Ich bin stolz auf dich

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Joshs Sicht:

Es sollte keine Überraschung sein, dass ich nicht besonders gut darin war, mich an meine Vorsätze zu halten, wenn es um Selina ging. Es war wie mit einer Droge.

War man erst einmal auf den Geschmack gekommen, konnte man nicht aufhören und wollte die Dosis an Endorphine nur noch steigern.

Wir schliefen noch weitere Male miteinander und ich wusste dabei ganz klar, dass das nicht gut für mich war, weil ich mich immer mehr zu diesem Mädchen hingezogen fühlte und Angst vor dem Moment hatte, an dem sie es beenden würde. Sie ging mir jetzt schon unter die Haut und es gab nichts, was ich dagegen machen konnte.

Deswegen tat ich gelassen und ließ zu, dass wir die Grenze zu Freundschaft immer schwammiger wurde und ich diese irgendwann gar nicht mehr sah.

Denn das, was wir taten und wie wir miteinander umgingen, fühlte sich viel zu sehr nach einer Beziehung an, obwohl wir geklärt hatten, dass wir nicht zusammen waren.

Ich hieß es mehr als willkommen, als Selinas Mutter mich darum bat, etwas für ein Abendessen vorzubereiten, zu dem sie ihren neuen Lover Pascal eingeladen hatte. Sie hatte ihn an dem Abend kennengelernt, als sie Selina und mich zu einem Abendessen in einem schicken Italiener eigeladen hatte.

Er hatte uns bedient und sie hatte sich wahrscheinlich direkt in ihn verguckt. Selina war etwas ziemlich skeptisch gewesen, was die beiden anging und ich war wirklich sehr gespannt, wie sie sich heute Abend benehmen würde.

Als ich mit dem Kochen loslegen wollte, half mir Eva sogar dabei. Sie schnitt das Gemüse, leistete mir Gesellschaft und ich erklärte ihr, wie ich das Brathähnchen mit dem Kartoffelsalat zubereiten würde.

Kochen war stets etwas gewesen, das mich beruhigt hatte. Es fing damit an, dass Mom nicht nach Hause kam und ich wusste, dass Ellie keinen Hunger haben würde, wenn ich ihr einen Teller Nudeln mit Tomatensoße machen würde. Es war ein einfaches Gericht.

Man konnte so gut wie nichts falsch machen und es ging schnell. Ich hatte es einfach ausprobiert und gemerkt, dass man keine Angst vor dem Herd, Töpfen oder Pfannen haben musste.

Denn ja, jeder Mensch konnte kochen, wenn er musste. Vielleicht wurde das Gericht nicht perfekt, brannte an, weil man es zu lange stehen gelassen hatte, doch wenn man ein paar Mal übte, wurde es besser.

Ich mochte es, dass ich beim Kochen meinen Gedanken nachgehen konnte und für eine Weile meine Ruhe hatte. Es gab so viele tolle Rezepte, die man ausprobieren konnte, damit es niemals langweilig wurde.

Am Schönsten waren aber die strahlenden Gesichter, wenn du dein Essen serviertes und dir alle sagten, wie toll es schmecken würde.

Pascal kam pünktlich und wir setzten uns an den Tisch, damit wir mit dem Essen beginnen konnten. Jeder schöpfte sich etwas auf den Teller und dann konnte es auch schon losgehen.

,,Eva, du hast dich selbst übertroffen. Dein Essen schmeckt wirklich fantastisch. Es schmeckt sogar noch besser, als im San Genaro'', lobte Pascal sie, als er sich die erste Gabel in den Mund schob und ich war mir ziemlich sicher, dass er das nur sagte, weil er ihr schmeicheln wollte.

,,Ach was, Pascal. Ich habe nicht mal den größten Teil zubereitet. Das meiste hat Josh gemacht. Aber ich stimme dir auf jeden Fall zu. Es schmeckt wirklich fantastisch, Josh'', stellte Eva klar und lächelte mich an.

Wahrscheinlich hätte sie ohne mich nicht mal eine Ahnung gehabt, was sie überhaupt kochen sollte. Sie und der Haushalt waren alles andere als beste Freunde und ich bewunderte Selina dafür, dass sie mit so jungen Jahren das alles allein hinbekommen hatte.

Vermutlich wuchs man einfach an seinen Aufgaben, wenn man keine andere Wahl hatte (das wusste ich zu gut).

,,Vielen Dank, es freut mich, dass es euch schmeckt', bedankte ich mich für die lieben Worte.

,,Du hast wirklich Talent zum Kochen, mein Junge. Du bist doch wie Selina in deinem vorletzten Schuljahr oder? Schon einmal daran gedacht später nach der Schule etwas in dieser Richtung zu machen?'', erkundigte sich Pascal bei mir.

,,Das Kochen ist nur ein Hobby von ihm. Eigentlich möchte er etwas Richtung Sport machen. Er hofft auf ein Stipendium bei der MVU'', antworte Selina für mich und ich war wirklich erstaunt, dass sie sich noch daran erinnern konnte.

,,Das weißt du noch?'', fragte ich sie verblüfft.

,,Natürlich merke ich mir so etwas. Ich merke mir all die Dinge, über die wir miteinander sprechen.''

Okay, das war sehr interessant zu wissen. Ich war davon ausgegangen, dass ich der Einzige von uns war, der sich an unsere Gespräche erinnern konnte. Ich wusste, dass ihr Hamster Harriet geheißen hatte und ihre Traumuni Oxford war.

Ich wusste, dass sie ihre Brille nicht mochte und sie deshalb Kontaktlinsen trug, da wir darüber mal gesprochen hatten, als wir zusammen an einer Gruppenarbeit für die Schule gesessen hatten. Dass ihr absolutes Lieblingsessen Lasagne war, sie gerne Krimis las und ihre Lieblingsserie FBI Seattle war, weil ich mit ihr schon mehrere Staffeln angeschaut hatte.

Dass sie ihre Emotionen lieber unterdrückte und Kuchen backte, anstatt sie anderen zu zeigen und das nicht richtig war. Und wenn sie wirklich lachte, dann konnte sie andere damit anstecken (mich hatte zumindest schon so oft mit ihrem Lächeln angesteckt).

Sie gab so schnell nicht auf und stellte sich jeder noch so großen Herausforderung, die ihr bevorstand (das hieß, dass sie sogar nach Chicago flog, um ihren Vater zu sehen, mit dem sie jahrelang nicht in Kontakt stand).

Wenn ich so darüber nachdachte, kannte ich den Menschen Selina Lauren Maynard besser, als ich ihr gegenüber zugeben würde. Weil ich versuchte, mir jedes ihrer Worte zu merken.

,,Ich auch'', gab ich sie und etwas sagte in mir, dass sie das eh nicht glaubte.

,,Ach wirklich?'', bezweifelte sie.

Hatte ich's doch gewusst. Du glaubst mir nicht ...

,,Ich weiß zum Beispiel dank dir den Unterschied zwischen Butanol und Methanol. Während Methanol ein Kohlenstoffatom besitzt, hat Butanol vier. Da staunst du, was?'', prahlte ich mit Fachwissen, dass ich dank ihr hatte.

,,Alle Achtung. Das hätte ich deinem Gehirn gar nicht zugetraut'', meinte sie anerkennend.

,,Tja, du unterschätzt mich nun mal des Öfteren.''

,,Interessant. Was für Sportarten machst du so, Josh?'', wurde unser Gespräch von Pascal unterbrochen, der mich interessiert ansah.

,,In Birmingham war ich Mitglied im Tennis und Basketballverein. Hier in Kalifornien spiele ich im Footballteam als Wide Reciever.''

,,Verstehe. Ich war selbst auch ein Wide Reciever in der Mannschaft, als ich so in deinem Alter war.''

Ab da begannen Pascal und ich zu fachsimpeln, unterhielten uns über den Sport und die Spieler, die wir toll fanden.

,,Jetzt zu Ihnen, Pascal. Was machen Sie sonst so, wenn Sie mal nicht damit beschäftigt sind, während ihrer Schicht als Kellner, wildfremde Frauen anzuquatschen?'', lenkte sie das Gesprächsthema in einer anderen Richtung, weil sie wahrscheinlich mit unserer Fachsimpelei überfordert war.

Ich hörte durchaus den kleinen Vorwurf in ihrer Stimme und hoffte, dass Pascal es nicht zu persönlich nahm.

Er schien an sich ganz in Ordnung zu sein und wenn er derjenige war, der Eva glücklich machte, warum nicht probieren?

Selina würde sich mit der Zeit bestimmt an ihn gewöhnen und etwas freundlicher zu ihm sein.

,,Du kannst mich ruhig duzten, Selina. Auf deine Frage zurückzukommend: wenn ich mal nicht damit beschäftigt bin, während meiner Arbeit wildfremde Frauen anzusprechen, schaue ich am liebsten die Nachrichten bei einem Glas guten Rotwein. An Wochenenden kümmere ich mich entweder um meinen Garten oder bin im Ruderclub. Ansonsten gehört meine Zeit meiner lieben Sissi, eine siamesische Kätzin.''

Pascal war also ein Tierliebhaber (insbesondere für Katzen). Das passte doch ganz gut, da Selina ja Tiere über alles liebte. Das war doch schon mal an Anfang, um auf den gleichen Nenner zu kommen.

,,Selina liebt Tiere. Sie arbeitet in der Tierpraxis als Aushilfe nach der Schule. Wenn deiner Sissi also irgendwann einmal etwas fehlen sollte, ist sie die richtige Ansprechpartnerin für dich'', erzählte Eva sichtlich stolz ihrem Lover.

,,Ah, das ist gut. Weißt du, ich habe Sissi noch nicht sehr lange und hatte demnächst vor, sie kastrieren zu lassen'', berichtete Pascal und nun war mehr als neugierig, was Selina dazu sagen würde.

,,Du kannst gerne übermorgen bei uns vorbeikommen. Mittwochs ist normal nicht viel in der Praxis los und ich bin mir sicher, dass wir einen vorher nicht eigeplanten Termin dazwischenschieben können'', bot sie ihm an und es freute mich total, dass sie einen Schritt auf ihn zumachte.

Eva konnte nicht verbergen, dass sie sich darüber genauso freute wie ich. Ihr breites Lächeln sprach Bände und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass es gut werden könnte.

Ihre Tochter hatte eingesehen, dass sie ihrer Mutter einen gewissen Freiraum lassen musste, damit sie selbst glücklich sein konnte.

,,Wow, das wäre wirklich super. Bist du dir sicher, dass dein Chef nichts dagegen haben wird?'', befürchtete Pascal, der aber mindestens genauso froh war wie wir, dass Selina versuchte, sich ihm anzunähern.

,,Ach was, das geht schon in Ordnung. Du bist nun schließlich so etwas wie Familie'', winkte sie ab.

Und alles was ich denken konnte war: Ich bin gerade unglaublich stolz auf dich, dass du dich darauf einlässt.

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