Enttäuschung und Wut

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Ich war nie gut darin gewesen, Veränderungen anzunehmen. Als mir auffiel, dass meine beste Freundin eine neue Bezugsperson gefunden hatte, war ich eifersüchtig. Ich sollte doch schließlich der Mensch sein, dem sie sich anvertraute. Dem war nicht so. Ich hörte von anderen, dass sie auf der Willkommenzurückparty gewesen war, was eigentlich nicht so wirklich zu ihr passte.

Ich hatte gemerkt, dass sie mir nicht richtig zugehört hatte, als ich von der Serie erzählte, die mir so viel bedeutete. Es kam mir so vor, als ob mir mein Platz weggenommen wurde und das tat weh. Gepaart mit meiner Depression stieg eine Wut in mir auf, weil ich mir selbst die Schuld dafür gab. Schließlich war ich das Problem und niemand sonst.

Leider wurde mir erst zu spät bewusst, dass es keinen Grund für die Eifersucht gab. Ich war ihr nach wie vor wichtig, nur hatte sie jemand anderes in ihrem Leben bekommen, der auf seine Weise für sie da war, so wie ich es nicht konnte.

Es war kein Wettbewerb, wen von uns sie lieber hatte. Damals hätte ich niemals ahnen können, dass dieser neue Mensch so viel mehr für sie sein würde. Dass es gut war, dass er in ihrem Leben war.

***

,,Morgen, Selina'', grüßte ich sie am Montagmorgen, als sie auf ihren gewohnten Platz zugesteuert kam.

Ich war eher weniger gut auf sie zu sprechen, seitdem ich durch Bianca wusste, dass sie mit Josh auf der Willkommenzurückparty gewesen war und mit ihm auch noch einen Club besucht hatte. Das passte nicht so ganz zu dem, was sie so von sich gab. Sie und der Junge, den sie als ,,Macho'' betitelte verbrachten auffallend viel Zeit miteinander, was mich sehr stutzig machte.

,,Wie war dein restliches Wochenende?''

Jetzt tust du auch noch so, als ob nicht wäre ...

,,Ganz gut, nächste Woche spielen wir gegen die Red Socks.''

Ich ließ aus, dass wir wegen mir fast verloren hätten und ich ein mehr als ungutes Gefühl hatte, wenn ich an unseren Gegner dachte. Sie sollte nicht wissen, wie groß diese Angst in mir war.

,,Red Socks, heißt so nicht eine Profibasketballmannschaft?''

Wow, hätte gar nicht gedacht, dass du das weißt ...

,,Ja Selina, so heißt auch eine Profibasketballmannschaft.''

Ich gab mir nicht mal Mühe dabei, zu verbergen, dass ich gestresst und etwas sauer auf sie war.

,,Du scheinst heute schlecht gelaunt zu sein Ash, was ist denn los?''

Konnte sie sich das nicht denken?

,,Es ist nichts.''

Wenn sie es unbedingt wissen wollte, musste sie von selbst darauf kommen.

,,Ach, komm schon, dass kannst du mir doch nicht erzählen.''

,,Du willst wissen, was mit mir los ist?! Also schön, du hast es so gewollt. Du verbringst mehr Zeit mit Macho Josh Harrison, anstatt mit mir, deiner besten Freundin. Du hörst mir nicht mehr zu, wenn ich dir etwas erzähle, was mir am Herzen liegt und denkst, ich würde es nicht merken. Du gehst auf einmal auf Partys und machst dort die verrücktesten Dinge, obwohl du doch sonst immer der reinste Partybanause warst und erst recht nicht auf den Putz haust. Dann sagst du mir noch nicht einmal Bescheid, dass du zu dieser Party gehen wirst. Du bist nicht wieder zuerkennen. Irgendwann kann ich nicht mehr so tun, als wäre nichts und einen auf heile Welt machen. Keiner dieser vorhin genannten Gründe, erklärt dir, warum ich sauer bin, nicht wahr?!''

Bei mir kam entweder alles heraus oder gar nichts. In diesem Fall platzte alles aus mir heraus, weil ich es nicht mehr zurückhalten konnte. Irgendwann war man eben an dem Punkt, an dem man es einfach nicht mehr für sich behalten konnte.

,,Hör mal, es tut mir leid, wenn wir in letzter Zeit miteinander eher weniger zu tun hatten. Ich hatte viel um die Ohren. Dass ich auf die Party gegangen bin, war ganz spontan. Ich habe euch auch gleich gesucht, konnte euch aber nicht finden. Bitte, sei nicht sauer auf mich, Ashley.''

Etwas in mir sagte, dass Selina mir da etwas verschwieg. Keine Ahnung, was genau es war, aber sie behielt es für sich und erzählte mir nicht die ganze Wahrheit. Ihre Worte bewirkten nur, dass ich mich noch schlechter fühlte.

Da siehst du es doch. Das mit dem Mädelsabend hat nur geklappt, weil du darauf gedrängt hast. Keiner möchte Zeit mit dir verbringen. Andere haben Wichtigeres im Kopf als dich und das gerade ist der Beweis dafür. Niemand möchte etwas mit einem depressiven Mädchen zu tun haben, wann kapierst du das endlich!

,,Da ist schon wieder mein Problem, Selina. Dass du gerade viel um die Ohren hast, erwähnst du mir gegenüber nicht mal. Ich bekomme so das Gefühl, dass du mich aus dem, was gerade in deinem Leben passiert, ausschließt.''

Wie sonst sollte ich es verstehen, dass scheinbar wichtige Veränderungen in ihrem Leben stattfanden und sie mit mir nicht darüber sprach?

Ich erkannte meine beste Freundin gerade nicht wieder und fühlte mich mehr als verletzt.

,,Das tue ich doch gar nicht, sonst würde ich doch gar nicht erst das Gespräch mit dir suchen'', protestierte sie.

,,Lass mich einfach in Ruhe, okay? Und höre auf, alles abzustreiten! Ich bin fertig mit unserer Freundschaft, verstehst du? Ich will keine Freundin, die erst merkt, dass etwas in der Freundschaft nicht rund läuft, wenn es zu spät ist!''

Sie war besser ohne mich dran. Alle waren besser ohne eine Ashley Cooper dran, deren Laune so stark wechseln konnte. Während ich am Anfang des Wochenendes total glücklich war, war ich nun einfach nur traurig und alles irgendwie zu viel. Das Turnier, das bevorstand war zu viel. Unsere Lehrer, die erwarteten, dass wir Bestleistungen zeigten. Ein Nick, der viel zu nett zu mir war und jetzt auf einmal Zeit mir verbringen wollte. Meine Freundin, die nicht ehrlich zu mir war. Meine Eltern, die Erwartungen an mich stellten, die ich in diesem Zustand nicht erfüllen konnte.

Ich wollte zurück in mein Bett und mich dort verkriechen. Ich wollte in die Dusche und mit der Klinge mir wenigstens versichern lassen, dass ich etwas fühlen konnte. Ich wusste nicht wohin mit mir. Es war anstrengend ich zu sein und niemand sah es. Niemand bemerkte, dass ich kurz davorstand, zusammenzubrechen. Dass ich mich allein fühlte, seitdem jeder etwas Eigenes zu haben schien. Riley hatte ihre Kunst und Jeremy. Bianca hatte ihr Selbstbewusstsein und eine so offene Art, von der ich wünschte, dass sie diese mir borgen könnte. Selina war klug und schien gerade irgendeine Veränderung durchzumachen, die ich noch nicht ganz verstand.

Und ich?

Ich hatte nur meine Depressionen, die mich jeden Tag versuchten, davon überzeugen, erst gar nicht aufzustehen.

Was war ich schon?

Ein Mädchen, das gar nicht mehr so richtig wusste, was sie vom Leben wollte.

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