Der Duft der Kindheit

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Mein Beitrag zum Adventskalender '22 von Timetravler9 

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Als Noël weiterging, nahm er auf einmal einen vertrauten Geruch wahr. Tief atmete er ein und genoss das Gefühl von Geborgenheit, das sich sofort in ihm breitmachte. Noël verband so viele glückliche Kindheitserinnerungen mit diesem speziellen Aroma. Genussvoll schloss er die Augen. „Mmh ... Plätzchen."

Je näher er der Wohnung mit der Nummer vier kam, desto intensiver wurde der Duft nach Weihnachtsgebäck. Diese unverkennbare Mischung aus Vanille, Zimt, Butter, Zucker, Mehl und Nüssen ließ ihn an Zuhause denken. Ob seine Mutter und Schwester wohl auch gerade Plätzchen backten?

Noël schüttelte den Kopf. Es war die richtige Entscheidung gewesen, die Uni zu wechseln. Doch gerade in dieser Zeit des Jahres umzuziehen und all die schönen vorweihnachtlichen Rituale mit seiner Familie zu verpassen, war schwer. Er vermisste seine kleine Schwester Finja, die mit ihren elf Jahren noch voller Begeisterung auf den Weihnachtsmann wartete. Und er vermisste seine Mutter, die den Advent für ihre Kinder immer zu etwas ganz Besonderem gemacht hatte.

Der junge Mann ließ seinen Blick über den selbstgebastelten Kranz an der Tür und die Schneeflöckchen-Fußmatte gleiten. Unter dem bunt bemalten Klingelschild standen zwei Paar Stiefel – ein kleines rosanes und ein dunkelblaues in Frauengröße. Noël lächelte bei dem Gedanken, dass hinter dieser Tür gerade eine Mutter mit ihrem Kind schöne Weihnachtserinnerungen erschuf. Genau so sollte es in der Adventszeit sein.

***

„Mama, welche findest du schöner? Die Rentiere oder die Engel? Oder die Schneeflocken?", fragte Lilly, während sie konzentriert die bereits ausgestochenen Plätzchen musterte. Die Kleine konnte sich einfach nicht entscheiden, welche Form für sie die schönste war. „Magst du vielleicht die Tannenbäume am liebsten, Mama? Oder die Sterne und Sternschnuppen?"

Sophie beobachtete ihre vierjährige Tochter mit liebevollem Blick und hatte dabei ein breites Lächeln im Gesicht. „Ich finde eigentlich alle schön, Lilly. Und du musst dich auch nicht entscheiden, weißt du? Wir können jede Ausstechform verwenden – es ist genug Teig da."

„Aber Mama! Ich muss doch entscheiden, mit welcher Form ich die meisten Plätzchen aussteche!" Lilly sah ihre Mutter entschlossen an. Sie hatte eine Mission!

„Das ist natürlich ein berechtigter Einwand", antwortete Sophie lachend und öffnete eine der oberen Schubladen. „Dann solltest du die hier aber auch nicht vergessen." Damit legte sie noch vier weitere Ausstechförmchen auf den Tisch.

Lilly machte große Augen. „Aber das ist ja der Weihnachtsmann!", rief sie begeistert, als sie die Motive erkannte. „Und ... oh, wie niedlich! Ein Wichtel!" Ihr Blick schoss zu Sophie. „Aber Mama, wo hast du die denn her?"

Ihre Mutter schaute sich gründlich um, als wollte sie sichergehen, dass niemand sonst zuhörte, und beugte sich dann über den Tisch zu ihrer Tochter. Ganz nah an Lillys Ohr flüsterte sie: „Psst. Das ist ein Geheimnis."

„Aber Mama!", rief Lilly empört. „Das ist doch keine Antwort!"

Wo sie recht hat, hat sie recht, dachte Sophie schmunzelnd. „Stimmt. Aber es bleibt trotzdem mein Geheimnis", bestätigte sie dann mit einem Augenzwinkern und deutete auf die beiden Formen, die Lilly noch nicht kommentiert hatte. „Und die findest du nicht gut, Schatz? Ich dachte eigentlich, Schneemann und Lebkuchenmännchen würden dir gefallen."

Lillys Blick huschte voller Begeisterung zu den Ausstechformen auf dem Tisch. „Oh. Ein Schneemann? Und ein Lebkuchenmännchen? Die habe ich ja noch gar nicht angeschaut!" Vorsichtig hob Lilly erst das eine, dann das andere Förmchen hoch und betrachtete sie von allen Seiten. Dabei machte die Kleine ein grüblerisches Gesicht.

Was sie wohl gerade denkt?, fragte sich Sophie und tippte ihrer Tochter vorsichtig an die Stirn. „Was geht gerade in deinem Köpfchen vor, hmm?"

Als Lilly den Blick ihrer Mutter erwiderte, funkelten ihre Augen geradezu. Pure Freude schien aus ihnen zu sprechen. „Damit können wir ja unsere Familie backen, Mama!" Vor lauter Vorfreude hüpfte Lilly wie ein Flummi auf und ab, die beiden Förmchen noch immer in ihren kleinen Händen. Das brachte Sophie schon wieder zum Lachen. „Soll ich etwa der dicke Weihnachtsmann sein? Und wer bist du? Der Schneemann? Der Wichtel ist dann wohl ... Papa, oder?"

„Ach, Mama! So ein Quatsch!" Lilly warf sich in Pose, um ihrer Mutter zu erklären, was doch eigentlich ganz offensichtlich war. Sophie fand es immer wieder unheimlich niedlich, wenn sich ihre kleine Tochter benahm, als wäre sie schon erwachsen. „Du kannst doch nicht der Weihnachtsmann sein – der Weihnachtsmann ist der Weihnachtsmann, Mama! Und ich bin auch kein Schneemann – dann würde ich doch irgendwann schmelzen. Und Papa ist viel größer als ein Wichtel ... Das ist doch klar!"

„Hmm", machte Sophie und legte gespielt nachdenklich einen Finger an ihr Kinn. „Das ist natürlich richtig. Aber wie möchtest du denn dann unsere Familie backen?"

„Na mit dem Lebkuchenmännchen!" Lilly betrachtete die Form in ihren Händen genau und hielt sie ihrer Mutter dann demonstrativ unter die Nase. „Wie denn sonst?"

„Ach so. Natürlich", gab Sophie lächelnd zurück und nickte bekräftigend. „Und wenn die Plätzchen abgekühlt sind, verzieren wir sie, oder?"

„Genau!", jubelte die Kleine, weil ihre Mutter nun endlich ihren Plan verstanden hatte. „Und die anderen Formen brauchen wir auch, Mama. Dann kann unsere Lebkuchenfamilie den Weihnachtsmann und seine Wichtel besuchen!" Sophie strahlte über das ganze Gesicht. „Und einen Schneemann bauen – genau wie wir vorhin!"

Inzwischen strahlte Sophie mit ihrer Tochter um die Wette. Genau diese Reaktion hatte sie sich erhofft, als sie beim Einkaufen auf die Ausstechformen gestoßen war. Lilly liebte es einfach, mit ihrer Hilfe Plätzchen zu backen und diese später auch zu verzieren. Jedes Mal dachte sie sich dabei eine neue Geschichte aus, immer passend zu den Motiven. Heute konnte sie endlich ein Abenteuer über sich selbst erfinden. Und in der Nacht hoffentlich davon träumen ...

***

Die helle Stimme des kleinen Mädchens, das in der Wohnung vor Freude jubelte, drang durch die Tür an Noëls Ohren. Scheinbar hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen: Dort drinnen erlebte gerade ein Kind eine sehr schöne Zeit beim Plätzchen backen mit der Familie. Solche Erinnerungen waren Gold wert! Sie blieben einem bis ins hohe Alter erhalten und schenkten stets aufs Neue Freude und Wärme.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging Noël weiter und ließ den herrlichen Duft hinter sich. Was wohl noch alles geschehen würde?

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