Kapitel 5.6 - Kapt. J. Hook

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Diese Kajüte war ein Ort der nur dem Captain gehörte – sein Rückzug, die Geburtsstätte so vieler kruder und tödlich schöner Pläne. Jedes Detail mochte einem geschulten Betrachter Kleinigkeiten über den Mann hinter dem Schrecken verraten. Er war belesen, kannte jedes Buch das seine Regale zierte und er benutzte sie auch. Was war schon Wissen, wenn man es nicht anwenden konnte? Doch nicht nur das, die kleineren, handschriftlich bezeichneten Bände stammten nicht nur aus der Feder längst verstorbener Captain, Schiffsärzte, Funden die er Dagger und Blackbeard abgeluchst hatte... sondern beinhalteten auch seine Niederschriften. James Hook war klug genug das eigene Vergessen zu bemerken, er spürte wie ihm wichtige Dinge entglitten – Details die andere sicher schon nach einem Wimpernschlag aus ihrem Gedächtnis verdrängt hatten. 


Zum Beispiel wenn die Jungen sich bei einem Angriff etwas zuriefen wie 'Wir treffen uns am großen Fels...' Ein beiläufiger Ruf, den viele im Eifer des Gefechts nicht einmal hören mochten. Doch James sammelte die Indizien, bis ihm seine Feinde wohl genug Hinweise gegeben hatten wo sie sich aufhielten oder wie ihr nächster Schritt aussah. Oh, es waren immer noch Kinder – wandelbar, vergesslich, biegsam unter der die sich nach ihnen ausstreckte. Mehr als einmal war es vorgekommen, dass Hook allein durch seine Auffassungsgabe erahnt hatte bei welchem Treffpunkt die Jungen nach einer Flucht zusammenkamen – und dann war er mit seinen Männern dort. Hrm, der Ruf des Schreckens, eines Monsters... mehr einer Sagengestalt als einem Mann aus Fleisch und Blut kam schließlich nicht von ungefähr. 


In der Seestadt erzählten sich manche er könnte Tiergestalt annehmen und seine Feinde aushorchen. Klügere Köpfe lachten nur über solchen Humbug, doch auch sie konnten nicht sicher sein ob die nächste Möwe ihm nicht von ihrem Hohn berichtete? Angst und Unsicherheit waren wertvolle Waffen in den Händen eines Piratenkapitäns wie James Hook. Wenn allein der Name schon Respekt einflößte, viele Angreifer erst gar nicht versuchten zu entern, weil sie um ihre Niederlage bereits vor dem Kampf wussten... dann war das ein unglaublich berauschendes Gefühl. Eines, dem James Hook sich nicht zu oft hingab, weil er wusste wie schnell es lähmen konnte. In Neverland durfte man nicht lange in Euphorie wegen kleiner Erfolge schwelgen, denn zu schnell entthronte die Insel einen wieder. So unendlich ihrer aller Leben sich anfühlten, so mühelos wurden sie beendet oder von einem Höhenflug in den schlimmsten Albtraum verwandelt.


Diesen Verlorenen hatte soeben ein ähnliches Schicksal ereilt. Eben noch rannte er mit einem blutroten Kapitänsmantel durch den sicheren Wald, der wie seine eigene Westentasche den Jungen schützte und den Piraten einen Nachteil verschaffte. Doch ehe er sich versah bremste ein funkelnder Haken seine Flucht... und jetzt? Sie hatten ihm gesagt 'Hol den Mantel! Hol den Mantel und Peter wird mächtig beeindruckt sein!'. Anerkennung, das Gefühl, wenn die ganze Horde einen johlend vor Stolz und Euphorie begrüßte – James konnte es sich vorstellen, wie bitter das alles für Luke schmecken musste. Er war so kurz davor gewesen... doch er hatte unterschätzt, wen er zu bestehlen versuchte.


»Es... tut mir leid.« (...) »Ich hatte in diesem Moment andere Sorgen... nicht aufgeschlitzt werden, Krokodile, ein Piratenkapitän...« (Luke)


Andere Sorgen – das war harmlos formuliert. Beinah hätte James ihn schon am Fenster erwischt, das war seine verpasste Chance gewesen. Doch schlussendlich entkam niemand einem wütenden Hook, schon gar kein Frischling der noch grün hinter den Ohren war. Allerdings bemerkte er wie der Bursche das Kinn ein wenig reuevoll einzog und den Blick senkte. Es schien ihm also wirklich leidzutun?
Hook legte diese Notiz sorgfältig zu den anderen Ungereimtheiten, die Luke mit sich brachte und ging nicht weiter darauf ein. Sie waren nicht nur der Blumen wegen hier, obwohl das verstreute Meer aus weichen Blättern und sattgrünen Stängeln seine Züge in einer bedauernden Mine verzerrten. Er hatte nicht oft Gelegenheit selbst an Land zu gehen und sich diejenigen aus dem nahen Wald zu pflücken, die seiner Vorstellung von einem akzeptablen Strauß am ehesten entsprachen. Die Männer zu schicken war... nervenaufreibend, nicht zuletzt, weil James ihr Unverständnis für seine spezielle Obsession förmlich riechen konnte. 

Nein, eine solche Aufgabe konnte er keinem der groben Hunde übertragen und so war er vor zwei Tagen selbst von Bord gegangen um außerhalb der Cove, im nahen Wald der unweit des Tiki-Forest die Palmen des Strandes durchsetzte, neuen Inhalt für seine Vase zu beschaffen. Denn die besten Pläne schmiedete er immer, wenn frischer Duft sich von den bunten Blütenköpfen in die Kajüte ergoss und ein wenig den Salzgeruch (den er ebenso liebte) überlagerte. Das Gemisch von Süße und Meer, der Anblick dieser bunten Tupfer in seiner Kajüte... es half ihm sich zu konzentrieren. Nun – heute Abend würde er wohl ohne diesen Komfort auskommen müssen. Hook schnalzte mit der Zunge, straffte wieder die Schultern und schließlich rief er nach einem der Schiffsjungen.


Natürlich wusste er um die Tatsache, dass Luke bisher nur Schauergeschichten über den mysteriösen Schrecken der Neverseas gehört hatte. Erzählungen von älteren Verlorenen, vielleicht zeigten sie sogar Narben aus der Schlacht und gestohlene Piratensäbel. Aber am Ende... waren es nur Mären und das hier war die erste, einzige Gelegenheit die Luke bekommen würde um sich selbst ein Bild zu machen. Nicht, dass James etwas an einer Beseitigung seines Rufes gelegen hätte. Im Gegenteil, er wusste das die Gerüchte ihm einen Teil seiner Vorarbeit erleichterten. Manchmal war es gar nicht nötig den Gefangenen zu drohen, sie malten sich selbst bereits genug Möglichkeiten aus wie er sie hätte foltern, aufschneiden und loswerden können. Nur aus diesem besonderen Jungen wurde er nicht ganz schlau. 

Allein die Tatsache das Pan ihn gewählt hatte war schon... ein wenig zweifelhaft. So schmächtig, großmäulig und ungeschickt wie er war überraschte es James, dass er es überhaupt bis hierher geschafft hatte. Doch nicht nur das irritierte ihn, weckte seine Neugier gleichermaßen. Wieso hatte ihn der Verlorene vor der Falle gewarnt? Wirklich nur reiner Instinkt? Ha, wenn ja... sollte er sich das besser so schnell wie möglich abgewöhnen. Denn dieser Fehler würde ihn vielleicht heute, vielleicht erst morgen das Leben kosten.


Sobald der Schiffsjunge den Raum wieder verlassen hatte, richtete James seine Aufmerksamkeit auf Luke. Ein Ausdruck voll entsetzter Überraschung legte sich gerade auf das schmutzige Gesicht und sobald sein Blick ihn streifte, riss er sich ein wenig am Riemen – oder versuchte es. Ob aus Höflichkeit oder tatsächlich etwas mitleidiger Verachtung, Hook ging nicht darauf ein, sondern wies ihn an sich zu setzten. Er hatte vor den Abend zu nutzen und daher machte er keine weiteren Umschweife. Natürlich hatte Luke sich noch nicht gesetzt, vielleicht vermutete er sogar giftige Nadeln in den Stühlen oder weiß Gott was die Verlorenen sich noch alles über die Kapitänskajüte erzählten. Vielleicht, dass die Sitzgelegenheiten mit der Haut seiner Feinde bespannt waren? Schwachsinn... James hoffte das der Bursche im Laufe des Abends wenigstens einen kleinen Teil seiner Skepsis ablegen würde. Mit einem entnervten Seufzen machte James es ihm vor, zog den Stuhl am Kopf der Tafel heran – es war der größte, mit zwei prächtigen, gepolsterten Armlehnen und rotem Samt der Sitzfläche wie Lehne überzog – und ließ sich darauf sinken. Ausladend wies er auf den Stuhl zu seiner Rechten und deutete ihm an sich zu setzten.


»Einen Piratenkapitän hattest du als Sorge, wie?«, fragte James leise und hob den Blick wieder forschend. Erde und Reste von getrocknetem Schlamm verliehen den rundlichen Zügen etwas Wildes, James wollte gar nicht wissen was unter der Schiffermütze herumkroch. 

»Schätze, du hast dir nicht genug Sorgen gemacht... denn jetzt bist du hier.«, stellte er in ruhigem Tonfall fest.

Es klang mehr wie ein Tatsachenbefund als eine ehrliche Drohung. James räusperte sich und stütze den Ellbogen auf die Armlehne, bevor er sich nachdenklich über den Bart fuhr. Die Linien waren so makellos gestutzt das selbst ein Bildnis vor Neid erblasst wäre. 

»Setz dich schon hin, dass hin und her Gezappel macht mich wahnsinnig.«


Noch hatte Luke nichts zu befürchten und sein Bauchgefühl sagte Hook, dass der Junge nicht so naiv war und ihn weiter reizen würde. Er hatte sich schließlich auch für das kleine Schlamassel mit den Blumen entschuldigt, was deutlich mehr war als James von einem dreckigen Verlorenen erwartete. Doch in der letzten Aufforderung lag etwas mehr... Eis, die vertraute Kälte bevor ein Gewitter sich Bahn brach. Oh, der Captain wusste sehr wohl seine Drohungen passend zu dosieren – man musste nicht immer mit Schmerz oder anderen Konsequenzen drohen um Erfolg zu haben.


Aufmerksam und nicht ohne ein Fünkchen Zufriedenheit beobachtete James wie der Bursche sich schließlich in Bewegung setzte und zu einem der Stühle trat. Etwas mehr Kerzenlicht fand den Weg auf die schmutzigen Züge, offenbarte einen Kratzer über der Wange und wie als hätte Hook ihn durch seinen Blick darauf hingewiesen, huschte die kleine Hand herauf und rieb mit dem roten Ärmel über die Stelle. James verkniff sich ein Schnauben. Als wäre der Mantel nicht schon genug in Mitleidenschaft gezogen worden, durch die Flucht, den kleinen Sprint und schließlich den verdammten Waldboden.


»Müssen die Antworten Euch gefallen? So wie die nach dem Mantel?« (...) »Und wenn Ihr eure Fragen gestellt habt?« (...) »Was sollte euch davon abhalten mich dann einfach über Bord zu werfen?«


Mit schräg gelegtem Kopf stütze Hook sein Kinn auf die Handfläche und bedachte Luke mit einem nachdenklichen Blick der zwischen 'Garnichts hält mich davon ab... wirst du mir vertrauen?' und 'Ich denke du bist zu neugierig um abzulehnen.' schwebte. Noch ehe der Captain allerdings zu einer Antwort ansetzten konnte, schnitt ein leises Klopfen in die Stille zwischen ihnen.

»Herein.«, brummte er und wenig später schwang die breite Tür nach innen. Einige Jungen traten ein, sie trugen die weißen Schürzen die Smee für sie bereithielt, wenn es darum ging dem Captain das Essen zu servieren.

Es mochte gerade in dieser Welt so fehl am Platz sein und zwei der Schiffshelfer sahen so verloren in ihren Schürzen aus, dass James am liebsten die Hand über die Augen gelegt hätte. Trotzdem besaß es einen gewissen... Stil. Die Imitation dessen was man unter einem feinen Abendessen verstand, bedient von Küchenjungen die einem wirklich wertvolles Essen servierten.


Beladen mit Platten und Schalen kamen sie herein, warteten auf Hooks Erlaubnis und nach einem auffordernden Wink verteilten sie ihre kostbare Fracht auf Holztisch. Da war eine Platte mit gebratenem Fisch, bestreut von getrockneten Kräutern, Kartoffeln mit Petersilie (die Smee in einem kleinen Topf vor seinem Bullauge heranzog), einige Äpfel und Trauben quollen aus der größten Schale, daneben balancierte ein Korb mit aufgeschnittenen, kleinen Broten. Sie dampften noch, was verriet das Smee den Nachmittag zum Backen genutzt hatte. Dazu eine Karaffe mit Wein, eine mit Süßwasser und daneben stellte ein Junge eine Schale mit rötlichen Beeren unter Wildfleisch ab. Sobald das Essen angerichtet war, traten sie zurück und Hook entließ die Küchenjungen wieder. Die kleine Gruppe sputete sich aus der Kajüte zu kommen, wahrscheinlich vermuteten sie, dass dem Gefangenen heute mehr blühte als ein angenehmes Abendessen. Oh, wenn sie gewusst hätten. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss und draußen schoben sich die breitschultrigen Wachposten wieder vor den Eingang.


»Iss. Es ist nicht vergiftet, falls du das denkst.«, Hook versuchte wenigstens die Vermutung direkt im Keim zu ersticken.

Es wäre eine absolute Verschwendung, derart seltenes Essen zu vergiften nur um einen Gefangenen aus dem Weg zu räumen. Deutlich einfach hätte James ihm einfach die Kehle aufschneiden können. Trotzdem verriet die Körpersprache des Burschen seine Angst. Er war nervös und gespannt wie ein Drahtseil war... verständlich.


»Zu deiner Frage, wäre dir als Grund die Aussicht auf ein Abendessen mit jemandem, der mehr Verstand hat als eine Seepocke unterhalb dieses Schiffes, genug? Es geht um eine Unterhaltung, einige Dinge die ich dich fragen möchte, weil mich interessiert ob du davon wusstest.«, legte er die ersten Brocken des Köders aus und betrachtete sein Gegenüber mit hochgezogener Braue.


Als wäre gar nichts dabei ein Pläuschchen mit James Hook zu halten, vielleicht bei einem guten Wein und ungestört von der Crew. James war sich fast zu sicher, dass der Junge neugierig genug war. Immerhin konnte Luke noch nicht sonderlich lange in Neverland sein. Bestimmt kannte er Peter nicht im Ansatz so gut wie er glaubte – und wer wollte nicht mehr über seinen Helden erfahren?


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro