Einen großen Traum aufgeben

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Als kleines Mädchen hatte ich stets davon geträumt, Bücher zu schreiben, die anderen Menschen Hoffnung gaben. Ich wollte mit meinen Worten anderen Mut geben und ihnen zeigen, dass das Leben lebenswert war.

Ich wollte die Person sein, welche die Farben zum Erleuchten brachte. Eine Person, deren Kreativität keine Grenzen gesetzt war.

Mit 15 bemerkte ich, dass mich besonders Liebesgeschichten in ihren Bann zogen. Wahrscheinlich war das so, weil ich selbst so etwas mal erleben wollte.

Das Thema Liebe wirkte in den Büchern so greifbar und leicht. Als könnte jede diese bekommen. Ich war naiv und träumte davon, eines Tages über eine eigene Liebesgeschichte schreiben zu können. Damals hatte ich jedoch nicht wissen können, dass es im echten Leben so viel schwerer war.

Ich lernte schnell, dass man nicht träumen sollte, weil sich diese niemals erfüllen würden. Ich schrieb und schrieb und dennoch machte es mir Angst, mit anderen meine Gedanken zu teilen und verriet deshalb niemandem in meinem Umfeld, dass ich schrieb. Ich war am Ende davon überzeugt, dass meine Worte niemals gut genug sein würden. Egal wie oft ich Sätze neu schrieb, durchstrich oder weg ließ. Es half nichts. In meinen Augen reichten all die Gefühle, die ich einem Blattpapier anvertraute, nicht. All meine Geschichten, die ich erzählen wollte, waren zu schlecht. Sie würden niemals gedruckt werden und bei jemandem im Bücherregal stehen.

Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich beschloss, dass es sich nicht lohnte, an Träume festzuhalten, wenn man sich diese nicht erfüllen konnte. Total gefrustet hörte ich eines Tages mit dem Schreiben auf und steckte während meiner Freizeit ab diesem Augenblick nicht mehr meine Nase in ein gutes Buch. Meine Leidenschaft erlosch und ich hatte nichts mehr, was mir Freude machte. Dadurch sank ich immer mehr in das Loch meiner Depressionen. Denn zu wissen, dass es nichts gab, in dem ich gut war, machte es umso schlimmer.

Als meine Mutter mich zum Tennis anmeldete, weil sie merkte, dass nicht mehr meinem einstigen Hobby nachging, ließ ich mich gezwungenermaßen auf diesen Kompromiss ein. Ich ging zum Training und gab mein Bestes, aber ich war nicht mit vollem Herzen dabei.

Ich hatte vor jedem Spiel Angst, weil ich der Überzeugung war, dass mein Gegner stärker war. Meistens war er das auch. Obwohl ich mich anstrengte, verlor ich und das ließ mich häufig niedergeschlagen zurück. Mein Selbstbewusstsein sank bis zu dem Punkt, an dem ich mich fragte, ob ich überhaupt eines hatte.

***

Unglaublich wie viele Emotionen sich hinter einem großen Lächeln verstecken ließen. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass gerade die Menschen mit dem größten Lächeln sich am verlorensten auf dieser Welt fühlten. An den Tagen, an denen es mir am schlechtesten ging, lächelte ich also, weil ich nicht wollte, dass die anderen um mich herum etwas bemerkten.

Als ich am Nachmittag all meine Bücher, die ich jemals besessen hatte, zusammensuchte und zu einem Bücherflohmarkt brachte, lächelte ich. Ich sah nicht zurück, als ich diese abgab und damit etwas aufgab, was der kleinen Ashley so viel bedeutet hatte. Daran versuchte ich gar nicht erst zu denken. Ich hatte genug davon, bei ihrem Anblick daran erinnert zu werden, dass ich sie mir niemals wieder ansehen würde. Meine Mutter fragte mich beim Abendessen, warum ich sie weggegeben hatte, und ich begründete meine Entscheidung damit, dass ich kein Interesse mehr am Lesen hätte. Sie hatte nicht nachgebohrt und es so hingenommen.

Meine vollgeschriebenen Notizbücher legte ich alle in einem Karton, den ich auf dem untersten Fach meines Regals stellte. Ich wollte keine einzige Seite mehr lesen, weil ich vergessen wollte, dass es mal eine Zeit gab, wo ich einen ganz bestimmten Traum gehabt hatte. An diesem Tag brach ich ein Stückchen mehr und keiner wusste davon. Es war, als hätten ich einen wichtigen Teil von mir einfach wie belangloser Ballast wahrlos in die nächste Tonne gepfeffert.

Die Tränen in meinen Augen am Abend brannten und ich fühlte absolut nichts mehr. Alles in mir war leer und ich ertrank völlig in Verzweiflung, Traurigkeit und Selbsthass. Es war immer ein auf und ab. Den Tag hatte ich zwar einigermaßen geschafft und doch war es der Zeitpunkt, an dem mich allein war, wo mich die erdrückenden Gedanken heimsuchten. Und ich wusste nicht, was ich dagegen machen konnte. Am wenigsten konnte ich sagen, ob es jemals besser werden würde.

Mein Kissen wurde irgendwann nass von meinen Tränen und ich weinte, bis ich nicht mehr konnte. Wenn ich gedacht hätte, dass gestern Abend mein Tiefpunkt war, war dieser heute umso größer. Ich fühlte mich wie einer dieser Scherben, die zerbrochen waren und nicht mehr zusammengesetzt werden konnten.

Und doch überstand ich auch diese Nacht. Weil ich mir im Klaren war, dass es noch irgendwo etwas Sonne für mich geben musste. Es konnte nicht immer regnen. Gewitterwolken kamen und verschwanden wieder genauso, wie sie gekommen waren. Was blieb, war ein Regenbogen, der voller Farben war, auch wenn ich diese momentan nicht sehen konnte. Ich hatte vielleicht meine Leidenschaft aufgegeben, doch das hieß nicht, dass alles verloren war. Mein Herz schlug noch und das würde es auch weiterhin. Ich nahm es hin, dass ich gerade nichts mehr von meinem Traum wissen wollte, weil es zu sehr wehtat.

Ich ging zur Tür, als ich ein Geräusch hörte. Als ich diese öffnete, stand vor mir mein Hund Andy, der sofort seinen Kopf an meine Beine schmiegte, nachdem ich rein ließ. Er legte sich mit mir auf mein Bett und platzierte seine Schnauze auf meinem Bauch. Ich strich mit den Fingern durch sein flauschiges Fell und das beruhigte mich. Seinem gleichmäßigen Atem lauschend, schloss ich meine Augen.

Andy konnte mir zwar nicht die Antworten geben, nachdem ich suchte, doch er war in diesem Moment für mich da. Ich fühlte mich in dieser Sekunde nicht mehr so einsam, weil er bei mir war.

Meinem Hund musste ich nicht erklären, was los war. Er schien es auch ohne Worte zu verstehen. Er schenkte mir die Kraft, die ich gerade dringend gebrauchen könnte. Ich würde ihm dafür für immer dankbar sein.

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