? Ob alles okay bei mir ist? Natürlich, ich meine...

„Was sollte nicht okay bei mir sein?", erwidere ich und atme dann tief durch. „Ich meine..."

Er sieht mich fragend an. Ich verstumme. Weiß nicht, was ich sagen soll. Kann nicht reden. Bringe kein Wort hervor. Sehe ihn nur stumm an. Schlucke. Wie soll ich ihm erklären, was mit mir los ist? Am liebsten würde ich einen Speer auf eine Zielscheibe werfen. Doch da gibt es ein Problem. 1. Ich hab keinen Speer. 2. Was für eine Zielscheibe?

„Alles okay?" Mein Blick begegnet seinem. Innerlich bebe ich. Warum muss er nachfragen? Was soll ich bloß erwidern. Mir fallen die Worte ein, doch sie finden keinen Weg aus meinem Mund heraus. Ich muss mir Mühe geben. Mich dazu disziplinieren zu sprechen. Ich kann sprechen, kann reden, kann denken. Das Problem ist der Ton und der sich aufbauende Druck. Am liebsten säße ich jetzt am Klavier, dann würden die Noten für mich sprechen.

Abwartend sieht er mich an. Dann seufzt er. Wendet sich ab. Ich will so viel sagen. Reden. Will wissen, was seine Lieblingsfarbe ist. Wie immer jedoch erhebt sich keine Frage. Ich schaffe es nicht. Kämpfe gegen die Tränen an, die sich so langsam bilden. Es nervt mich, dass ich mich nicht gescheit ausdrücken kann. Meine Gedanken nicht zum Ausdruck bringen kann. Doch es bringt nichts. Es würde eh nichts bringen. Tief atme ich ein und aus und versuche die Tränen zu vertreiben. Zum Aufwärmen trinke ich einen Schluck des Punsches und atme dann tief durch. Spüre, wie mein Herz schlägt. Will ihn aufhalten. Einfach nur umarmen. Brauche Halt, Sicherheit. Irgendwas. Es ist ja nicht so, als ob ich nicht reden will. Es ist mehr so... als ob ich es nicht könnte. Als ob eine Mauer, Barriere in mir wäre, die ich nicht entfernen, überwinden könnte.

„Hast du..." Jemand anderes unterbricht sich selbst. Ich weiß aber nicht warum.
„Lass uns hier weggehen, ich... lass uns was zu trinken holen, ich habe Durst." Erst als der Unterton und der Subtext zu mir dringt, erkenne ich die Stimmen. Realisiere was sie gesagt haben.

Vorsichtig stelle ich das Getränk für einen Moment neben mir ab. Ziehe meine Handschuhe aus und betrachte die Stelle, an der der Kinderpunsch durch mich verschüttet. Zu meinem Glück hat sich keine Brandblase gebildet und wird sich vermutlich auch nicht. Nun stehe ich mitten hier und weiß nicht wohin mit mir. Um mich herum überall fröhliche Gesichter. Doch kämpfen sich die Tränen in meinen Augen den Weg frei und überfüllen mich. Überschütten mich in ihrer Tragkraft, doch ich versuche sie, so gut wie möglich zurückzuhalten. Versuche mich zu beruhigen. Als ich den Becher wieder in meine Hand nehme, zittert diese so dermaßen, dass ich Angst habe, mich gleich wieder zu überschütten. Tief einatmen. Tief aus. Alles ist gut. Du musst nur darauf vertrauen. Lächle. Aber leider ist es nicht immer so leicht zu lächeln. Ich bin glücklich, ja. Aber das bedeutet nicht, dass ich nichts an mir ändern würde, wenn ich könnte. Warum können manche mit allen reden, ohne auch nur irgendwelche Probleme zu haben und warum muss es anderen so schwer fallen? Wo ist das fair?

Ich schlucke. Das alles bringt sowieso nichts. Es bringt einfach nichts. Ich sollte die Zeit genießen, schließlich haben wir bald Weihnachten. Dennoch ist etwas in mir, was das Ganze nicht genießen kann. Ich strecke meine Hand aus und atme tief durch. Alles ist okay.

Mein Blick fällt auf den Jungen, dessen Anblick und reine Anwesenheit mein Herz höher schlagen lässt. Fühlt es sich so an, verliebt zu sein oder ist es etwas anderes? Er sieht mich an. Soweit ich es von hier aus erkennen kann, schmückt ein Lächeln sein Gesicht. Mental bereite ich mich darauf vor, jeden Moment mit ihm zu reden. Suche mir Worte zusammen. Klaube mir Sätze beisammen. Alles ist okay. Du kannst es durchstehen. Du kannst es schaffen.
„Hey", die Stimme ertönt nah bei mir. Ich atme tief ein. „Es tut mir leid." Stille. „Wegen vorhin."

„Es muss dir nicht leid tun", erwidere ich. „Du meintest es ja nicht böse. Wahrscheinlich hat es dich einfach nur interessiert. Es war nur... Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Manchmal ist alles so viel auf einmal und reden..." Ich schlucke, sehe, dass sein Blick voll und ganz auf mir ruht und mache sowas wie Verwunderung aus. „Dieses Gefühl mich immer erklären zu müssen. Ich mag es nicht. Es macht mich... nicht wirklich angreifbar, auch nicht verletzlich. Es ist nur so, dass es sich so anfühlt, als müsse ich mich für alles rechtfertigen, was ich sage. Als hätte alles Konsequenzen. Deswegen sage ich manchmal einfach lieber nichts und manchmal kann ich auch nicht reden. Auch wenn ich will. Manchmal ist schreiben so viel einfach. Beim Schreiben brauchst du keinen Ton. Es geht auch ohne Stimme. Bringt aber dennoch Gefühle und Sachtext rüber und... Manchmal ist mir einfach alles zu viel. Ich kann mit Druck nicht umgehen und", ich hole tief Luft, er unterbricht mich nicht, „und manchmal kann ich dann einfach nicht mehr klar denken. Ich weiß nicht, wie ich jemandem erklären kann, was mit mir los ist, wenn ich es nicht einmal selbst kann. Ich meine, bei mir ist nichts falsch. Ich bin auch nicht krank. Vielleicht bin ich introvertiert, aber ich kann auch extrem extrovertiert sein. Ich weiß einfach nicht, wie ich erklären kann und soll was mit mir los ist. Und wie es jemand begreifen soll. Was ich dagegen tun kann. Es ist... ich weiß nicht. Es tut gut, zu reden und gleichzeitig... Vielleicht ist auch alles bestimmt durch eine gewisse Art von Angst. Keineswegs die Angst nicht genug zu sein. Nein, mehr die Sorge, wie andere auf mich reagieren. Nein, nicht mal das. Ich will anderen nicht lästig werden, was fatal ist, da ich dadurch anderen vermutlich erst recht lästig werde. Ich kann nicht erklären, was mit mir los ist, aber ich muss erst aufwärmen. Manchmal fällt es mir leichter zu reden. Ich muss gelöst reden. Das Gefühl haben, dass es auch okay ist, mal was Falsches zu sagen. Ich... ich weiß auch nicht, warum ich jetzt rede. Und ich weiß absolut nicht, wie ich deine Mimik deuten soll. Ich weiß nur, dass es sich gut anfühlt und..." Ich suche nach den richtigen Worten.

„Was ist deine Lieblingsfarbe", unterbricht er mich bei dieser Gelegenheit und verwundert sehe ich ihn an. Wie kommt er jetzt darauf? Und was bedeutet das bitte für unsere Freundschaft? Um genau zu sein, weiß ich nicht mal von all meinen Freundinnen, die Lieblingsfarben.

„Grün", erwidere ich leichthin, „schönes Grün, verschiedene Grüntöne und schönes Rot. Aber vor allem die Farbe von Pergament oder zumindest die des auf altgemachtes Papier. Wenn du verstehst, was ich meine. Und Türkis. Aber an sich habe ich gegen die meisten Farben nichts einzuwenden."
Was geht nur in ihm vor? Was sagen ihm meine Lieblingsfarben über mich und was denkt er und... Aufhören.

Er sieht mich an. Ein Lächeln ist auf seinem Gesicht, ist dem verwirrten Gesichtsausdruck von vorhin gewichen. Ich atme tief ein. Alles ist okay. Es ist okay.

„Und was ist mit dir?"
„Wie, was ist mit mir?"
„Warum bist du zu mir gekommen? Warum hast du dir das alles angehört? Warum bist du noch hier? Ich frage dich, warum du mich was gefragt hast, nur um dann zu gehen, als ich keine Antwort wusste, und jetzt wieder gekommen bist. Ich frage dich, warum es dich interessiert, was meine Lieblingsfarbe ist. Ich frage mich, warum... Ich könnte noch so vieles dranghängen. Ich weiß nicht, ob du es verstehst. Aber... ich weiß nicht. Manchmal wird mir einfach alles zu viel."

„Fragst du mich das oder fragst du mich etwas anderes?" Er sieht mich fragend an. Herausfordernd vielleicht auch.
„Was sollte ich denn ansonsten noch fragen?" Neugierig sehe ich ihn an. Was denkt er? Was fühlt er? Was empfindet er? Was...?
„Ich... Ich weiß nicht. Es ist nur. Es klingt so, als würde in alldem noch eine andere Frage mitschwingen." Er sieht sich um. Ihm scheint die Situation unangenehm zu sein. Nun bin ich es, die fragend schaut. Nun scheint er etwas erblickt zu haben. Winkt jemanden zu. „Ich sollte los."
„Warte", sage ich, als er sich abwendet und fasse ihn am Arm. Sofort lasse ich ihn wieder los.

„Was ist?" Unsicher betrachtet er mich. Dann den Abstand zwischen uns. Abwartend sehe ich ihn an. Er atmet tief durch und kommt dann näher zu mir. Ich atme tief ein und aus. Die Worte, die ich sagen wollte, lösen sich vor mir in Luft auf.

„Was wolltest du noch?", fragt er sanft, sein Ton wirkt weich. Ich atme tief durch ehe ich meine Arme hebe und ihn in eine Umarmung schließe. Darauf bedacht, nichts vom Punsch zu verschütten. Heftig atme ich tief ein und aus. Alles ist okay. Er zögert erst, dann erwidert er diese Umarmung. Sie spendet mir ein wärmendes Gefühl. Schon ewig wollte ich es tun, aber bisher hatte ich mich nicht getraut. Ich hatte zu viel Angst davor, wenn man es Angst nennen kann.
„Ist es das, was du von mir wolltest?", erkundigt er sich leise und ich schüttele den Kopf. Nein, das ist es nicht. Das war es nicht. Aber diese Umarmung fühlt sich auch gut an. Unglaublich gut.

Vermischt mit all den weihnachtlichen Düften und der Stimmung ist es nahezu perfekt. Noch perfekter wäre es, wenn es schneien würde, doch keine einzige Schneeflocke will mich mit Freude erfüllen. Will mir die Ehre erweisen.

» — — «

© Eihpossa

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro