Kapitel 2.6 - Filou

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Filous Augen fixierten das Bündel, dass dort im Sand lag, als wäre es von der launenhaften See der Neverseas angespült worden. Egal wie lange man hier lebte, irgendwie wusste man niemals, auf was man sich vorbereiten sollte. In Neverland konnte ALLES geschehen. Und vor allem mit Peter Pan und seiner Bande oder den Indianern, musste man als Pirat immer auf alles vorbereitet sein- egal wie irrsinnig es einem nüchternen Verstand erscheinen mochte. Es könnte sich immer um einen Hinterhalt oder eines der 'Spiele' der Verlorenen handeln. Zudem ... es hätte zu der Art der verlausten Jungen aus dem Wald gepasst.


Hier an diesem Ort war sich jeder selbst der Nächste- jede Gruppierung kämpfte für sich um das vorteilhafteste Blatt in diesem Kartenspiel, bei dem es keine Regeln gab. Betrügen, lügen, verraten - alles war erlaubt. Gezinkte Karten, Hilfe der Feen oder Taschenspieler-Tricks.
Seine Augen wurden schmaler, während er seine Waffe anhob, bereit den Mann – als wessen Anhänger er sich erweisen sollte – mit einem Stich zu durchbohren.


Doch dann drehte die Gestalt in den vielen Schichten Stoff den Kopf. Filous Augen strichen über verklebtes Haar voller Sand, sodass es beinahe weiß erscheinen mochte. Eine Alge hatte sich in den Wellen verfangen, die ein schmales Gesicht umrahmten, welches an Zartheit nicht ansatzweise an einen Mann oder Burschen erinnern konnte. Selbst wenn man es hätte glauben wollen oder sich das Hirn mit Rum weggesoffen hätte. Erst beim zweiten und bewussteren hinsehen, erkannte er die Schichten an Stoff, die ebenfalls voller Sand waren, als Kleid. Die Züge des Maates bröckelten auseinander. Fassungslos starrte der Pirat auf das, was sich vor ihm befand: eine FRAU.


Es brauchte mehr als ein Dutzend Herzschläge, bis es ihm tatsächlich in den Verstand sickern wollte. Einen kurzen Augenblick regte sich in ihm der Instinkt zurückzuweichen. In Neverland gab es nur vier Arten weiblicher Wesen: 

Die verbrauchten Huren in der Piratenstadt, die von den Piraten wie läufige Hündinnen bestiegen wurden.
Die Meerjungfrauen, die sich zweifellos NICHT an den Strand wagten, vor allem nicht hier in der Cannibal Grove, wo die Krokodile die Gewässer wie Ratten bevölkerten. Nein, die tummelten sich lieber in ihrer Lagune, wo man nie wusste, welcher Seite dieses 'Spiels' sie heute angehören wollten.
Dann waren da noch die Sirenen. Die tödlichen Schönheiten dieser Meere, die so manchen und bevorzugt trunkenen Seemann schon in die Tiefen gezogen hatten, um ihn dort zu verspeisen und nichts außer den Knochen übrig zu lassen. Für einen Kuss zu sterben... nein, das hatte er sicher nicht vor.
Blieben zuletzt noch die Feen. Wer die Feen oder wie auch immer man das kleine Volk nennen und als Lichtgestalten oder Glücksbringer zu sehen versuchte... der musste ein sehr naiver oder falsch gewickelter Mensch sein. Sie waren teuflische Wesen, die mit ihrem wunderschönen Antlitz versuchten, über ihr verdorbenes und giftiges Wesen hinwegzutäuschen. Ein Apfel, der innen bereits vergammelt doch äußerlich frisch und rotbäckig war, damit man ihn unbehelligt in den Korb legte - und danach zusehen musste, wie anschließend einer nach dem anderen verfaulte.


Die Abergläubischen behalfen sich mit allem Möglichen Schickschnack – von Hufeisen über Torbögen, Salz vor Türen und Fenstern, kaltgeschmiedetem Eisen. Feen... sie waren nicht direkt böse, zumindest nicht alle von Ihnen. Sie waren Chaos. Sie verkörperten die Unbeständigkeit und die Flatterhaftigkeit. Feen waren spielerische, Wesen- die jedoch zu ihrem eigenen Vergnügen alle anderen über die Klinge springen ließen... wie Neverland. Die Insel war wie die Feen und spiegelte ihr Wesen von Grund auf wieder. Es wirkte idyllisch, wunderschön, bunt und vielfältig. Aber dahinter lauerte eine gefährliche Fratze. Gefahren an jeder Ecke. Krokodile im sanften Flusslauf, Gift auf bunten Pflanzen, scharfe Zähne hinter hübschen Lippen. Alles war nicht unbedingt so, wie es schien...


Nicht selten hatte er in den vielen Jahren mit angesehen, wie die Piraten den geflügelten Glühwürmchen mit genüsslichem Rachedurst die Flügel ausgerissen hatten... und Schlimmeres. Viele an Bord kannten die Grenzen nur, wenn der Kapitän sie zog. Bei der Crew - aber nicht außerhalb. Gnade Gott einer Frau, wenn Piraten diese in die Finger bekamen. Es gab allgemein nicht viele Weibsbilder in Neverland- die 'Wilden' und jene Huren in Red Daggers Piratenstadt, welche als Neutrales Gebiet allen die Möglichkeit gab, sich 'abzureagieren'.


Filou selbst gehörte nicht zu jenen, die sich gewaltsam etwas nahmen. Nur ein einziges Mal, vor vielen Jahren, hatte auch er einmal eine Indianerin unter sich gezwungen. Vielleicht auch aus überschäumender Rache zu seinem ehemaligen Stamm zu dieser Zeit und weil er sich selbst verloren hatte. Die Abscheu und Verachtung in ihren Augen, wie sie das Kinn reckten, wenn sie ihn ansahen und ihn bespuckten... hatte ihn unbeschreiblich zornig gemacht. Und jene die er erwischt und sogar gnädig behandelt hatte, war damals nicht ansatzweise dankbar für seine Gnade gewesen. Er zerrte sie in den Wald und hatte sie eigentlich laufen lassen wollen. Er zischte ihr zu, sie sollte verschwinden und niemals wieder kommen- doch sie versuchte ihn zu töten, spuckte ihm ins Gesicht und bezeichnete ihn als einen Abschaum, wertloser als es Piraten je sein könnten. 


Obwohl er viele getötet hatte, manchmal langsam und qualvoll und sich vieler schmutziger Taten rühmen konnte, war dies die einzige von allen, für die er tiefe Abscheu über sich selbst empfand. Er konnte es lange nicht vergessen, so innig er es wollte- doch es schien Neverlands ganz eigene Strafe zu sein, dass er anderes vergaß, IHR Gesicht und seine abscheuliche Tat aber nicht. Wo man manche Dinge einfach vergaß, blieben andere bestehen. Jene Lektion damals veränderte ihn. Und Filou hielt sich von da an aus den Machenschaften dieser Art heraus. Jeder hatte Grenzen und er hatte eine neue für sich gezogen. Aber er war Pirat - die Crew war seine Familie und Hook das, was einem Bruder am nächsten kommen mochte. Seine Loyalität galt ausnahmslos ihnen. Wenn er sich entscheiden musste, war für ihn vollkommen klar, auf welcher Seite er stand.


DAS da aber war keine Fee. Feen besaßen eine exotische Schönheit, die man ihnen sofort ansah. Diese hier jedoch besaß eine andere Anmut- selbst in diesem Augenblick, in dem sie mehr als nur leidlich wirkte. Große mandelförmige Augen lagen über einer feinen Nase, die darunterliegende, volle Kirschlippen betonte die einen herzförmigen Schwung besaßen. 

Seine Augen lagen auf der Frau, die nicht ahnte, in welches... verheerende Schicksal sie gestolpert war. Von allen Gefahren auf dieser Insel, war sie ausgerechnet den Piraten in die Hände gefallen.


„Was haben wir denn da Hübsches?" schnarrte es just in diesem Moment nasal neben ihm, als Bones neugierig nähertrat und die geierhafte Nase ein wenig anhob. Seine schmalen Lippen formten sich zu einem begierigen, schmutzigen Grinsen, als seine Augen dem Mädchen gewahr wurden. Es waren grollende Wogen, die in Filous Innern umher schlugen, während die anderen sich um die Frau scharten und sie wie Wölfe umkreisten. Bereit sie zu reißen - wer auch immer als erster die Zähne in das helle Fleisch schlagen würde.


Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Ihre Kleidung war gezeichnet von Schmutz und Sand, Salzflecken die es an ihren Formen kleben ließ. Ihre Hautfarbe war fahl, bleich als hätte sie den Tod gesehen, wo sie normalerweise zweifellos einen weich-hellen Ton besitzen musste.
Seine Augen fuhren kurz über das Meer, über dem seit der aufziehenden Finsternis der Nacht ein unnatürlicher Schleier aus Nebel waberte.
Doch ansonsten rollten die Wellen trügerisch ruhig. Kein Treibholz, keine weiteren Körper die leblos an den Strand gespült wurden oder nur noch Teile davon, die vielleicht von einem Mahl der Meerkreaturen zeugen könnten.
Es kam hin und wieder vor, dass sich Schiffe durch die Nebel verirrten. Ob sie nun gelockt wurden, von dem oder was auch immer oder sich irgendwann in den Strömen der Zeit dort verloren hatte, konnte man nie so genau sagen. Doch wenn die Unglücklichen verirrten Seelen schließlich aus dem Nebel der Insel gewahr wurden, erwarteten sie neue Schrecken.

Piraten, Krokodile, Sirenen... irgendjemand oder irgendwas fand sie schon. Doch da war kein Schiff, keine weiteren Leichen, kein Strandgut.


„Eine Frau." Stellte währenddessen einer der anderen fest, während Filous Stirn noch immer in nachdenklichen Falten lag und er die Klinge dann langsam zurück in die Scheide schob.


„Scheint keine der Ureinwohner zu sein..." sinnierte Burkes, der tumbe Hüne, der damit seine heutige Meisterleistung ablieferte. Nachdenklich rieb er sich über das Bärtige Kinn, in dem ein paar silberne Schmuckperlen hingen und zu seinem kantigen Aussehen seine keltische Herkunft unterstrichen. Viel hatte die Zeit in den Jahren von dem ehemaligen Wikinger der plündernd über die Meere segelte nicht übriggelassen.


„Vielleicht eine von Daggers Huren?" kam es von Bones und Filou schnaubte. 


Als ob die Crew und insbesondere Bones nicht jede einzelne der Huren kannten. Und das war sicherlich keine, denn KEINE Frau ließ die Ewigkeit als Hure in den Spelunken über sich ergehen und wirkte nicht irgendwann ausgezehrt. Sie verloren den Glanz in den Augen. Sie verbrachten ihre Tage und Nächte damit ihre Freier zufrieden zu stellen, tanzten oder sangen im Red Carpet in der Seestadt- dem einzigen 'neutralen' Gebiet Neverlands unter der Herrschaft von Dagger. Diese hier... sie besaß eine unverbrauchte, frische Schönheit, die auch ihr Zustand nicht trügen konnte. 


Dann machte Bones einen Schritt auf die Frau zu und packte ihren Oberarm. Stoff schlug unschöne Falten um die plumpen Finger, die sich wie ein Schraubstock um seine neuste Beute schlossen und er sich näher zu ihr beugte. 

Sie fragte wer sie waren und mit einem rauen, kratzigen Lachen wollte er ihr die Frage doch freundlicher Weise beantworten.
„Wir sind deine Retter Püppchen." Schnurrte er mit der tiefen, rauen Stimme während er sich über die Lippen leckte und dann unverhohlen nach ihrem Rock griff. Er entließ ihren Arm nur, um die schmutzigen Finger in die Seide des Kleides zu vergraben.


Fast sekündlich wurden seine Augen dunkler, beinahe schwarz im matten Licht der Nacht. Ein Schatten der sich darüber legte, den Piraten in den Hintergrund schickte- und den Ureinwohner wie Holz an die Oberfläche spülte. Innerhalb eines Augenblickes trat er nach vorn, fasste nach Bones Handgelenk und drückte so fest zu, dass dieser in einem Aufschrei von der Frau abließ.

Er zog sie in einer gezielten Bewegung an sich, hielt sie mit einem Arm an der Hüfte und schob sie gleichzeitig in halber Haltung hinter sich. 


Ein Knurren entwich dem anderen Piraten, der einen Schritt auf den Maat zu machte - und dann ruckartig innehielt. Seine Augen wurden größer, weiteten sich und dann glitten sie tiefer... wo sie die blitzende Klinge des Dolches erfassten, der ihm gegen die Seite drückte. Filou musste nur zustoßen - oder er so dumm sein, sich zu rühren. Aus Bones Innern drang ein tiefes Grollen, während ihre Blicke sich eine Sekunde schweigend trafen.


ALLES was wir finden, gehört dem Kapitän." Erinnerte Filou in einer trügerisch ruhigen, schneidenden Stimme seinen Kameraden. „Er wird entscheiden, was mit ihr passiert."
Eine Pause unterzeichnete die unheilschwangere Prophezeiung, sollten sie einen falschen Schritt machen, während sich die dunklen Brauen ein wenig höher zogen.
„Oder seid ihr anderer Meinung?" fragte er mit einem trügerisch weichen Klang, während er seinen Blick nicht von Bones nahm. Doch mit der Wachsamkeit eines Panthers behielt er auch die anderen im Blick. Brummen, Murren... dann zischte auch Bones und zog sich zurück.


„Des Kapitäns braver Schoßhund." Knurrte Bones- doch für den Moment... schien er aufzugeben.


Der erste Maat schnaubte, wusste er doch, dass sich am Ende keiner so einfach gegen ihn stellen würde. Er hatte seine Stellung nicht nur durch Worte erhalten und inzwischen hatte sich der ehemalige 'Herumtreiber' zu einem Mann gemausert, der im Falle des Falles nicht zögern würde, ein Leben über die Schwelle zu schicken. Und für diese Dreistigkeit würde Bones später bezahlen.


Doch jetzt wandte sich Filou der Frau zu. Er betrachtete ihre Schweißnasse Stirn, die gesprungenen Lippen und die geschundene Gestalt. Sie musste von den Wellen über das Riff getragen worden sein... das hieß allerdings auch, dass sie von Glück sprechen konnte, überhaupt noch zu leben. Ob das Glück oder Unglück war, Zufall oder Schicksal, würde sich wohl noch zeigen müssen.


Er stieß die Luft aus, dann bückte er sich und schob die Fetzen an Stoff beiseite, ohne sich von der geschwächten Gestalt abbringen zu lassen. Nachdem er die Schichten inspiziert hatte, schob er die Hände unter den Kniekehlen der langen, wohlgeformten Beine hindurch und hob sich die junge Frau auf seine Arme. Obwohl er auf den ersten Blick eher schlank wirkte, konnte dieser Schein sichtlich nur trügen. Ein kurzes Ächzen von der neuen Last, mehr zeugte nicht davon, dass er ihr Gewicht auf seine Arme lud. Ein wenig kippte sein Körper nach hinten, während sich kampfgestählte Muskeln unter den Schichten seiner Kleidung spannten.


„Halt dich fest. Wenn du fällst bekomme ich am Ende noch Anschiss vom Kapitän.", brummte er und setzte sich zurück Richtung Schiff in Bewegung.
Er würde sie dorthin bringen. Sie versorgen, waschen und anschließend irgendwo sicher einschließen. Anschließend konnte er Hook von seinem 'Fund' berichten. Ein solcher Schatz wurde zu selten lebendig auf der Insel angespült und konnte große Wellen schlagen. Nicht nur in der Mannschaft, auch außerhalb. Es würde an Hook liegen zu entscheiden, was mit der Frau geschehen würde.


"Kannst du sprechen?" fragte er ruhig aber bestimmt, während seine Stiefel fast lautlos im Sand versanken. "Wie heißt du?"

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