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Eine junge Frau empfing sie in der Wohnung. Sie war barfuß und trug ein kurzes, schwarzes Kleid, die glatten, braunen Haare hingen ihr sanft über die Schultern und rahmten ihr zierliches Gesicht ein.

„Endlich Ferien, was?", lächelte sie. Zu sechst standen sie ihr im engen Flur gegenüber, Leo schob die Wohnungstür zu. „Wen hast du da mitgebracht?" Sie schaute Kian aufmerksam an.

„Das sind Jannis, Lesz, Vroni und Marti", zählte Kian auf, deutete auf die jeweilige Person und wechselte dabei von der linken an die rechte Wand. „Und das da ist Leo."

„Wirklich, Leo? Den hab ich ja noch nie hier gesehen", lachte die junge Frau und schenkte ihm ein Lächeln.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mademoiselle", grinste Leo und neigte respektvoll den Kopf, während er sich die flache Hand auf die Brust legte.

Kian warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Was habt ihr vor?", fragte die junge Frau ihn.

„Bisschen trinken bis wir nachher zu Niklas gehen", erwiderte er.

Sie nickte.

„Ich bin gleich weg, aber im Kühlschrank stehen noch ein paar Flaschen Bier und du kannst den angefangenen Rum aus dem Wohnzimmerschrank nehmen. Lass nur meinen Wein in Ruhe!" Sie lachte und Kian grinste.

„Machen wir", sagte er, machte einen Schritt vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, Mama."

Marti und Lesz tauschten Blicke.

„Macht euch einen schönen Abend", sagte Kians Mutter zu der Gruppe und schob sich an ihnen vorbei, um durch eine Tür neben der Wohnungstür den dahinterliegenden Raum zu betreten.

„Das ist deine Mutter?", fragte Marti, der ihr noch einen Moment hinterherschaute.

„Sie ist ein Model", grinste Leo und warf ebenfalls einen Blick auf die inzwischen verschlossene Tür. „Verdammt heiß, oder?"

Kian streckte sich über Vroni hinweg, die sich duckte, und verpasste ihm eine Schelle.

„Ich hab dir verboten beim Wichsen an meine Mutter zu denken. Das gilt übrigens auch für euch!", sagte er und schaute jeden von den Jungs einzeln an.

„Ich darf also zu ihrem Bild masturbieren?", fragte Vroni mit einem frechen Grinsen auf den Lippen.

Kian schaute sie kurz nachdenklich an und schüttelte dann den Kopf.

„Nein, nein. Das wär einfach nur widerlich."

Vroni lachte, die anderen stimmten ein.

„Geht schon mal in mein Zimmer." Kian deutete auf die Tür hinter sich. „Jannis, Leo, ihr könnt Gläser und das Bier aus der Küche holen. Ich hol den Rum".

Kurz darauf quetschten sie sich zu sechst auf Kians Bett. Jannis und Leo begannen mit einem Bier, während Marti, Lesz, Vroni und Kian selbst Kians Rum-Cola Mischen tranken. Das dritte Bier fand seinen Platz vor dem Fernseher.

„Das ist bestimmt auch von dir, oder?", fragte Vroni und deutete auf das Kunstwerk neben Kians Tür.

Ein stolzes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Gefällt es dir?"

„Es ist wunderschön. Ich frag mich wie viele Graffiti ich von dir schon in der Stadt gesehen habe ohne zu wissen, dass es deine sind."

„Einige", meinte Leo und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. „Alle, die gut aussehen."

„Nicht alle. Es gibt noch andere talentierte Sprayer in der Stadt", widersprach Kian.

„Woran kann ich deine Bilder erkennen?"

„Ich spraye hauptsächlich Landschaften und Wetterphänomene. Unwetter, also Gewitter, Stürme, Tornados, Fluten, sowas alles."

„Eher ungewöhnliche Motive für Graffiti, oder?"

„Schon", gab Kian zurück. „Ich orientiere mich weniger an anderen Sprayern, als an Künstlern an sich. Straßenkunst ist einfach eine sehr günstige und gute Möglichkeit der Welt seine Werke zu präsentieren. Ich möchte nicht für mich malen, ich möchte meine Kunst teilen. Unsere Städte sind so grau, so trist, dass sie alles Kreative und Freiheitsliebende in den Menschen töten. Ich liebe Landschaftsmalerei. Guck dir zum Beispiel die Gemälde von Franz Bunke, Paul Müller-Kaempff oder Hans Peter Feddersen an. Die würde ich mir gerne an die Wände hängen."

„Diese Namen hab ich ungelogen noch nie in meinem Leben gehört", lachte Vroni und nahm einen Schluck aus ihrem Glas.

„Warte", sagte Kian. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und rutschte näher an Vroni heran. Marti machte ihm Platz und zog sich ans Kopfende zurück, wo er Kians Kissen gegen die Wand drückte, um es aus dem Weg zu haben. Kian scrollte durch einen eigens für Landschaftsgemälde angelegten Ordner auf seinem Handy, vergrößerte einzelne Bilder und erzählte Vroni, was er über sie dachte. Der Rest schwieg und trank, lauschte seinen Worten, während Kians Glas nicht leerer wurde.

„Und wie läuft das so ab wenn du Sprayen gehst? Also gehst du alleine, hast du vorher einen Plan oder wie?", fragte Vroni, als Kian sein Handy wieder einsteckte.

Leo mixte sich und Jannis auch eine Rum-Cola, ihre Bierflaschen waren leer.

„Ich bekomme Ideen für Graffiti, wenn ich leere Untergründe sehe. Hauswände, Züge, keine Ahnung, irgendwas, das man verschönern könnte. Deswegen laufe ich viel rum, erkunde die Gegend und wenn ich einen Spot entdeckt habe, zeichne ich." Er rutschte an die Bettkante, angelte seinen Rucksack und zog das schwarze Skizzenbüchlein heraus. „Dafür habe ich das hier immer dabei", erklärte er, rutschte wieder nach hinten und wog es in den Händen.

„Darf ich rein gucken?", fragte Vroni und streckte die Hand aus, aber Kian zog es ein wenig von ihr weg und schüttelte den Kopf.

„Nein, lieber nicht", sagte er mit einem verlegenen Lächeln.

Vroni lächelte verständnisvoll und zog ihre Hand zurück.

„Und wenn ich dann mit meiner Skizze zufrieden bin, ziehe ich los. Nachts natürlich. Manchmal kundschafte ich vorher noch die Lage aus, je nachdem, wo der Spot ist. Züge zu besprayen kann zum Beispiel riskant sein, weil da an dem Stellplatz, wo die nachts immer sind, oft Wachen unterwegs sind."

„Haben die dich schon mal erwischt?"

Kian grinste.

„Nein, noch nie."

„Du und André solltet mal Tipps austauchen, wie man am besten die Bullen abschüttelt", meinte Leo.

Kian schaute ihn an.

„Ich mache Kunst und er beklaut Leute."

„Darum geht's ja nicht. Kriegen wollen die trotzdem euch beide."

Kian trank einen Schluck aus seinem Glas.

„Das klingt echt abenteuerlich", lächelte Vroni.

„Was denkst du von den Leuten, die einfach Schwanzbilder oder so an Wände sprayen?", fragte Marti.

Kian wandte ihm den Blick zu.

„Na ja ... Ich denke solche Leute sind der Grund, warum alle so ein Problem mit Sprayern haben. Ist ja klar, dass niemand so 'nen lächerlichen, dahingerotzten Penis an seiner Wand haben oder sehen will, wenn er durch die Stadt läuft. Mir fehlt da so ein bisschen der künstlerische Wert hinter ... Keine Ahnung, würde ich nicht machen. Oder einfach nur meinen Tag. Find ich langweilig."

Marti nickte.

„Ich glaube ich habe schon mal was von dir gesehen. Da ist doch eins an dieser einen Unterführung an der Haltestelle da. Wie heißt die gleich? Der Baum im Gewitter."

„Ja, davon hat Leo mir letztens erzählt. Das ist von dir, oder?", fragte Jannis.

„Ihr meint am Paradiesbahnhof?"

„Ja, genau", sagte Marti.

„Ja, das ist von mir", grinste Kian.

„Das ist auch richtig cool", meinte Marti mit einem anerkennenden Lächeln.

Kian redete so viel, dass der Rum leer war bevor sein Glas es war.

„Ist das euer Ernst?", lachte er, als er sich eine neue Mische machen wollte. Er schaute sich um und deutete auf die verschlossene Bierflasche. „Gebt mal das das Bier da, das ist meins. Ich bin viel zu nüchtern."

Leo nahm es vorm Fernseher weg und reichte es ihm.

„Selbst schuld, wenn du die ganze Zeit laberst. Wollen wir langsam mal losgehen?"

„Können wir. Gib mal kurz dein Feuerzeug."

Leo reichte es ihm und Kian öffnete seine Flasche, trank einen Schluck und rutschte vom Bett.

Hintereinander verließen sie die Wohnung, Kian schloss ab und die anderen folgten Leo zum Fahrstuhl. Zu sechst quetschten sie sich hinein und liefen dann zur Bushaltestelle zurück, von der aus sie zu Niklas fuhren.

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