-𝟸𝟽-

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Signora Esposito höchstpersönlich hatte mich aus dem Büro des Chefs geholt. Sie begleitete mich in ein umfuntioniertes Gästezimmer, ganz in der Nähe von Feliz und gegenüber von Roel. Wir standen gemeinsam im Türrahmen. Der weiße Marmor schimmerte, ohne einen Hauch von Schmutz, oder Staub. Jemand hatte die schwarze Couch mit Samtüberzug ausgezogen und sie in ein Bett verwandelt. Die türkise Bettwäsche zauberte einen Farbklecks in den sonst so neutralen Raum. Fast schon liebevoll schaute mir ein Teddy im Polizeikostüm entgegen. So viel Mühe hatte ich für meine Wenigkeit gar nicht erwartet. Gegenüber vom Bett, hing ein kleiner Flachbildfernseher. Der Kaffeetisch, der vermutlich sonst immer vor der Couch stand, fand einen neuen Platz vor der Wand.
Drei Spiegel dahinter reflektierten das gesamte Zimmer.
Vermutlich verbrachten gewöhnlich die Mitarbeiter ihre Pausen hier.
Eine freundliche Person musste die Möbel umgestellt haben.

Ich ging hinein und legte erstmal meinen Rucksack vor dem Bett ab. „Signor Zovko hat Ihnen ein Paket vorbereitet. Schauen Sie bitte zeitnah nach dem Inhalt. Wenn Sie Hilfe brauchen, wählen Sie die Kurzwahl 600 und ich bin für Sie da." Signora Esposito zeigte auf das Telefon, welches rechts neben der Tür hing. „Dankeschön." Ich schenkte der hübschen Frau im Bleistiftrock ein Lächeln und erwartete eigentlich, dass sie nun gehen würde, doch das tat sie nicht.
Der Teddy schrie indessen förmig nach einer Kuscheleinheit. Ich nahm ihn hoch und zupfte seine Uniform zurecht, wie ich es auch bei mir machte, wenn ich eine trug.
„Signora Esposito, haben Sie das Zimmer vorbereitet?" Das vermutete ich zumindest. „Es war mein Auftrag Signora, doch Signor Ademi hat mir diese Aufgabe abgenommen." Dazu klimperte sie aufgesetzt mit ihren langen Wimpern. Ich ersparte mir ein Kommentar darauf.

Die Verwunderung wog mehr. Auch wenn er es sicherlich nicht beabsichtigt hatte, so bedeutete mir dieses Geschenk sehr viel. Es war persönlich und spiegelte meine Leidenschaft und Träume wider.

Ich streichelte noch eine Weile über das weiche braune Fell, in der Hoffnung, dass die Rezeptionsdame sich endlich wieder an ihren Arbeitsplatz verziehen würde.
„Sie müssen das Paket öffnen", wiederholte sie. Scheinbar wollte sie selbst nicht mehr hier stehen und zählte nur die Sekunden, bis ich endlich diesen hübsch hergerichteten Karton öffnete.

Um unserer beider Willen, legte ich den Teddy wieder ins Bett und ging auf den Glastisch zu.
Das seidige schwarze Band fiel zu Boden und ich nahm den Deckel ab. Meine Lider fuhren auseinander, als sich im selben Moment, die Tür hinter mir schloss. Die Frau war wohl endlich verschwunden. Nun glänzten mir nur noch unzählige dunkle Diamanten unter der Karte entgegen. Auch wenn ich nichts Gutes befürchtete, zwang mich meine Neugierde fast schon den Inhalt genauer zu ergründen, doch der Anstand, ließ mich zunächst nach der Karte greifen.

Verschnörkelte Buchstaben bildeten meinen Namen. Es handelte sich um eine Einladung für einen Wohltätigkeitsball, der in etwa zwei Stunden stattfinden würde. Die Erlöse gingen für Forschungszwecke an die Pharmaindustrie. Mich plagten schon die Erinnerung an den letzten Spendenball. Diesen würde ich jedenfalls noch vor der Happyhour verlassen. Ich legte die Karte zur Seite und widmete mich dem massiven Inhalt. Meine Finger glitten über dunkle Seide. Sorgen um mein Outfit musste ich mir also keine machen. In meinen Händen klemmte ein bodenlanges Kleid in Schwarz, schulterfrei und mit großzügigem Beinschlitz. Für eine Feier schien es ein wenig zu düster und schlicht, aber es waren doch beides Eigenschaften, die ich an meinem Stil schätzte. Die spitzen und hohen Schuhe glänzten dafür, wie die Sterne in der Nacht.

Feliz hatte alles bedacht, in diesem Paket fand ich noch einen Kosmetikkoffer und eine mit Diamanten besetzte Maske. Ich fragte mich, woher er meine Größe kannte, oder ob sein liebster Schützling mich aus diesem Grund das ein oder andere Mal genauer betrachtet hatte.
Mir war nicht nach diesem Ball, aber je mehr ich richtig erledigte, desto schneller würde ich an Anto und nach Hause kommen. Ich vertraute Feliz nicht, aber Roel. Er schien es ernst zu meinen, als er sagte, dass ich ab morgen wieder zurück in mein langweiliges Leben könnte.

Also setzte ich mich höchst motiviert auf den Hocker vor dem Spiegel. Mal sehen, was Antos persönlichen Makeup-Tutorials bei mir bewirkt hatten. Ich tat es nur für sie, damit wir uns wiederfanden, auch in Cesena. Es gab einiges zu besprechen, woran ich jetzt nicht auch noch zusätzlich denken wollte.

Etwas unbeholfen, bewaffnete ich mich mit Pinsel und Palette und legte los. Das Ergebnis konnte sich einigermaßen sehen lassen, aber hauptsächlich war ich froh darüber, dass die Maske, die vielen verschmierten Tupfer und Striche, kaschierte. Nachdem ich in das Kleid geschlüpft war, lockte ich meine Haare. Wahllos steckte ich meine Mähne hoch. Anto meinte, je mehr Unordnung auf dem Kopf, desto besser. Daran hielt ich mich. Letztendlich konnte ich gar nicht einschätzen, ob das, was ich aus mir gemacht hatte, gut aussah. Nachdem ich die Absätze mit Rizin eingerieben hatte, zog ich die Pumps über meine Füße. Der Schmuck fehlte, doch das sei Herrn Zovko verziehen.

Ich erkannte mich auch so schon nicht im Spiegel. Dio Mio... Mir stand Draculas Braut gegenüber.
Für den guten Zweck, versuchte ich mich über meinen eigenen Schatten zu zwingen.
Um auch wirklich alle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, sprühte ich mir die Rizin-Parfum-Mischung noch auf den Hals.

Von nun an, wusste ich allerdings auch nicht mehr weiter.
Wo sollte ich in fünf Minuten überhaupt sein? Wo war Konferenzraum zwei? Eine Beschilderung war mir auf dem Weg hierher nicht aufgefallen.
Ich stand vor dem Telefon, den Hörer hielt ich bereits in der Hand. Die Finger schwebten über der Sechs und der Null. Nein, diese Frau sollte mir für den Rest meines Aufenthalts erspart bleiben. Stattdessen griff ich zögerlich nach der Türklinke. Mir gegenüber befand sich Roels Büro. Das Licht im Flur war aus. Mir reichte das Licht der Rezeption, welches seine Strahlen bis in die düsteren Ecken des Flures schickte. Unter Roels Tür entstand ebenfalls ein erhellter Schlitz. Er war dort.

Ich atmete durch und ging auf Zehenspitzen hinüber. Es brauchte Überwindung, um zu klopfen. Vermutlich bereitete es mir Unbehagen hier Hilfe von egal wem anzunehmen, doch ohne jemanden an meiner Seite, fühlte ich mich an diesem Ort aufgeschmissen.

Anstelle der dunkelbraunen Locken, empfing mich der strenge Dutt von Signora Esposito.
Sie tupfte mit einer Serviette an ihren vollen Lippen herum, als sie sich an mir vorbei, nach draußen drängelte.
Unter anderen Umständen, wäre mir die Situation sehr unangenehm gewesen, doch ich glaubte, dass es sich hier um eine andere Form des Flüssigkeitsaustausches gehandelt hatte, als es unter Menschen üblich gewesen wäre.

Roel blieb übrig. Mit ausgestellten Beinen saß er auf seinem Bürostuhl, tiefenentspannt. Ich war froh, dass seine elegante Hose geschlossen über seinem Hemd saß, ansonsten wäre ich wahrscheinlich doch lieber einsam durch die Hallen geirrt, bis ich den Ball gefunden hätte. Aber nein, er legte gerade ein rot beflecktes Tuch auf den Schreibtisch.
„Na, gesättigt und bereit?", begann ich, weil ich absolut keine Ahnung besaß, wie man auf sowas reagieren sollte. „Für ein Dessert gibt's immer Platz", bemerkte er, als seine Augen mich von den Zehenspitzen, bis zur Hochsteckfrisur scannten.
„Nicht mit mir, danke", verneinte ich höflich sein Angebot, mich anzuknabbern. „Dann bin ich soweit", ließ er mich wissen, als er sich erhob.

Es war ungewohnt, ihn so schick zu sehen, doch wie die Lederjacke, stand ihm auch das feine Jackett.
„Würdest du mir nur kurz helfen?" Dabei reichte er mir seine schlichte schwarze Maske.
Er drehte sich um und ich schob sie von hinten vor sein Gesicht. Roel duftete, wie eine eben erst aufgeschnittene Zitrone aus südlichen Ländern, gemischt mit purer Männlichkeit. Meine Finger zitterten, als ich die Bänder zu einer Schleife verband. Seine Locken streichelten meine Finger so seidig. Mich packte das Bedürfnis, sie in ihnen zu vergraben.
„Du siehst aus, wie eine Frau, die ich anbeten würde." Ich schloss meine Augen, suchte nach Ablenkung, irgendwas...
„Nivia? Kannst du keinen Knoten, oder warum dauert das so lange?" Meine Lider klappten wieder auf und mein Blick fiel direkt auf die vielen Bildschirme. Sofort wanderten meine Arme weg von seinem Schädel.
„Sorry. Das ist die verdammte Nervosität", gab ich zu und schimpfte mich in der selben Sekunde, schon wieder einen Vampir zu tief in meinen Kopf zu lassen. Vielleicht galt es noch nicht als bestätigt, doch ich war überzeugt davon, dass diese Wesen einen anderen Zugriff auf Menschen hatten. Ich stand ihnen offener gegenüber. Andere Personen schafften es nie so schnell mein Vertrauen zu gewinnen.

„Das bedeutet also Manager für Betriebssicherheit?" Ich zeigte auf die vielen Monitore, auf denen alle möglichen Bereiche der Industrie abgebildet waren. Roel schien sie noch einmal zu überprüfen, ehe er mir seinen Ellenbogen anbot. Ich nahm ihn an.
„Du beschützt Cesena, ich diese Firma. Wir gehen fast der gleichen Arbeit nach." Nur mit einem verheerenden Unterschied. Er schützte das Böse, und ich das Gute.

Wir bogen kurz vor der Schleuse, die uns vorhin noch in dieses Gebäude brachte, in einen Aufzug ein.
Ich bemerkte seine Blicke durch das auf Hochglanz gebürstete Metall der Schiebetür. Er schraubte meine Aufregung damit nur noch mehr in die Höhe. Um ihn auf frischer Tat zu ertappen, wandte ich mein Gesicht ruckartig in seine Richtung.
Meine Augen schossen zu ihm auf, doch seine wandten sich nicht ab.
Stattdessen verfingen wir uns ineinander.

Ich fühlte mich wohl bei ihm, fast wie Zuhause. Wie konnte das sein?
Dieser Mann hatte mir so schlimme Dinge angetan. Er hatte es geschafft, ein ganzes Trauma auszulösen und jetzt vernahm ich nur noch diese warmen Nuancen aus dem tiefen Braun seiner Regenbogenhaut.
Ein Vampir mit solch lieblichen Sommersprossen könnte doch keiner Fliege etwas zuleide tun.

Zum Glück öffnete sich das Metall vor uns, wie ein silberner Vorhang zu beiden Seiten.
Ich atmete durch, doch leichter wurde es nicht. Stattdessen erschlugen mich die Menschenmassen vor mir. Hier traf Moderne auf Vintage. Die Figuren, die tanzten, aßen und tranken sahen aus, als seien sie einem Disney-Film entflohen, während das Mobiliar mit seinen scharfen Kanten und Ecken aus der Zukunft stammte. Die einzige Verbindung lag in der Farbe Schwarz.

Roel klemmte meinen Arm noch fester unter seinen. Ich spürte seine seitlichen Bauchmuskeln arbeiten und schluckte. Er führte uns direkt vor die Bar. „Zwei Rum mit Cola, bitte", bestellte er für uns beide, bei dem Barkeeper, der mich nicht nur wegen seiner Kleidung an einen Pinguin erinnerte, sondern auch wegen seiner Figur und Gangart.

Wir schienen uns beide nicht sonderlich für das Geschehen zu interessieren. Ich saß nur teilnahmslos herum und Roel schaute ab und zu auf sein Handy.
„Sag mal, stimmt es, dass Untote eine besondere Anziehungskraft auf Lebende ausüben?" Roel grinste.
„Schlägt dein Herz deswegen so schnell?" Er lachte kurz, bevor er fortsetzte. „Dein Schatz ist ein Meister darin, ich kann's nicht."
Verachtung blitzte in seiner Mimik auf. Mit meinem Schatz meinte er wohl Leontes. Die beiden mochten sich scheinbar nicht wirklich. Erzählte er die Wahrheit über ihn, oder stellte er ihn bewusst schlecht dar?

„Schau mal dahinten, der Fleischklops. Erkennst du euren Roberto?" Als sei ich kurzsichtig, verzog sich mein Gesichtsausdruck. Ich beobachtete den rundlichen Mann eine Weile, doch zu hundert Prozent konnte ich mir nicht sicher sein, dass es sich bei ihm, um meinen Kollegen handelte.
„Ich erkenne ihn am Geruch seines Blutes. Als Vampir sieht man mehr. Man lernt mit allen Sinnen zu arbeiten und nicht nur den Sehapparat zu nutzen." Interessant. Durch Roel lernte ich dazu, ohne mich aktiv zu erkundigen. Er sparte nicht an Informationen, wie es Leontes es tat.
Nur ihre eigene Vergangenheit verschwiegen sie.
„Mit den Spenden soll das Lebenselixier gefunden und erforscht werden. Feliz will es vervielfachen, die lang ersehnte Heilung gegen das Altern entwickeln.
Schon lustig, dass wir es nicht brauchen und trotzdem, wie Idioten mitten im Geschehen stehen."
Ja, eigentlich zogen wir nur für andere in die Schlacht. Mein Ziel dieses Mittel zu finden, kam mir gerade so unnötig, wie noch nie vor.

Als plötzlich Melodien erklangen, die ich sonst nur aus unserer Küche kannte, wenn mein Vater dort Gemüse schnippelte, hob Roel sein Glas in eine bestimmte Richtung.
Feliz zwinkerte ihm aus der Ferne zu und tat es ihm gleich.
Wieso musste er ihn so sehr respektieren? Ich hätte kotzen können.
„Lass uns Spaß haben, Dashuri!" Roel packte meinen Arm und zog mich auf die Tanzfläche.
Die Schritte hatten meine Cousinen aus Albanien mir jeden Sommer erneut beigebracht und wie immer, verkrampfte ich. Bei mir sah es sicherlich nicht aus, wie ein Tanz, zumindest nicht von einer nüchternen Person.
Der Mann, der meine Hand fest in seiner Hand hielt, lachte jedoch aus Herzen und trällerte lautstark mit. Die Bezeichnung 'Untoter' passte nicht zu ihm. Als wäre Roel in seinem eigenen Film, riss er sich das Tuch aus der Brusttasche und schwang es im Takt. Ich hörte, wie sich mein eigenes Lachen unter seines mischte.

Der erneute Wechsel auf klassisch italienische Musik interessierte uns dann auch nicht mehr.
Noch nie machte ich mich so zum Affen, wie als ich eine lächerliche Version eines Tangos mit ihm auf das Parkett legte. Aber ebenfalls noch nie, hatte ich so sehr meinem Alter entsprechend gelebt.

Meine Freiheit endete nach genau sieben Minuten.
Der Ritter in seiner silbernen Rüstung, schmiss mich von einer Wolke. Ich blieb, wie gebannt, stehen und verfolgte seine galanten Schritte. Seine Haare funkelten mehr als der Schmuck der Frauen in diesem weißen Licht.
Leontes spazierte genau auf Feliz zu. Sie drückten ihre Hände herzlich, tätschelten sich sogar gegenseitig die Schulter. Ich verstand die Welt nicht mehr. Bezeichnete Leontes nicht Feliz als seinen Erzfeind? Sie gingen zusammen davon und ich einen Schritt vor, als Roel meinen Arm hielt. „Nivia, was ist los?"
Keine Ahnung, was los war.
Noch immer starrte ich den mittlerweile leeren Fleck an, wo eben noch Leontes stand.

Roels Handy klingelte. Er schaute zu Boden, als er es mir übergab. Völlig irritiert, musterte ich die Sekunden, die dieses Gerät zählte. Der Anruf wurde entgegen genommen. Ich hielt mir das Iphone ans Ohr. Zwei mir bekannte Stimmen führten eine Konversation. Die Worte, die Leontes an Feliz richtete, kamen mir auch bekannt vor. Es waren meine. Mit größter Sorgfalt, erklärte er dem Mann, was ich für ihn herausgefunden hatte. Ein paar Räume weiter, übte er den größten Verrat an mir aus.


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