Kenny V

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Mein Dad war im Herzen ein Großstädter geblieben. Ich glaube, ich habe ihn noch nie schießen sehen. Weder Tiere, noch Blechdosen. Mum hingegen hatte mich vorletztes Jahr das erste Mal mit zur Jagd genommen. Wir erlegten einen prächtigen Hirsch, dessen Geweih im Wohnzimmer über dem Fernseher thronte. Mum hatte ihn noch im Wald ausgeweidet. Damals ekelte ich mich vor dem Blut, das in den Erdboden sickerte, während Dampf dem Tier zu entweichen schien. Glasige Augen. Heraus hängende Zunge. Jetzt war es anders. Mich reizte der Gedanke auf die Jagd zu gehen. Genau jetzt.

Ein leises Winseln riss mich aus meinen Gedanken. Barney stand hinter der Küchentür und lugte vorsichtig um die Ecke.

"Komm' her, braver Junger!", ich beugte mich vor. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Frisches Fleisch. Barney trippelt ein Stück auf mich zu. Allerdings blieb er außerhalb der Reichweite. Ich kniete mich auf den kalten Fliesenboden, um harmlos zu wirken und krabbelte auf ihn zu. Er ging ein paar Schritte rückwärts.

"Scheiße, komm' her!", ich sprang auf und stürzte auf ihn zu. Er stürmte davon und ich hinterher. Als ich an der Verandatür vorbei jagte, hörte ich ein Flüstern. Eine fremde Sprache, gesprochen von einer fremden Stimme. Ich ließ von Barney ab und schloss die Tür so leise wie möglich auf. Die kühle Nachtluft wehte mir entgegen, dass meine Pyjamahose um meine Beine schlackerte. Mir war immer noch kalt, allerdings fühlte sie sich nicht mehr unangenehm an. Es war, als wäre ich ein Teil von ihr. Ein Teil einer erdrückenden Eiseskälte, die in strengen Wintern einsame Jäger zu Monstern macht.

Barfuß trat ich hinaus. Die Büsche knisterten und ein großer Hund trat hervor. Sein fahles Fell stach deutlich aus dem saftigen Grün des Rasens hervor. Ruhig beobachtete ich ihn, während er sich mir weiter näherte. Je länger ich ihn betrachtete, desto absonderlicher kamen mir seine Augen vor. Sie waren zu menschlich. Und dann sah ich Kenny wieder. Er stand weit hinten am Zaun, halb durch einen Baum, halb durch eine bleiche, menschenförmige Gestalt verdeckt. Dieses Augenpaar war pechschwarz, wie ich später feststellte. Der Wind trug die Worte von den eingerissenen Lippen der Gestalt an mein Ohr und ich verstand, was sie wollte. Ich wusste nicht, was sie sagte und wusste es zur selben Zeit. Sie versprach, meinen Hunger zu mildern. Das zählte am meisten.

In dieser Nacht verschwanden Mum, Dad, Granpa und Julie. Wanderer fanden ihre abgenagten Überreste am Blackwood Lake, dass so tief in der ursprünglichen Wildnis lag, dass man die Suche gar nicht so weitläufig hatte werden lassen. Die Knochen wiesen verschiedene Zahnabdrücke auf. Offiziell waren es wilde Hunde gewesen.

Für einen Beitrag der Lokalnachrichten veranstaltete Reporter Kenneth Harrington eine Expedition zur Fundstätte. Bei ihm waren ein Kameramann, der eigentlich lieber eine preisverdächtige Naturdoku drehen wollte, ein Mädchen, das kaum ihre Ausbildung zur Tontechnikerin begonnen hatte, dafür aber weltmännisch Kaugummi kaute und ein spontan angeheuerter, in Kenneths Augen, etwas dubios angehauchter indianischer Wunderheiler, der ihm das dreifache der ursprünglichen Gage abgeluchst hatte.
Die ersten drei Tage entdeckten sie nichts Ungewöhnliches. Zumindest nichts, dass Kenneth für seine Reportage hätte verwenden können. Er hatte sich einen großen Knaller erhofft. Stattdessen fanden sie am vierten Tag einen angefressenen Hundekörper, der schon etwas aufgedunsen war. Shila, die Wiederkäuerin, rümpfte die Nase und stupste den Kadaver mit der Fußspitze an. Der Native fasste den Körper nicht an, Kenneth meinte sogar eine gewisse Nervosität bei ihm zu spüren, als er, mit Plastikhandschuhen, das Halsbamd löste. Er hielt es in die Kamera und las laut vor, was auf der Hundemarke stand:" Barney, Familie Carter, Biwabik, Gidayroad 33, MN"

"Gidayroad", stellte Shila fest. "S'is schon 'n komischer Name"

"Giday heißt so was wie 'dein Hund'", antwortet ihr einheimischer Begleiter, obwohl es eher den Anschein erweckte, dass er mit sich selbst sprach und den Gedanken im Kopf weitersponn.

"Ich bleibe nicht länger hier, Harrington!", sagte er dann bestimmt.

"Woah, ich habe Ihnen 800 Dollar gegeben. Da verschwinden Sie mir jetzt nicht so einfach. Ich dachte, Sie können Energien lesen und so was. Lesen sie gefälligst!"

"Da gibt es nicht viel zu lesen", meinte der Mann. "Alles an diesem Ort schreit es heraus: Das trübe Wasser, die faule Erde, die Stille. Dieser Ort ist durch und durch böse"

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro