Die Geräusche des Waldes

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Geräuschvoll knackte das trockene Holz im Feuer. Die Rauchschwaden wanden sich um einander. Funken sprühten, als sie mit einem abgebrochenen Stock in der Glut herum stocherte. Ihr Begleiter war vor ein paar Minuten hinter den Büschen verschwunden. So saß sie allein am Feuer, die zwei Zelte und dichtes Gestrüpp im Rücken. Die Bäume umrahmten das Camp wie dunkle Riesen und ließen kaum einen Blick in den Himmel zu. Da die Nacht aber ohnehin wolkenverhangen war, lohnte die Aussicht nicht.

Ein Käuzchen rief. Dann überwog die Stille. Neben der angenehmen Wärme auf ihrer Haut, breitete sich zunehmend ein elektrisierendes Gefühl des Unbehagens aus. Ein unangenehmes Prickeln wie man es in Kellern oder verlassenen Großgebäuden verspürt. Scheinbar völlig irrational, doch beschleunigt man seinen Schritt ohne einen Blick über die Schulter zu werfen. Immer öfter drehte sie den Kopf, um ihre Umwelt im Blick zu behalten. Jedes kleine Blätterrascheln erweckte ihre Aufmerksamkeit. Ein dumpfes Geräusch ließ sie schließlich aufspringen.

"Leo, warst du das?", die Unsicherheit in ihrer Stimme war unüberhörbar. Sie erhielt keine Antwort. Das Unterholz knirschte in einer aufkommenden Brise. Sie zog das Handy aus ihrer Gesäßtasche und schaltete die Taschenlampe ein. Im Vergleich zu der herrschenden Dunkelheit nur ein schwacher Schein der Absicherung. Die Blätter auf dem Waldboden knisterten bei jedem ihrer Schritte, wärend sie das Licht immer in Bewegung hielt. Sie streckte die linke Hand aus, um einige Zweige beiseite zu schieben. Als sie den Lichtkegel ein letztes Mal hinter sich gleiten ließ, trotz des Wissens, dass dort niemand sein konnte, wurde sie eines Besseren belehrt. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie eine große Gestalt, die nur schwach von der Taschenlampe beleuchtet wurde, entdeckte.

"Oh, Gott, Leo hast du mich erschreckt!", erleichtert lachte sie auf.

"Erschreckt, ja", antwortete Leo. Sie ging zum Lagerfeuer zurück, er folgte ihr. Im flackernden Schein des Feuers, konnte sie sein Gesicht deutlicher erkennen. Leo war ein ziemlicher Durchschnittstyp. Braunes Haar, sanfte Rehaugen, weiche Gesichtszüge. Auffällig war im besten Fall seine Frisur, die einen Schnitt gut hätte vertragen können. Da Leo aber nicht viel auf Äußerlichkeiten gab, fielen ihm die vorderen Strähnen über die Brille. Er rückte sie zurecht.

Sie beendete den Abend recht schnell. Die abfallende Spannung hatte sie müde werden lassen. Als sie sich in ihren Schlafsack schmiegte und erneut auf die Geräusche des Waldes lauschte, schalt sie sich für ihre sinnlose Nervosität. Ihr Herz pochte wie wild. Sie hatte den Campingausflug geplant, um auszuspannen und mit sich ins Reine zu kommen. Jetzt aber schienen ihr Körper und ihr Verstand intensiver gegen einander zu arbeiten, denn je. Kitzelnde Anspannung legte sich über ihren Körper und sie krallte die Hände in den Schlafsack. Sie starrte zur Zeltdecke, denn sie wagte nicht den Kopf zu bewegen. Dann hörte sie leise Schritte, die sich dem Zelt näherten. Ihr Verstand sagte ihr, dass es Leo war, der sich gleich bemerkbar machen würde. Ihr Körper schrie Gefahr. Sie hörte, wie die Schritte sich um ihr Zelt bewegten. Sie hielt die Luft an, als sie kurz verharrten. Dann hörte sie ein schabendes Geräusch, als kratze jemand über die Zeltplane. Sehen konnte sie nichts, denn es war dunkel und das Kratzen kam vom Kopfende. Doch dann entfernten sich die Schritte wieder.

"Hier ist noch jemand. Ich habe Schritte gehört. Kannst du mal nachsehen?", schrieb sie Leo mit zitternden Fingern. Ohne Autokorrektur hätte man die Botschaft wohl kaum entschlüsseln können.

Am liebsten hätte sie sich in ihrem Schlafsack versteckt, aber sie konnte Leo nicht allein der potentiellen Gefahr aussetzen. So leise wie möglich begab sie sich in Sprintposition und streckte die feuchte Hand nach dem Reißverschluss für den Zeltausgang aus. In der anderen hielt sie ihr Handy als Taschenlampe. Als sie hörte, wie Leo das Zelt öffnete, tat sie es auch und hastete, kaum geöffnet, mit einem gewaltigen Satz in die Dunkelheit. Sofort riss sie ihr Handy hoch, doch ihr gegenüber stand nur Leo in seinen Schlafklamotten und seinen Sneakers. Und dann fiel ihr endlich auf, was nicht stimmte. So schnell sie konnte, rannte sie los. Sie war barfuß und jeder kleine Zweig bohrte sich in ihre Fußsohle. Sie hastete in das Gestrüpp, spürte den Schmerz nicht. Ihr Handy warf sie aus Reflex von sich, damit sie das Licht nicht verriet. Sie konnte nicht so schnell laufen, wie sie gewollt hätte, denn der Wald war einfach zu dicht. Dann stolperte sie. Sie wusste sofort was, wer, es war. Leo hätte seine Sneaker niemals so schnell anziehen können. Der echte Leo hätte sie aber auch niemals mit ins Zelt genommen.

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