Kapitel 3.1 - Luke

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Die Finsternis der tiefen Nacht hatte sich über die Insel gelegt wie ein undurchdringlicher Schleier. Das schwarzblaue Band umfing die Welt, ließ sich einzig durchziehen von den Umarmungen der himmlischen Wogen, die mit dem Wind über die Welt wanderten. Die Nacht schien heute besonders düster und schwarz. Nur wenige Sterne blinzelten am Himmel, als wären selbst sie zu müde heller leuchten oder hätten ihr Gesicht von den Geschehnissen auf der Insel bereits abgewandt. So erschien das Himmelsband endlos tief. Gemahlener Obsidian, der sich zusätzlich in die Schatten legte, sie tränkte und verdichtete. Bodenlose Schlünde, in denen insbesondere in der heutigen Nacht scharfe Klauen und scharfe Reißzähne verborgen lagen, die sich in dem Schutz der Schatten bewegten oder im Grün versteckten.


Ein heller Fleck, mehr war es nicht, dass irgendwo in der Ferne von Kampf und Feuer auf der Jolly Roger zeugte. Dunkle Tannen und dichte Wipfel, Krieger dunkler Blätter schirmten die Sicht schnell ab, wandelten und schluckten das Licht, um nichts als die Umarmung der Nacht zu hinterlassen.
Der Wald verschlang die Gestalten der Verlorenen mit wenigen Schritten. Das tanzende Licht des Piratenlagers am Strand ging schon nach wenigen Metern verloren, indem es sich an den Blättern und eng aneinander stehenden Bäume brach, die sich wie ein verwirrendes Labyrinth hinter dem Lager erhoben. So schwand es schnell hinter der natürlichen Mauer und wich anschließend einer Mischung aus den nächtlichen Farbtönen des grünen Dschungels und dem blaugrau der Nacht.


Hell und voll stand der Mond am Himmel, warf silberweißes Licht herunter, dass in Streifen zwischen den Blättern der Baumkronen hier und da hindurch drang und tanzende Schatten auf den Grund warf. Über dem raschelnden Laub und den getrockneten Zweigen lag ein leichter Nebel der um ihre Füße waberte, als sie sich in das Dickicht warf.


Raschelnd schlug sie nach den Ästen und Zweigen, die ihr im Weg hingen und so durch den dichten Dschungel der mit jedem Schritt nur verwachsener zu werden schien. Inzwischen verschlangen die Baumwipfel jedes Licht des Mondes und der Sterne, sodass es immer schwerer wurde überhaupt noch etwas zu sehen. Nur wer sich einmal in der Nacht in einen so dichten Wald geschlagen hatte, mochte verstehen welche Macht das Blätterdach besaß das Licht zu verschlingen. Kaum einige Meter weit vermochte sie zu sehen, während sie blindlings einfach nur rannte. Dornen einiger Pflanzen und Büsche hatten sich in ihrer Kleidung verhakt, Striemen in ihre Haut gegraben und sie spürte das unangenehme Brennen.


Ihre Lunge fühlte sich an, als atmete sie reinstes Feuer. Ihr Brustkorb war eng, schaffte es nicht genug Luft in ihre Lungen zu pumpen und brannte heiß. Ebenso wie ihre Wange, an der sie sich zweifellos einen blutigen Striemen an einem der Zweige zuzog, den sie auf ihrer Flucht aus ihrem Weg geschoben hatte. Neverlands Fauna zog nur in Schemen an ihr vorbei, innerhalb weniger Momente war da nicht mehr als verwaschenes Grün und dunkle Schatten. Gewaltige Wurzeln, Blätter und Bäume, welche kaum den Blick auf den Himmel duldeten. Aber sie rannte weiter und weiter.


Inzwischen hatten sich ihre Lippen nach Luft schnappend und in schweren Atemzügen die darüber hinwegrollten etwas geöffnet. Kalte Nachtluft, schwer von den Nuancen von Erde und Wald floss in ihr Innerstes, entzündete sich dort, verglomm und floss wieder in kleinen Wolken in die Nacht. Sie kämpfte sich verbissen durch den Wald. Mühsam hob sie große Äste fort, schob die Blätter aus ihrem Weg und kletterte keuchend über die großen Wurzeln.
Ihr Blick glitt hinauf, hin zu dem Blattwerk des Waldes der sich an manchen Stellen wie ein Dach zusammenschob, sodass man keinen Spalt zwischen sah- und anderen Stellen den schimmernden Nachthimmel offenbarte.


Sie musste nur das Gebiet der Ureinwohner oder Verlorenen erreichen, dass sich tiefer im Herzen der Insel verbarg. Aber mit einem fleischgewordenen Schatten des Todes im Nacken, kam einem jeder Schritt zu weit vor.
Inzwischen hatte sie ihren Vorsprung soweit erweitert, dass sie über einen umgestürzten Baum hinweg sprang... und die Schritte im raschelnden Dickicht so weit entfernt klangen, dass sie sich erlaubte, den Blick einen Augenblick gehetzt umher huschen zu lassen.
Irgendwo weiter in der Ferne, waren andere Geräusche, die vom Wind Neverlands herangetragen wurde. Laute, die sie den anderen Verlorenen, den sie verfolgenden Piraten oder sogar Ureinwohnern zuordnen könnte- doch vor allem jene, die dem Wald Neverlands selbst sein eigen waren. Jaulen das sie nicht erkannte... doch es waren wohl sicherlich keine Wölfe. Was war es dann? Sie versuchte sich zu erinnern, von was die Jungs und Peter erzählt haben mochten. Geschichten über Kreaturen mit acht Beinen und vielen Augen, Mandibeln aus Gift wie Spinnen doch viel größer und äußerst giftig. Von Raubtieren mit verfilztem schwarzem oder grauem Fell, glühend roten Augen und Klauen wie Messerklingen...


Ihr Blick glitt zurück... um sie herum war nichts als Wald. Gewaltige Blätter, wie sie jene noch nie gesehen hatte und Baumstämme, die zehn Mann nicht zu umfassen mochten, auch wenn sie sich an den Händen halten würden. Wurzeln waren größer als Pferde oder manche Kutschen und Lianen hangen von den Ästen wie Schlangen- und manchmal war sie sich sogar nicht sicher, ob sich nicht eine bewegt hatte.
Lukes Beine fühlten sich inzwischen weich und schwach an, als sie durch hochgewachsenes Gras hetzte, dass sich im Wind leicht bog ohne zu fallen. Kleine Lichter von Glühwürmchen erhoben sich, verloschen und flimmerten davon, kleinere Tiere huschten panisch hinfort, als sie die Lichtung überquerte und es ihr inzwischen die Sicht verschwimmen ließ. Luke taumelte zwischen zwei weiteren Büschen mit sanft leuchtenden Blütenkelchen hindurch. Nein, weiter schaffte sie es nicht. Sie musste für einen Moment innehalten- oder sie würde zusammenbrechen.


Hastig huschte sie um einen der breiten Bäume, wo sie sich gegen die raue, kühle Rinde presste und zu allen Göttern die ihr einfielen betete, damit die auffallende Farbe des Mantels sie trotz dem dunklen Schleier der Nacht nicht doch verriet, während sie versuchte, ihren gehetzten Atem zu beruhigen. Atmen. Ein, aus, ein aus. Sie sagte es sich wieder und wieder und spürte, wie ihr Brustkorb unter den Bandagen gegen das feste Leinen drückten, in dem Versuch mehr Luft in ihre brennenden Lungen aufzunehmen. Ihre Brust hob und senkte sich unter den schweren, keuchenden Atemzügen, die sich verräterisch laut in ihren Ohren zu den Geräuschen nächtlicher Wildnis mischten und Luke wischte sich mit dem Ärmel fahrig über die feuchte Stirn. Gegen ihre erhitzte, heiße Haut erschien die Nachtluft des Waldes kalt, während der Wind fast tröstend oder anspornend durch die Blätter raschelte und sachte an ihrer Kleidung zupfte. Er streichelte über ihre Wangen, kühlte die Kratzer und ließ erhitztes Fleisch unter unsichtbaren Ameisenschwärmen kribbeln.


Vor ihren Augen flimmerten Flecken, weshalb sie ein paar Mal blinzelte und ihren Kopf gegen den Baum zurücklehnte. Angestrengt lauschte sie in die Finsternis. Sie hörte entferntes Rascheln, doch wie wusste nicht ob es Verlorene oder Piraten waren. Doch die Geräusche klangen nicht mehr so eng, mehr gefächert... und sie war sich sicher, dass sich die Verfolgung bald verlaufen würde, wenn sie es nur weiter oder in ein Versteck schaffte, bis die Luft rein war. Der Wald war das Gebiet der Ureinwohner und Verlorenen, hier waren sie im Vorteil. Zumindest glaubte sie das. Wenn sie sich nur lange genug zu verbergen schaffte, ihren Verfolgern entkommen konnte... könnte sie mit dem Krähen oder dem Heulen andere Verlorene ausmachen und...


Plötzliches Rascheln, nahende Schritte unterbrachen ihre Gedanken und spannten die feinen Muskeln unter der haut der Verlorenen wieder an, als hätte ein Puppenspieler an einem unsichtbaren Faden gezogen. Sofort zog auch ihr Herzschlag wieder nach, hastete schneller voran als wollte er bereits in den Sprint verfallen, den auch sie schon leidig vorausahnte.
Es dauerte nur einige der trommelnden Herzschläge, bis plötzlich die große Gestalt am Rand der Lichtung aus dem Dickicht brach. 


Luke hielt augenblicklich den Atem an und wagte es nicht sich zu rühren. Jede Regung könnte sie verraten. Egal wie leise er sein mochte, jeder Atemzug schien verräterisch laut. Also presste sie die Lippen fest zusammen in dem Versuch leiser zu sein- dabei war er noch zu weit entfernt um ihren Kampf um Luft überhaupt zu hören. Doch Furcht entwand sich der Logik.


Stille. Sie hörte Heulen in der Ferne, Getier dem man besser nicht über den Weg lief. Dennoch konnte sie das leise Keuchen nicht unterdrücken, das ihr schließlich nach ewigen Sekunden aufgrund des mangelnden Atems aus den Lippen quoll. Leicht beugte sie sich zur Seite, um in die Finsternis zu spähen.
Das Mondlicht fiel wie Scheinwerfer in den Theatern Londons durch das auf der lichtenden Stelle nur spärliche Blattwerk und schlug tanzende Schatten auf die Gestalt Hooks. Das silberweiße Licht brach sich an gewaltig erwachsenen dunklen Klippen an seiner Gestalt , dem Kapitän der Jolly Roger. Blätter trudelten zu Boden und doch bewegte er sich im Vergleich zu den Raschelnden Vogelscheuchen an anderer Stelle im Wald wie ein Raubtier durch die Finsternis. Unnatürlich, unheimlich, beinahe übermenschlich. Als hätte er sich wirklich mit dem Teufel oder einem Dämon verschworen, sich den Fäden weltlicher Einschränkung entwunden.


Erde die unter der kalten Nachtluft ein wenig härter geworden war gab knirschend unter seinen Stiefeln nach und das feuchte Gras setzte dunkle Flecken auf seine Kleidung, während er sich auf die Fläche bewegte die ihm eine ganz eigene Bühne schuf. Der Auftritt des Antagonisten, des großen Übels und Teufels, dem es nur noch an passender Musik fehlte, diesen Moment zu untermalen. Dabei war genau diese drückende Stille die sie umgab, gemischt mit den surrenden Lauten nächtlichen Lebens verborgen hinter einem Schleier der Szene, wie für den Moment geschaffen. Es hob die Schwere hervor, die Überleben oder Untergang bedeuten konnte. Jene Momente die kribbelnd über die Sinne zogen und einen unter dem Wissen schauern ließen, dass man sich an der Weggabelung eines Geschehnisses befand, sodass sich eine Gänsehaut in ihren Nacken legte und die feinen Härchen aufstellte.


Lukes ganzer Körper war gespannt wie eine Bogensehne, als er nicht weiter rannte..., sondern genau an der kleinen, lichteren Stelle verweilte, von der sie sich unweit versteckte. Beinahe mehr wie ein Tier als ein Mensch bewegte er sich nicht mehr. Er stand einfach dort. Ein Jäger, unter den Hügeln hervorgestiegen und Luke fürchtete beinahe, wenn sie nur einmal blinzelte, könnte er plötzlich wie eine der Sagengestalten verschwunden sein, von deren Sichtung man sich in alten Legenden besonders zu Samhain erzählte. Seltsam, dass ihr gerade jetzt die Ähnlichkeit mit Peter Pan in den Sinn kam. Und dass, obwohl jene beiden Männer auf den ersten Blick nichts gemein hatten.


Doch sie konnte nicht ewig starren. Schließlich brannten ihre Augen doch und Luke blinzelte. Dunkle, gebogene Wimpern warfen Schatten auf mondlichtgeküsste Wangen. Für den Moment war sie tatsächlich mit den Gedanken abgeglitten. Entsprechend erstarrte sie erschrocken... als sich die Gestalt des Kapitäns plötzlich in ihre Richtung wandte- und sie eine Sekunde glaubte, sein Blick könnte ihrem begegnet sein. Augenblicklich geriet ihr Herzschlag wieder ins Taumeln und ihre Finger krallten Haltsuchend, als könnte es ihr helfen, in die raue Rinde. Und da stand sie- steif wie ein verschrecktes Reh, das mit großem Augen dem Jäger entgegenblickte. 

'LAUF!', schallte es in ihrem Kopf. Aber im ersten Moment wollten ihre Glieder einfach nicht gehorchen. 'Worauf wartest du denn?!' hallte ihre eigene Stimme und ihr imaginäres Selbst schüttelte sie verzweifelt an den Schultern. 'LAUF SCHON WEG!' 


Doch erst als er den nächsten Schritt machte, stieß sie sich ruckartig an dem Baum ab- und schlug sich erneut in das Dickicht.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro