Die Tätowierung III

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Die Blonde verschwand, unter Pens Schimpftiraden, ohne ein weiteres Wort.

"Verfluchte Schlampe!", brüllte er ihr nach, obwohl sie das geschäftige Treiben vor der Tür bereits verschluckt hatte.

Er richtete sein T-Shirt und streifte sich die Lederjacke über, die er vorhin überrascht hatte fallen lassen. Dann schaltete er das verbliebene Licht aus, trat aus der Tür, schloss ab. Die Handbewegungen waren so routiniert, dass er dabei die Straße beobachtete. Eine Gruppe junger Leute, wahrscheinlich Touristen, sangen und schwankten gemeinsam. Aus den Pubs die Straße runter drangen verschiedenste Melodien verschiedenster Musikrichtungen, vermischten sich zu einem einzigen ungewöhnlichen Klangorchster. Um Pen herum wütete das blühende Leben und er stand da und fragte sich, wie voll der Zug nach Bray seien würde und, ob er vorher noch ein Bier trinken wollte. Sein Leben war unspektakulär und er liebte es. Er tat einen Schritt nach vorn, als plötzlich etwas Großes neben ihm aufschlug und in tausend Teile zerbarst. Pen sprang so heftig zurück, dass er mit dem Hinterkopf gegen die Hauswand schlug. Er spürte seinen Puls in den Ohren. Er ballte die Hände zu Fäusten und bemühte sich um eine kontrollierte Atmung. Er hatte Angst vor plötzlich lauten Geräuschen. Jede Fehlzündung, jedes Feuerwerk rief ihm alles wieder ins Gedächtnis.

"Geht es Ihnen gut, Mister?", fragte jemand.

Pen nickte, denn er traute seiner Stimme nicht.

"Sie sehen gar nicht gut aus."

Er starrte auf den Straßenasphalt, die Fäuste auf die Oberschenkeln pressend.

"Oh mein Gott!", rief eine andere Stimme aus.

Er hörte Absätze auf der Straße. Er hörte Musik. Er hörte sich atmen.

"Wurde er getroffen? Er blutet", noch eine Stimme."Das war bestimmt eine lose Dachpfanne!"

Er sah bewaffnete britische Soldaten, die durch die Straßen patrouillierten. Er sah im Fernsehen, dass wieder ein Anschlag der IRA stattgefunden hatte. Dann, dass sich die Anderen gerächt hatten. Er hörte Schüsse. Pen hatte Angst und drängte sich an seinen älteren Bruder, wenn sie zur Schule gingen.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter.

"Pen, heilige Mutter Gottes!", sagte die Stimme. Er kannte sie. Vanessa stützte ihn. Versicherte den Menschen und Schaulustigen, dass er ihr Boss sei und sie sich gut um ihn kümmern würde. Dann fummelte sie den Schlüssel für das Studio aus seiner Hosentasche, schloss auf, um ihn dann auf einen schwarzen Ledersessel sinken zu lassen. Neben diesem stand ein kleiner runder Glastisch. Pen gab wirre Sätze von sich. Van schaltete das Licht wieder ein. Anschließend begutachtete sie die Verletzung.

"Na, halb so wild", stellte sie fest. "Das haben wir gleich."

So etwas wie eine Hausapotheke befand sich im hinteren Bereich des Studios. Dort, wo Pen auch Tattoos stach. Als er allein war, betastete er vorsichtig seinen Hinterkopf. An seinen Fingern klebte Blut. 'Wie metaphorisch', dachte er. Da klopfte es an der Eingangstür und gleich danach trat wieder das dünne, blonde Mädchen ein. Jetzt fiel ihm ein Muttermal unter ihrem Kinn auf. Sie wirkte schwächlich, dass selbst ihre Lippen nicht mehr so farbig schienen.

"Was willst du hier?", fragte Pen. Der Schreck saß ihm noch zu tief in den Knochen, um wütend zu werden.

"Dieses Tattoo muss gestochen werden, Pen! Und es muss heute Nacht sein!"

Pen wischte sich den stehenden Schweiß von der Stirn.

"Keine Ahnung, was du eingeworfen hast, Mädchen. Ich weiß nur eins: Ich. Werde. In. Dieser. Beschissenen. Nacht. Keine. Nadel. Anfassen", er legte in jedes Wort derartige Betonung, als verstünde sein Gegenüber kein Englisch.

Vanessa kam zurück und hielt das Gefundene triumphierend hoch. Sie stockte.

"Mit wem redest du? Hast du doch eine Gehirnerschütterung?"

"Was erzählst du für eine Scheiße!", stöhnte Pen. "Da! Diese Blonde, die vor mir steht und aussieht wie sechzehn."

"Jupp, dein Hirn hat 'was abgekriegt", meinte Vanessa und stellte die Verpackungen auf dem Glastisch ab. Sie grinste. "Blond hat mich noch kein Kerl genannt. Und außerdem bin ich älter, das solltest du noch wissen!"

Dann wurde sie ernst:" Oder hast du vergessen, wer ich bin?"

Als, ob es ihm irgendwie weiterhelfen würde, streckte sie sieben Finger in die Luft.

"Sieben, Vanessa Deidre Fainin!", knurrte Pen, stützte sich an den Armlehnen ab und stand auf. Die Blonde war verschwunden. Verwirrt fasste er sich an den Kopf. Dann öffnete sich die Tür.     

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