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"Ich habe Gefühle in diesen scheiss Kuss gesteckt und du wolltest nur meinem Ex eins reinwürgen. Wann benimmst du dich, wie ein Erwachsener? Wann meinst du es endlich ernst?" Roel presste seine Zähne verdächtig zusammen. Es war vielleicht keine gute Idee gewesen, diesen Konflikt noch während der Fahrt zu entfachen. Vor allem da meine Freundin hinter uns saß.
„Er hat dich angestarrt, als wärst du ein Gegenstand, sein Eigentum und ich nur ein kleiner Dieb."
Und jetzt?
„Und du hast mich präsentiert, wie dein Diebesgut. Damit bist du nicht besser!"
Er warf mir nur einen kurzen Seitenblick zu, der förmig schrie, ob ich das wirklich so meinte.
„Ich weiß, dass er dir irgendwas angetan hat, oder warum zuckst du immer zusammen, wenn ich dich berühre? Weil er dich jahrelang gut behandelt hat, oder was?"

Ich schrumpfte in meinem Sitz zusammen. Mein erster Instinkt nach jeder Berührung suchte nach Ausreden. Ausreden um zu flüchten, auch wenn es nicht mehr Kaydens Hände waren, die meinem Körper so nahe kamen.
Meine Lider schlossen sich, versuchten die Bilder zu löschen,
die aufblitzten, von all den Abenden, an denen mir eine Flucht nicht gelungen war. Und ich fragte mich immer nur, warum? Warum hatte ich etwas mit mir machen lassen, was meine Seele aus ihrem Körper fliehen ließ.

Eine kleine Hand streichelte mir über die Schulter. „Es ist vorbei", flüsterte Anto in mein Ohr. Es war vorbei.
Ich schmiegte meine Wange an ihre kalte Haut.
Doch wer einmal so schwach war, könnte es doch auch wieder sein...
Von Leontes hatte ich mich auch wieder ausnutzen lassen.
War ich, die die Stärke einer Frau predigte in Wirklichkeit ein Opfer?

„Also ich habe mich für Shopping entschieden. Nivia, in diesem weißen Shirt, dass du mir gestern mitgebracht hast, sehe ich aus, wie eine Zahnmedizinische Angestellte." Stimmt, daran erinnerte mich ihr Outfit. Anto lenkte mich ab, wie sie es auch damals schon getan hatte, wenn es mir nicht gut ging. Sie war nicht gegangen. Sie war noch immer meine Freundin.
„Roel, fahr nach San Marino! Wir geben heute richtig Geld aus." Als ich mich zu ihr umdrehte, funkelte ihre Regenbogenhaut, wie ein Ozean im Sonnenschein. Keiner hätte es ihr ausschlagen können, zumal ich es ihr selbst angeboten hatte.
Ich machte mir nichts aus edlen Modeboutiquen. Meine Kleidung stammte allesamt aus beliebigen Onlineshops. Mir tat das Geld jetzt schon leid. Da fiel mir ein: „Wie willst du bezahlen?" Ihre Kreditkarte hatte sie nicht dabei und ich, mit meinem kleinen Gehalt und kaum Bestand auf dem Konto, schaffte es gewiss nicht, ihre Wünsche zu erfüllen.
„Heute übernehme ich", mischte sich Roel ein, dessen Gesichtszüge sich zum Glück wieder entspannten.
Er widmete seine ganze Konzentration der Straße.

San Marino war ein kleines Land inmitten Italiens. Gleich hinter der Grenze befand sich das Atlanta. Ein Einkaufszentrum von fünf Stockwerken, welches von innen und außen an ein Kreuzfahrtschiff erinnerte. Wir parkten gleich im Erdgeschoss und standen, nachdem wir den direkten Durchgang benutzt hatten, in einem riesigen Rechteck aus Etagen, die alle durch Rolltreppen verbunden waren. Geschäfte und Menschen soweit das Auge reichte. Von der Decke hingen bunte Blumen, eingepflanzt in weiße Flechtkörbe. Bis auf die schwarzen Fliesen, auf denen wir standen, war alles in diesem Weiß gehalten. Es gab eindeutig schönere Einkaufszentren, doch Anto mochte ausgerechnet dieses. „Komm jetzt, du Schnarchnase!" Sie blühte auf.
Als wäre nie was gewesen, zog sie mich zu ihrem Lieblingsladen.
Ich fühlte mich genauso, wie der Typ mit seiner Freundin, die vor uns die Rolltreppe betraten. Seine Kinnlade hing vor nicht vorhandener Begeisterung beinahe auf der Metallstufe.

Die Läden boten nichts außer Oberflächlichkeit. Die Verkäufer in ihren edlen schwarzen Kostümen schauten auf einen herab und erinnerten einen dabei daran, was am eigenen Outfit nicht stimmte.
Wir sprinteten an den künstlichen Palmen vorbei, glitten durch die Parfumwolke vor dem Douglas und betraten das Paradies meiner Freundin. Zum Glück war ihr Paradies nicht groß. Bereits vom Eingang ließ sich der gesamte Store bestaunen. Nur die Umkleiden lagen um die Ecke.

Roel interessierte sich genauso wenig, wie ich für den ganzen Luxus. Ihm hatte es der goldene Ledersessel neben der Kasse angetan. Er ließ sich darauf fallen und zückte sein Handy. Mich würdigte er keines Blickes.
Here we are again, dachte ich mir nur. Wie lange lief es zwischen uns gut? Fünf Minuten? Ich schüttelte nur den Kopf. Wie konnte man nur so ein sturer Hitzkopf sein?

„Meinst du das steht mir? Findest du nicht, ich habe als Vampir mindestens fünf Kilogramm abgenommen?"
Eher nicht, aber an Selbstbewusstsein hatte sie definitiv zugenommen.
„Was auch immer es ist, es steht dir", umspielte ich die Wahrheit.
Keine Ahnung, ob sie mich noch hörte, denn plötzlich war sie schon in Richtung der Kabinen verschwunden.

Ich fühlte mich, wie ein Idiot.
Alleine, wie bestellt und nicht abgeholt. Aus Langeweile, begann ich die Kleiderreihe an der Wand ziellos hin und her zu schieben. Hauptsache, es sah so aus, als wäre ich beschäftigt. Doch dann hielt ich plötzlich roten Stoff in der Hand, den ich nicht mehr loslassen wollte. Meine Augen wanderten über den gerafften Tüll, der die untere Baumwolle schmückte. Es war kein Rot, welches unangenehm aus der Masse stach, eher eins, dass wie eine Blume in die Natur passte. Etwa, wie Mohn auf einer satten Wiese. Ich stellte mir vor, wie es meinen gesamten Körper eng umschloss, wobei das asymmetrische Unterteil ein gutes Stück meines linken Beines freigeben würde. Wow...

Überrascht von mir selbst, fischte ich das Kleid von der Stange. Es eignete sich für eine Party, oder einen abendlichen Spaziergang an der Promenade und es wäre ein Highlight, egal, wo ich es tragen würde. Wie von selbst, trugen mich meine Füße in eine Kabine. Ich war bereits aus meinen Nikes gestiegen, als ich bemerkte, dass sich meine beste Freundin hinter ihrem Vorhang nicht mehr alleine befand.

„Wie krass, bist du immer so gut ausgestattet?", staunte sie, begleitet von einem Kichern.
„Nur, wenn meine Freundin beschließt, mit einem Neuling abzuhängen", flüsterte Roel.
„Wie süß. Er macht sich Sorgen um dich. Hast du gehört, Nivia?"
Ich lehnte meine Stirn gegen den kalten Spiegel. Die aufkommende Eifersucht wurde in rasender Geschwindigkeit vom Schamgefühl überdeckt. Diese Vampirsinne gingen mir jetzt schon unheimlich auf die Nerven. Natürlich wussten sie, dass ich mich neben ihnen verschanzt hatte. Wahrscheinlich lauschten sie sogar meinen wilden Herzschlägen.

Neben mir knackte es. Daraufhin schluckte Anto, als hätte sie wochenlang nichts mehr zu trinken bekommen. Auch wenn sie es gut verbarg, der Hunger schien sie zu quälen. Und sie widmete sich an Roel, anstatt an mich. Ich hätte ihr auch nicht helfen können. Ich war kein Teil dieser Welt, nur ein Zuschauer. Also tat ich das, was ein Mensch in so einem Laden tat. Der bittere Beigeschmack blieb jedoch bestehen. Es gab nun einen Teil von ihr, den ich nicht mit ihr teilte. Ich konnte ihr weder helfen, oder es verstehen.

Mein Blazer und die dazu passende beige Hose hingen am Haken. Es folgt noch mein einfaches Top. Um dem Kleid nichts an seiner Eleganz zu stehlen, klemmte ich die Träger meines BHs unterhalb meiner Brust fest. Viel zu Halten hatten die beiden Riemen ohnehin nicht.
In der Mittelschule hatten mich die Jungs immer gehänselt, wegen meiner kleinen Oberweite.
Wieso ich überhaupt einen BH besaß, hatte es geheißen. Heute gab ich ihnen Recht. Wieso musste ich einen tragen, wenn auch ohne nichts hing, positiv gesehen natürlich. Ich zog ihn aus und bemerkte beim überziehen des edlen roten Stoffes, dass sie sowieso Cups vernäht hatten. Irgendwas musste den Preis von zweihundert Euro im Angebot ja rechtfertigen.

Das Kleid passte, wie angegossen.
Und ich liebte es. Meine Angst, dass der Kontrast meinem Teint nicht stehen würde, war unbegründet.
Es ließ mich gebräunter aussehen. Zum ersten Mal besaß ich Strich, sowas wie die Silhouette einer Sanduhr.
Ich sah aus, wie ich, nur besser. Keinesfalls verkleidet, wie ich mich in hübschen Kleidern üblich fühlte.

Der dunkle Vorhang, der so seidig glänzte, flog zur Seite. Meine Arme bedeckten meinen Körper, als müsse ich meine Nacktheit verbergen.
„Was soll das? Ich hätte völlig entblößt hier stehen können."
Meine Worte schienen ihn nicht zu erreichen. Roels Pupillen verschluckten fast vollständig ihre braune Umrandung, als er mich so abwesend betrachtete. Sogar sein Mund öffnete sich einen Spalt, doch ansonsten erstarrte er.
Erst das Grün meiner Augen, schien ihn wieder zum Leben zu erwecken. „Meinst du wirklich, ich würde dich jemals vor anderen vorführen?
Auch wenn du denkst, ich beachte dich nicht, ich höre jeden deiner Atemzüge."

Roel trat zu mir hinein und zog hinter sich den Stoff zu. „Ich sehe deine Bewegungen vor mir. Wie du an deiner unteren Lippe saugst, sobald du dich konzentrierst. Du hast dich umgezogen und die Frequenz deines Pulses hat sich erhöht. Und Dashuri... Dieses Kleid lässt auch mein Herz schneller schlagen." Um es mir zu demonstrieren, legte er meine Hand auf seine Brust. Ich spürte es dahinter wummern.

„Ich wollte dich nicht wieder verletzen, aber kein Mensch dieser Welt hat dich so respektlos anzusehen. Du bist die stärkste Frau, die ich kenne und wenn er es noch einmal wagt, dir zu nahe zu kommen, dann reiße ich ihm die Augen raus." Wie romantisch... Nein, bis auf den Teil mit den Augen, hatte er gerade Amor dazu gebracht, mir einen Pfeil durchs Herz zu schicken.
„Ti amo, Tesoro", flüsterte ich, bevor ich meine Lippen auf seine setzte.
Er legte seine Hände sehnsüchtig in die Einkerbung meiner Taille und drückte mich so fest gegen seinen Körper, dass es beinahe schmerzte.

Ich liebte ihn. Und ich würde gegen die Schwierigkeiten kämpfen, die sich uns in den Weg stellten. Weil eine Zukunft mit ihm es wert war. Weil er es wert war. Er sah in mir mehr, wie ich erhoffte gesehen zu werden. Selbst das, war eigentlich egal, denn nur seine Nähe, machte mich unglaublich glücklich.
„Te dua", antwortete er, zwischen zwei Küssen.
Zwei Worte aus Liebe, mit Liebe und für die Liebe.

„Wie wäre es, wenn ich uns für heute ein richtiges Hotel aussuche? Vielleicht mit Jacuzzi auf dem Balkon, von dem wir die ganze Küste aus sehen können." Er holte mit seinem Arm aus, um seiner Vision Ausdruck zu verleihen. Ich fuhr mit meiner Zunge über meine Lippe, kostete ein letztes Mal die Überbleibsel unseres Kusses und schmunzelte dann in mich hinein. Mir gefiel die Vorstellung. „Erstmal zieh ich mich um, wir bringen Antonella zurück und dann schauen wir mal..."
Mit meinen Worten drückte ich ihn aus der Kabine, obwohl er seine Brust mit Widerstand gegen meine Hände stemmte.

Gesagt, getan. Ich verließ die Umkleide in meiner Chinohose.
Der Blazer klemmte in einem Arm, das Kleid am Bügel in dem anderen. So schön es auch war, ich war nicht bereit, ein Vermögen dafür auszugeben und Roel sollte es auch nicht bezahlen.

Bevor ich es schaffte, den edlen Stoff zurück zu hängen, fiel mir gleich auf, dass bis auf die Kassiererin, Roel und mir, sich keiner mehr in diesem Raum befand. Mir fiel alles aus den Händen. Meine weit aufgerissenen Augen suchten Roels.
„Wo ist sie hin? Hast du nicht mitbekommen, wie sie gegangen ist?" Mein ach so toller Freund zuckte nur mit den Schultern.
„Wir sind Raubtiere. Schnell und leise, ob wir anpirschen, oder abhauen." Das munterte mich jetzt aber auf, dass er sie mit einem Raubtier verglich. Über dieses trug ich an jenem Nachmittag nämlich die Verantwortung. Mein Blutdruck stieg binnen Sekunden auf ein ungesundes Level.
„Starte schonmal mein Baby. Ich schaue mal, ob sie noch irgendwo im Einkaufszentrum herum lungert." Damit warf er mir auch schon die Schlüssel zu, die ich kurz vor dem Boden noch abfing. Ja, das war eine gute Idee, eine von wenigen aus seinem Mund.


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