~𝙺𝚒𝚛𝚌𝚑𝚎𝚗𝚐𝚕𝚘𝚌𝚔𝚎𝚗~

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Ich nehme am Blutzauber-Schreibwettbewerb von Blutkralle teil und diese Geschichte habe ich dafür geschrieben.
Unsere Geschichten sollten zu folgendem Zitat passen:
Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen Reise." ~Unknown
(ist im Text auch dick markiert)
Wie das Zitat schon vermuten lässt, geht es in meiner Geschichte um den Tod. Ich muss also eine Triggerwarnung wegen Tod und Krankheit aussprechen. Trotzdem hoffe ich, dass euch die Geschichte gefällt.

💛~Ich hoffe das passt so~💛

Kirchenglocken

Die Wintersonne strahlte in ihrer kühlen Pracht auf mich nieder, aber mir war nicht nach Lachen oder fröhlich sein zu mute. Ich sah wie mein Bruder lachte, ich sang ihm ein freundliches Lied vor.
Von einem fernen Ort hörte ich die Kirchenglocken läuten.

Wir waren lachende Kinder mit fröhlichen Liedern auf den Lippen und ausgelassenen Tänzen in der Seele.
Aber da sind Dinge, die man verliert und niemals wieder zurückerlangt. Zum Beispiel die Kindlichkeit.
Ist sie einmal verloren, kann sie nie wieder zu dir zurückkommen.
Und auch wenn mein Bruder noch Kind bleiben konnte, vermochte ich das nicht.
Denn von einem fernen Ort hörte ich die Kirchenglocken läuten und ich begriff, dass sie schon bald für meine Mutter läuten würden.

Ich endete mit der letzten Zeile des Liedes und streichelte über die blonden Haare meines kleinen Bruders. Er verstand noch nicht was hier passierte. Er war noch zu klein und zu unschuldig. Er hatte keine Ahnung.

„Du singst wunderschön, Grace", hauchte meine Mutter. Sie lag im Krankenhausbett und beobachtete mich und meinen Bruder, wie wir auf der Decke am Fußboden saßen und miteinander spielten und ich ihm leise vorsang. Meine Mutter streckte ihre blasse, dünne Hand nach mir aus, als müsse sich an mir festhalten, um nicht zu versinken.

Ich stand auf und nahm ihre kalte Hand. Müde lächelte sie mich an, küsste meinen Handrücken und strich mir eine blonde Locke aus dem Gesicht. In ihren blauen Augen war es mir, als sähe ich den Himmel. Und die Tränen die sich in ihren Augenwinkeln verbargen waren die Regentropfen, die nur darauf warteten auf die Erde hinab rieseln zu dürfen.

Mein Vater war auf dem Stuhl neben dem Bett meiner Mutter eingeschlafen. In den letzten Wochen war er sehr erschöpft und machte kaum ein Auge zu. Kenneth und ich verbrachten die meisten Tage im Krankenhaus um bei Mama sein zu können, solange es noch ging. Aber ich wäre lieber für den Rest meines Lebens in die Schule gegangen, als meine Mutter zu verlieren.

Kenneth spielte lautstark mit den Kuscheltieren am Boden, doch ich starrte nur auf das erbleichte Gesicht meiner Mutter im Krankenhausbett. „Ich muss dir ein Geheimnis verraten, Grace", flüsterte meine Mutter und sah kurz zu meinem schlafenden Vater. Er sah so friedlich aus, beinahe als hätte er alle Sorgen vergessen.

„Ein Geheimnis?", fragte ich neugierig und wischte mir über die Augen. Ich weinte nicht, aber ich wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. „Ja, ein sehr wichtiges Geheimnis. Eigentlich wäre es besser, wenn alle Menschen dieser Welt von dem Geheimnis wüssten", begann sie.

„Aber wieso muss es denn dann ein Geheimnis bleiben?", wollte ich wissen.
„Weil die meisten Menschen nicht glauben wollen, was sie nicht mit Gewissheit sagen können. Sie glauben nicht gern an Dinge, die man nicht belegen kann", antwortete sie und lächelte. Es war das erste mal seit Wochen, dass ich sie ohne jeglichen Schmerz in den Augen lächeln sah.

„Dann verrate mir das Geheimnis. Ich will es allen weitererzählen, die mir vielleicht glauben wollen", versprach ich ihr. Das war ich ihr schuldig. Sie hatte so viel für uns getan und diesen einen Wunsch wollte ich ihr erfüllen. Wie hätte ich es auch nicht tun können?

„Das ist sehr gut, mein Schatz", sagte sie und drückte meine Hand ganz fest. Mein Vater schnarchte leise, mein Bruder spielte noch immer sprechend mit den Kuscheltieren und die Glocken der Kirche erklangen in der Ferne, aber in diesem Moment konzentrierte ich mich vollkommen auf die sanfte Stimme meiner Mutter, die mich beruhigte und mir alle Angst nahm.

„Weißt du, es gibt ein Land, das ganz weit entfernt von unserer Welt liegt und doch nur einen Gedanken von uns entfernt ist", fing sie also endlich an. Ich verstand nicht was sie sagte, denn ich war noch klein. Erst viel später sollte ich begreifen, was sie damit meinte. „Ich versteh nicht was du meinst, Mama., sagte ich also.
„Ich weiß, Grace. Aber irgendwann wirst du es. Und ich möchte, dass du diese Worte immer im Herzen trägst, denn sie sind sehr wichtig."

Ich nickte und versuchte mir alles von dem zu merken, was sie sagte.
„In diesem fernen Land leben die Menschen, die hier nicht mehr leben können, weil sie alt, verletzt oder krank sind", erklärte sie während ich auf den Zugang an ihrem Handgelenk starrte, „Dieses Land ist frei von Kummer und aller Angst."
„Dann wirst du dort hingehen wenn du stirbst?", fragte ich. Ich hatte all meinen Mut zusammengenommen, um diese Frage stellen zu können.

„Ja, auch ich gehe dort hin, wenn ich sterbe", antwortet sie mir.
„Ich will aber nicht, dass du dorthin gehst", sagte ich und wollte ihr schon meine Hand entziehen, denn mir gefiel nicht was sie sagte. Was sollte das? Wollte sie, dass ich traurig wurde? Das war ich doch sowieso schon!

„Es ist wichtig, dass du das weißt, Grace. Papa wird es vielleicht vergessen, wenn ich die ersten Tage fort bin. Vielleicht kannst du deinem Bruder mal davon erzählen, wenn du älter bist", erwiderte sie.
„Aber ich will nicht, dass du gehst", wiederholte ich.

„Manchmal muss jemand dorthin gehen, obwohl das keiner will", versuchte sie mir zu erklären.
„Aber ich will wissen warum!", meinte ich. Konnte sie denn nicht verstehen, dass ich sie schrecklich vermissen würde!?
„Ich kann es dir nicht genau erklären, Grace. Aber der Tod ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen Reise. Und irgendwann werden wir uns in diesem Land sicher wiedersehen. Mir wird es dort gut gehen und an nichts fehlen, daran glaube ich fest. Und wenn deine Zeit gekommen ist, dann empfange ich dich dort mit offenen Armen und warte auf Kenneth, Papa und dich", versprach sie mir.

„Stimmt das alles wirklich, Mama? Gibt es dieses Land in echt?", wollte ich wissen. Die Kirchenglocken in der Ferne hörten auf zu läuten und augenblicklich bekam ich Angst, meine Mutter würde zeitgleich aufhören zu atmen. Aber da lag sie, lächelnd und mit genügend Luft in den Lungen.

„Ich glaube ganz fest, dass es existiert. Für mich ist es echter, als alles andere auf dieser Welt", erklärte sie mir.
„Was mache ich, wenn mir niemand glaubt, wenn ich davon erzähle?", fragte ich. Später lachte ich über diese Frage. Aber damals erschien sie mir ungeheuer wichtig zu sein.

„Dann kannst du nichts anderes tun, als immer wieder davon zu erzählen", sagte sie schmunzelnd.
„Dann werd ich es weitererzählen, wie du gesagt hast", versprach ich.
„Das ist sehr gut, ich bin stolz auf dich", sagte sie und küsste mich auf die Stirn.

~~~

Die Sommersonne strahlte in ihrer warmen Pracht auf mich nieder, aber mir war nicht nach Lachen oder fröhlich sein zu mute. Ich sah wie mein Bruder weinte, ich hielt seine kleine Hand ganz fest in meiner.
Aus der Nähe hörte ich die Kirchenglocken läuten.
Sie läuteten für unsere Mutter.

Dieser Text hat 1129 Wörter

💛~Ich hoffe es gefällt euch~💛

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