Pen Buckley war ein wandelndes Kunstwerk. Sein erstes Tattoo hatte ihm sein älterer Bruder mit vierzehn gestochen. Das kleine Kreuz, dessen Linien mehr schlecht als recht gerade waren, wurde von dem Schriftzug 'Sinn Féin' unterstrichen. Mr. Buckley hatte, als er die Worte entdeckte, seinen Gürtel tanzen lassen, aber bis heute zierte die zweifelhafte Einstellung Pens Unterarm. Sein Vater hatte nichts ausrichten können. Auf das Erste, folgte ein Zweites, ein Drittes, ein Viertes. Allerdings ließ Pen kaum noch jemand anderen als sich selbst an seine Haut. Über die Jahre hinweg sammelten sich so exotischten Motive, umrahmt von Trivialitäten, die von Zeit zu Zeit wieder überdeckt wurden. Aufgrund dieser Beschreibung ließe sich leicht der Schluss zu, dass Pen ein zugekleisterter Schrank war, dessen Präsenz alle harten Jungs anlockte. Das Gegenteil war jedoch der Fall. 1980 war Pen ein schwächlicher Junge aus Belfast gewesen, der sich bemühte sein Loser-Image zu verlieren. 2018 war Pen ein hagerer Mann, der seit 1988 in Dublin lebte. Er betrieb ein kleines Tattoostudio, das einen guten Ruf genoss.

"Die Folie kannst du in drei Stunden abwickeln. Merk dir: Keine Sonne und zwei Wochen lang kein Sport. Verstanden?", fragte Pen bevor er sich die Handschuhe auszog.

"Ja", antwortete der junge Mann verträumt, der seinen Rücken im Spiegel betrachtete und dabei sein T-Shirt in der Hand wog.

Pen seufzte.

"Van!", rief er stattdessen nach vorn zur Theke. "Erklär' dem Kunden, wie er mit seinem Tattoo umzugehen hat. Es ist sein Erstes."

Vanessa, ein Mädchen mit üppigen dunklen Locken, die ihr über den Kragen des fliederfarbenen Kleides auf die ebenso üppigen Brüste fielen, streckte den Kopf um die Ecke. Sie ergatterte sofort die Aufmerksamkeit des jungen Mannes. Ihr würde er nur zu gern Gehör schenken.

Pen desinfizierte sich wieder die Hände, stand auf und räumte seinen Arbeitsbereich auf. Der Junge war sein letzter Kunde für heute gewesen. Er hörte Vanessa kichern, dann kam sie zu ihm zurück.

"Sag' mal, Pen", begann sie und drehte dabei eine Haarsträhne um den Zeigefinger. "Würd's dir was ausmachen, wenn wir meine Übungssession morgen Abend machen? Tim..." Sie warf dem jungen Mann hinter ihr ein Lächeln zu. "...hat mich auf ein Bier eingeladen"

"Ist nicht meine Ausbildung, Van!", Pen hob die Hände. "Du kannst gerne noch die nächsten 20 Jahre hier arbeiten"

"Ein Vollzeitjob? Darauf komme ich beim nächsten Gehaltscheck zurück, Pen!", dann nahm sie Tims Hand und beide verschwanden. Pen blieb kopfschüttelnd zurück, obwohl er dabei seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzog. Er nahm gerade seine Jacke von dem Kleiderständer, der statt der üblichen Haken kleine Totenköpfe besaß, als er hörte, wie die Eingangstür aufgezogen wurde und kurz darauf wieder ins Schloss fiel. Er trat aus seinem seperaten Arbeitsbereich in den vorderen Teil des Ladens. Das Mädchen, das mit verschränkten Armen da stand und sich umblickte, schien noch jünger als Vanessa zu sein. Ihre hellblondes Haar reichte ihr eine handbreit unter die Schulterblätter. Als Pen näher an sie heran trat, fielen ihm ihre blass grauen Augen auf, wobei sich um die Iris herum ein paar blaue Sprenkel fanden. Das Mädchen steckte voller Details. Ihre Nase war mit Sommersprossen übersäht wie der Himmel mit Sternen in einer klaren Winternacht. Ihre Schneidezähne, die er sah, als sie kurz lächelte, passten nicht zu ihrer zarten, zerbrechlichen Erscheinung. Sie waren verhältnismäßig groß, wobei bei dem rechten ein winziges Stück fehlte.

"Buckley?", fragte sie. "Mr. Patrick Buckley?"

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Meine Updates sind extrem unregelmäßig geworden. Dafür entschuldige ich mich. Ich möchte nur hinzufügen, dass Updates weiterhin erfolgen werden.
Fun Fact, der niemanden interessiert: Die Idee, die neue Kurzgeschichte in Irland spielen zu lassen, ist mir spontan gekommen. Weil ich aber nebenbei immer irgendwelches Gedudel brauche, sei es eine Serie oder Musik, hab ich Netflix angemacht und siehe da: Ich hab' 'Derry Girls' gefunden. Das ist eine Coming-Of-Age-Serie, die in den 1990ern in Nordirland spielt. Zufall? Ich glaube nicht. Jetzt habe ich sie durchgeguckt. super_student ist bestimmt ganz stolz auf mich, weil es die Serie nur im O-Ton gibt. Ich hätte sie aber ohnehin auf Englisch gesehen, ich meine, dieser Dialekt ist einfach 'grand'. Ok, der war armselig. Anyway, Motherfuckers, it's worth a try👍