Besondere Küsse vergisst man nicht Part 3

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Ein Bimmeln der Glocke meldete mir, dass gerade eben jemand die Tierpraxis betreten hatte. Eilig lief ich zum Empfang, um mich um die Kundschaft kümmern zu können. Ich dachte erst mich trifft der Schlag, als ich Betty vor mir sah, die einen braunen Pudel bei sich trug.

,,Hey Selina, ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest.''

Betty klang mitgenommen.

,,Ich bin drei Mal in der Woche hier für 3 Stunden.''

Betty überreichte mir behutsam den Pudel. Vom weiten fielen mir seine glasigen Augen und sein heiseres Hecheln auf.

,,Das ist Pepper, mein Hund'', half Betty mir auf die Sprünge.

,,Sie isst nichts mehr seit gestern, ich mache mir Sorgen.''

Ihr sonst so einwandfreies Makeup schien heute nicht anwesend zu sein, wodurch etwas fast schon Menschliches, Zerstörtes ausstrahlte.

,,Ich schaue mir mal Pepper an, okay?''

Mit dem Hund im Arm mache ich mich auf zum Behandlungsbereich der Tierpraxis. Strategisch ging ich im Kopf die neun Gründe durch, weshalb ein Hund nicht das Bedürfnis hatte mehr zu essen. Stress, eine Verletzung, die mit Schmerzen verbunden war, eine unentdeckte ernstzunehmende Krankheit, dem Verzehr von zu vielen Leckererlies oder Läufigkeit waren meistens die Hauptursachen, warum ein Hund aufhörte zu essen.

Behutsam tastete ich seinen kleinen Körper nach Verletzungen überall am Körper ab, doch machte keine ausfindig. Danach machte ich einen Ultraschall. Pepper war nicht trächtig. Im Gegenteil. Als ich das Ultraschallgerät ihrem Magen zusteuere, sprang etwas dunkles, großes mir in die Linse, Pepper hat einen Tumor am Magen.

,,Es tut mir Leid Miss Mckenzie, aber ich befürchte uns bleibt nichts anderes übrig als ihren Hund einzuschläfern, um ihm mögliche Schmerzen zu ersparen.''

Mr. Middelten, mein Vorgesetzter, brachte diese Worte mit so einer erschreckenden Leichtigkeit über die Lippen, was für mich geradezu unbegreiflich war. Kalk weiß, so konnte die Farbe definieren werden, die Bettys Gesicht durch Mr Middeltens Worte annahm.

,,Sie müssen doch der armen Pepper irgendwie helfen können.''

Systematisch strich Betty sich immer wieder durch die Haare, sie wusste anscheinend nicht wohin mit ihren Händen und war verständlicherweise aufgewühlt.

,,Wenn ich sage, dass wir nichts mehr für sie machen können, dann meine ich es auch so. Selina du wirst die Einschläferung übernehmen.''

Besaß Mister Middelten den keinen Hauch von Feingefühl?

,,Möchtest du vielleicht deine Eltern oder Leila oder Katy anrufen und sie bitten herzukommen?''

Das Abschiednehmen von einem geliebten Familienmitglied war wesentlich besser in einem Umfeld aus Menschen die einen Nahe standen zu ertragen, wusste ich aus eigener Erfahrung. Meinen Hamster hatte ich zusammen mit meinen Eltern, Ashley, Riley und Bianca in unserem Garten beerdigt. Ashley hatte extra für den Anlass einen Stein mit der Inschrift: ,,Ruhe in Frieden" besorgt.

,,Meine Eltern sind auf Geschäftsreise in New York, die werde ich sicherlich nicht nur wegen der Einschläferung Peppers hierherbestellen und Katy und Leila habe ich als Seelenbeistand nicht nötig.''

Garantiert mussten Aliens Betty entführt und sie mit einem Klon ausgetauscht haben, es gab keine andere Erklärung für ihr eigenartiges Verhalten.

,,Überbelege es dir gut, Betty'', riet ich ihr.

,,Lass es mich einfach hinter mich bringen, Selina.''

Mag sein, dass sie nicht zu meinen Lieblingspersonen gehört und ich nicht zu ihren, ganz gleich, ich hatte Mitleid mit ihr.

,,Soll ich schon mit der Beruhigungsspritze beginnen oder soll ich euch noch einen Moment geben? Ihr könnt auch eine letzte Runde um den Block gehen, wenn du noch nicht bereit bist, dass wir sofort beginnen.''

Alles stand schon bereit. An sich hätten wir mit der Einschläferung direkt anfangen können, doch ich wollte, dass Betty die Zeit bekam die sie brauchte, um sich auf das was nun folgen würde vorbereiten konnte.

,,Nein, es geht schon. Mach einfach, je schneller desto besser.''

Pepper winselte auf, als ich sie mit der Nadel stupste und es tat mir fast schon weh mitanzusehen, wie sie erschrocken da lag und uns mit ihren großen Augen anstarrte.

,,Ganz ruhig Pepper, alles ist in Ordnung.''

Wie ein Roboter strich Betty immer und immer wieder über Peppers zartes Fell und kraulte sie hinter den Ohren, sie war kurz vorm einschlafen, was sich durch das Abnehmen ihres Wimmerns bemerkbar machte.

,,Jetzt werde sie mit einem Narkosemittel behandeln, sobald diese wirkt werde ich die Dosis steigern, durch die Überdosierung wird ihr Herzschlag und Atmung aussetzen, sie wird sterben ohne etwas zu merken.''

Mir lag es am Herzen Betty detailliert den Ablauf der Einschläferung zu schildern.

,,Ich weiß noch, wie ich dich das erste Mal in meinem Armen gehalten habe Pepper, du warst das süßeste Hundebaby aller Zeit, Mum ist wahrlich ausgetickt als Dad mit dir zuhause ankam.''

Eine Träne kullerte über Bettys Wange. Die Narkose bewies allmählich ihre Wirkung, Pepper rührte sich nicht mehr.

,,Aber du hast es geschafft deinen Charme auf sie abzufärben, so, dass sie dich in ihr Herz mit der Zeit geschlossen hat. Ich bin unglaublich dankbar für die sieben Jahre die wir zusammen verbringen durften. Lebwohl Pepper.''

Als hätte sie nur auf die Abschiedsworte gewartet, vollbrachte Pepper ihren letzten Atemzug. Mit dem Stethoskop hörte ich ihren Herzschlag ab. Ein schwacher Puls, der immer mehr unterging, bis er vollkommen verschwand. Pepper war tot.

,,Pepper ist gerade von uns gegangen Betty.''

Irgendwoher ergatterte ich ein Taschentuch, welches es ihr reichte. Schniefend putzte sie sich die Nase. Ich war dazu verpflichtet sie als nächstes zu fragen, ob sie Peppers leblosen Körper mitnehmen wollte, um ihn bei sich im Garten zu vergaben oder ob ich ihn entsorgen sollte.

,,Wollen Sie Peppers Leichman mitnehmen, oder sollen wir  ihn entsorgen?'', kam mir Mr. Midelten zuvor.

,,Ich weiß es noch nicht. Könnten wir darüber vielleicht später sprechen? Ich hätte gerne einen kurzen Moment für mich alleine, wenn das in Ordnung wäre.''

,,Natürlich'', gab er sich mit ihrer Antwort zufrieden.

Die Toilettentür im Fieser dampfte sie ab. Gemächlich räumte ich den Bereich in dem die Einschläferung stattgefunden hatte auf.

,,Es war die richtige Entscheidung das Tier einzuschläfern. Es hätte sonst qualvolle Schmerz über sich ergehen lassen müssen, bevor es gestorben wäre.''

Mister Midelten hatte Pepper mit einem Tuch umhüllt.

,,Das bestreite ich ja keineswegs, aber wer bin ich, um Gott zu spielen und zu entscheiden ob es Recht auf Leben hat oder nicht.''

,,Du betrachtest nur das Ergebnis der Tat aber nicht die Motivation dahinter Selina. Wir hätten nichts mehr für diesen armen Hund tun können.''

Aber das Ergebnis rechtfertigte trotzdem nicht die volle Tat, zumindest für mich nicht. So ein hartes Fell besaß ich nicht.

,,Ich schaue mal nach Betty.''

***

,,Was willst du?''

Das Gesicht mit kaltem Wasser reinigend machte ich Betty ausfindig.

,,Schauen, wie es dir geht.''

,,Wie du sehen kannst geht es mir prächtig.''

,,Nein tut es nicht und ich kann es mehr als nachvollziehen.''

,,Ich habe nur meinen Hund verloren, sonst nichts weiter'' startete sie den Versuch die Geschehnisse herunterzuspielen.

,,Es ist okay traurig zu sein, Betty. Pepper hat schließlich einen Großteil deiner Kindheit mitgeprägt'', gab ich mein Bestes sie zu ermutigen.

,,Sag mal raffst du es nicht, Maynard?! Lass mich einfach um Gottes Namen in Ruhe! Reicht es denn nicht, deine hässliche Fresse in der Schule zu ertragen zu müssen?''

Geplättet blinzelte ich sie an.

Zu ersten Mal in meinem Leben hatte ich probiert nett zu Betty Mckenzie zu sein und sie hatte nichts besseres zu tun, als mich direkt zu beleidigen?

,,Ich habe heute ernsthaft für möglich gehalten, dass etwas von einem Menschen in dir steckt Betty, da habe ich mich wohl wahrhaft getäuscht.''

,,Sagt die Richtige, ich habe dich und Josh auf der Weihnachtsfeier gesehen. Bianca wird nicht begeistert sein, wenn sie davon Wind bekommt, dass du einfach so ihren Exfreund küsst.''

Sie musste bluffen.

,,Nichts ist zwischen ihm und mir passiert.''

,,Ich habe gesehen, was ich gesehen habe. Zu einer richtigen Beziehung hat es wohl dann doch nicht gereicht, sonst würdet ihr das ganze nicht heimlich machen. Es ist echt bemitleidenswert, dass du immer noch die Hoffnung hast, Josh könnte es Ernst mit dir meinen.''

Endlich fiel bei mir der Groschen.

Konnte es sein, dass Betty insgeheim eifersüchtig auf mich war?

Es klang zwar absurd, aber ich hatte das Gefühl nun zu wissen, warum sie ständig so fies zu mir war.

,,Ich werde mich nicht auf dein Niveau begeben, Betty! Meine Zeit ist mir dafür zu schade. Nein, ich bin kein Engel und es war auch nie meine Intention gewesen, mich als einen auszugeben. Wenn du unzufrieden mit deinem Leben bist, ist das dein Bier, lass es also nicht bei mir aus. Ich habe dir rein gar nichts getan! Es war nie meine Intentionen gewesen, Josh von Bianca zu stehlen, nur um das klarzustellen. Aber eine so du hätte das ohne zu zögern getan, du bist widerlich.''

Bevor ich sie noch weiter mit gemeinen Worten beschießen konnte, schloss ich meinen Mund.

Nimm es ihr nicht übel, sie hat gerade ihren geliebten Hund verloren, ist verletzlich, angreifbar, überfordert und nicht Herrin über sich selbst.

War das nicht Beweis genug, dass auch sie so etwas wie ein Mensch war?

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