Offenbarungen

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Die kleine Ashley Cooper hatte immer von dem Prinzen auf dem weißen Pferd geträumt. Sie hatte davon geträumt, in einem wunderschönen Schloss zu wohnen und jeden Tag ein anderes wundervolles Kleid anzuziehen. Sie dachte, dass es Happy-Ends für jeden gab und kein Traum zu groß war. Sie war sich sicher, dass sie voll und ganz glücklich sein und ihre Eltern stolz machen konnte.

Doch die ältere Ashley Cooper wusste es besser. Sie glaubte nicht mehr daran, dass es diesen einen Prinzen gab, mit dem sie eine Zukunft haben konnte. Selbst ein wundervolles Kleid würde nicht von dem Fakt ablenken können, dass ich meinen Körper nicht mochte und ihm nicht die Wertschätzung gab, die er verdient hätte.

Dass es unrealistisch war, in einem Schloss zu wohnen und sich die eigenen Träume niemals erfüllen würde, wusste sie selbst gut genug. Sie hatte schon längst vergessen, von was sie überhaupt geträumt hatte. Dieses bescheuerte Happy-End gab es doch sowieso nur in unrealistischen Büchern oder Filmen. Es war anstrengend genug, einen weiteren Tag zu überstehen. Und ich glaubte, dass meine Eltern alles andere als stolz wären, wenn sie wüssten, was für dunkle Gedanken in dem Kopf ihrer Tochter herrschten.

Märchen waren gemein. Denn sie gaben einen tatsächlich für einen Moment die Illusion, dass man all das sein konnte, was man wollte. Ich wünschte, ich hätte sie niemals gelesen und mich von ihnen beeinflussen lassen. Wäre ich schlauer gewesen, hätte ich viel früher erkannt, dass sie einem nur Lügen erzählten. An dem Tag, an dem ich meine Bücher weggab, schwor ich mir, dass ich nie wieder ein Märchen lesen würde, egal wie schön es auch war.

***

Ich freute mich darüber, dass unser Biologielehrer beschloss, bei diesem schönen Wetter mit unseren Austauschpartner an den Strand zu gehen. Er gab uns die Aufgabe, ihn vom Müll zu säubern und der Natur dadurch etwas zu helfen. Für die Klasse aus Birmingham wäre das außerdem eine tolle Gelegenheit, die die Gegend von Kalifornien etwas besser kennenzulernen.

Ich hatte etwas gezögert, ob ich bei meinem mentalen Zustand wirklich so viel Zeit mit einer anderen Person verbringen sollte. Immerhin musste man sich um den zugewiesenen Austauschpartner entsprechend kümmern. Doch meine Eltern hatten mich, unwissend wie es mir ging, überredet und am Ende war es gar nicht so schlecht gewesen. Ich verstand mich gut mit meiner Austauschpartnerin Kate.

Sie war nett und noch schöner fand ich, dass sie meine Freunde kennenlernen wollte. Deswegen hatte ich mich sofort an die Planung eines Treffens gesetzt und überlegt, was wir machen könnten. Und das hatte mir tatsächlich geholfen, dass ich mich wieder mehr wie ich selbst fühlte. Nach all der Zeit, in der ich nicht gewusst hatte, was ich mit mir anfangen sollte, hatte ich nun endlich wieder neue Energie.

Diese machte sich bemerkbar, indem ich Plastik um Plastik aufhob und in einen Müllbeutel tat, bis ich vollkommen erledigt war.

„Ich kann bald nicht mehr'', gab ich aufstöhnend von mir und wischte mir den Schweiß von der nassen Stirn.

„Ich auch nicht, das ist so anstrengend."

Selina wirkte mindestens genauso erschöpft wie ich. Sie war auch total nassgeschwitzt hatte von der körperlichen Anstrengung rote Wangen.

„Wie läuft es bei euch?"

Ich bekam fast einen Schock, als ich sah, dass Nick plötzlich neben uns stand.

Was wollte er hier?

„Ganz gut, wir haben schon sehr viel Plastik gesammelt'', antwortete Selina ihm und ich war dankbar, dass sie das Wort für uns ergriffen hatte. Ich war noch zu überrascht, um etwas sagen zu können.

„Kommt ihr mit etwas trinken?"

Es war eine simple Frage und doch war ich unsicher, ob ich sie mit ja beantworten sollte. Ich wäre schließlich nicht Ashley, wenn ich alles noch komplizierter machen würde. Ich war mir sicher, dass Nick das nur aus Höflichkeit gefragt hatte und ich sollte eigentlich nicht in so eine simple Geste so viel hineininterpretieren. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, doch brachte keinen einzigen Ton raus. Und ich schämte mich dafür.

„Geht ruhig, ich bleibe noch hier und helfe noch ein bisschen, den Strand zu säubern."

Meine beste Freundin war einfach ...

Ich wusste, dass sie es gut mit mir meinte, doch in diesem Augenblick machte es mich etwas wütend, dass sie sich ganz bewusst zurückzog, damit ich und Nick allein sein konnten.

Wie stellte sie es sich denn vor?

Ich bekam doch in seiner Gegenwart kaum den Mund auf.

„Wie du willst, bis nachher im Bus, Selina'', meinte ich locker, obwohl ich innerlich total angespannt war.

Nick schien das als Zeichen zu sehen, dass ich mit ihm gehen wollte, denn er lächelte mich an und trat neben mich. Mein Herz klopfte viel zu schnell, als wir auf der Dünne entlangliefen und ein Restaurant ansteuerten, wo wir uns eine Wasserflasche holen würden.

,,Ich bin froh, dass du mit mir kommst, Ashley. Wir haben lange nicht mehr so richtig miteinander gesprochen und das tut mir irgendwie auch leid.''

Allein, wie er meinen Namen aussprach, war Musik in meinen Ohren. Es hörte sich so schön an, wie er ihn sagte und ihm irgendwie eine ganz besondere Note verlieh. Auch das Bedauern hörte ich aus seiner Stimme heraus. Für einen Augenblick kam ich mir wirklich so vor, als wäre er immer noch dieser eine Mensch, mit dem ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht hatte.

,,Ich freue mich auch'', gestand ich ihm und wir betraten das Restaurant, wo wir aus dem Kühlschrank jeweils eine Flasche holten, die wir an der Kasse bezahlten.

,,Du hast wahrscheinlich ja gemerkt, dass ich und Selina ziemlich oft ins Kino gehen'', verriet ich ihm, als wir draußen standen und ich mir ein Herz faste.

Was hatte ich schon zu verlieren, außer mein Gesicht.

,,Ja und?''

Nicks grüne Augen stachen unter dem Sonnenlicht geradezu hervor und ich verlor mich fast in ihrem Anblick. Wie sollte es denn auch anders sein. Ich fand ihn anziehend und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.

,,Dafür gibt es einen bestimmten Grund. Und dieser bist du.''

Ich wollte im Erdboden versinken, doch ich riss mich zusammen. Ich hatte mich ihm gegenüber offenbart und es gab keinen Weg dran vorbei, ehrlich zu ihm zu sein.

,,Erklär mir das genauer''

Gott, jetzt will er auch noch, dass ich es ihm erkläre ...

Super ...

,,Ich habe Selina gebeten, mit mir ins Kino zu gehen, weil ich dich sehen wollte. Ich wäre an sich auch alleine hingegangen oder hätte dich gefragt, ob du Lust hast, etwas mit mir zu unternehmen, wenn ich nicht so eine blöde Angst davor hätte, Zeit mit dir alleine zu verbringen, Nick.''

Na große klasse.

Jetzt hält er dich wahrscheinlich für völlig druchgeknallt.

,,Warum? Warum hast du Angst davor, Zeit mit mir alleine zu verbringen?''

Nick mied nicht den Blick zu mir und ich war erstaunt, dass er es so gelassen nahm.

,,Weil ... weil deine Anwesenheit mich nervös macht, okay?''

Ich überlegte, ob ich mir einfach im Sand ein tiefes Loch schaufeln konnte, um mich dort vor Nick zu verstecken. Doch das konnte ich nicht, weil ich leider keine Schaufel parat hatte. Also musste ich ihn ansehen, in dem Gewissen, dass er wusste, dass er mich nervös machte.

,,Ashley. Dafür gibt es doch gar keinen Grund. Wir sind doch mittlerweile schon seit so vielen Jahre befreundet. Da muss es dich doch nicht nervös machen, mit mir alleine zu sein.''

Aber du hast keine Gefühle für mich. Daher kannst du das vermutlich nicht verstehen.

,,Ich weiß selbst, wie idiotisch das eigentlich ist.''

Es war albern und ich wünschte mir, dass ich mich in seiner Nähe ganz normal verhalten könnte.

,,Wenn es dich beruhigt, das zu wissen: Ich bin in deiner Gegenwart auch nie völlig entspannt. Ich mache mir immer Gedanken, wie du das was ich sage findest. Meine Hände werden manchmal total schwitzig, weil die Nähe zu dir irgendeine komische Reaktion in meinem Körper auslöst. Ab und zu kann ich mich absolut gar nicht auf das konzentrieren,  was du zu mir sagst, weil ich von deinen Augen irgendwie total abgelenkt werde. Ich weiß wovon du redest. Mir geht es nicht anders.''

Nicks Worte machten mich total verdattert.

Wie bitte?

Er machte sich Gedanken darüber, wie ich das was er sagte fand?

Er kriegte schwitzige Hände durch mich?

Es kam vor, wenn ich mit ihm redete, dass er von meinen Augen abgelenkt wurde?

Das klang ganz und gar nicht nach dem selbstsicheren Nick, den ich sonst kannte.

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