07 - Er

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Wenn er in den Spiegel sieht, dann sieht er einen traurigen Menschen. Einen Menschen, vor dem er Angst hat. Einen Menschen mit geröteten Narben an den Schläfen.

Einen Menschen, der weder lesen, noch schreiben kann.

Er wurde gemobbt.

Seine Familie liebt ihn.

Aber das bringt ihm nichts, wenn der Rest der Welt ihn hasst.

Es bringt ihm nichts, wenn er doch weiß, dass Dummheit bestraft werden muss.

Das haben sie ihm gesagt.

Das hat er gelernt.

Dann tackerten sie ihm eine Zeitung ins Gesicht, um ihn zum Lesen zu zwingen.

Er hat Angst im Dunkeln, weil dann die Bilder vor ihm hochkommen. Buchstaben vor seinen Augen verschwimmen.

Er mag die Empfangsdame im Fitnessstudio, weil sie ihm die Formulare vorliest, obwohl er ihr von seiner Schwäche nie erzählt hat.

Er mag die Innenstadt, weil er dort einer von vielen ist. Niemand beachtet ihn. Wie ein Geist kann er unentdeckt durch die so verhasste Menschenmasse gleiten.

Er mag Tee, weil es ihn an zu Hause erinnert. Da, wo er nicht lesen muss. Und selbst, wenn man ihn mit diesem Tee vergiften würde, er hätte nichts dagegen.

Er hasst Superhelden, weil sie nicht existieren.

Weil sie ihn von seinem Schmerz befreien hätten können, aber es nie getan haben.

Er hasst Grammatikfehler, weil er sie nicht versteht.

"Ein Mensch, der seinen eigenen Namen nicht schreiben kann, verdient das Surfbrett mit voller Wucht in seinem Gesicht. "

Schließlich ist er selbst Schuld, wenn er die Sicherheitsmaßnahmen nicht lesen kann.

Deshalb mag er Leute, die stolpern und dann über sich selbst lachen. Sie gestehen sich ein, dass sie dumme kleine Fehler machen. Sie weinen sich deshalb nicht in den Schlaf.

So, wie er.

Er hasst Stress. Dann bekommt er keine Luft und muss zum Arzt.

Es sind diese Momente, in denen er sich dümmer und verlorener vorkommt, als sonst.

Er ist sogar zu unfähig, um zu atmen.

Er liebt das Klavierspielen, aber tut es nur selten, denn er weiß, dass niemand es hören will.

Er liegt nachts wach, weil er nicht schlafen kann. Er hat Angst im Dunkeln.

Er träumt von ihr.

Er weiß nicht, dass sie existiert.

Er ist unglücklich.

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