Schulschwänzen, um einen klaren Kopf zu bekommen Part 2

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

,,Alle Fahrgäste mögen sich bitte aufs Schiff begeben."

Der Kapitän besaß einen dicken, weißen Vollbart und hatte eine Pfeife im Mund mit der er kontinuierlich paffte. Auf seinem Kopf befand sich eine große dunkelblaue Kapitänsmütze. Er entsprach dem typischen Klischeebild eines etwas älteren Seefahrers, dass man als kleines Kind aus Bilderbüchern aufschnappt. Ich und Josh waren einer der ersten, die das Boot bestiegen. Wir ergatterten ganz vorne an der Reling einen Platz. Neben uns hatte sich ein älterer Herr niedergelassen. Sobald alle Passagiere auf dem Boot Platz genommen hatten, konnte die Tour beginnen. Der Kapitän startete den Motor und schon bewegten wir uns auf dem Wasser in einer raschen Geschwindigkeit.

,,Ob du es glaubst oder nicht. Ich bin noch nie Boot gefahren."

Joshs Haare flatterten durch den Wind wild hin und her. Er hatte mich nicht dafür ausgelacht, dass ich noch nie Schwimmunterricht hatte.

Warum sollte ich mich als darüber lustig machen, dass er noch nie auf einem Boot gewesen ist?

,,Es gibt immer ein erstes Mal."

Wie sagte man so schön: Lieber die Erfahrung zu spät machen, anstatt nie. Eine Möwe kreiste um unsere Köpfe. Vor unseren Augen zogen die Golden Gate Bridge und die Bucht mit ihren vielen Hochhäusern an uns vorbei. Die Sonne hatte sich ganz oben am Horizont niedergelassen und ließ das Wasser fast schon golden glitzern. Keine einzige Wolke bedeckte den hellblau gewordenen Himmel. Das Unwetter ist wohl weiter über die Nachbarstadt gezogen.

,,Weißt du eigentlich, wie glücklich du dich schätzen kannst hier zu leben?"

Mir war das nie bewusst gewesen.

,,In Birmingham zu wohnen, ist sicherlich auch nicht schlecht."

,,Wenn ich die Wahl hätte zwischen Kalifornien und Birmingham, würde ich mich für Kalifornien entscheiden. Für mich gibt es nichts tolleres, als in der Nähe von Stränden zu sein."

Ein Lächeln umspielte mein Gesicht. Das Josh sich am Meer zuhause fühlte, hatte ich gleich am ersten Tag bemerkt.

,,Langsam kommt es mir so vor, als wärst du der wahre Kalifornier von uns beiden und nicht ich."

,,Ist gut vollstellbar."

Er stand direkt hinter mir und machte nicht den Anschein, als habe er vor den Platz zwischen uns zu vergrößern.

Wieso tat er mir das an?

,,Ich will nicht mehr lügen. Ich habe Kalifornien als Ablenkung benutzt vor den Problemen bei mir zu Hause, um mich ihnen nicht stellen zu müssen."

Ich konnte ihn besser nachvollziehen, als mir eigentlich lieb war.

Wer läuft denn nicht lieber vor seinen offensichtlichen Problemen weg, anstatt nach einem Weg zu suchen, sie aus der Welt zu schaffen?

,,Ich bin hier und chille mein Leben, obwohl meine Schwester mich dringend bräuchte."

Er machte eine kurze Pause. Er fühlt sich also schuldig, seine kleine Schwester allein in England gelassen zu haben? Das hatte er doch nicht nötig.

,,Mein Leben ist gerade ziemlich durch den Wind. Meine Eltern haben sich getrennt vor drei Tagen. Sie haben es mir vorgestern per Telefon gestanden. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Einerseits bin ich froh, weil beide sich gegenseitig nicht gut tun, um die Dingen mal klar ins Auge zu sehen. Außerdem würde es Ellies Psyche sicherlich gut tun, wenn sie nicht mehr jede Woche Streit bei uns Zuhause miterleben muss. Was dennoch nicht abzustreiten ist, ist, dass uns nun Veränderung bevorstehen wird."

Wenigstens ist dein Vater nicht ohne Erklärung auf einem Tag auf den anderen abgehauen. Aber das zu erwähnen wäre ziemlich taktlos von mir in diesem Moment. Was er in diesem Moment brauchte war jemand, der ihm das Gefühl gab, er sei kein schlechter Mensch, nur weil er beschlossen hat ein Jahr seine Familie allein zu lassen, obwohl sie gerade eine etwas turbulente Zeit durchmacht und der ihm versicherte, dass er in keinster Weise an der Trennung Schuld sei.

,,Das tut mir Leid, Josh."

Weil ich ihn irgendwie aufheitern wollte, strich ich mit meiner rechten Hand über seine Schulter.

,,Vielleicht ist es ja besser so."

Er zuckte mit den Schultern.

,,Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen."

,,Du solltest du dir keine Vorwürfe machen. Es ist dein gutes Recht dir eine Auszeit zu nehmen, du kannst schließlich nicht für alles verantwortlich sein, es sollte eigentlich die Aufgabe deiner Eltern sein sich um Ellie zu kümmern, nur um das mal ausgesprochen zu haben. Außerdem: Es ist okay, wenn zwei Menschen sich nicht mehr lieben. Das dieses Schicksal deine Eltern getroffen hat, dafür kannst du nichts.''

Ich versuchte durch einen ersten Gesichtsausdruck meinen Worten Kraft zu verleihen.

,,Danke, Selina. Genau aus dem Grund mag ich es mit dir über solche Dinge zu quatschen. Ich bin dankbar, dass du heute mit mir Schule geschwänzt hast."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro