| 0 | Prolog

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

    Angst ist meine treue Begleiterin. Sie folgt mir überall hin, nimmt mich an der Hand, zieht mich weg von Glück von Freude von Normalität, legt mir die Hand auf die Schulter und drückt mich mit aller Kraft nach unten, wann immer ich mich aufrappeln will.

Sie kriecht in mich, in meine Knochen, in jede Faser meines Körpers und nagt an mir, frisst mich auf.
So wie jetzt.
Ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper, längst bin ich kontrolliert von Angst.

Renn, flüstert sie, sagt sie, schreit sie, renn weg. Und ich will es, ich will es so sehr, aber ich kann nicht. Ich bin gefesselt und es macht mich wütend, so rasend, dass ich keine Möglichkeit habe, mich zu befreien.
Ich möchte die Wut hinausschreien, möchte irgendjemanden bestrafen, will irgendjemandem wehtun, dafür, dass man mich in so eine Situation gesteckt hat.

Aber, Gott, ich weiß nicht wen.
Ich weiß gar nichts.

Ich presse die Faust gegen meinen Mund und beiße auf sie, beiße so fest bis ich Blut schmecke, weil ich nicht schreien will und mir wird schwarz vor Augen aber ich schlucke die Angst runter, schlucke und schlucke bis sie weg ist und ich wieder klar denken kann.

Die Realität trifft mich wie ein Hieb ins Gesicht und ich ringe nach Luft, benötige einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen.

Ich wurde gefangen genommen. Ich befinde mich in einem Lieferwagen. Ich bin gefesselt. Ich liege auf dem Boden.
Ich kann mich nicht bewegen.
Aber wer, wer hat mich gefangen genommen, gefesselt, in einen Lieferwagen gesteckt?
Was wollen sie von mir?

Sie wollen mich töten, stelle ich plötzlich fest und kann mich damit abfinden.

Sollen sie es doch versuchen, denke ich und muss fast lachen.

Und erst jetzt macht die Angst einem anderen Gefühl Platz, welches ich vorher nicht wahrnehmen konnte, zu panisch war ich: Schmerz.

Oh.
Gott.

Meine Handgelenke stehen in Flammen. Jemand muss mit tausenden Messern in meine Hände stechen. Immer und immer wieder.
Jemand muss sie mit Benzin übergossen und angezündet haben.

Ich will dem Schmerz entkommen, winde mich wie ein Fisch an Land und wimmere.

So erbärmlich.

Die schweren Ketten, die um meine Handgelenke gelegt wurden, müssen aus Silber und Gold bestehen und oh Gott sie wissen wer ich bin. Sie wissen, dass ich ein Seher bin und bekämpfen mich mit Silber.

Das Silber wird mich nicht umbringen, solange es nicht in mein Blut gelangt, aber es tut so weh, so entsetzlich weh, dass ich fast ohnmächtig werde aber Bleib wach, sage ich mir, bleib wach, verdammt.

Und dann trifft mich die Erkenntnis. Sie haben mich nicht entführt, um mich zu töten, sie wollen mich foltern und mir Schmerzen zufügen.
Aber was kann ich ihnen geben? Was um Alles in der Welt wollen sie von mir?

Der Kofferraum des Lieferwagens, in den man mich geworfen hat, ist stockdunkel, und die Geräusche von außerhalb dringen nur sehr leise zu mir herein, sind fast unhörbar, wenn ich meine Ohren nicht ganz dicht an die kalte Wand des Fahrzeugs presse.
Der Lieferwagen scheint schallgedämpft zu sein, natürlich ist er das, denn ich kann schreien so viel ich will und niemand kann mich hören. Niemand kann mich retten.

Ich werde nach links und rechts geschleudert, immer wieder, mal fahren wir langsamer, mal halten wir kurz, fahren schneller, sodass ich komplett die Orientierung darüber verliere, wo ich mich befinde. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich noch in Manhattan bin.

Wir müssen Stunden gefahren sein, bevor der Lieferwagen mit quietschenden Reifen anhält und die Kofferraumtür aufgeschlagen wird.

Das Licht ist so hell, dass es mich blendet und ich nicht sehe, wer mich am Arm packt und aus dem Fahrzeug zieht, ich sehe nicht, wer da sagt, »Pass auf, sie ist gefährlich«, und ich sehe nicht, wer mir seinen Fuß in den Magen rammt, sodass ich zu Boden gehe und mir erneut schwarz vor den Augen wird.

Wieso?, denke ich noch, Wieso bin ich gefährlich?

Ich glaube ich bin ohnmächtig.
Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt, denn ich war noch nie zuvor in meinem Leben ohnmächtig, aber alles ist dunkel und ich kann mich nicht bewegen und kann nicht sprechen und meine Augen sind geschlossen und ich kann sie nicht öffnen und ja, ja, ich glaube ich bin ohnmächtig.

Denn als ich wieder aufwache, befinde ich mich ganz woanders und das erste, was ich sehe, ist das Gesicht eines fremden Mensches, einer Frau, die mich anlächelt und mir sagt, ich sei ohnmächtig gewesen.

»Wo bin ich?«, frage ich sie, weil es das einzige ist, was mich interessiert.
Ich versuche, mich umzuschauen, aber mein Nacken ist so steif und schmerzt so sehr, dass es mir die Brust zuschnürt und ich keine Luft mehr bekomme.

»Oh«, sagt sie und lächelt mich an, ein Lächeln was so authentisch wirkt, dass es mir die Sprache verschlägt.
Wir kennen uns doch gar nicht, denke ich, warum sind sie nett zu mir?
Doch dann fällt mir ein, dass das ja gerade der Grund dafür ist, dass sie mich anlächelt.
Weil sie mich nicht kennt.

»Ich darf dir leider nicht verraten, wo wir hier sind«, fügt sie hinzu und ich kann mir nicht verkneifen, sie zu fragen, ob sie nur so etwas wie ein Handlanger ist und der richtige Fiesling in irgendeinem Zimmer hockt und darauf wartet, mich zu sprechen, weil das meine erste und einzige Vermutung seit meines Eintreffens ist.

Ich hatte erwartet, dass sie in lautes Gelächter ausbricht, aber sie lächelt nur weiter ihr Lächeln und wird rot und schaut auf den Boden.
»Hier gibt es keine Fieslinge«, antwortet sie, »Aber es gibt jemanden, der gerne mit dir sprechen würde.«
Sie lässt die Frage offen, ob sie ein Handlanger sei und ich beschließe, mich damit abzufinden.
Sie scheint nicht viel älter zu sein als ich und lächelt mich nett an, also lasse ich sie in Ruhe.

»Okay, dann mal los«, sage ich, starte einen erneuten Versuch, mich aufzusetzen, und scheitere kläglich.

Ich fühle mich schwach. So schwach.
Aber ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich bin stark, weil ich es sein muss und es macht mich krank, stark zu sein, denn eigentlich ist es viel einfacher, schwach zu sein.

Jeder denkt, ich sei stark. Sogar das Mädchen mir gegenüber, das immer lächelt, denkt das und sie hat mich fallen sehen. Sie sieht, dass ich mich nicht aufrichten kann, dass ich zu schwach bin und trotzdem denkt sie, ich sei mächtig.

»Komm«, sagt sie, »ich helfe dir.« Aber trotzdem fasst sie mich nicht an, blickt mich fast ehrfürchtig an und wartet scheinbar darauf, dass ich ihr antworte: ja, danke.

Aber ich antworte ihr nicht ja, danke, weil ich es nicht kann und weil ich nicht möchte, denn wenn ich aufstehen würde, würde das bedeuten, dass sie mich früher oder später zu demjenigen führt, der auf ein Gespräch mit mir wartet und das will ich nicht.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro