148.

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Ich liebe es Jace, Margret und Isabell gemeinsam beim Lachen zuzusehen.
Heute wird sicherlich der letzte Tag sein, an dem wir draußen im Garten sitzen können.
Es ist einer dieser Herbsttage, an denen der Himmel strahlend blau ist, mit keiner einzigen Wolke. Die Kraft der Sonne erinnert an den heißen Sommer, den wir hatten und lässt mich wehmütig an den Ausflug zum Strand zurückdenken.

Mir ist klar, dass Jace und ich dort nie wieder hinfahren werden.
Über meinem Kopf baumelt eine neue winterfeste Pflanze, die Maggy erst vor ein paar Tagen gekauft hat. Sie befindet sich noch in einem Plastiktopf, weil sie keine anderen Übertöpfe mehr besitzt.
Die Rhododendronbüsche um uns herum verlieren langsam aber sicher ihre braun gefärbten Blätter.

Ich spiele mit dem Gedanken, mich wieder auf die Holzbank zurückzuziehen, damit die drei unter sich sein können, doch Isabell fragt mich plötzlich nach meinen Plänen, die ich für die Zeit nach dem College habe.
Es ist die erste Frage, die sie heute an mich richtet.

Ich kann das breite Lächeln, welches ich ihr zuwerfe, nicht vermindern.
Jeden kleinen Schritt, den sie aus eigener Initiative auf mich zumacht, erfüllt mich mit Glücksgefühlen.
"Ich habe keine Ahnung", sage ich ehrlich. "Bis vor ein paar Monaten war es in Stein gemeißelt, dass ich in das Familienunternehmen mit einsteige, aber das werde ich nicht machen."

"Nicht?"
Isabell scheint sichtlich überrascht.
"Aber Ophelia, das wäre doch eine großartige Chance für dich", wirft Margret ein und sieht mich mit einer Falte auf ihrer gebräunten Stirn an.

Ich schüttele energisch den Kopf.
"Die Welt meines Vaters ist nichts für mich. Das habe ich eigentlich schon immer gewusst, aber es mir nie eingestanden. Ich würde dort nicht glücklich sein, ganz im Gegenteil!"
Das scheint für sie als Begründung auszurechen, denn sie verzieht verständnisvoll den Mund und nickt.

"Ich kann gerne mal fragen, ob wir gerade eine Stelle als Optikerin freihaben", scherzt Isabell.
Ich kann nicht einordnen, ob es ein Seitenhieb sein sollte, aber ich lache trotzdem mit ihr.
Jetzt scheint Jace derjenige zu sein, der uns stumm beobachtet, ein zufriedenes Schmunzeln auf den Lippen, das sein Grübchen zum Vorschein kommen lässt.

Ich zwinkere ihm zu. Seine Mutter sitzt zwischen uns, registriert meinen Blick und greift unerwartet nach meiner Hand, streicht einmal mit ihrem Daumen über meinen Handrücken.
"Ich danke dir so", sagt sie, so leise, dass es fast niemand hören kann.
Meine Augen haften kurz an ihrer blauen Tasse mit dem herausgebrochenen Rand.

"Ich bin wirklich froh, dass du Jace gefunden hast", sagt sie dann etwas lauter.
Ich blicke an ihr vorbei, zu dem jungen Mann neben ihr.
"Eigentlich hat Jace mich gefunden."
Er grinst mir entgegen.

Wenn ich jetzt zu Isabell rüberschauen würde, würde ich vermutlich ein Augenrollen sehen. Aber Jaces Tiefsee hält mich gefangen.
Der Gedanke, was ich nach dem nächsten Sommer tun würde, versetzt mich in leichte Panik. Dadurch dass Mom und Dad meinen Weg für mich bestimmt haben, musste ich mir noch nie ernsthafte Gedanken um meine Zukunft gemacht.

Ich musste mich noch nie ernsthaft fragen, was ich gerne machen würde. Für immer. Das ist eine lange Zeit und kann mir in meiner Vorstellung nicht erschließen, welcher Beruf mich in einer solch unendlich lang erscheinenden Periode erfüllen könnte.
Ich blicke verloren zu Isabell, die ihre braune Strickjacke offen über einem gelben T-Shirt mit wildem Aufdruck trägt.

Ihre feinen Lachfalten verraten, dass sie irgendwo und irgendwann mehr Emotionen zeigen muss, als hier vor uns.
Ihre glatten Haare berühren nicht mal ihre Schultern, nur wenn sie mit den Achseln zuckt, weil ihr eine verbale Antwort überflüssig erscheint.

Nächste Woche soll es kalt werden. Ich blicke in den wolkenlosen Himmel und kann mir nicht vorstellen, dass dieser Zustand erst wieder im nächsten Jahr möglich sein soll. Wärme. Leben.
"Soll ich noch jemandem Kaffee mitbringen?"
Ich habe gar nicht bemerkt, dass Jace aufgestanden ist. Er wirft mir einen fragenden Blick zu.

"Warte, ich komme mit. Unsere Kekse sind gleich alle."
Margret legt Jace eine Hand auf den Rücken und betritt hinter ihm das Haus.
Sein Shirt flattert an seinem schmal gewordenen Kreuz. Wenn ich über seinen Kompass fahre, fühlt sich die Haut darunter nicht mehr wie früher an.
Isabells und mein Blick streifen sich. Ein verlegenes Lächeln, sonst Schweigen.

Ich sehe Jace nicht fallen. Ich höre nur das dumpfe Geräusch aus der Küche und kurz darauf Margrets Aufschrei.
Isabell schmeißt beinahe ihren Gartenstuhl um, so schnell springt sie auf, ein panisches "Mom?" auf den Lippen.

Ich kann nicht mit ihr mithalten, verschütte den Inhalt meiner Tasse.
"Jace!"
Ich weiß, nach wem ich rufen muss.
Es war nicht Maggy, die zu Boden gegangen ist.

Jace ist bereits dabei, sich wieder aufzurichten, als ich in die Küche komme. Eine Hand an der Anrichte, um Halt zu finden. Seine Beine sind merkwürdig angewinkelt.
Ich sehe, wie sehr seine Finger zittern. Seine verzweifelten Augen treffen auf mich. Er will jetzt überall sein, nur nicht hier, nicht bei seiner Familie.

Seine Mutter versucht ihm unter die Arme zugreifen und ihn zu stützen, doch er nimmt ihre Hilfestellung nicht an.
Isabell steht einen Schritt vor mir, die Hand über den Mund geschlagen. Ihre Augen sind auf die Szene vor ihr gerichtet, aber man sieht ihr deutlich an, dass sie nicht verarbeiten kann, was gerade geschehen ist.

Ich dränge mich an Maggy vorbei, gehe vor dem zu Boden gegangenen in die Knie und nehme sein Gesicht in meine Hände.
"Alles okay?", frage ich.
Für mich gibt es nur noch Jace, der seine grünen Augen auf mich richten kann, glücklicherweise in der Lage ist, meinen Blick zu halten.

"Ja", gibt er heiser von sich, ein tiefes Husten rüttelt seinen Körper. "Nur ein bisschen schwindlig geworden."
"Was heißt hier, alles okay?! Bist du gerade einfach umgekippt?", zerschneidet die Stimme seiner Schwerster die Totenstille in der Küche, die von dem rhythmischen Ticken der Uhr untermalt wird.

Jace verschwimmt vor meinen Augen. So sollte das nicht laufen. Das hier sollte nie passieren.
Ich habe ihn zu seiner Familie zurückbringen wollen, aber nicht zu diesem Preis.
Diese Seite sollten sie niemals sehen!
Als Jace wieder auf seinen wackligen Beinen steht, bringe ich Abstand zwischen uns. Ich will einfach nur flüchten, nachdem mir bewusst geworden ist, was ich angerichtet habe.

"Es tut mir so leid", flüstere ich, dem Flur zugewandt.
Meine Entschuldigung ist an niemanden und jeden adressiert.
Ich drehe mich wieder um. Jace lehnt neben dem Waschbecken und fährt sich über die Stirn.
Seine Mutter streicht die Locken hinter seine Ohren, um sein Gesicht einsehen zu können.

"Was ist denn nur passiert, Jace?"
Ihre besorgte Stimme dreht das Messer, das in meiner Brust steckt, noch einmal um, verzehnfacht den Schmerz.
Grüne Augen treffen auf mich. Wütende grüne Augen. Isabell sieht aus, als ob sie eine Schuldige für den Sturz ihres Bruders gefunden hat.

Jace atmet einmal tief ein und sieht mich an. Sein Blick beinahe entschuldigend.
"Ich werde nicht mehr allzu lange machen", sagt er dann.
"Wie meinst du das?", fragt Isabell und verschränkt ihre Arme. Alle Farbe ist aus ihrem Gesicht gewichen.

"Jace?"
Ich kann sehen, wie sich Margrets Fingerknöchel sich nach dieser Frage weiß färben, sie würgt seine dünngewordenen Oberarme.
"Was soll das heißen?", will sie wissen.
Nach einem Augenaufschlag, der sich wie in Zeitlupe vollzieht, teilen sich Jaces spröde Lippen.
"Ich habe Krebs, Mom."

Jetzt ist unsere Blase endgültig geplatzt.

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Song: Where's My Love (Acoustic) - SYML

bee, love u, it's late. bye <3

All my Love,
Lisa xoxo

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