Zauberspiegel und Tränenwüsten

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Meine Abgabe für den "Tintenkrieg" Schreibwettbewerb von .

Bei Thema Nr. 3
"Lass dich von folgenden Worten inspirieren: Spiegel, Wüste, Tränen"
konnte ich einfach nicht widerstehen...

Ich muss aber leider zugeben, dass ich wirklich nicht sonderlich kreativ war und für meine "Geschichte" bestehende Legenden verwendet hab. (Du kannst mir gerne Punkte dafür abziehen, das verstehe ich.)

Ursprünglich hatte ich eine ganz andere Idee, aber die dann wieder verworfen und recherchiert. Dabei bin ich dann über sehr viele Legenden zu "Seen aus Tränen" gestolpert und habe mich dazu entschieden, zwei zu nehmen, da sie zu den vorgegebenen Wörtern passen.

Am Ende stehen die jeweiligen "originalen" Legenden als Vergleich! Natürlich habe ich nicht alles eins-zu-eins übernommen, sondern ein paar Dinge abgeändert/ergänzt.

1378 Wörter

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Kinderlachen, Hundegebell, Flötenmusik und Hufeklappern. Vogelgesang mischte sich mit menschlichen Gesängen, eine berauschende Musik im ganzen Dorf. Der Duft von Zimt, Honig und Karamell lag in der Luft, überdeckte den alltäglichen Geruch von Mist und Abwasser.

Bunte Fähnchen wehten im Wind, Münzen blitzten im Sonnenlicht, als sie von einer Hand in die andere wanderten. Glänzende Kinderaugen und wo man nur hinsah, zeigte sich die Freude in den Gesichtern von Jung und Alt. Alles war von einer puren Fröhlichkeit erfüllt, man konnte sie direkt spüren.

Die Ankunft der Händler nach einem langen harten Winter wurde wie nichts anderes gefeiert. Von Lebensnotwendigkeiten zu Luxusgütern, alles gab es zu kaufen oder tauschen. Doch noch mehr als die Händler wurde der Rest des fahrenden Volkes begrüßt, die Musiker, Schauspieler, Tänzer, Akrobaten, aber vor allem die Geschichtenerzähler.

"Aracelis, Aracelis erzählt eine Geschichte! Kommt schnell!", schallte es durch alle Straßen, weitergetragen von einem Kind zum nächsten. Alles ließen sie stehen und liegen, liefen, angezogen von dem Ruf wie die Motte zum Licht, auf den großen Dorfplatz. Die Jüngsten scharrten sich um eine Kutsche, davor, ganz unscheinbar, saß eine alte Frau.

Ihre langen weißen Haare hingen ihr zu zwei Zöpfen geflochten über die Schultern, Lachfältchen durchzogen ihr helles Gesicht und ihre Augen blitzten wie zwei Edelsteine. "Na, na, ihr lieben Kinder, ich bin ja schon da und wie ich sehe, seid ihr es auch." Ihre Stimme klang warm, einen leises Lachen war herauszuhören.

"Was für eine Geschichte wollt ihr denn heute hören?", fragte die alte Dame, auf der unzählige Kinderaugen ruhten. Daraufhin wurde wild durcheinandergerufen, bis sie die Hand hob und sich augenblicklich Ruhe ausbreitete. Nach der Reihe meldeten sich einige Kinder.

Die Jungen wollten eine Abenteuergeschichte, auf jeden Fall etwas spannendes, die Mädchen eine Liebesgeschichte, am besten von einer Prinzessin. Da brach abermals ein Streit aus, es wurde geschimpft und geschubst.

Ein kleiner Junge, er dürfte gerademal drei gewesen sein, fiel in dem Gerangel zu Boden und schürfte sich die Knie auf. Sogleich flossen Tränen über seine Wangen und Schluchzer ließen seinen Körper beben.

"Da seht ihr einmal, was eure Streiterei anrichtet!", tadelte Aracelis, ihre Augen funkelten verärgert, doch ihre Hände strichen sanft über das Haar des Jungen. "Shh, weine nicht, sonst bildet sich vielleicht noch ein See", tröstete sie ihn, wenn auch eine zarte Warnung in ihrer Stimme mitschwang.

Die Kinder verstummten und auch der kleine Junge hörte für einen Moment auf zu schluchzen. "Ich kann doch keinen See weinen, das geht doch nicht", klagte er und wischte sich die Tränen von den Wangen.

Mehrere Kinder nickten zustimmend oder schüttelten nur verwirrt die Köpfe. "Dann werde ich zwei Geschichten erzählen, in denen jemand so sehr weinte, dass seine Tränen einen ganzen See füllten. Wie ihr euch denken könnt, werden es keine schönen Geschichten sein, also seit gewarnt. Aber bestimmt könnt ihr etwas daraus lernen."

Unter den wachsamen Augen der Kinder und den Erwachsenen, die sich mehr im Hintergrund hielten, jedoch nicht minder interessiert zuhörten, begann Aracelis zu erzählen.

"Hinter den Bergen liegt ein See, so klar wie ein Spiegel. Vor langer Zeit befand sich an der Stelle des Sees ein Schloss, in dem ein König und seine Tochter lebten.

"Eine Prinzessinengeschichte!", quiekte ein Mädchen aufgeregt, ein paar Jungs stöhnten auf. Ein trafender Blick der alten Frau ließ sie alle verstummen.

"Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Der König regierte sein Königreich mit strenger, aber auch gütiger Hand und liebte seine Tochter über alles. Die Prinzessin war ein kleiner Wirbelwind, bekam und tat alles, was sie wollte, so wuchs sie doch ohne die liebevolle Strenge einer Mutter auf, die kurz nach ihrer Geburt verstarb. Ihr Vater erlaubte ihr unzügliches Verhalten, doch eines Tages passierte das Unvermeidliche und die bedingungslose Liebe eines Vaters wurde zu ihrem Verhängnis."

Wie jeden Tag, als es im Schloss zu langweilig wurde, schlich sich die junge Prinzessin ins Dorf. Sie beobachtete und lauschte gerne den Alltäglichkeiten ihres Volkes, dem Treiben auf dem Markt, den Kindern in der Schule und den Handwerkern bei der Arbeit. Versteckt unter einem offenen Fenster hörte sie auch gern den Geschichten zu, die eine Mutter ihren Kindern erzählte, wehmütig an ihre eigene Mutter denkend, die sie nie kennenlernen konnte.

Die Legende, der sie an diesem Tag lauschte, handelte von einer Fee, die einen verzauberten Spiegel besaß. Es hieße, er könne Gedanken lesen, aber auch Kontakt mit einem Verstorbenen aufbauen. Die Prinzessin war fest entschlossen, sie musste diesen Spiegel haben und ihr Vater würde ihn ihr bestimmt besorgen.

Der König war von ihrer Bitte nicht begeistert, konnte sie seiner Tochter aber auch nicht abschlagen. Gemeinsam suchtens sie die Fee, die in ihrem Königreich leben sollte, und fanden sie schließlich. Die Fee wollte trotz dem Befehl des Königs ihren Spiegel nicht hergeben und warnte vor dem Preis, den er kosten würde.

Die junge Prinzessin gab jedoch nicht nach, sie wollte ihn unbedingt besitzen, so willigte ihr Vater auf den Tauschhandel ein, denn die Fee wollte etwas im Gegenzug. Sie verwandelte den König in einen Berg, damit er Schatten für ihre magischen Blumen spendete. Seine Tochter, der Konsequenzen nicht bewusst, nahm den Spiegel.

Ihr Wunsch, ihre Mutter zu sehen, war so groß, dass sie ihren Vater vergaß und seine Verwandlung erst im letzten Moment wahrnahm. Vor Schreck verlor sie den Halt, stürzte mitsamt Spiegel in die plötzliche Tiefe und starb.

Von der Trauer über den Tod seiner geliebten Tochter weinte der Königsberg einen Fluss der Tränen, der sich an seinem Fuße in einen See verwandelte und sein Schloss darin versank.

 "Das ist aber eine tragische Geschichte, der arme König", hauchte ein Mädchen. Ein kleiner Junge wollte wissen, was aus dem Spiegel und der Fee geworden ist. Wahrscheinlich wäre auch ihr magischer Garten überflutet worden, der Spiegel zerbrochen und die Fee davongeflogen.

Eine Weile ließ Aracelis die Kinder diskutieren, lenkte ihre Aufmerksamkeit aber bald wieder auf sich. "Wollt ihr nicht auch die zweite Geschichte hören?" Als nicht sofort eine Antwort kam, fügte sie hinzu: "Sie hat ein weniger tragisches Ende." Nach dem teils zögerlichen, teils energischen Nickens der Kinder begann sie zu erzählen.

Zu der Zeit, als die Welten noch nicht voneinander getrennt waren, lebten die Menschen mit jenen Gestalten aus Mythen und Sagen zusammen. Drachen flogen über den Himmel, Zwerge arbeiteten in den Schmieden und Feen stellten ihre Zauber der Menschheit zur Verfügung. Selbst Riesen wandelten diese Erde und hinterließen mehr als nur ihre gigantischen Fußabdrücke.

In einem Tal, das für uns einer weiten Ebene gleichkommt, lebten zwei Riesen, um genau zu sein, die Riesin Tunupa und der Riese Kusko. Die beiden waren glücklich zusammen und liebten sich. Sie wollten heiraten.

Viele Riesen gab es zu der Zeit auf der Erde nicht, denn der Großteil lebte lieber in ihrer Riesenwelt. So konnte man von Glück reden, wenn sich in unserer Welt zwei Riesen fanden, die gemeinsam unter den Menschen leben wollten. Doch ihr Glück war nicht von Dauer. 

Eine andere Riesin, Kusina, folgte der Einladung ihrer Freundin Tunupa zu ihrer Hochzeit. Sie war unter Riesen eine Schönheit und Kusko verliebte sich in sie bei ihrem Anblick. Auch Kusina gefiel Kusko und sie brachte ihn dazu, Tunupa zu verlassen.

An ihrem Hochzeitstag allein gelassen, musste die Riesenbraut mitansehen, wie ihr Verlobter und ihre Freundin ihr den Rücken kehrten. Von dem Verrat brach ihr liebendes Herz, salzige Tränen rollten ihre Wangen hinab.

Sie weinte und weinte tagelang, ein stetiger Strom floss aus ihren Augen und füllte das Tal. Als ihre Tränen nachließen und trockneten, blieb eine dicke Salzschicht zurück.

Wo einst grüne Wiesen und Felder zu sehen waren, erstreckte sich nun so weit das Auge reichte eine Salzwüste, das Einzige, was von den Riesen zurückblieb.

"Eine ganze Wüste?", hauchte jemand ungläubig. "Aber bestehen Wüsten nicht aus Sand?" Unter den staunenden Augen der Kinder lächelte Aracelis sanft.

"Sandwüsten mögen die bekanntesten sein, aber Wüsten gibt es in weitaus mehr Formen, als man denkt. Steinwüsten, Eiswüsten und eben Salzwüsten gibt es auch", erklärte die alte Frau weise. Sie kannte nicht nur viele Geschichten, ihr Wissen war so reichhaltig, eine ganze Bibliothek könnte damit gefüllt werden.

Ein Mädchen erhob ehrfürchtig die Stimme. "Gab es Riesen denn wirklich? Und Feen? Und..." Tausend Fragen glänzten in ihren Augen, schienen in ihrem Kopf herumzuwirbeln. Fragen, auf die niemand eine Antwort wusste.

"Wer weiß, aber eines kann ich dir sagen. Der See und die Salzwüste existieren wirklich und noch viel mehr geheimnisvolle Orte, von denen sich die Menschen fantastische Geschichten über deren Erstehung erzählen. Ob diese wahr sind oder nicht, das kannst du nur für dich selber entscheiden."

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Das sind die Legenden, die ich als Inspiration verwendet habe:

König Sorapiss und die Legende vom Misurinasee

Der  Misurinasee, ein Natursee, liegt im Norden Italiens.

Misurina war die einzige Tochter von König Sorapiss und für ihren sprunghaften Charakter bekannt. Eines Tages entdeckte sie auf dem Monte Cristallo eine Fee, die einen Zauberspiegel besaß, der Gedanken lesen konnte. Da Misurina diesen Spiegel unbedingt haben wollte, willigte der König in die Bedingungen der Fee ein: Da in ihrem Garten die Blumen wegen zu viel Sonneneinstrahulung verwelkten, sollte sich König Sorapiss in einen Berg verwandeln, der dem Garten Schatten spendete. Der König war bereit, dies zu tun, aber als er sich verwandelte, fiel seine Tochter plötzlich tot um. Als der Vater um seine Tochter trauerte, verwandelten sich die unzähligen Tränen zu einem See.

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Die Tränen des Riesen

Die Salar de Uyuni in Bolivien umfasst mehr als 10.000 km² und ist die größte Salzwüste der Welt. 

Bei der Entstehung sind sich selbst Legenden uneins, aber es dreht sich immer um die Berge Kusina, Kusku und Tunupa und ihre Dreiecksbeziehung. Als Kusku Tunipa für Kusina verließ, weinte Tunupa bitterlich - so entstand ein See voller Tränen. Als diese trockneten, bildete sich die charakteristische Salzfläche.

 Ursprünglich war der Salar de Uyuni Teil des gewaltigen Anden-Binnenmeer Lago Minchins, das vor Millionen von Jahren austrocknete.

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Es gibt noch mehr Variationen dieser Legenden, aber das sind die besten Kurzfassungen. Wenn es euch interessiert, könnt ihr sie gerne googlen.

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Diese Geschichte hat den 1. Platz mit der vollen Punktzahl gewonnen! 🥳🥳🥳






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