-𝟸𝟹-

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Mittwoch galt das Bellissimo Verde als am schlechtesten besucht, vor allem in den späten Abendstunden. Ich nutzte die Zeit, um mich mit einem Geschäftspartner zu treffen. Ich hatte immer noch nicht das Bedürfnis mit meinen Kollegen zusammen zu arbeiten. Mir fiel es schon schwer genug, einen normalen Umgang mit ihnen zu pflegen. Bis vor Kurzem hatten sie mich auch ausgeschlossen. Nun konnte ich auch alleine weiter forschen. Es gefiel mir mittlerweile sogar, mein eigener Herr zu sein.

Ich checkte alle fünf Minuten mein Handy, doch ich wartete vergeblich auf eine Antwort von Leontes. Aus ihm wurde keiner schlau, deswegen musste ich mich wohl oder übel überraschen lassen. Unser Treffen sollte in knapp fünf Minuten stattfinden. Die Unterlagen, die ich bereits gesammelt hatte, stapelten sich in der blauen Pappmappe.
Meine Eltern standen beide hinter der Bar. Mamma lachte über etwas, was Papà eben sagte. Sie stieß ihn sanft mit ihrer Schulter an. Sie waren gut drauf. Ein seltenes Bild, doch ich genoss es.

Ganz im Gegensatz zu den hohen Absätzen, die sich ungewohnt in meine Versen bohrten. Bisher stand ich mein Leben lang flach auf dem Boden, doch ich entwickelte einen Faible für spitze Dinge, dich sich im Handumdrehen zur Waffe umfunktionieren ließen. Über meinem Rollkragenpullover hing eine goldene Kette mit spitzen Dreiecken, die ich ebenfalls in Rizin gebadet hatte. Aus dem ängstlichen Mädchen in Sportkleidung, war über Nacht eine elegante Vampirjägerin geworden. Auch, wenn ich nur darauf wartete, die Lackschuhe, gegen einfache Sneaker einzutauschen.

„Entschuldigen Sie junge Frau, ich habe mich hier mit einem kleinen Scimmietta verabredet. Wissen Sie zufällig, wo sie sich befindet?" Das kleine Klammeräffchen gab es nicht mehr, zumindest hoffte ich das. Leontes war der Härtetest dazu. Meine Knie gerieten ins Schlottern allein beim ersten Aufklingen seiner Stimme. Ich schlug die schmalen Stelzen, die in eine teure Nylon-Strumpfhose gepackt waren übereinander. Dabei orientierte ich mich an meiner Vorgesetzten. Wenn jemand mit seiner Ausstrahlung Respekt erlangte, dann Yvette. Wie sie, legte ich meinen Kopf auf den ineinander verflochtenen Fingern ab, nachdem ich Leontes seinen Platz andeutete.
„Setz dich", wies ich ihn an.

Er gehorchte und setzte sich auf das knarzende Holz mir gegenüber. Leontes lehnte sich zurück und musterte mich, meines Erachtens nach zu skeptisch. Seine Lider zogen sich zusammen. Das Grau blitzte nur noch ein wenig hervor. „Was ist mit deiner Stirn passiert?" Der Concealer tuschierte den Bluterguss, aber nicht die Beule, die mich in das letzte Einhorn verwandelte.
„Ich habe beim Training übertrieben", gab ich zu verstehen und nahm dabei die selbe Position, wie er ein, nur das ich noch zusätzlich meine Arme vor der Brust verschränkte.
„Geht's dir gut, Nivia? Du wirkst heute so anders." Je größer die Gruppe, die mir Speere in den Rücken warf, desto kleiner mein Herz, doch das brauchte er nicht zu wissen. Er wusste ohnehin zu viel über mich.

„Es ging mir noch nie besser.
Ich musste dich aus geschäftlichen Gründen sehen, Herr Chef der 066", stellte ich ein für alle mal klar, dass er den Smalltalk lassen sollte.
„Okay, Frau Offizier von Cesena", äffte er mich nach.
Manchmal bezweifelte ich, ob meine Entscheidung, die richtige war, doch dann, dachte ich an Daria und sie war es wert.

„Hallo... Was darf ich euch bri..." Ardian erstarrte, als er mich erkannte. „Nivia? Ich habe dir geschrieben!", erzählte er mir total aufgebracht. Na und? Wie viele Anrufe hatte er von mir bereits verpasst in seinem Drogensuff? Er scannte kurz den Mann mir gegenüber, dann schaute er wieder zu mir.
„Anto ist spurlos verschwunden", gestand er mir. Mein Bruder umfasste meine Schulter, als würde er einen Nervenzusammenbruch meinerseits erwarten. Wahrscheinlich ahnte Anto, dass zwischen uns etwas nicht stimmte und heulte sich nun bei ihren Eltern aus. Und ihre Eltern empfanden es immer als gute Lösung, ihrer Tochter eine Auszeit in Form einer Reise zu ermöglichen. Sie nannten das Cocktails am Strand trinken eine Kur.

„Schön. Wir hätten gerne ein Cola-Bier und, was hättest du gerne Leontes?" Ich ignorierte meinen Bruder, aufgehend in meinen Rachegelüsten. Sollten sie doch alle von ihrer eigenen Medizin kosten.
Am Ende ging es ihm gar nicht um Antonella, sondern einzig und allein seine Drogen waren verschwunden. „Ein Bacardi on Ice, bitte."
Leontes setzte sein höfliches Lächeln auf. Deswegen hatte ich mich für unser Lokal entschieden. Hier bestand nicht die Möglichkeit, dass wir uns in unserer eigenen Welt wiederfanden. Er strengte sich in der Öffentlichkeit an, den makellosen Geschäftsmann zu spielen und ich vor meinen Eltern die brave Tochter. Meine Fassade bröckelte allerdings.

Aridan ging, ich warf ihm nur noch einen Seitenblick nach.
„Kennst du den Kellner?", riss Leontes mich aus meinem sich anbahnenden Wutausbruch. „Du meinst meinen Bruder? Hinter der Bar stehen auch meine Eltern. Willkommen in meiner Welt, lieber Leontes", begrüßte ich ihn ganz offiziell im Hause Shehu-Rossi. Sein Haupt sank ein wenig ein, beim Anblick meiner Eltern. Vermutlich schoss mein Vater wieder Pfeile aus seinen Augen, weil kein Kayden bei mir saß.
Meine Mundwinkel zuckten. Da hatte ich doch tatsächlich einen Weg gefunden, Leontes in Verlegenheit zu bringen. „Du hättest mich vorwarnen können. Dann hätte ich mich ihnen zunächst vorgestellt." Wofür?
Ich lachte. „Unnötig. Ich habe meinen Eltern noch nie meine Kollegen vorgestellt." Seine Kiefer malmten verdächtig. „Bei so einer Schwester, hätte ich auch Suchtprobleme bekommen", versuchte er mich zu kränken, doch das ging ins eine Ohr rein und durch das andere wieder raus. Wir hatten alles Erdenkliche für Ardian getan, ohne Erfolg. Er trat uns als Dank mit Füßen.

Es wunderte mich wieder mal, wie viel ich Leontes auf dem Schiff von mir anvertraut hatte. Vielleicht existierte wirklich eine Anziehungskraft, die von Vampiren ausging.
„Nivia, was ist passiert? Als ich dich das erste mal getroffen habe, warst du ein Workaholic, aber jetzt scheinst du in einen Roboter mutiert zu sein." Seine Finger kratzten über das Holz, welches im gedämmten Licht der Kerze golden schimmerte. Er, mit seinen silbernen Akzenten setzte einen kalten Kontrast. Leontes selbst war das Eis unter der Oberfläche. „Was willst du mir beibringen? Hat jemals jemand geschafft über die Mauern deines Herzens zu klettern? Nein. Lass uns also das tun, was wir am besten können", schlug ich vor, als ich die Mappe öffnete.

„Wieso vertraust du dich ausgerechnet mir an, wenn du nicht viel von mir hältst?", wollte er wissen, nachdem er den Inhalt kurz überflog. „Von all jenen, die sich wegen diesem verdammten Lebenselixier bekriegen, verfolgst du die ehrwürdigsten Absichten. Du willst es doch für Daria?" Leontes nickte stumm. Wir begannen also unsere Kooperation.

„Wir haben in unserem Tresor eine Notiz eines Weltenwandlers. Er hat dort seinen Abschied niedergeschrieben. Ich habe nicht mehr alle Details parat, aber ein paar Fakten habe ich mir notiert. Der Weltenwandler hat die Alpen nach der Blume, namens goldener Sonnenkelch abgesucht und sie einmal gefunden. Etwa zur Zeit des ersten Weltkriegs hat er einer anderen Person zur Unendlichkeit verholfen. Er selbst, hat sich wohl umgebracht, nachdem er einen Nachfolger auserkoren hatte.
Sie fühlen sich einsam und ich vermute, dass Vampire die einzige Option für sie sind, ihr langes Leben mit jemandem gemeinsam zu verbringen. Hör dich bei allen Vampiren in der Schweiz um.
Ich habe einen Vertrauten in der Informationstechnik damit beauftragt, Passbilder und Fotos in Zeitungsartikeln miteinander abzugleichen. Eventuell finden wir jemanden, der seit hundert Jahren gleich aussieht und können ihn irgendwie als Vampir ausschließen."

Leontes lauschte bis zum Ende.
Ich las ihm von den angespannten Gesichtszügen ab, dass er sich konzentrierte. „Wie willst du einen Weltenwandler von einem Vampir unterscheiden?"
Das wusste ich noch nicht genau. „Vampire verlieren einen Teil ihrer Menschlichkeit. Beantragt ihr überhaupt Pässe, beziehungsweise lasst sie fälschen?" Demonstrativ zeigte er mir seinen hervor.
Geboren am 05.10.1992. Sicher. „Stimmt wenigstens Tag und Monat?", erkundigte ich mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Kann sein." Er lächelte sein unwiderstehliches nach links verzogenes Lächeln. Darauf verdrehte ich nur die Augen. „Aber du hast Recht, Nivia. Die meisten von uns beantragen keine Pässe mehr."
Das könnte uns die Suche ein bisschen erleichtern.

„Du überraschst mich, kleine Lady", gestand er, mich immer noch so intensiv anstarrend.
Mir stieg Röte in die Wangen.
Damit zählte er zur einzigen Person, die mich für meine Arbeit bewunderte. Eine Bewunderung, die ich mir seit Kindheit an, sehnlichst wünschte.
Es gelang mir kaum, die wohlige Wärme zu vertreiben, die sich wie eine Rauchwolke in meinem Bauch ausbreitete.

Ich hätte meinem Bruder dankbar sein müssen, dass er genau in diesem Moment zwischen uns auftauchte.
Ardian stellte uns die Getränke so auf den Tisch, dass sie einige Zentimeter über die glatte Oberfläche schlitterten.

„Antonella ist weg!", schrie er so laut, dass ich meinte, einige Gäste hätten ihre Unterhaltung beendet, um unsere zu verfolgen. Es berührte mich auch weiterhin nicht. Anstelle von ihm, beobachtete ich die kondensierten Tropfen, die sich am Glas bildeten. „Nivia!", rief Ardian meinen Namen.

„Vielleicht löst das ja dein Drogenproblem!", gab ich ihm in der selben Lautstärke zurück. Bisher vertuschten wir mit aller Gewalt seine Taten, doch mir ging die Behandlung mit den Samthandschuhen mehr als auf die Nerven. Er sollte anfangen sich zu schämen.

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