Antigua

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Wer ist das? Hörte ich eine männliche Stimme und schreckte unvermittelt aus dem Schlaf. Halb saß ich, halb lag ich im Höhleneingang und starrte die beiden Meermenschen ungläubig an. Ein Mann und eine Frau, beide um die dreißig, schwammen direkt vor mir uns starrten mich verwundert aus ihren eisblauen Augen an. Ihre Schwanzflossen waren länger als meine. Die Schuppen der Frau waren zartrosa, genau wie ihr Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Es sah irgendwie ganz natürlich aus und nicht so, als wäre es gefärbt. Der Mann hatte eine fast schwarze Flosse, irgendwie glänzend wirkte.

Erschrocken blickte ich sie an. Die Frau lächelte mir aufmunternd und freundlich zu.

Wer bist du? Wiederholte sie die Frage des Mannes mit einer hellen Sopranstimme. Eigentlich hörte ich sie ja nicht wirklich, aber es war, als hörte ich sie in meinem Kopf. Ich war mich sicher, dass sie, wenn wir über der Wasseroberfläche gewesen wären genau diese Stimme gehabt hätte. Es war, als hörte ich sie. Nur wurde ihre Stimme nicht durch Schallwellen transportiert, sondern eben durch etwas anderes.

Ich versuchte einfach mal zu antworten, indem ich ganz deutlich die Worte dachte, die ich sagen wollte.

Ich…ich heiße Louisa. Stammelte ich (das klappte doch ganz gut mit der Telephatie) und stand auf. Naja, dass war irgendwie schwierig ohne Beine, aber ich schaffte es irgendwie hochzukommen, auch wenn ich dabei sicher wie ein unbeholfenes Fohlen ausgesehen haben musste.

Ich bin Nalina und das ist mein Gefährte Etienne, stellte sie sich und den Meermann vor, was machst du hier draußen vor der Stadt? Weißt du nicht, dass es sehr gefährlich ist am Südrand der Stadt? Hier sind oft Menschen mit ihren Forscherbooten und viele Haie.

Nalina strich sich eine zartrosa Haarsträhne aus der Stirn und Etienne sah sich wachsam um. Vielleicht hielt er nach einem Hai Ausschau.

Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Haie gab es hier also tatsächlich und ich war nicht nur hoffnungslos paranoid gewesen.

Komm einfach mit zurück in die Stadt, wo es sicher ist und dann kannst du uns erzählen, was du hier draußen gemacht hast. Sagte der Meermann freundlich.

Ich nickte und folgte ihnen um den Felsen herum.

Das war allemal besser als in der Höhle rumzusitzen und auf einen Hai zu warten oder weiter orientierungslos durch den Ozean zu irren. Ob es wohl ein Unterwassernavi gab? Wenn ja, dann brauchte ich definitiv Eines.

Nalina und Etienne schwammen sehr schnell und ich hatte Mühe mitzukommen. In rasantem Tempo schossen wir voran. Den Berg mit seinen vielen Fischen immer zur Rechten und den öden, endlosen Ozean zur Linken. Der Unterwasserberg wirkte wie ein Paradies, wie eine Oase in einer Wüste aus Wasser.

Manno, wie das klingt, ich musste zu viel Salzwasser getrunken haben oder so.

Könnt ihr…Vielleicht ein bisschen langsamer schwimmen, keuchte ich nach einer Weile (ja man kann auch in Gedanken völlig erledigt sein). Ich Moment war ich fix und foxi, sowohl mental als auch körperlich.

Die beiden Meermenschen wurden langsamer und sahen mich an.

Ist dir nicht gut, oder so? Wir schwimmen doch gar nicht so schnell. Sagte Nalina. Wir hatten angehalten.

Bist du vielleicht verletzt. Meinte Etienne und ich sah Besorgnis in seinen großen, eisblauen Augen.

Nein, ich bin nicht verletzt. Ich bin bloß kein Torpedo. So schnell kann ich nicht schwimmen, antwortete ich und fühlte mich wie ein kleines Kind, dass nichts konnte.

Torpedo? Was ist… begann Etienne, doch Nalina unterbrach ihn. Okay, wir schwimmen langsamer und du erzählst uns alles, wenn wir in Antigua sind, aber hier ist es wirklich nicht sicher.

Was ist das denn jetzt schon wieder, fragte ich mich, Antigua. Doch ich fragte nicht. Wir schwammen jetzt nicht mehr so schnell und folgte ihnen ohne Probleme.

Nach etwa einer halben Stunde ließen wir den Berg hinter uns und schwammen einen Hügel hinauf. Was ich sah, als ich die Hügelkuppe erreichte war einfach unbeschreiblich.

Eine gigantische Stadt. Sie erstreckte sich soweit ich sehen konnte und wahrscheinlich noch weiter. Sie war hell erleuchtet, wie eine normale Stadt, auch wenn es hier unten doch gar keinen Strom geben konnte. Der würde schließlich alle grillen.

Es gab tausende von kleineren Häusern am Rand der Stadt, die zur Stadtmitte hin immer höher und prunkvoller wurden. Direkt im Zentrum der Stadt stand ein gewaltiger Palast mit vielen Türmen und einer riesigen, gläsernen Kuppel. Die ganze Stadt schimmerte in hellen blauen, grünen und rosa Farbtönen. Es war die schönste Stadt, die ich je gesehen hatte. Sie sah aus, wie in einem Märchen mit Prinzessinnen und Prinzen, die auf weißen Pferden durch solch eine Stadt ritten.

Als kleines Mädchen hatte ich Märchen geliebt. Geschichten von armen Mädchen, die sich in den reichen und wunderschönen Prinzen verliebten und dann gab es eine böse Stiefmutter, oder wahlweise auch eine böse Hexe, die dem Paar ihr Glück rauben und die Liebe verhindern wollte. Am Ende war natürlich immer alles gut. Das Böse besiegt und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ja, kleine Mädchen sind ein bisschen naiv, aber vielleicht hab ich mir auch immer nur selbst so etwas gewünscht. Besonders den wunderschönen Prinzen und das weiße Pferd.

Du siehst aus, als hättest du Antigua noch nie gesehen. Was ist nur los mir dir, Mädchen? Du wohnst hier doch. Nalina war direkt neben mich geschwommen und sah mich belustigt an.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Sie dachte tatsächlich, dass ich hier lebte. Wahrscheinlich lebten alle Meermenschen in der Umgebung hier und sie zog nicht mal in Erwägung, dass ich vielleicht gar keine richtige Meerjungfrau sein könnte und einfach nur viel zu weit vom Festland entfernt war. Ich war mir nicht sicher, ob es mir das gefiel. Sollte ich sie aufklären? Ich kannte mich gar nicht aus mir der Welt der Meermenschen. Vielleicht war es hier ja gefährlich eine Halbmeerjungfrau zu sein und sie würden mich achtkantig rausschmeißen und den Haien zum Fraß vorwerfen, wenn sie es herausfinden würden.

Nein, ich hatte sicherlich nur viel zu viele fiese Bücher gelesen. Aiden hatte ja auch nicht geschockt reagiert, als er bemerkte, dass ich halb Mensch war.

Wir könnten ins Café „Blaue Perle“ gehen, schlug Nalina vor, da kannst du uns erzählen, was du da draußen gemacht hast, oder willst du einfach schnell nach Hause? Ist nicht schlimm. Wir bringen dich nach Hause und vergessen die ganze Sache.

Nach Hause. Ja da wäre ich jetzt gerne gewesen, aber ich war mir sicher, dass Nalina glaubte mein Haus wäre hier irgendwo in der Nähe. Es war wirklich nett von ihr, dass sie mich einfach nach Hause geschickt hätte, wenn ich hier wohnen würde. Schließlich  war es bestimmt verboten im Haigebiet zu schwimmen. Aber ich lebte nicht in dieser Stadt und den Weg nach Hause kannte ich auch nicht. Also war es wohl der beste Plan mir Etienne und Nalina in diese „Blaue Perle“ zu gehen und ihnen alles zu erzählen. Sie waren so nett und sie könnten vielleicht helfen. Möglicherweise wohnte ja auch Aiden hier irgendwo. Aiden würde sicher wissen, was ich machen sollte und mich vielleicht sogar nach Hause bringen. Das hieß, wenn er noch mit mir sprach, nachdem ich nicht aufgetaucht war.

Eigentlich war es auch lächerlich, dass ich jetzt so gerne Aiden gesehen hätte. Ich kannte ihn ja gar nicht und trotzdem wünschte ich mir so sehr, dass Aiden jetzt hier wäre und mich in den Arm nehmen würde. Er würde mir sagen, dass alles okay wäre und würde mich auf einem weißen Pferd nach Hause reiten.

Na gut, ich bin echt albern, aber ich werde halte immer so, wenn ich nervös bin und nicht weiter weiß. Außerdem wäre ein weißes Pferd unter Wasser echt unpraktisch. Da hätte ich lieber einen Delfin.

Ich würde gerne in dieses Café gehen, sagte ich ein bisschen schüchtern und lächelte zaghaft. Nalina und Etienne nickten und wir schwammen in die Stadt hinein. Es herrschte geschäftiges Treiben auf der Straße. Überall sah ich Meermenschen jeden Alters. Alte Meermenschen mit weißem Haar und bleichen Schuppen, die sich unterhielten und ganz kleine etwa Meerkinder die ausgelassen spielten und um alle herumschwammen.

Insgesamt erinnerte mich alles an einen ganz normalen Tag in der Stadt. Wir kamen an einem Markt vorbei, auf dem Fisch, Algen (jedenfalls irgendwas Grünes) und viele weitere Sachen angeboten wurden. Die Verkäufer schrien herum, wie Marktschreier. Das Problem war nur, dass sie in meinem Kopf schrien, weil sie ja alle Telephatie verwendeten. Davon bekam ich sofort Kopfschmerzen, weil es war als würden ein Dutzend Leute gleichzeitig auf mich einbrüllen. Seltsamerweise hörte ich nichts von den Gesprächen der anderen Meermenschen. Ob man die Gedanken wohl irgendwie abblocken oder nur bestimmten Leuten zuschicken konnte?

Hier sind wir, sagte Nalina und hielt vor einem kleineren Haus dessen gesamte Fassade hellgrün fluoreszierte. Durch eine Glastür konnte ich ins Innere des Hauses sehen. Allerdings sah ich fast nur Meermenschen, weil es ziemlich voll zu sein schien.

Ich hab noch zu tun, sagte Etienne, wir sehen uns nachher. Der Meermann küsste Nalina und sie schlang die Arme um ihn. Die Beiden waren echt ein perfektes Paar.

Es war schön dich zu treffen, Louisa. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal. Etienne schwamm davon und war kurz darauf verschwunden.

Komm. Forderte mich die Meerjungfrau auf und zog mich in das überfüllte Café. Ganz hinten im Laden fanden wir noch einen kleinen Tisch, der frei war. Erschöpft ließ ich mich auf dem großen Kissen nieder, das davor lag. Hier gab es nämlich keine Stühle, sondern viele Kissen, die mich an den Sitzsack in meinem Zimmer erinnerten. Stühle wären mit Schwanzflosse auch sicher unbequem gewesen.

Nalina setzte sich mir gegenüber und nahm sich die Speisekarte, die auf dem niedrigen Tischchen lag. Während sie die Karte las sah ich mich um. Auf jedem Sitzsack saßen Meermenschen und plauderten angeregt. Es schien gerade Hochbetrieb zu sein und die beiden Meerjungfrauen, die ich aufgrund der Tablette in ihren Händen als Kellnerinnen erkannte schwammen sehr schnell umher.

Wie das wohl mit der Schwerkraft hier unter funktionierte? Ist das unter Wasser nicht so ähnlich, wie auf dem Mond und alles schwebt herum? Ich bin in Physik echt eine Niete. Zumindest standen die Drinks hier ganz normal auf den Tischen und auch sonstige Gegenstände flogen nicht schwerelos herum. Allerdings hatten alle Drinks Deckel und bunte Strohhalme, damit sich der Drink nicht mit dem Meerwasser vermischte. Vielleicht war in dem Strohhalm ja ein Ventil, oder so.

Vielleicht ist das ja auch wieder so ein Meereszauber, wie das mit meinem Armband, überlegte ich und blickte auf mein Handgelenk. Das Kettchen war noch da und sah unversehrt aus. So ein Glück.

Die Meermenschen um mich herum hatten Schwänze in allen Farben. Von aquamarin über feuerrot bis hin zu kohlschwarz. Seltsamerweise trugen fast alle normale Oberteile und keine Bikinitops oder sogar gar nichts, wie in den Filmen. Ein paar jüngere, die etwa in meinem Alter zu sein schienen liefen in Bikinis herum und ich sah sogar ein paar Jungen, die nur ihr Six-Pack trugen. Wieso mussten die Meermenschen alle so unglaublich sexy sein? Wahrscheinlich kam das vom vielen schwimmen. Das war echt Dauersport.

Die Meisten hatten T-Shirts, Pullover und Tops aus einem sehr dünnen Flatterstoff an. Da viel ich nicht weiter auf. Allerdings schien es ein anderer Stoff als mein Baumwollpulli zu sein, weil sie alle federleicht schienen. So was brauchte ich auch. Ein Mädchen mit relativ kurzen blonden Haaren trug ein superdünnes, dunkelblaues Flügeltop. Es sah einfach unglaublich aus. So was brauchte ich dringend. Ich fühlte mich in meinem Pulli einfach nur fehl am Platz und zog einige komische Blicke auf mich.

Gerade kam eine der Kellnerinnen zu uns herüber.

Was darf ich ihnen bringen? Fragte sie freundlich und lächelte Nalina und mich an.

Ich nehme einen Sunday-Shake, sagte Nalina und tippte auf ein Bild auf der Karte, was hättest du gerne, Louisa? Ich lad dich ein.

Sie war echt supernett. Das Problem war nur, dass ich keine Ahnung hatte, was es hier so gab.

Auch einen Sunday-Shake. Sagte ich einfach.

Könnte ich vielleicht ihre ID-Card sehen? Ich muss wissen, ob sie wirklich schon volljhährig sind. Sagte die Kellnerin mit den violetten Haaren und machte ein Gesicht, als wäre sie es leid, dass Jugendliche ständig versuchten sie für blöd zu verkaufen.

Oh, shit. Fettnäpfchenalarm. Aber wer hätte denn schon ahnen können, dass in einem Sunday-Shake Alkohol war oder was auch immer hier für Kids verboten war. Ich wurde mit Sicherheit knallrot wie eine Tomate und warf schnell einen Blick auf die Karte. Leider kam mir keins der Getränke auch nur im Entferntesten bekannt vor. Hier schien es keine Cola oder Kaffe zu geben. Stattdessen gab es viele Shakes, mit Namen, die nichts über ihren Inhalt aussagten und Säfte, die aber alle was mit „Alge“ im Namen hatten und das klang wenig vertrauenerweckend. Hilfesuchend schaute ich zu Nalina.

Nimm einfach einen Corall-Shake. Sagte sie, und ich nickte.

Okay, einen Corall-Shake bitte. Was auch immer das war.

Die Kellnerin warf mir noch einen bösen Blick zu und schwamm dann davon.

Was ist Antigua? Fragte ich, nach einem Moment des Schweigens. Sie schien verwundert zu sein, wieso ich das fragte. Vermutlich war es etwas, dass jedes Kind in dieser Stadt wusste.

Antigua ist der Name dieser Stadt. Sagte Nalina nach kurzem Zögern. Das leitet sich von den Worten „Civitas antigua“, was soviel bedeutet, wie „Die alte Stadt“. Das kürzt man aber mit Antigua ab. Nalina machte eine kurze Pause.

Okay, Louisa. Du bist wirklich seltsam. Erzählst du mir wieso du heute da draußen warst und wieso du dich so komisch verhältst. Ich will nicht gemein sein, aber du wirkst echt irgendwie strange.

Das kann ich mir vorstellen. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Aber die Wahrheit ist, dass ich nur da war, weil ich mich verschwommen hatte.

Verschwommen? Jedes kleine Kind lernt, dass es nicht in dieses Gebiet darf. Wie kann man sich dorthin verirren? War das vielleicht irgendeine dumme Mutprobe, mit deinen Freunden? Fragte Nalina und durchbohrte mich mit ihren eisblauen Augen.

Nein, versicherte ich ihr, ich bin eine Halbmeerjungfrau und hab Aiden gesucht, aber ich war zu spät, weil ich noch einkaufen musste und alles schief gegangen ist und dann war Aiden nicht mehr da. Auf der Suche hab ich mich dann verschwommen. OMG,  das klingt völlig verrückt, oder?

Nicht verrückt, sagte Nalina aufmunternd, aber ich kann dir trotzdem nicht ganz folgen, wie hat das alles denn angefangen?

Dann erzählte ich Nalina die ganze Geschichte. Von der schlechten Mathenote, dem Armband und der Verwandlung und von Aiden. Sie hörte aufmerksam zu und unterbrach mich nicht. Als ich geendet hatte nickte sie.

Das ist wirklich eine verrückte Geschichte. Ich kenne einen Aiden, der auf deine Beschreibung passt. Er ist der kleine Cousin von Etienne und treibt sich immer überall herum, aber, dass er so nah an einer Menschenstadt war…das wird Ärger geben.

Ich fand, dass es sehr gut war, dass er da war. Ich hätte sonst doch gar keine Ahnung gehabt, was mit mir passiert ist. Das ist alles so neu für mich und völlig abgedreht. Ich warte immer noch irgendwie auf die versteckte Kamera.

In diesem Moment kamen unsere Drinks. Der Corall-Shake war dunkelrot und hatte einen schwarzen Strohhalm.

Was ist da eigentlich drin? fragte ich Nalina misstrauisch. Sie lachte.

Keine Angst, dass sind keine richtigen Korallen. Nur Früchte und so was. Die werden auf Südseeinseln angebaut. Es gibt recht große Gebiete, die die Menschen für ganz unberührt halten und dann zum Naturschutzgebiet erklärt haben, aber in Wirklichkeit bauen wir dort Sachen an.

Diese neue Welt war wirklich verrückt ganz anders, aber irgendwie meiner Welt auch sehr ähnlich. Die ganzen Meermenschen hier verhielten sich ziemlich normal und ohne die Schwänze hätte das hier auch in einem Café zu Hause aussehen können.

Vorsichtig nippte ich an meinem Drink. Er schmeckte überraschend gut. Wie eine Mischung aus Erdbeere, Granatapfel und etwas anderes von dem ich keine Ahnung hatte, was es war. Zumindest war es lecker.

Wie funktioniert das eigentlich mit dem Licht hier unten? Fragte ich neugierig und zeigte auf die Wände, die auch hier drinnen leuchteten, genau wie von draußen.

Das ist eine spezielle Alge, die fluoresziert. Je nach Art sind es verschiedene Farben. Im Moment ist es modern die Farbe je nach Zimmer zu ändern. Im Schlafzimmer ist oft alles rosa und in der Küche blau. Aber mein Haus ist komplett blau, weil sich das rosa mit meinen Haaren beißt. Das ist nie derselbe Farbton.

Ich musste grinsen. Nalina war mir irgendwie ähnlich. Rosa war auch nicht wirklich meine Farbe.  

Wir müssen  überlegen, was wir jetzt machen sollen. Ich weiß nicht wo deine Stadt liegt, aber sie ist wahrscheinlich eine ganze Ecke weit weg. Das nächste Festland ist fast hundertfünfzig Kilometer entfernt.

Das schockte mich völlig.

Hundertfünfzig. Wie kann das denn sein? Ich kann doch unmöglich so weit geschwommen sein.

Das war echt krass. Ich war doch kein Rennboot, sondern eine Meerjungfrau.

Das wäre schon möglich. So weit ist das nun auch wieder nicht. Fand Nalina und trank ihren blassgrünen Shake. (Ich war froh, dass ich nicht den bekommen hatte. Er sah nämlich irgendwie aus wie geschmolzenes Waldmeistereis.)

Ich weiß nicht so genau. Heute um zehn vielleicht, oder halb elf? Ich hab nicht auf die Uhr gesehen, als ich aus dem Bus gestiegen bin und dann ist sie kaputt gegangen. Wie spät ist es denn jetzt?

Nalina sah sich um und entdeckte und sah auf etwas, dass an der Wand hing. Es war eine blaue Scheibe mit Luftblasen in verschiedenen Farben. Ich hatte keine Ahnung, wie man daran die Zeit ablesen sollte, aber Nalina schienen die bunten Blasen offensichtlich etwas zu sagen.

In einer halben Stunde geht die Sonne unter. Sagte sie. Meiner Meinung nach sagte die Uhr aber eher, dass sechs blaue Bläschen oben schwammen und zwei grüne außen herum tanzten. Diese Welt war wirklich total abgedreht.

Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Wann das wohl ist? So gegen sieben vielleicht oder eher acht. Ich hatte keine Ahnung, aber es war viel später, als ich dachte. Entweder hatte ich echt lange in dieser Felsenhöhle gedöst, oder ich war ewiglich geschwommen. Egal. Jedenfalls war es viel zu spät, um wieder nach Hause zu schwimmen, selbst wenn ich den Weg gekannt hätte.

Ich hatte meinen Corall-Shake ausgetrunken und schob das Glas von mir weg. Sofort tauchte die Kellnerin auf und nahm es mir weg. Vielleicht wollte sie, dass wir schnell gingen, weil noch andere Gäste warteten oder sie war einfach ein bisschen übereifrig.

Wollen sie zahlen, oder darf ich ihnen noch etwas bringen? Fragte die Meerjungfrau und stellte auch Nalinas leeren Shake auf ihr Tablett. Ihr lächeln wirkte eher gezwungen und ihr Ton schien zu sagen: „Macht bloß, dass ihr wegkommt“.

Nein, danke. Wir würden gerne zahlen. Erwiderte Nalina ebenso höflich, aber ich meinte einen Funken der Genervtheit in ihren Augen zu sehen. Offensichtlich ging diese Frau ihr genauso auf den Keks, wie mir.

Das macht dann acht fünfzig. Sagte die Kellnerin mit einem Blick auf einen Zettel, der auf ihrem Tablett lag. Wie machten sie das bloß, dass das Papier hier nicht kaputtging?

Nalina zog eine schwarze Karte hervor (wo hatte sie die denn Plötzlich her? Sie hatte doch gar keine Tasche) und gab sie der Kellnerin. Diese zog die Karte durch ein Gerät, das an ihrem Gürtel hing und nickte. Den Gürtel trug sie um ihre Taille, weil sie natürlich keine Hose anhatte.

Vielen Dank für ihren Besuch im Café „Blaue Perle“. Ich hoffe sie beehren uns bald wieder. Leierte sie ihren Standartsatz herunter, den sie vermutlich tausendmal am Tag sagte und gab Nalina ihre Karte zurück. Dann begann sie ganz dreist den Tisch abzuwischen (obwohl das Unterwasser doch irgendwie überflüssig war) und winkte dann zwei Mädchen herbei, die an der Tür warteten.

Hier wird gleich frei. Flötete sie fröhlich und schwamm mit ihrem Tablett davon.

So eine Unverschämtheit, dachte ich und schüttelte den Kopf.

Komm, sagte Nalina und wir verließen das Café.

Sonst sind die Leute in diesem Café immer sehr nett. Die komische Tussi hab ich da noch nie gesehen. Du musst ja ein ganz schlechtes Bild von den Meermenschen bekommen haben. Meinte sie und kicherte.

Schon okay. Es gibt ja auch unfreundliche Menschen. Sagte ich und musste prompt an meinen Vater denken. Was der jetzt gerade wohl machte? Bestimmt hatte er bemerkt, dass ich nicht wirklich zur Nachhilfe gegangen war und war jetzt fuchsteufelswild. Und noch viel wütender, als in dem Moment, als ich heute Morgen aus dem Haus gerannt war. Ich hatte irgendwie das Gefühl, als sei das schon ewig her und nicht erst vor knapp zwölf Stunden oder so.

Es ist viel zu spät, als das ich dich jetzt noch guten Gewissens losschicken könnte, auch wenn wir den Weg wissen würden. Ich schlage vor, dass du heute bei Etienne und mit übernachtest. Das ist kein Problem. Wir sind vor einer Weile umgezogen und das Gästezimmer ist gerade fertig geworden. Du könntest es einweihen. Morgen früh überlegen wir dann weiter. Deine Stadt können wir relativ leicht in einer Karte suchen. Wir haben so eine zu Hause, auf der auch die Namen, die die Menschen verwenden verzeichnet sind.

Das war so unglaublich nett.

Das wäre super, wenn es keine zu großen Umstände macht.

Ach Quatsch. Wir machen das doch gerne und wir können auch gleich Aiden besuchen. Wenn wir Glück haben ist es dein Aiden.

Mein Aiden. Wie das klingt. Wie „Mein Aiden“, „Mein Freund“ oder so. OMG, ich denke mal wieder nur Schrott.

Da geht es lang. Sagte sie und wies mit der Hand nach links. Wir bogen in eine Straße ein, die mich sehr an eine völlig normale Wohngegend erinnerte.

Wir schwammen auf einer Art Sandstraße die rechte und links von kleinen Häusern gesäumt war. Alle Häuser standen einzeln und sahen aus wie schnuckelige Lebkuchenhäuschen. Sie waren über und über mit diesen fluoreszierenden Algen bedeckte, was etwas nach Tannenbaum aussah. In den Vorgärten waren bunte Korallen und viele bunte Fische. Ein Garten war schöner als der andere und es schien einen richtigen Wettstreit zwischen den Nachbarn um das bunteste Korallenriff zu geben. In einigen Gärten lagen auch kunstvolle Steine und so etwas herum. Alles erinnerte mich ein bisschen an ein Aquarium, das liebvoll eingerichtet wurde.

Da wohnen Etienne und ich. Sagte Nalina und schwamm zu einem Haus aus grauem Stein, das aber komplett bläulich leuchtete. Es tauchte den Vorgarten in ein angenehmes Licht. Auch hier gab es ein kleines Riff, dass aber eher schlicht gehalten war und in dem viel wunderschöne Fische herumschwammen. Ob die hier wohl eine Art Haustiere waren?

Hallo, ich hoffe das neue Chap hat euch gefallen. (Ich hab doch gesagt jetzt kommt öfter mal eins. Besonders wenn ich Zeit habe)

Schreibt doch bitte mal, wenn ihr irgendwelche Anregungen habt, oder etwas was noch passieren könnte. Würde mich echt mal interessieren. :)

Eure Anni

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