74.

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Am Donnerstagmittag betrete ich völlig fertig unser Haus und werde von der üblichen Stille empfangen.
Ich sauge die saubere Luft ein und trete die Schuhe von meinen Füßen.
Alles, was ich jetzt nach diesem langen Tag in der Uni machen will, ist, mich aus meiner Bluse schälen - die ich seit gestern trage - und mir eine lange, ausgiebige Dusche gönnen.

Heute Morgen konnte ich zwar bei Jace duschen, aber ich musste mich sehr beeilen, da wir verschlafen hatten.
Das heißt, ich habe verschlafen, weil ich nicht daran gedacht habe, dass neben Jaces Bett kein Wecker mit meiner Weckzeit steht.

Ich werfe meine Autoschlüssel auf die Kommode in der Eingangshalle und bewege mich voller Vorfreude zur Treppe. Doch ich habe die Rechnung ohne Benno gemacht.
"Sieh mal einer an, wer wieder Zuhause ist und uns mit ihrer Anwesenheit beehrt."
Ohne in seine Richtung zu blicken, verdrehe ich die Augen.

Im Stillen schließe ich mit mir selbst eine Wette darüber ab, dass mein Bruderherz immer noch in Schlafklamotten vor mir steht.
Als ich mich zu ihm umdrehe, gewinne ich die Wette.
Ben steht in Boxershorts und einem T-Shirt mit blutrotem Aufdruck vor der Wohnzimmertür.

In der Hand balanciert er einen Teller. Sein Gips gehört mittlerweile der Geschichte an.
"Dein Mittagessen? Oder doch eher dein Frühstück?", frage ich und beäuge das Sandwich, dass nur aus Ketchup und einer Scheibe Käse zu bestehen scheint.
"Netter Versuch", lacht er freudlos auf. "Ausnahmsweise geht es mal nur um dich, Ophelia."

Ben verstellt seine Stimme und klimpert mit den Augen.
Ich weiß, dass er denkt, dass ich den Mittelpunkt genieße und gerne Papas-Liebling bin.
Für ihn entspricht diese Vermutung der Realität, weil er mich so unter keinen Umständen auch nur einmal bemitleiden muss.

Ich rümpfe die Nase und wende mich zum Gehen.
"Interessiert es dich denn gar nicht, was gestern noch alles so passiert ist? Was Mom alles so von sich gegeben hat?"
Ich beiße auf meine Zunge und verkrampfe mich. Nicht nur wegen des Schmerzes, der durch meinen Mund schießt.

Ehrlich gesagt, habe ich das total verdrängt; Mom, ihre Ankunft. Ihr Glas Wasser und Dads Standpauke.
Meine Augen finden die verquollenen, braunen Kugeln in Bens Gesicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er geweint hat. Sogar seine lange Nase ist gerötet.

"Möchtest du mich vielleicht darüber aufklären, was noch so spannendes passiert ist?", frage ich spitz.
Mein Geduldsfaden ist kurz vor dem Zerreißen.
Egal wie glücklich ich dieses Haus auch betrete, nach kürzester Zeit wird mir diese Empfindung ausgetrieben, wie ein böser Geist, der in diesen vier Wänden nicht erwünscht ist.

Ben schüttelt den Kopf. Sein Brot droht auf den Boden zu fallen.
"Die Frage ist eher: Wo warst du letzte Nacht? Und wie lange denkst du, werde ich Dad noch verschweigen, dass du dich in der Weltgeschichte herumvögelst?!"
Ich reiße meine Augen auf.
Wie kann er es wagen!

"Sag so etwas nicht noch mal! Du hast kein Recht dazu, mir so etwas zu unterstellen! Und überhaupt ... Selbst wenn es so wäre, ich glaube, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Ist ja nicht so, als ob wir miteinander über irgendetwas sprechen würden."
Meine Worte treffen ihn.

Das erkenne ich an dem emotionslosen Gesichtsausdruck, der jetzt wieder Besitz über ihn ergreift.
Ben straft die Schultern.
"Schön."
"Schön", erwidere ich kalt.
Ich bin so sauer auf ihn, dass er mir schon wieder, zum zehntausendsten Mal, meine Laune verdorben hat.

Ich habe schon die ersten drei Stufen erklommen, da erklingt seine Stimme ein weiteres Mal und hallt von den hohen Wänden der Eingangshalle wieder.
"Wenn du geblieben und nicht davon gelaufen wärst, dann wüsstest du, dass Mom in einem Hotel gelebt hat."

Ich halte inne.
"In einem Hotel?", frage ich, ohne ihn anzublicken.
"Ja."
"Die ganze Zeit?"

Ungläubig drehe ich mich nun doch zu meinem Bruder.
Er steht unter mir, blickt aber nur flüchtig zu mir hoch.
"Ja. Die ganze verdammte Zeit über hat sie in einem Boxspringbett gelegen und sich an einem verfickten All-You-Can-Eat-Buffet besoffen."

Hastig streicht er sich eine fettige, schwarze Strähne aus den Augen, die sich vor Jähzorn gelöst hat.
Ich will gerade sagen, dass er so nicht über Mom reden soll. Aber ich unterlasse es.
Warum auch?
Warum sollte ich sie in Schutz nehmen?
Wenn alles, was sie will, doch Bens Aufmerksamkeit ist.

Unsere Augen treffen sich und plötzlich sehe ich, dass wir miteinander verwandt sind.
Diesen Blick habe ich gestern noch im Badezimmerspiegel von Tante Jennifer gesehen.
Verunsicherung und Wut, die irgendwo tief in uns verankert ist und nicht verschwindet, egal, was wir auch tun.

Hätten wir ein besseres Verhältnis, würde ich ihn vielleicht umarmen. Vielleicht würde ich ihm von Jace erzählen und ihn um Hilfe, um einen großen-Bruder-Rat bitten.
Aber so ein Verhältnis haben wir nicht mehr. Wenn wir es überhaupt je hatten.
Mittlerweile glaube ich, dass alles auf Lügen basierte.

"Wenn weiter nichts ist", setze ich an und warte auf eine Regung von Ben.
Doch es kommt nichts mehr. Er steht einfach nur da, also wende ich mich endgültig ab und renne die Treppe hoch.
In meinem Zimmer herrscht nicht gerade die beste Luft und ich reiße beide Fenster weit auf, lasse die stickige Juniluft herein, die aber wenigstens nach verbranntem Gras und Flieder riecht.

Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, zerre ich meine Bluse über den Kopf.
Jess hat mir heute schon einen fragenden Blick zu geworfen.
AJ machte die passende Bemerkung, ob mir jemand jetzt auch noch meinen Kleiderschrank geklaut hätte. Wenn er wüsste.

Mit einem Stapel frischer Kleidung verschwinde ich im Bad und komme erst wieder heraus, als mein ganzer Körper nach Veilchen duftet und das heiße Wasser meine angespannten Schultern wenigstens etwas gelockert hat.
Der rote Stoff des Sommerkleids schwingt um meine Beine und kühlt mich ein wenig ab.

Ich halte inne und lausche Bens lauter, äußerst aggressiver Musik, die durch meine Wände dringt und diese erzittern lässt.
Ein Finger schwebt schon über dem Playbutten meiner Anlage, als ich mein Handy aufleuchten sehe.
Im ersten Moment rechne ich mit Jace und vergesse den Drang, Bens Lärm aus meinem Zimmer zu vertreiben.

Aber es ist nicht Jace, der mich anruft.
Es ist der Grund, warum Jace ein Dach über dem Kopf hat.
"Tante Jennifer!"
"Na so freudig werde ich doch gerne begrüßt", lacht sie in mein Ohr.

"Ich hätte mich auch mal melden können, tut mir leid, aber ich habe gerade wirklich viel um die Ohren."
Ich beiße in meinen Zeigefinger, als mir auffällt, dass mein zweiter, an sie gerichtete Satz eine Entschuldigung beinhalte.

"Aber das verstehe ich doch, immerhin steckst du doch Mitten in den Prüfungen, oder?"
Ich gebe ein zustimmendes Geräusch von mir.
"Und wenn mich nicht alles täuscht, musst du deinen 21. Geburtstag planen. Ich freue mich schon so sehr, dich endlich mal wieder in den Arm zu nehmen!"

Die Erinnerung an meinen bevorstehenden Geburtstag hat einen bitteren Beigeschmack.
Zumal ich ja auch überhaupt nicht in die Planungen mit einbezogen werde.
Was auf der anderen Seit gut ist, denn ich habe wirklich keine Lust mir ernsthafte Gedanken über die Serviettenfarbe zu machen oder eine Jazz-Band auszusuchen.
Ich kann meinen Tag nicht so verbringen, wie ich will. Also will ich ihn auch nicht planen.

Aber das sage ich meiner Tante nicht.
Sie soll sich auf das kleine Familientreffen freuen, bei dem wieder alles wunderbar scheint und wir heile Welt spielen.
"Ich freue mich auch", pflichte ich ihr etwas verspätet bei.

Jennifer seufzt und lacht leise.
"Eigentlich sollte das hier auch nur ein kleiner Kontrollanruf sein, um sicherzugehen, dass in meiner Wohnung noch alles aufeinander steht."
"Aber natürlich!"

"Ist das denn immer noch unser kleines Geheimnis oder ..."
In ihrer Stimme schwingt Belustigung mit.
"Ja. Und es wäre auch wirklich super, wenn das so bleiben könnte."
Ich fahre durch meine Haare und setze mich aufs Bett.

Ich weiß, Mom und Dad sollten von Jace erfahren - rein moralisch gesehen.
Aber Moral hilft mir nicht weiter und würde alles nur verkomplizieren.
"Jace ist dir wirklich sehr dankbar! Und ich dir übrigens auch", füge ich hastig hinzu.
"Na, dein Jace muss ja etwas ganz Besonderes sein", murmelt sie andächtig.

"Ja ... Ja, das ist er."

_________________________
Song: Way Out - AVEC

Hello :)
We love Tante Jennifer don't we?

Wegen Ophelias Geburtstag: Nicht wunder, den habe ich nach hinten verschoben xD Er ist jetzt irgendwann Ende Juni.
Denn das wäre sonst zeitlich alles nicht hingekommen xD

Da, wo ich das genaue Datum genannt habe, werde ich es bald ändern.

Okay, sonst noch was? My day was kinda boring ... Nun ich werde heute Abend wieder Reserve schreiben :)

Freut ihr euch schon auf das Fußballspiel morgen? Ich mich schon! Auch wenn es für mich gesehen, ein hartes Match wird, weil ... ich ja für beide Länder sein müsste... Well ich bin für Schland :)

All my Love,
Lisa xoxo

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro