"Du... du bist gestorben...", schluchzte er dann und schaute auf den Boden, immer noch geschockt darüber, dass diese Frau, diese gruselige, tote Frau, seine Mutter ist.

"Die Ritter wollten dein Element, das Element der Erde, doch du hast es verloren... und ich hatte es dann... D.. das wussten die Ritter jedoch nicht und s.. s... sie hätten nicht aufgehört, nach dem Elementträger zu suchen,... hätten schließlich mich...", Cole's Stimme brach, während er sich die ganze Geschichte seiner Vergangenheit schließlich erfolgerte.

Er schluckte, bevor er fortfuhr.

"Sie hätten mich getötet, oder sonst was mit mir gemacht, wegen meinem Element...
Du hast dich ihnen gestellt, um mich zu schützen...", Cole zitterte und blickte dann auf.

"So war es doch, oder Mum", flüsterte er tonlos und fühlte sich plötzlich so schuldig, dass seine Kehle brannte.

"Nun...", Flora fixierte ihre Augen auf einen Punkt in der Ferne, als würde sie dort die Geschichte noch einmal sehen.

"Die Seelenritter tauchten plötzlich auf und griffen mich an... mich und meine Mutter, deine Oma...", begann Cole's Mutter zu erzählen.

"Sie waren auch schon öfter in unserem Haus eingebrochen, als ich deinen Vater noch nicht kannte, und eben noch bei meiner Mutter lebte", sie pausierte kurz und löste ihren Blick dann zögerlich von dem Punkt, den sie angestarrt hatte.

"Wir konnten immer erfolgreich fliehen, doch nie rausbekommen, was sie von mir wollten, doch wir wussten, es musste mit meinem Element zusammenhängen...
Ich lernte eines Tages deinen Vater kennen und wir bekamen dich, Cole...", ihre Stimme bebte als sie fortfuhr.

"Ich bekam so eine Angst, als ich merkte, dass ich mein Element bei deiner Geburt verlor und du es dann trugst... denn ich wusste, die Ritter würden jetzt dich suchen, ...aber nicht, wenn sie nicht wüssten, dass es dich gibt... Deinem Vater habe ich nie von dem Element und den Rittern erzählt, um ihn zu schützen...", nun blickte Flora ihrem Jungen fest in die Augen und Cole erkannte entsetzt, wie traurig sie waren.

"Ich wollte mich ihnen ausliefern...
Meine Mutter war erschüttert von meinem Vorhaben, wollte mich davon abhalten, aber sie sah ein, dass ich es tat, weil ich dich über alles liebte...", erklärte sie dann nüchtern.

Ihre nächsten Worte schien sie mit bedacht zu wählen, denn sie überlegte kurz.

"Mum braute mir einen Tee zusammen, der mein Element für genau drei Stunden zurückbrachte... zuvor hatte ich mich von euch verabschiedet", Flora schaute Cole kurz wehleidig an und dann löste sie ihren Blick wieder von dem Schwarzen Ninja.

Cole zitterte nun so stark, dass er sich irgendwo festhalten musste und griff an die Lehne des Stuhles, der neben ihm am Schreibtisch stand.

"Ich habe dann die Seelenritter aufgesucht, ihnen mein Element gezeigt, welches ja nur für ein paar Stunden noch herbeigezaubert war und sie brachten mich weg... in eine dunkle, riesige Höhle, tief unter der Erde.

Sie banden mich an einen Stuhl und plötzlich nahm, scheinbar der Anführer der Ritter, seinen Helm ab und etwas kam zum Vorschein, dass ich noch nie gesehen habe... das war kein Mensch... es war irgendein furchtbares Wesen, mit verkohltem Kopf und...", die Erinnerung schien sie zu quälen, doch tapfer sprach Flora dann weiter.

"Er biss mir in die Schulter, saugte mir mein Blut aus...."

"Unsere Elementarkraft liegt im Blut...", erinnerte sich Cole. Das hatte Wu ihm und dem Rest des Ninja Teams einst erklärt.

"Doch die drei Stunden vergingen, noch ehe sie ansatzweise fertig waren...", Flora zuckte kurz zusammen und Cole's Herz schlug ihm bis zum Hals.

"Sie merkten es sofort...", sie stoppte kurz.

Keuchend fuhr sie nach einer Weile fort und bei den nächsten Worten zog es Cole den Magen zusammen, während er sie wie betäubt anstarrte.
"Sie wurden wütend, verlangten eine Erklärung, ich sagte natürlich nichts.... und die Seelenritter töteten mich...".

Und als sie erneut abbrach, flüsterte Cole, mit brüchiger Stimme : "Du hast das nur für mich getan..."

Das war zu viel für ihn, teuflische Schuldgefühle und Selbsthass krochen ihm in die Kehle, nahmen ihm den Atem und er sank zu Boden und Tränen rannten wie kleine Rinnsäle seine Wangen hinunter.

"Alles nur wegen mir...", schluchzte er und kauerte sich auf dem kalten Steinboden des Kellerraumes zusammen.

"Nein Cole", hörte er seine Mutter entsetzt keuchen und spürte ihre sonst kalten Hände auf seinem Rücken, die nun aber warm und liebend waren.

"Ich habe das getan, weil ich dich liebe !", betonte sie und richtete Cole auf.

Dieser kam nur schwer auf die Beine und ihm war schwindelig, wie an dem Tag, bevor er ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

"Cole, ich liebe dich", wiederholte Flora ihre Worte und strich sacht über seine Wange und die Tränen weg.
Cole nickte bloß, unfähig zu sprechen und versuchte sich zu beruhigen.

"Deine Mutter... Lou sagte, sie sei gestorben, noch lange vor meiner Geburt, aber scheinbar ist sie das nicht", fiel Cole ein und er sah seine Mutter an, noch immer zitterte er.

"Nun... sie wollte nicht, dass Lou sie kennenlernt. Es wäre dann sehr einfach gewesen zu erraten, dass etwas nicht stimmt mit unserer Familie, denn...", sie lächelte, als sie fortfuhr. "Das Sonderbare war ihr Beruf... auch heute noch", damit blickte sie Cole tief in die Augen und sagte ihm somit "du weißt wer sie ist".

Cole stutzte. "Heute noch ? Sie lebt ?", überlegte er in Gedanken. Dann kam es ihm. "Ein Tee, der so viel Magie bewirkte um ein Element zurückzubringen..."

Dann sagte er laut : "Mistaké".

Und Flora nickte.

Cole war erstaunt. Er war mit Mistaké verwandt ? Der alten, scharfzüngigen, stets meckernden Mistaké ?

"Meine Freunde sind gerade bei ihr, um sie zu fragen, ob sie mehr über die Ritter weiß", berichtete er Flora und wartete auf ihre Reaktion.

Zu seinem Erstaunen sagte sie, dass sie das bereits wüsste.

"Besuchst du sie auch ?", fragte er seine Tote Mutter neugierig.
Sie schüttelte ihren schiefen Kopf, und die langen Schwarzen Haare schwankten umher. "Ich kann nur dich aufsuchen, nur du kannst mich sehen, hören und anfassen", erklärte sie seufzend.

"Warum ?"

"Ich weiß es nicht...", gab sie ehrlich zu.

"Ich nehme an, Mistaké erzählt den Ninja nichts von den Rittern", murmelte Cole.

"Weiß sie von deinem Tod ?", diese Worte brachte er nur schwer hinter sich und er hatte einen Kloß im Hals.

"Nein...", erwiderte Flora dumpf. "Nun, sie kann es sich bestimmt denken, aber die Garantie hatte sie nie... sie war am Boden zerstört und ich konnte nichts tun..." ihre Stimme zitterte leicht und sie räusperte sich, ehe sie fortfuhr.

"Niemand fand meine Leiche, weshalb ich auch für viele sozusagen noch lebe und einfach nur verschwunden, ausgewandert bin, wie dein Vater zum Beispiel annimmt".

"Mein Vater... er will gar nichts mehr von dir wissen... von mir nun auch nicht mehr...", erzählte Cole und seine Augen funkelten wütend und traurig.

"Aber ich verstehe es nicht... Zuerst hat er sich für mich eingesetzt, als ich euch erzählte, dass ich schw...", er brach ab und schaute weg.

"Nun, Cole, ich weiß nicht, was mit deinem Vater los ist..., aber ich liebe dich, genauso wie du bist", sagte Flora, nahm Cole's Kinn und drehte seinen Kopf wieder zu ihr und ihre Augen glänzten im Dämmerlicht, welches durch die kleinen Fenster hereinschien.

"Es war nur die beste Ausrede, die ich finden konnte und... ihr solltet mich hassen...", erklärte sie und ihre Stimme war belegt mit Trauer.

"Ich habe dich nie gehasst", wisperte Cole und erneut stiegen Tränen in seinen Augen auf.

"Ich weiß, was du zum Abschied mir zugeflüstert hast..."
"Ehrlich ?", Flora schmunzelte. "Du solltest es eigentlich nicht hören", erwiderte sie und knuffte Cole freundlich in die Seite.

"Ich habe nur dann alles an dir verdrängt... Doch eigentlich wollte ich das nie", flüsterte der Schwarzhaarige und seine Stimme war brüchig.

"Ich liebe dich mein Junge", sagte Flora und ging ein paar Schritte auf ihn zu... und umarmte ihn dann.

Cole spürte unendliche Liebe und Güte von ihr ausströmen und umarmte zurück.

Er lächelte und schloss die Augen.

...

Plötzlich hörte er von oben ein lautes Poltern.

Cole zuckte sichtlich zusammen und löste sich aus der Umarmung.

"Sind deine Freunde schon zurück ?", fragte Flora und sie legte Cole schützend eine Hand auf die Schulter.

Er schüttelte kaum merklich den Kopf und horchte weiter, bevor ihm plötzlich das Blut in den Adern gefrierte.

Jemand kam die Treppe zum Keller herab...

Jemand kam auf sie zu.