❄Fünf❄ How to come out to your new friend: Sag es einfach auf drei.

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Jimin

Ich kam einfach nicht auf seine Frau klar. Wie konnte man eine Person wie ihn abservieren? Diese Logik war mir einfach nicht begreiflich. Diese Frau schien nicht besonders helle. Exfrau war gut auf der einen Seite, weil Ex hieß, dass sie weg war. Frau war weniger gut, denn mein Unterbewusstsein fand Hoseok schon ... toll?

Dass er hetero war, war aber auch eigentlich gesünder, um den unsinnigen Crush in den Griff zu bekommen, den ich gerade entwickelte. 

"Naja sie hat einen Kerl gefunden, der es ... offensichtlich besser drauf hat, ihr das zu geben, was sie wohl so braucht", meinte er vage, und ich sah auf.
Verdächtig. Mein Gayradar schaltete auf Dingdong. Vielleicht war er doch nicht so hetero? Ich schimpfte mich selbst, ich sollte wirklich, wirklich aufhören. Ich war doch wohl ein Idiot. 

"War mir irgendwann auch recht", fuhr er fort, "sie hat sowieso nur mein Geld ausgegeben, für Maniküre, Haute Couture und ihre Affären."
Das klingt ja mal nach der besten Ehe ever. Ich bekam Mitleid. Er hatte wirklich nicht verdient, so behandelt zu werden. 

"Das mit der Enterbung ist im Prinzip durch, was für ein Rosenkrieg ... und der Unfall von meinem Bruder war schon im Januar. Ich bin mir sicher, ihm geht's super, wo auch immer er jetzt ist. Ich möchte gern an ein Paradies glauben."
Er unterbrach sich und sah mich an. Dann wurde er verlegen, weil er realisierte, was er soeben alles erzählt hatte. Genau wie ich zuvor, ich hatte auch einfach erzählt, was mir durch den Kopf schoss.
"Wow. Ich weiß, wie man Stimmung macht. Du hast recht, lass uns den Amaretto köpfen."
Er seufzte tief und fuhr sich durch die Haare.
"Das mit deiner Schwester tut mir leid. Vielleicht ist das sogar noch ein bisschen schlimmer ..." Ich schüttelte nur den Kopf. 

"Das klingt ja nach einem sehr beschissenen Jahr", fasste ich zusammen, und dachte über seine Worte nach.
"Es ist nicht schlimmer, immerhin ist sie gesund und sicher. Sie ist ein Mädchen und viel freier, als ich es war. Daddys kleine Prinzessin, aber das ist okay, ich bin sogar sehr froh, dass sie nicht so erzogen wird wie ich."
Ich wusste nicht, ob ich weiter sprechen sollte, doch ich entschied mich einfach dafür. Meine leere Tasse in den Händen haltend, biss ich mir auf die Lippe. 

"Ich vermisse sie nur sehr", gab ich also zu, "aber ich kann nicht einfach hingehen und sie sehen, ich will auch nicht. Nicht so. Sie soll mich nicht so sehen, und obendrauf könnte ich es mir nicht verzeihen, wenn die Gören in dieser Privatschule sie verlachen, weil ihr Bruder ein obdachloser Penner ist."
Wie, um meine Worte zu unterstreichen, schüttelte ich erneut den Kopf. Er beobachtete mich aufmerksam, was mich fast ein wenig nervös machte.
"Vielleicht hast du recht", stimmte ich also doch schließlich dem zu, was er zuvor gesagt hatte, "vielleicht war es wirklich wie so eine Art Bestimmung. Hier sitzen zwei junge Männer, die enterbt worden sind, und sie haben eine Flasche Amaretto. Ich regel das."

Damit stand ich auf und ging wieder zurück in die offene Küche. Ich schaute in die Schränke. Kurz hielt ich inne, bevor ich den Ersten aufzog. Ich war ein Fremder, ich konnte doch nicht einfach an die Schränke gehen. Doch dann zog ich den Schrank einfach auf, denn Hoseok intervenierte nicht. Nicht mal annähernd. 

Zu meinem milden Erstaunen war es auch direkt der richtige Schrank. Er hatte nicht nur echten Kakao, sondern auch guten Tee. Marry me, Mr. Hoseok! 

"Es war ein beschissenes Jahr", bestätigte er und musterte mich von Weitem.
"Ich stelle es mir echt schwer vor, wenn sie unerreichbar ist, obwohl du sie einfach vor der Nase hast."
Ich nickte das mit einem traurigen Lächeln ab.
"Wieso bist du auf der Straße gelandet, Jiminie? Du hast doch sicher auch eigenes Vermögen, oder? Hast du daraus denn nichts gemacht? Fonts? Zeug?" 

Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
"Nein, ich habe alles in die Firma meiner Eltern gewirtschaftet. Ich habe dafür das bekommen, was ich 'brauchte'. Fette Wohnung mit Putzfrau und einem Koch, Klamotten, wie ich sie zu tragen hatte, Auto, all solchen Scheiß. Aber nichts davon war wirklich meins. Ich hatte ein Konto, aber auch das gehörte eigentlich meinem Vater und er hat es einfrieren lassen. Ich wurde eigentlich immer streng kontrolliert, zum Wohle der Familie. Ernsthaft. Ich hätte mir keinen Kaugummi kaufen können, ohne dass er das mitbekommt."

"Oh Mann", meinte er nur, "manche Dinge muss man heimlich machen ... eigenes Konto anlegen zum Beispiel."
Ich machte mich nur kleiner.
"Ich habe ihm vertraut, mir war gar nicht bewusst, dass es so schlimm ist. Ich war wohl einfach zu dumm."
Ich habe geglaubt, dass die Familie zusammen hält, egal was, aber ich hatte mich geirrt. Er hatte mich abhängig von sich gemacht, falls er mich mal bestrafen musste, was? Ob Monate auf der Straße eine angemessene Strafe waren für mein Vergehen? 

"Ich denke du kannst da was einklagen", riet Hoseok, und ich runzelte die Stirn.
"Sie können dich doch nicht auf der Straße verrecken lassen. Dir einfach aberkennen, was du für die Firma geleistet hast. Lass einen Anwalt und einen Finanzheini drauf schauen."
Ich schüttelte niedergeschlagen den Kopf.

"Wovon soll ich Anwalt und Finanzheini denn bezahlen? Ich habe nicht mal Geld für eine Packung Tiefkühlspinat."
Ich hatte den Tee fertig aufgegossen und kippte nun etwas von dem Amaretto dazu.
"Zumal mein Vater schon die besten Anwälte hat, da habe ich keine Chance, und ich will diese Leute auch nicht wieder sehen ..."
Man möge mir verzeihen, dass ich einfach aufgab, aber ich war nicht gemacht für einen Rosenkrieg mit meinen Eltern. Dazu hatte ich weder den Biss, noch die Nerven.
"Es ist schon okay, irgendwann wird sich das Blatt wieder wenden, ich komme klar damit." 

Das war gelogen, aber ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Gedanken machte. Die Wahrheit war, dass ich innerlich zerbrach, jeden Tag etwas mehr. Ich hatte Heimweh, war unfassbar einsam, und die Worte meines Vaters hatten mich so sehr verletzt, dass ich mich nicht selten in den Schlaf weinte. Doch ich lächelte tapfer, als ich ihm seine Tasse reichte und mich wieder zu ihm setzte.

"Weswegen bist du enterbt worden, Hoseok?", fragte ich.
Ich begegnete kurz seinem Blick.
 "Das ist völlig absurd, so eine Frage können auch nur Bonzenjungs stellen. Hey, und weswegen bist du so enterbt worden?"
Er lachte auf. Dann rollte er die Augen.
"Na ja, meine Frau lässt sich scheiden, das ist ein Grund." 

Ich zog die Augenbrauen zusammen und nippte an meinem Tee, was ich bereute, denn ich verbrannte mir etwas die Zunge dabei.
"Warum enterben sie dich, weil deine Olle dich verlässt?", fragte ich ungläubig.
"Naja, sie mögen den Grund für die Scheidung nicht. Warum schmeißt man seinen Sohn so rücksichtslos auf die Straße?"
Wieder ging mein Gayradar an. Dingdong. 

"Wollen wir es gleichzeitig sagen? Den Grund? Auf drei?", meinte ich gespielt locker, und er musterte mich.
"Eins", meinte er, und ich stieg ein mit einer "Zwei". "Drei", sagte er. und wir sahen uns kurz an. 

"Ich bin schwul."
Unisono. Wir waren wirklich gut darin.

"Was ist die Welt doch klein?", meinte ich und zuckte mit den Schultern, auch wenn in mir eine kleine Stimme leise schrie, dass er alles war, was ich immer gesucht hatte. Ich brachte die Stimme innerlich zum Verstummen, ich war mir nicht sicher, ob ich nicht nur überdreht war, weil er der erste Mensch seit einer Weile war, der nett zu mir war. Mal abgesehen von dem Baumverkäufer, der mir seinen hässlichsten Baum zum Verbrennen anvertraut hatte. Sein Name war Bob, er war sehr freundlich, Gott segne ihn. 

"Wir sollten eine Selbsthilfegruppe gründen für schwule, enterbte Bonzenbois", schlug ich vor. Hoseok schien milde interessiert.
"Ja warum nicht? Auch, wenn das bei mir das kleinste Problem ist. Ich habe genug Geld, ich bin sogar reicher als meine Mutter. Was will sie schon machen?"
Er seufzte.
"Viel schlimmer ist die Einsamkeit und wie die Zeitungen die Scheidung ausschlachten. Wir waren doch das Vorzeigeehepaar am Finanzmarkt."
Er rollte die Augen.

"Scheiß auf sie", sagte ich leise, "schon morgen haben sie eine neue Story, und wenn du wieder mal einsam bist, dann mach ich wirklich Platz auf meinem Karton für dich, wir sitzen im selben Boot."
Ich tat, als wäre das alles halb so wild, aber in mir sah es anders aus.
"Das ist süß von dir Jimin, im selben Boot sitzen wir wirklich. Aber ich glaube wir fahren besser, wenn ich einfach ein bisschen Platz auf meiner Couch mache, so verlockend es auch klingt, sich auf deinem Karton zusammenzukuscheln."
Ich wurde ein bisschen rot. Ich sollte nicht so empfänglich sein, wenn er davon redete zu kuscheln. 

"Wir werden uns gegenseitig helfen", setzte er seinen Exkurs fort, "ich helfe dir aus deiner brenzligen Lage und du ...", er überlegte, und seine Augen wurden vor Konzentration ganz schmal, "uns fällt schon was ein."
Mir war klar, dass er hatte was sagen wollen. Er hatte es selber gesagt, er war einsam, genau wie ich. 

"Ich leiste dir ein bisschen Gesellschaft?", ich unterdrückte ein Lachen, "W-Wie ein Callgirl?", zog ich es weiter ins Lächerliche, um zu überspielen, wie allein wir beide waren und wie das eigentlich das einzige war, was ich dato für ihn tun konnte. Da sein.
"Das hast du nicht nötig, du bist ein toller Typ", zog ich ihn ein wenig auf, und er wurde ein wenig rot um die Nase.
"So meinte ich das nicht", relativierte er, "aber es ist tatsächlich eine angenehme Überraschung, nicht allein sein zu müssen."

Verlegen grinste ich.
"Ich bleibe gern über die Feiertage hier", murmelte ich, "nicht nur, um nicht zu erfrieren, sondern weil du wirklich sehr freundlich bist."
Ich kippte noch ein wenig Amaretto nach.
"Scheiß auf den Rest erst mal. Wir sollten uns nicht mehr mit den Gedanken an Familie belasten ... wir haben auch noch andere Probleme. Viel zu volle Flasche Amaretto zum Beispiel."
Ich hob die Tasse in seine Richtung. 

"Aufs Erbe", sagte ich mit einem schiefen Grinsen.

"Aufs Erbe", antwortete er und trank.

Ich versuchte cool zu wirken, auch wenn seine Worte und seine Einsamkeit mich persönlich genauso betrafen. Ich konnte fühlen, wie er litt, und mir war bereits nach Weinen, aber ich war so schon ein ungebetener Gast, ich würde mich auf jeden Fall zusammenreißen. Langsam trank ich noch einen Schluck von meinem Tee. 






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