Wenn man begreift, dass es kein Happy-End geben würde

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Drei Jahre zuvor - Joshs Sicht:

,,Daniel, bitte hör auf zu schreien. Ansonsten werden das unsere Kinder hören'', hörte ich im Wohnzimmer meine Mom zu meinem Dad sagen, nachdem dieser sie mehr als laut angebrüllt hatte.

,,Sollen sie es meinetwegen hören, das ist mir gerade sowas von egal! Ich kann echt nicht fassen, wie du ein Verhältnis mit deinem Chef anfangen konntest!!!'', folgte seine Antwort und ich zuckte innerlich zusammen.

Ich hatte meinem Dad nicht erzählt, dass ich vor einigen Tagen Mom und ihm im Büro erwischt hatte. Sie musste es von sich aus, ihm gebeichtet haben. Ich wusste, dass ich nicht Schuld daran war, dass die beiden sich so oft und so heftig stritten, aber dennoch fühlte ich mich so. Ich hatte das Gefühl, dass ich ganz allein dafür verantwortlich wäre.

,,Wie konntest du nur, Trin?! Verdammt, du bist doch immer noch meine Frau! Warum hintergehst du mich so und hast hinter meinem Rücken etwas mit einem anderen Mann?!'', tobte er weiter und meine Mom tat mir in diesem Moment wirklich leid.

Sie hatte es nicht verdient, so von ihm angeschrien zu werden, auch wenn sie mit einer anderen Person schlief.

,,Denkst du, ich habe mir nicht dir nichts einfach so ein Verhältnis mit meinem Boss angefangen, Daniel? Ich war einsam, weil du überall warst, nur eben nicht hier bei uns. Und wenn du mal doch da warst, hast du nur an deinem Job gedacht. Denkst du, dass man so eine glückliche Beziehung führen kann? Ich frage mich manchmal, ob du mich überhaupt jemals richtig geliebt hast. Siehst du denn nicht, dass ich zu Travis gegangen bin, weil unsere Ehe so kaputt ist?!''

Nach dem Redeschwall meiner Mutter herrschte eine Stille, die mir mehr als Angst machte. Irgendwann sprach mein Dad wieder, doch ich hatte genug gehört um zu wissen, dass dieses Gespräch nicht gut ausgehen würde.

War das das Ende?

Würden sich meine Eltern trennen und ihre Ehe für immer aufgeben?

Der Gedanke war beängstigend und irgendwie auch erleichternd zugleich. Es brachte doch nichts, sich jedes Mal zu zanken und etwas aufrecht zu erhalten, das längst kaputt war. Auch wenn es hart und mehr als schwer war, musste man manchmal der Wahrheit ins Gesicht sehen und erkennen, dass es vielleicht besser war, getrennte Wege zu gehen.

Dennoch tat es weh zu wissen, dass meine Eltern offensichtlich nicht mehr glücklich miteinander waren. Mir tat es vor allem Leid für Ellie, weil sie wahrscheinlich am Boden zerstört sein würde, wenn sie erfuhr, dass es Happy-Ends nicht für jeden gab.

Sie lag in ihrem Bett und sah mich mit einem Blick an, der Bände sprach.

Bitte sag mir, dass sie das hinkriegen werden. Bitte sag mir, dass sie sich zusammenreißen und diesen Streit vergessen werden. Bitte sag mir, dass sie an der gemeinsamen Zukunft festhalten werden.

Ich legte mich zu ihr und schlang meine Arme um sie.

,,Versuch zu vergessen, was du da gerade gehört hast'', flüsterte ich ihr zu und fuhr mit meinen Fingern durch ihr feines Haar.

Ich musste nicht mal sehen, um zu wissen, dass sie weinte. Ich hörte es und es brach mir das Herz. Ich wünschte, dass es etwas gäbe, wie ich sie aufmuntern konnte, doch mir fiel nichts ein.

,,Werden Mom und Dad sich scheiden lassen?'', fragte sie mich, wobei sie hörbar schluckte. ,,Josh, bitte sag mir die Wahrheit. Ich ertrage es nicht mehr, sie streiten zu hören.''

,,Vermutlich ja'', gestand ich meiner Schwester und fühlte mich absolut hilflos. ,,Selbst wenn das passieren sollte, hast du immer noch mich, hörst du? Ich werde immer an deiner Seite sein und auf dich aufpassen. Wir werden das zusammen durchstehen, okay?''

Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und hoffte, dass sie wusste, wie wichtig sie mir war. Sie sollte dennoch eine schöne Kindheit haben mit guten Erinnerungen. Ich würde dafür sorgen, dass es so sein würde.

,,Ich möchte nicht, dass Mom und Dad sich trennen. Sie gehören doch zusammen'', klagte sie und ich verstand es.

Sie war noch ein Kind. Sie hätte eigentlich eine glückliche Familie verdient, in der die Eltern eine gesunde Beziehung führten. Sie hätte Eltern verdient, die sich um sie kümmern würden und die nicht zu beschäftig mit sich selbst waren. Doch in der Familie Harrison war es nicht so.

Du musst ihr beibringen, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich wünscht.

,,Weißt du: Manchmal ist es besser, wenn die Eltern nicht mehr zusammen sind. Jeder Mensch verändert sich über die Jahre und da kann es leider vorkommen, dass man sich auseinanderlebt. Das muss man akzeptieren, auch wenn es schwerfällt. In diesem Fall ist es leichter, wenn man zwei Zuhause hat. In Büchern gibt es eventuell das ,,Für immer'' aber im echten Leben gibt es das leider oft nicht.''

Ich blieb bei ihr im Zimmer, bis sie eingeschlafen war und ging danach selbst ins Bett. Und während ich an die Decke starrte, begriff ich, dass ich es hier einfach nicht mehr aushielt. Ich hatte genug davon, zu hören, wie die beiden miteinander stritten und damit ein kleines Stück mehr zerbrachen. Ich war irgendwie immer noch sauer auf meine Mutter, dass für sie momentan ein anderer Mann wichtiger war als ihre eigene Tochter.

Ich wollte meinen Dad schütteln und ihm sagen, dass er gefälligst mehr zuhause sein sollte. Ich wollte woanders hin und einen Neustart haben. Ich wollte wieder richtig atmen und zu mir selbst finden können. Und vielleicht war es davonlaufen, weil ich nicht mehr weiterwusste. Aber ich begriff, dass ich selbst kaputtgehen würde, wenn ich weiterhin in Birmingham blieb.

Es war eine willkürliche Entscheidung, aber ich holte meine Tasche und hielt kurz darauf ein Blatt in meinen Händen, auf dem als Überschrift dick und fett Schüleraustausch stand. Unser Lehrer hatte es uns gestern gegeben und gemeint, dass es eine einmalige Chance war, ein ganzes Jahr in Kalifornien verbringen zu können.

Ally und Luke waren sofort von dieser Möglichkeit begeistert gewesen und hatten den Zettel noch am gleichen Tag ausgefühlt und unterschrieben abgegeben. Ich hatte gezögert, doch nun stand für mich fest, dass ich das brauchte.

Und auch wenn es mir mehr als schwerfiel, nahm ich mir vor meine Tante zu fragen, ob Ellie eine Weile bei ihr bleiben konnte. Sie und ich brauchten Abstand von dieser Situation und mussten unseren Eltern etwas Freiraum geben damit sie sich Gedanken machen konnten, wie es mit ihnen weiterging.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro