28 ✴ Fiebertraum

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Ich stand vor einer langen, steinernden Treppe. Ein Kiesweg führte zu dieser - umgeben von grossen Bäumen und Sträuchern.
Alles um diese Szenerie herum war in dunkle Gewitterwolken gehüllt - durch welche zwischendurch immer wieder Blitze zuckten.

Ich spürte meine Schritte nicht, als ich verwirrt auf die Treppe zuging.
Auf der untersten Stufe sass Liana - immer noch mit aufgeschlitzten Körper. Aber sie sah mich lebendig und mit traurigem Blick an.

"Wieso bist du hier, Sponsorenjunkie?"

Liana's Stimme war wässrig und hallte unangenehm in meinem Kopf nach.

"Ich weiss es nicht!"

Ebenso war meine Stimme so, als würde sie mir nicht gehören - und doch fühlte ich jede Silbe in meinem schmerzverzerrten Körper.

"Dann geh! Los jetzt! Geh hinauf!"

Verzweifelt gingen meine Füsse wie auf Knopfdruck die Treppenstufen hoch. Unsicher sah ich zu Liana zurück, welche mir mit undurchdringlichen Blick nachstarrte.

"Ich wünschte, ich wäre einen heldenähnlicheren Tod gestorben..."

Da sass sie; die ebenso blutdurchtränkte Isabella - einige Stufen weiter oben.
Ihre Augen waren glasig und sie fing sogleich an zu weinen.

"Es tut mir so leid..."

Meine Stimme klang heiser und ebenso weinend. Ich wollte Isabella in den Arm nehmen - sie trösten.
Doch mein Körper gehorchte mir nicht.

"Bitte geh. Du musst das Ganze hier überleben...nicht so wie ich."

Wie automatisch ging ich durch Isabella's Satz weiter die Stufen hinauf. Hörte meine Schritte gar nicht. Spürte aber, wie die Tränen über meine heissen Wangen hinabrannen.

"Bist du nun zufrieden?"

Diese Stimme liess mich zusammenzucken - die Stimme von Liza, welche kerzengerade mit eingeschlagenen, blutigen Kopf auf einer Stufe sass.
Ihr Körper war angespannt - genau so wie in dem Moment, als sie vom Kommandohaus hinabgefallen war.

Ich wollte etwas sagen - jedoch wusste ich nicht, was ich sagen wollte.

"Ich war nie stark, Ayleen."

Meldete sich Liza schliesslich leise und kleinlaut zu Wort. Ihr Blick war auf einmal dieser eines kleinen Mädchens. Eines verängstigten, verzweifelten Mädchens. Welches durchgehend unter Druck anderer Menschen litt.

Mir entfuhr ein Seufzen - wollte zu Liza, auch wenn ich nicht wusste, was ich ihr sagen wollte. Ich hasste sie - und doch tat sie mir ein bisschen leid.

Aber meine Schritte trugen mich weitere Stufen hinauf - spürte meinen Atem zittern und mir wurde eiskalt.

"Da bist du ja."

Ich fühlte Übelkeit - unfassbar stark, als ich mich zu Nick rechts auf der Stufe sitzend umdrehte.

Das Blut floss immer noch aus seinem Mund und ebenso waren seine Lippen rot gefärbt. Seine Lippen, welche aber dieses Mal ein trauriges Lächeln abzeichneten.

"Wenn man als Arschloch erzogen wird - dann ist man dieses Arschloch für sein ganzes Leben lang."

Dies waren die einzigen weiteren Worte, welche man mir von Nick zuliess - also trat ich die steinernden Stufen weiter hinauf. Immer wie mehr Unkraut war in den Ritzen der Steinstufen zu erkennen.

"Bist du eine Fee?"

Mit erschrockenem Aufschnaufen - drehte ich mich zu der kleinen Cëdrice um. Ich hatte ihre Stimme noch nicht oft gehört.
Sie hatte das Messer neben ihr liegen, welches Slytha ihr in den Körper geworfen hatte. Blut klebte an diesem.

Cëdrice's Augen waren so voller Unschuld. Starrten mich mit einem fantasievollen und liebevollen Blick an.

Ich wollte ihr antworten, doch ich musste weiter hinaufgehen.
Langsam spürte ich Wind, welcher mich umschlang. Er war sanft - und doch fordernd.

"Bitte, bitte rede mit mir! Es tut mir so leid. Ich wollte doch nur..."

Sara - das Mädchen aus Distrikt 5, sass auf einer mit Löwenzahn gezierten Treppenstufe.
Sie hatte einen alten Telefonhörer in ihrer Hand - dessen Kabel aber abgeschnitten wurde.
Sie wollte ihrer grossen Schwester telefonieren. Und sah mich durch Schluchzern und verzweifelten Schreien gar nicht an.

Neben ihr sass ihr Mittribut - Timo. Er hielt eine Handvoll Beeren vor sich, von welchen er mit verzweifelten und erschöpften Schluchzern - immer wieder eine davon ass.
Auch er würdigte mich keines Blickes.

Also trat ich weiter hinauf. Mein ganzer Körper zitterte - ich spürte es wieder immer wie mehr.
Als würde meine Kraft - meine Emotionen zu mir zurückkommen.

Drei Leichensäcke, durch welche teilweise noch blutige Stellen zu sehen waren - sah ich irgendwann links auf mehreren Treppenstufen liegend.
Sie waren mit roter Schrift angeschrieben - Fabio Tellura, Kath Sangster, Stephan Oldman.

Daneben sass Christophe - mit durchnässter Kleidung und bleichem Gesicht. Er weinte und vergrub sein Gesicht dann in den Händen.

"Ich kann nicht schwimmen! Wieso hat mich denn niemand gehört?!"

In mir drinn wurde es immer wie unruhiger - denn auch die Gewitterwolken um mich herum wurden gefährlicher und stürmischer.

Mit schnellerem Tempo ging ich die Stufen weiter hinauf.
Schrie verzweifelt auf - als ich Liana's Distriktpartner Yan sah. Mit abgeschlagenen Kopf.

Stolperte - und erklimm schliesslich auf allen Vieren die Treppe hoch.

Die zwei Tribute aus Distrikt 12 - Yessica mit blutüberströmten Körper und Alayn mit der aufgeschlitzten Kehle - sahen mir mit ängstlichem Blick nach.

Ich durfte nicht mehr anhalten. Konnte diese Schmerzen nicht mehr aushalten!

Mikaela sass mit leerem Blick auf einer Stufe - das Messer von Slytha war noch in ihrem Rücken.
Sie redete haspelnd vor sich hin - nahm mich nicht wahr.
Neben ihr Sheena - mit dem Pfeil im Kopf. Sie starrte ebenso ins Leere, mit wütendem Blick.

Mein Atem rasselte und ich schluchzte immer wieder.

Nahm denn diese Treppe nie ein Ende?!

Als hätte man meine Gedanken gehört - war nach ein paar Treppenstufen das Ende der Treppe zu sehen.

Ein kurzer, ebenso mit Bäumen und Sträuchern gesäumter Weg - führte zu einer mir nicht unbekannten Tür.

Die Haupttür des Bürgermeisters von Distrikt 7.
Die Tür, durch welche ich Colyn und Glenn in ihrem intimen Moment gestört hatte.
Durch welche Colyn wütend rausgestampft gewesen war.
Die Erinnerung, welche in den letzten Tagen wieder in meinen Kopf geschossen kam - als ich Colyn näher gekommen war.

Und da sass er.
Auf der ganz zu obersten Stufe hob der Schwarzhaarige den Blick und ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen.

Von seiner Verletzung war nichts zu sehen - doch sein Blick war gebrochen. Und doch schien er sich zu freuen, mich zu sehen.

Endlich bekam ich wieder ganze Kontrolle über meinen Körper - strauchelte schluchzend die letzten Stufen hoch und kniete mich leise weinend zu ihm.

"Ayleen.." Seine Stimme klang nicht unangenehm, wie etwa deren der anderen Tribute.
Er war hier. Und ich war hier.

"Colyn..." Ich bekam seinen Namen unter unfassbar verzweifelten Schluchzern fast gar nicht über die Lippen.

"Was tust du denn hier?" Seine Hand legte sich liebevoll an meine tränenbenetzte Wange, worüber ich nur noch mehr wimmern musste.

"Ich weiss es nicht. Colyn, ich weiss es nicht...",schluchzte ich kopfschüttelnd und griff nach seiner freien Hand.
Seine Haut war kühl - fühlte sich tot an. Und doch war sein Blick so voller Liebe gefüllt - auf mich gerichtet.

"Es tut mir so leid.",flüsterte ich mit brüchiger Stimme. "Ich hätte dich beschützen sollen. Ich hätte etwas dagegen tun sollen, dass die Karrieros uns trennen, ich hätte..."

Doch Colyn unterbrach mich und schüttelte mit sanften Blick den Kopf.

"Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern, Ayleen. Du bist schlau genug, das zu wissen. Jedenfalls dachte ich das." Sein Grinsen - sein Grinsen zierte seine Lippen. Das Colyn-Grinsen, welches mir die letzten Tage im Kapitol so viel Kraft geschenkt hatte.

Ich lachte auf - und fing sogleich wieder an zu weinen.

"Du musst weitergehen, Ayleen.."
"Nein. Nein! Ich lasse dich nicht hier!"

Colyn sah zu der Bürgermeistertür und ich sah, wie es sein Gesicht vor Schmerz verzog - die Erinnerungen an Glenn.

"Ich kann nicht mit dir kommen."
"Wieso nicht?"
"Weil ich tot bin. Das weisst du doch."

Colyn's Satz liess mich zusammenzucken - die Gewitterwolken wurden so dunkel, dass das Licht immer wie mehr gedimmt wurde.

"Ayleen!", ertönte Colyn's Stimme durch die aufkommenen Windböen, welche Blätter und Staub um uns herum aufwirbelten.

"Du musst weitermachen, hast du mich verstanden?!" Er legte seine Hände an meine beiden Wangen und ich sah ihm verzweifelt in seine Augen.
So voller Leben waren sie - und doch wusste ich in mir drinn, dass ich sie nie wieder so voller Leben zu Gesicht bekommen würde.

"Ich kann nicht.",hauchte ich und der Sturm lichtete sich wieder wie auf Knopfdruck um uns herum.
Schluchzend senkte ich meinen Blick und schüttelte den Kopf.

"Es tut so weh, Colyn. Es tut so weh. Und ich weiss nicht, wie ich all das durchstehen soll. Ich weiss nicht wie."
"In dem du durchhälst - ganz einfach." Colyn legte seine Finger an mein Kinn - sodass ich ihm wieder ins Gesicht sehen konnte.

"Du bist so stark, Ayleen." Colyn's Stimme verschwamm in dieser von Tante Augustine - erschien mir so viel lauter als alle anderen Wörter bisher. Wichtiger. Stärker.

Dann war er weg.
Verzweifelt sah ich umher - gerade noch hatte er meine Wange gestreichelt - und jetzt war er weg.

Schluchzend griff ich ins Leere, strich über die staubige und mit Unkraut überwachsene Stufe.
Sie war leer.

Ich stiess einen verzweifelten Schrei aus und sah umher - sah in den mit Blitz und Donner durchfluteten Himmel.

Ich wollte nicht mehr!
Ich konnte nicht mehr!
Und doch musste ich.
Ich wusste es.

Meine Beine trugen mich wie in Zeitlupe zu der Tür.
Der Wind liess meine roten Haare wild um mein Gesicht peitschen.

Meine Finger berührten den Türknauf - und mit einem Klicken ging sie auf.

"Ayleen?" Silija's Stimme war meterweit entfernt - kam aber immer wie näher. "Ayleen!"

Mit schweissnasser Stirn rang ich nach Luft - und wachte auf.

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