8: Darkening

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Genau hierfür war ich doch schließlich ausgebildet worden, oder nicht?

Alastair hatte mich verlassen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Die Tür schwang hinter ihm zu und zurück blieb mein verwirrtes Selbst und das Fläschchen in meiner Hand das nunmehr leerer war als zuvor.

Fassungslos starrte ich auf die Tür und versuchte in dem zähem Nebel eine Erinnerung ausfindig zu machen. Irgendwas was mir helfen würde mich dem Zauber zu widersetzen, doch da war nichts.
»Ist das dein Ernst?!«, blaffte ich ihm wütend hinterher und obwohl der Raum geschlossen war, wusste ich, dass er mich gehört hatte. Die Angst vor seine Reaktion war verflogen und übrig blieb die Verbitterung aufgrund seines Verhaltens.

Der Druck auf das Glas in meiner Hand wurde größer und ich kam noch vor der Zerstörung zu Besinnung, sodass ich die Phiole unsanft auf dem Tisch abstellte und mir an die Schläfe fasste. Sie pochte wann immer ich aus dem Fenster sah und wurde penetranter, sobald ich die Grenze fokussierte. Ihr gegenüber hatte ich jegliche Erinnerung behalten, was mich nur noch wütender machte. Hätte er diese nicht auch beseitigen können?

Verletzt von seinem Verhalten setzte ich mich an den Schreibtisch und schlug die alte Schrift auf, in der es um die alten Schulungen ging. Um die Entstehung der Jagd- und Kriegsgemeinschaften, deren Aufgaben und Trainingseinheiten. Meine Konzentration jedoch glich einem angespannten Faden, der jeden Moment zu reißen drohte, wenn ich nicht bald etwas unternahm. Dementsprechend war die Freude auch gering, als ich feststellen musste, dass ich tatsächlich mal über das meiste Bescheid wusste, was ich las.

Mit einem frustrierten Knurren klappte ich die alten Seiten wieder zu und riss dabei fast eine aus, als mein Blick erneut aus dem Fenster schweifte und das Pochen wieder anschwoll. Meine Hand griff wie automatisch über den Tisch und schraubte entschieden den Korken der Phiole auf. Das glänzende Pulver schimmerte in seiner trägen Bewegung und ich ließ etwas in meine Handfläche fallen; fest entschlossen, dem endlich ein Ende zu setzen und das Werk meines Vaters zu beenden.

Ich betrachtete es eine Weile und dachte über die Worte der Heilerin nach. Musste ich nun sprechen? Alastair hatte es nicht getan.
Zögernd murmelte ich leise meine Bitte - zu vergessen was ich gesehen hatte - und hielt dabei den Blick auf die Grenze stand. Danach richtete ich mein Gesicht nach oben und betrachtete meine Faust über mir, in der das Pulver eingeschlossen war. Ich musste sie nur öffnen und erneut an diesem Tag zulassen, dass sich der feine Staub auf meinen Geist legte. Einfach loslassen und es würde vorbei sein. Es wäre ein schöner Tag gewesen. Das Training und Gespräch mit Elijah, die neugesammelten Information, an all dies würde ich mich noch erinnern und damit mit einem guten Gewissen zu Bett gehen. Schwer wäre es also nicht gewesen. Wäre da nicht meine verkrampfte Hand, die mir einfach nicht gehorchen wollte. Sie war Sklave meiner eigenen Unsicherheit, deren Ursprung ich nicht greifen konnte.

Meine Gedanken kehrten zu Esther Worten zurück. Wenige Worte die in ihrer Poesie einen genauen Appell in sich trugen und mit einem Mal wusste ich, woher die Unsicherheit rührte. Ich schloss die Augen und ließ seufzend meine Hand wieder sinken. Selbst mit eiserner Willensstärke war es eine immense Entscheidung und ich konnte es einfach nicht. Wie hatte mein Vater sich so schnell entscheiden und mir etwas so Wichtiges einfach so nehmen können, wie ein Buch aus dem Regal? Erneut überkam mich die Wut.
Das Pulver fand seinen Platz wieder in der Fiole die ich mit einem tiefen Seufzen in der hintersten Ecke eines Regals verstaute.

Danach wägte ich nicht mehr ab, denn dies brachte mich sowieso nicht weiter. Genauso wenig wie diese ständigen Fragen und Unsicherheiten die das Chaos in mir nur noch größer werden ließen.
Ich wartete, bis eine weitere Tür hinter meiner eigenen zu hören war und legte mir dann einen dünnen Leinenumhang um, ehe ich aus meinem Zimmer und den Flur hinab ging. Und obwohl ich so leise wie möglich war, wusste ich dennoch, dass er mich hörte denn auch ich hörte ihn. Er wusste, dass ich ging und spürte jeden einzelnen Schritt den ich tätigte und dennoch kam er nicht aus seinem Raum.

Verbittert presste ich die Lippen zusammen und senkte den Kopf, als ich durch die Haustür trat. Die Sonne hatte ihren tiefsten Punkt erreicht und die Vögel, die sich in den näheren Bäumen aufhielten, ließen sich von ihren tief gelben Strahlen erwärmen. Ihr Gefieder glänzte im goldenen Licht und wie als wollte er sich bemerkbar machen, prickelte der Anhänger an der Kette warm auf meiner Haut, als würde der Vogel dem sie gehörte, sich selbst den Strahlen entgegenstrecken wollen.

Ich ging die Stufen am Berg hinab und schlug mir auf halbem Weg die Kapuze über. Denn auch wenn ich niemandem begegnete konnte ich dennoch die Gesichter aus dem Augenwinkel erkennen, die mich zwischen Fenstern und Vorhängen beobachteten, als ich den Berghang und schlussendlich auch das Stadtinnere verließ. Meine Beine führten mich ins Dickicht der Laubbäume zwischen welchen der Weg anfing, den ich erst vor wenigen Stunden verlassen hatte.

Der Wind bließ mir schwül entgegen und ich zog den Umhang enger um meinen Leib, als ich allmählich den Ort erreichte, der mir erneut ein Schauer über den Rücken laufen ließ. Die Grenze erstreckte sich meilenweit über mir hinweg und umso näher ich an die wabernde Wand trat, umso erdrückender wurde das Gefühl in meinem Inneren. Die Spätsonne drang nur schwerlich durch das üppige Blätterdach und bemalte das Gras mit einer abendrötlichen Schönheit, die ich normalerweise verschlafen hätte.

Ich hielt etwa einen Meter vor dem schützenden Wall und verzog das Gesicht, als ich die dunkle Masse betrachtete, die wie dicker Nebel durch sie hindurch zog. Die Durchsichtigkeit der anderen Seite, so wie ich immer noch glaubte.

Ob die Monster, Schattenkreaturen und sonstige Fehler Tenebras wohl ebenso das Licht hindurchscheinen sahen so wie wir ihre Dunkelheit? Die Frage mischte sich unter die Wut die bei dem Gedanken aufkam, was für eine blutrünstige und abscheuliche Welt nur wenige Meter vor mir beginnen musste.

Mein Blick glitt an ihr hinauf, ehe ich einige Meter an der Grenze entlang lief ohne sie aus den Augen zu lassen. Ich musterte jeden noch so kleinen Nebelschwaden, der sich neu bildete und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als ich zurück zum Weg sah und erstmalig darüber nachdachte, wie dumm diese Aktion doch eigentlich war.
Elijah hatte Recht, so wie immer und Alastair würde so oder so jeder Auffälligkeit nachgehen, auch, wenn sie sich als noch so absurd und unmöglich herausstellte. Es war seine Pflicht und ich machte mir eindeutig zu viele Gedanken über Hirngespinste.

Noch ein letztes Mal betrachtete ich die Mauer, bevor ich mich zum Gehen abwenden wollte.
Es war nur ein kleiner Schritt den ich tätigte und damit der Wand meinen Rücken zudrehte aber dieser reichte wohl aus, um meinen Albtraum real werden zu lassen. Ein Albtraum, der seit Anbeginn keiner gewesen war.

Ein klebriges, ja fast schmatzendes Geräusch erklang und mich überkam eine Gänsehaut als das Geräusch mir durch meine Magie durch Haut und Knochen wanderte. Ich wollte mich schon wieder umdrehen, als eine Kälte an meinen nackten Waden leckte und mich unwillkürlich vorwärts stolpern ließ, als ich an mir hinab sah. Dunkle Schliere kräuselten sich zu meinen Füßen und tränkten den mossbewachsenen Boden mit ihrer Schwärze, die ich am liebsten vergessen hätte. So vertraut kam sie mir plötzlich wieder vor.

Ich taumelte mit einem erstickten Schrei mehrere Meter zurück und wischte mir hektisch über die Beine, als ich immer noch diese eisige Kälte spüren konnte, die sie auf meiner Haut hinterlassen hatten. Doch selbst in dieser Bewegung stoppte ich erneut als ich mit Entsetzen die Schatten betrachtete, die dickflüssig aus der Mauer hinausliefen.

»Verdammt.. nein das kann doch nicht..« Meine Stimme zitterte und ich konnte spüren, wie sich jedes Haar an meinem Körper aufstellte und mein Geist mir riet zu rennen; die Beine in die Hand zu nehmen und so weit wie möglich wegzurennen. Mein Fluchtinstinkt riss an mir, als ich dabei zu sah, wie erneut diese schrecklichen Bilder von heute Mittag meine Gedanken durchfluteten und sich nun wirklich noch verwirklichten.

Ich starrte die öligen Schliere an und biss mir so fest auf die innen Seite meiner Wange, dass ich bereits den eisernen Geschmack auf meiner Zunge erahnen konnte, als ich mich gegen meine Instinkte wehrte und endlich einen festen Gedanken zu fassen bekam. Genau hierfür war ich doch schließlich ausgebildet worden, oder nicht?

Bevor sie mich erneut erreichen konnten griff ich an meine Hüfte und entsicherte mit einem einzigen Atemzug meine Waffe aus ihrer Halterung. Metall klickte und der Gurt löste sich von meinem Körper als dieser sich abrollte und die einzelnen Glieder der Peitsche ineinander einrasteten. Die Schatten beschleunigten ihren teuflischen Tanz und steuerten geradewegs weiter auf meine Füße zu, als sich der Strick auch schon entzündete und blass helle Flammen sie in ihren Bewegungen aufhielten.
Wie zu Eis erstarrt blickten die Schatten mir entgegen und wichen augenblicklich zurück als ich ausholte und der dünne Schwanz der Peitsche über das Gras streifte. Immer und immer wieder züngelte die Dunkelheit nach mir und zog sich zischend zurück, wenn die Flammen ihnen zu nah kamen.

Mein Herz hämmerte mir gegen die Brust und ich spürte bereits den Schweiß meinen Rücken hinabfließen, als sich die Schneise der Schatten verjüngte und sie nur noch gebündelt an einer Stelle der Grenze den Boden befleckten. Ich hielt selbst in meiner Bewegung inne und starrte sie mit zusammengebissenen Zähnen an, als sich plötzlich abermals die Dunkelheit an einer Stelle der magischen Mauer sammelte und immer finsterer wurde, umso länger ich die anhäufende Masse betrachtete.
Ein erstickter Schrei brach dann jedoch doch aus meiner Kehle aus, als mit einem Mal der dunkle Schleier der Grenze sich nach außen stülpte und eine filigrane Hand aus ihr hervortrat.

Fassungslos starrte ich diese an und mir blieb fast der Atem weg, als sich immer mehr Haut durch den dicken Schleier presste und schwarze Hörner zum Vorschein kamen die einen gesenkten Kopf mit sich brachten. Meine Lunge zog sich schmerzhaft zusammen und ich rang mit einem erstickten Laut nach Luft, als das Wesen umgehend aufsah und mich mit Augen betrachtete, die mir erneut die Luft aus dem Körper pressten.

Sie waren von einem so glühenden Blau gezeichnet und trugen eine Schärfe in sich, die mir das Mark in den Knochen gefrieren ließ, als ich ihren Blick erwiderte. Die Farbe in den Augen des Wesens schien zu wirbeln wie Rauch unter einem Glas und ließ erahnen, dass hier etwas verborgen lag, das bislang niemals meinen Blick gestreift hatte.

Atemlos stolperte ich einige Schritte zurück, als die Kreatur ihren Kopf schief legte und ein verschmitztes Grinsen ihre hellen Zähne zum Vorschein brachte. Dunkler Nebel tropfte von ihr hinab und genauso stieg er auch von ihrer Haut auf, als wäre sie glühend heiß im Gegensatz zu ihrer Umgebung.

Ein Ausdruck des Entsetzens breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich fing an, vehement den Kopf zu schütteln, da ich meinen Augen einfach nicht glauben wollte. Das hier konnte einfach nicht real sein; ich hoffte zu träumen, wollte um Hilfe schreien doch kein Laut drang aus meiner Kehle.
Stattdessen öffnete das Wesen seine dunklen Lippen und senkte den Kopf wie zur Begrüßung, als seine scharfe Stimme die Luft zerteilte.

»Wahrlich, du bist das erste Geschöpf seit Ewigkeiten, dessen Seele ich lieber unberührt lassen würde.«

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