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Gemeinsam liefen die drei die Straße runter. Vroni hielt die Tür des Eckhauses auf, das mit bunten Graffiti verschönert war. Drinnen erwarteten sie ein altmodischer Linoleumboden und gerahmte Bilder, die in dem dunklen Flur nur schlecht zu erkennen waren.

Jannis eilte voraus, Lesz folgte, das Kätzchen beschützend an seine Brust gedrückt. Vroni ließ die Tür zu fallen.

Im weitläufigen Aufenthaltsraum des KJH gab es eine Sitzecke mit gemütlichen Couches, Tische und Stühle und jede Menge Zeug. Schränke mit Spielen, einen Kickertisch, alte Regale mit zum Teil noch älteren Büchern, Papier, Stifte, Bastelsachen ...

Am Tisch saß ein Grüppchen von Leuten zusammen, aber die drei beachteten sie nicht weiter.

„Wo ist denn das Verbandszeug?", fragte Jannis und Vroni überholte ihn.

„In der Küche glaub ich", sagte sie und eilte durch den Aufenthaltsraum in den nächsten Flur und dann nach links in die Küche. Sie suchte in den unteren Schränken, während Jannis die Türen oben aufriss, aber nichts als Tassen, Teller und Gläser entdeckte.

„Hier", sagte Vroni und zog einen noch in Plastik verpackten Auto Verbandskasten unter der Spüle hervor.

„Mach das mal sauber", sagte Lesz, der vor der Arbeitsfläche stand. Ein paar Krümel lagen dort.

Jannis trat vor, griff sein T-Shirt und wischte damit über die Fläche, während Vroni das Plastik von dem Kasten riss. Sie schmiss es in die Spüle und griff sich ein Küchentuch, das sie auf der Arbeitsfläche ausbreitete, damit Lesz vorsichtig das kleine Kätzchen darauf absetzen konnte. Jannis trat beiseite, um ihm Platz zu machen.

Das Kätzchen miaute kläglich und wollte davon laufen, aber Lesz hielt es fest. An seinen Armen klebten Blutreste, die das Kätzchen auch auf dem weiß-grauen Küchentuch hinterließ, als es ängstlich hin und her tapste.

„Wir müssen das verbinden", sagte Lesz.

Vroni hatte bereits den Verbandskasten geöffnet und zog die einzeln verpackten Utensilien heraus. Eine Schere, verschiedene Verbände, Pflaster. Alles sah gleich aus und doch schien alles irgendwas anderes zu sein.

„Sollten wir das nicht desinfizieren?", fragte sie und suchte nach einem Desinfektionsspray.

„Ja, nicht dass sie sich irgendwas einfängt", sagte Lesz. Er beugte sich ein wenig vor und suchte den Blick des Kätzchens. „Alles gut, meine Kleine. Alles gut. Ich kümmer mich um dich, hm, versprochen. Niemand tut dir mehr weh." Er bewegte seine Zeigefinger an ihren Seiten, strich durch das seidig weiche Fell.

Jannis öffnete den Schrank unter der Spüle und hockte sich zwischen die Türen. Er schob die Reinigungsmittel und frischen Lappen zur Seite. Eine offene Box mit Einmalhandschuhe, Spülmittel, ein Stahlschwamm. Fast verdeckt von ein paar gewaschenen Küchentüchern fand er, was er suchte.

„Hier", sagte er, drehte sich beim Aufstehen um und streckte seinen Freunden das Desinfektionsspray hin.

„Super, danke!" Vroni nahm es ihm ab und rutschte näher an Lesz heran. „Okay, dann zeig mir mal ihre Pfote."

Lesz zog das Tierchen näher an sich heran und umfasste mit der linken Hand ihren winzigen Oberkörper. Mit der rechten umfasste er ihr Beinchen und hob es an. Das Kätzchen miaute lauter und versuchte sich aus seinem Griff zu winden.

„Shh, alles gut. Das ist wichtig", murmelte Lesz sanft.

Vroni beugte sich tief über die Arbeitsfläche und sprühte dann die blutende Pfote ein. Das Kätzchen kreischte und fauchte dann, zappelte stärker, aber Lesz ließ sie nicht los. Vroni stellte das Spray beiseite und holte einen Verband mit einer dünnen Kompresse aus seiner Plastikverpackung. Gewissenhaft positionierte sie die Kompresse über dem Schnitt und wickelte die viel zu langen Lagen um das Beinchen.

Das Kätzchen zitterte unter Leszs Fingern.

„Es wird alles gut", wiederholte er.

Vroni schnitt den Verband ab und hielt einen Finger auf das Ende, während sie die Rolle mit den Klebestreifen aus dem Verbandskasten kramte.

„Kannst du das mal kurz abmachen, Jannis?", fragte sie.

Jannis trat vor und nahm die Rolle entgegen. Er riss ein Stückchen ab und übergab es Vroni, den Verband fixierte.

„So, fertig."

„Was macht ihr?", erklang eine vierte Stimme. Die drei drehten ihre Köpfe Richtung Tür und erblickten Daniel, der sie freundlich anlächelte.

„Lesz hat ein Kätzchen in dem Glascontainer die Straße runter gefunden", erklärte Jannis dem Sozialarbeiter, der den Großteil seines Lebens im KJH zu verbringen schien.

Lesz hob das Kätzchen vom Küchentuch wieder auf seinen Arm und drehte sich zur Tür.

„Im Glascontainer?", wiederholte Daniel und zog die Augenbrauen hoch. „Was für kranke Menschen es gibt." Er schüttelte den Kopf und streckte dem Kätzchen seinen Finger hin, aber es versteckte sich unter Leszs Arm. Es zitterte noch immer.

„Ja, oder?", sagte Vroni. „Ein Glück, dass Lesz es gehört hat. Stell dir mal vor es wäre da drin verdurstet." Sie legte den Rest des Verbandes in den offenen Kasten zurück und drehte sich ebenfalls zur Tür, einen Arm auf die Arbeitsplatte gestützt.

Daniel nickte.

„Wirklich gut, Lesz. Echt. Du hast ihm wahrscheinlich das Leben gerettet." Er klopfte Lesz mit einem anerkennenden Lächeln auf die Schulter, was Lesz ebenfalls ein Lächeln entlockte. „Aber hier kann sie leider nicht bleiben ... Tut mir Leid, Leute."

„Ich nehm' sie mit nach Hause", sagte Lesz sofort.

„Dann kannst du ihr auch einen Namen geben", sagte Vroni mit heller Stimme. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, das sich bis auf Leszeks ausbreitete. Er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und kraulte das verängstigte Kätzchen liebevoll.

„Ja", stimmte er zu ohne seinen Blick von dem Tier zu heben.

„Ich find das verdammt gut", sagte Daniel, strich vorsichtig über den Rücken des Kätzchens, das sich unter seiner Berührung verkrampfte, und ging weiter in den Aufenthaltsraum.

„Ich glaube ich bringe sie direkt zu mir", sagte Lesz zu seinen Freunden.

„Wir begleiten dich noch. Oder, Jannis?"

„Klar."

„Ihr könnt aber nicht mit rein ...", sagte Lesz und stieß sich von der Arbeitsplatte ab.

„Wir geben euch nur Geleitschutz", grinste Jannis, beugte sich ein wenig vor, schaute dem Kätzchen ins Gesicht und schob die Hände in die Hosentaschen, als er sich zur Tür wandte. Lesz folgte ihm, Vroni verließ als letzte das KJH. Gemeinsam traten sie auf die Straße und Vroni putzte ihre Nase, während die Jungs vorangingen. Sie begleiteten Lesz bis zu der Haustür seines Mehrfamilienhauses, verabschiedeten sich dort mit einer Umarmung voneinander und blieben unten stehen, als Lesz die Tür aufschloss und mit dem Kätzchen im Arm die Stufen erklomm. Er streifte seine Schuhe im Hausflur ab und schloss dann auch die Wohnungstür auf. Drinnen war es ausnahmsweise mal halbwegs still, zumindest still genug, dass nichts durch die Tür nach draußen drang, was nur bedeuten konnte, dass Janina nicht Zuhause war.

Mit einer Hand warf er die Tür hinter sich zu und schob seinen Schlüssel wieder in seine Hosentasche.

„Kto tam jest?", erklang die Stimme seiner Großmutter aus dem Wohnzimmer, untermalt von den blechernen Stimmen irgendeiner uralten polnischen Fernsehserie.

„To ja", erwiderte Leszek und steuerte seine Zimmertür an. Als er gerade den Ellbogen auf die Klinke legte, rief seine Großmutter ihn erneut.

„Leszek, chodź tu do mnie!"

Er hielt inne. Schaute auf die Katze in seinen Armen und dann Richtung Wohnzimmer. Die Kleine hatte inzwischen aufgehört zu zittern, begann aber zu zappeln.

„Zrelaksować się", flüsterte er ihr beruhigend zu.

„Leszek!", rief seine Oma erneut.

„Chwileczkę!", hielt er sie hin. Er drückte mit dem Ellbogen die Türklinge zu seinem Zimmer und setzte das Kätzchen vorsichtig auf sein Bett, ehe er die Tür von außen zuzog und zu seiner Großmutter ins Wohnzimmer trat. Sie saß auf der Couch, die angelaufenen Beine auf einem Hocker hochgelegt und mit einer karierten Decke auf den Knien.

Er zog einen Stuhl von dem Esstisch ab, der in der Ecke des Wohnzimmers neben dem Fenster stand, und setzte sich.

„Tak?", fragte er ein wenig ungehalten, was einen strengen Blick zur Folge hatte. Natürlich wollte seine Oma nicht wissen wie es ihm ging, sie wollte wissen, wann er endlich die Dusche reparieren würde.

„Gar nicht, ich kann das nicht!", gab er zurück und seine Großmutter kniff die Augen zusammen. Sie forderte ihn auf Polnisch mit ihr zu sprechen, die Sprache seiner Wurzeln. Seiner Herkunft. Er sollte nicht so undankbar sein, sagte sie, und vor allen Dingen endlich die verdammte Dusche reparieren.

Mit einer Schüssel Wasser kam Lesz in sein Zimmer zurück. Er schlüpfte durch einen schmalen Spalt hinein und schob die Tür schnell hinter sich zu.

Die Katze war nicht mehr auf seinem Bett, sie saß auf dem von Janina.

Lesz stellte die Wasserschale neben seinen Bettpfosten und trat an das Kätzchen heran. Er schloss seine Hände um den winzigen, warmen Körper und hob es von Janinas Bett zu der Wasserschale.

„Geh da nicht drauf, hm. Das ist Janinas Bett und Janina ist ziemlich scheiße", murmelte er fast tonlos. „Sei lieber nett zu ihr, sonst macht sie uns das Leben zur Hölle."

Es war selten so ruhig im Haus wie an diesem Nachmittag. Seine Mutter war wahrscheinlich mit Zuzi unterwegs, wahrscheinlich wieder bei irgendeiner Einrichtung für junge Menschen mit Down-Syndrom, oder wo die zwei immer so rumhingen. Daria war entweder nicht da oder in ihrem Zimmer und Janinas Abwesenheit war sowieso ein Segen.

Das Kätzchen setzte sich vor die Wasserschale und ließ ihre rosafarbene Zunge immer wieder hineinschnellen. Ein sanftes Platschgeräusch übertönte die Stimmen aus dem Fernseher, die dumpf durch die Tür klangen.

„Weißt du, was ein guter Name für dich ist? Skorupy. Das ist polnisch. Warst du je in Polen? Wahrscheinlich nicht."

Lesz legte sich auf den Boden und stützte sein Kinn auf den Händen ab. Er schaute der Kleinen beim Trinken zu, beobachtete, wie sie ungehalten die verbundene Pfote schüttelte und über den Verband leckte.





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Kto tam jest? – Wer ist da?

To ja – Ich bin's

Leszek, chodź tu do mnie! – Leszek, komm mal her zu mir!

Zrelaksować się – Entspann dich

Chwileczkę – Einen Moment

Skorupy - Scherben

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