Erwischt

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Drei Jahre zuvor - Joshs Sicht:

,,Wann kommt Mom endlich? Sie hat mir doch versprochen, mir einen gute Nachtkuss zu geben, bevor ich ins Bett muss'', quengelte Ellie, die sich unruhig in ihrem Bett hin und her wälzte.

,,Ich weiß doch auch nicht, wo sie steckt, Ellie. Sie hätte eigentlich schon längst wieder zuhause sein müssen.''

Ich versuchte mit meiner Schwester in einem ruhigen Tonfall zu sprechen, doch innerlich war ich verdammt wütend. Nicht auf sie, sondern auf meine Mutter. Es war in Ordnung, dass sie ihre Versprechen mir gegenüber nicht hielt. Aber es war nicht in Ordnung, wenn sie Ellie so enttäuschte.

,,Wenn sie nach Hause kommt, wird sie bestimmt sagen, dass sie im Büro aufgehalten worden ist.''

,,Ja, vermutlich wird sie das.''

Ich seufzte genervt auf. Sie hatte immer wieder die gleiche Ausrede parat. Ihr Chef hatte sie nicht früher gehen lassen. Ihr war irgendetwas unvorhergesehenes dazwischen gekommen. Sie hatte die Uhrzeit gar nicht beachtet. Wenn sie ihre ganze Energie in ihre Familie anstatt in der Suche nach einer passenden Ausrede stecken würde, wäre sie wahrscheinlich für mich und Ellie eine ganz tolle Mutter.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie gar nicht erst nach Hause kommen wollte. Aus dem einfachen Grund, weil es stets Streit zwischen ihr und meinen Dad gab, wenn die beiden sich im gleichen Raum befanden. Meistens waren ihre Zankereien noch schlimmer, als ihre ständige Abwesenheit. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass wir kein perfektes Familienbild boten. Aber ich wollte wenigstens dafür sorgen, dass sich Ellie wertgeschätzt und geliebt fühlte.

Wozu hatte sie mich denn sonst als ihren tollen großen Bruder?

,,Versuch zu schlafen, Kleine'', versuchte ich gut auf sie einzureden.

,,Aber was ist mit Mom?''

,,Sie wird schon noch nach Hause kommen, nur eben später, als gedacht.''

Mir brach es fast das Herz, als ich sah, wie ihre großen Kulleraugen mich vollkommen enttäuscht ansahen.

,,Glaubst du, sie hat mich überhaupt lieb?''

Ich wusste nicht genau, wie ich ihr diese Frage beantworten sollte. Ich glaubte schon daran, dass wir ihr wichtig waren und wir ihr etwas bedeuteten. Aber ich glaubte nicht daran, dass sie sich all ihrer Pflichten als Mutter wirklich bewusst war oder diese gerne erledigte. Ansonsten wäre sie jetzt hier und würde ihrer Tochter, wie versprochen, einen gute Nachtkuss geben. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann sie Ellie das letzte Mal zu Bett gebracht hatte. Das hatte ich stets für sie übernommen.

Auch mein Dad ließ sich nur äußerst selten in diesem Haus blicken. Er kam nur, um zu schlafen und war danach dem ganzen Tag als Anwalt in seiner Kanzlei beschäftigt. An Wochenenden ging er mit seinen Kumpels fort, obwohl das genau die Tage der Wochentage waren, die eigentlich voll und ganz uns als Familie gehören sollten.

Wenn ich einmal Kinder haben sollte, würde ich es anders machen. Ich würde dafür sorgen, dass sie wussten, dass sie sich immer auf mich verlassen konnten. Ich würde dafür sorgen, dass ich ihnen genügend Zeit widmete und sie bei einem Problem zu jeder Zeit auf mich zukommen konnten. Sie sollten sich geliebt und behütet fühlen.

,,Du solltest niemals denken, dass Mom dich nicht lieb hat, Ellie. Das tut sie nämlich, sie kann es bloß nicht immer so zeigen. Aber dafür hast du mich. Ich werden immer für dich da sein, egal was ist. Ich hoffe du weiß, dass du dich immer auf mich verlassen kannst.''

Das kleine Mädchen nickte sofort und drückte meine Hand.

,,Ich kann mich glücklich schätzen einen so tollen großen Bruder wie dich zu haben.''

***

Der kalte Wind kam mit mir in das Büro gefegt, als ich die Tür öffnete. Ich wollte sehen, ob Mom wirklich so beschäftig mit der Arbeit war, wie sie jedes Mal behauptete, wenn man sie darauf ansprach. Es brannte noch Licht, daher wusste ich, dass jemand definitiv noch um diese Uhrzeit hier war. Ich sah mich in Moms Büro genauer um. Sie saß zwar nicht am Schreibtisch, doch ihre Tasche hing noch an ihrem Stuhl. Sie hatte sich also noch nicht auf den Weg nach Hause gemacht. Ich lief weiter und hielt Ausschau nach ihr, irgendwo musste sie ja sein. Als ich sie im ersten Stock nicht fand, beschloß ich im zweiten Stock nach ihr zu suchen.

Schon von Weitem vernahm ich etwas komische Geräusche. Doch ich ließ mich davon nicht irritieren und lief weiter. Und als ich vor dem Büro von ihrem Chef Mr. Parker stand, welches durch eine Glaswand vom Rest des Raumes abgetrennt wurde, sah ich es. Dieser war nämlich gerade dabei, meine Mutter gegen seinen Schreibtisch zu vögeln.

Mir wurde bei diesem Anblick gleich anders kotzübel schlecht. Das tat sie also, wenn sie behauptete, dass sie länger als gedacht im Büro arbeiten musste. Ich konnte es nicht fassen, dass sie uns, vor allem Dad, auf so eine üble Weiser hinterging!

Hatte sie den keinen Funken an Selbstwert in sich?!

Ohne großartig darüber nachzudenken, riss ich die Tür zu Mr. Parkers Büro lautstark auf und sah, wie die zwei mich total erschreckt anblickten.

,,Josh, was tust du denn hier?'', wurde ich von Mom gefragt, die sich ängstlich das Kleid vor ihrem Körper hielt.

Mr. Parker hatte sich währenddessen zum Glück seine Hose wieder zugeknöpft und sah mich ebenfalls abwartend an.

,,Wonach sieht es denn aus?! Du bist nicht nach Hause gekommen, obwohl du Ellie versprochen hast, einen gute Nachtkuss zu geben, bevor sie schlafen muss. Wie es aussieht, hast du besseres zu tun, als dir Gedanken darüber zu machen, wie es deiner Tochter damit geht, dass du so wenig präsent in ihrem Leben bist. Und Dad weiß bestimmt auch nicht, dass du ihn so hinterhältig hintergehst und eine heimliche Affäre mit deinem Chef hast, oder!?'' schrie ich sie an mit voller Verachtung in meiner Stimme.

Ich sah, wie ihr daraufhin die Tränen kamen, doch mir tat keinesfalls in irgendeiner Form leid. Sie hatte meine scharfen Worte verdient. Sie hatte es verdient, zu wissen, wie beschissen ich mich gerade fühlte.

,,Josh, bitte. Hör mir erstmal zu, es tut ... '' versuchte sie sich mit ihrer schwachen Stimme zu erklären, doch ich schnitt ihr das Wort ab.

,,Dein tut mir leid kannst du dir sparren. Du kannst wieder mit mir reden, wenn du reif genug bist, um dich deiner Verantwortung als Mutter zu stellen! Davor will ich kein einziges Wort von dir hören!''

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